Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, , Sprache: Deutsch, Abstract: 'Die Welt hinterm Stacheldraht war eine Welt für sich. Sie hatte ihre eigenen Lebensgesetze und eigene Ehrbegriffe. Auch ihre eigene Sprache ... Diese Sprache war ursprünglich, bunt und drastisch. Sie entbehrte nicht eines grimmigen Humors ... Häftlingssprache und Galgenhumor - Zeugnisse einer geistigen Überlegenheit, die die Gefangenen weit über ihre Peiniger stellten.' (Karl Schnog, 1945)* Daß es in extremen menschlichen Bedrohungslagen wie namentlich in deutschen Konzentrationslagern nicht zuletzt immer auch ums Überleben und den - sei es individuellen, sei es kollektiven - Kampf gegen drohende, nicht selten aktuelle und faßliche Vernichtung humaner Existenz ging, ist bekannt. Und daß dieser Kampf, dessen weltliterarisch bedeutsame Ausdrucksversuche Überlebende erst nach Jahrzehnten des Abstands von Vernichtungsdrohung, Grauen und Scham unternehmen konnten, auch eine bis heute verschwiegene furchtbare Wahrheit infolge von Überlebensnotwendigkeiten derer, die nicht in den sicheren Tod gebracht werden wollten, enthält, scheint mir unbestreitbar; auch wenn es möglicherweise weitere Jahrzehnte dauern mag, bis auch diese erfahrene Erschütterung literarisch ausgesprochen werden kann. Beim Überlebenskampf in deutschen Konzentrationslagern spielte nun auch - was auf den ersten Blick vielleicht erstaunen mag, jedoch nicht wegzuleugnen ist - der Witz zur Bewältigung der neuen Lage und ihrer Bedrohlichkeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Genauer: auch mit Hilfe von Witzen versuchten, noch im Jahr 1933 in einem neueingerichteten staatlich-preußischen Konzentrationslager, nämlich im KZ Börgermoor/Papenburg, bedrohte politische Gefangene im 'dritten Reich' ihre Überlebenschancen zu sichern: indem sie sich mit dem Witz als Medium und im Medium des Witzes Handlungsspielräume gegenüber ihren SS-Wächtern als Vertretung der faschistischen Staatsmaschinerie sicherten.
Richard Albrecht ist Sozialwissenschaftler (Dr.phil.; Dr.rer.pol.habil.), Sozialpsychologe, Autor und Ed. von rechtskultur.de.
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