Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Kunst - Sonstiges, Note: 1,3, Universität der Künste Berlin (Zentralinstitut für Weiterbildung), Veranstaltung: Sound Studies, Sprache: Deutsch, Abstract: Betritt man den Hof des ehemaligen Burchardi-Klosters von Halberstadt (Sachsen-Anhalt), vernimmt man, je näher man dem ehemaligen Kirchengebäude kommt, ein Brummen. Auch nach Betreten des Gebäudes lässt sich die Herkunft des Tönens noch nicht orten. Bei Erreichen des Vierungsbereiches wird rechter Hand eine Orgelkonstruktion sichtbar, ca. drei Meter hoch, mit speziell angefertigten Pfeifen. Die Erkundung des Hörbaren beginnt. Das fortwährende Erklingen des/r gleichen Tones/Töne weckt die Neugier: Klingen die Töne überall gleich? Schon ein leichtes Bewegen des Kopfes zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Wie klingen sie im Kreuzgang? Kehrt man zum Vierungsbereich zurück, läuft man unweigerlich über Kies: Das Geräusch der eigenen Schritte kommt hinzu. Bleibt man stehen, vernimmt man Stimmen und Geräusche, die von außerhalb des Gebäudes nach innen dringen. Angrenzend zum Klostergelände befindet sich eine Steinmetzwerkstatt. Der Bereich der Orgelkonstruktion ist mit einer Kordel abgesperrt, aber trotzdem kann man sich nah genug zu den Orgelpfeifen hinüberbeugen und vernimmt das stetige Strömen der Luft durch die Pfeifen. Selten erlebt man das Entstehen eines Tones so direkt. Gegenüber der Orgelkonstruktion befindet sich das elektrische Gebläse zu ebener Erde. Hier kann man das Ohr direkt an die Konstruktion legen. Konzentriert man sich wieder auf die Töne, dringen Schritt für Schritt die zeitlichen Dimensionen des Projektes ins Bewusstsein: Eine Komposition, die bis ins Jahr 2640 erklingen soll. In der Benennung 'John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt' findet sich bereits eine ganze Reihe der Aspekte, die in der vorliegenden Arbeit von Interesse sein werden: Ausgangspunkt des Projektes ist eine Komposition, die John Cage 1985 zunächst für Klavier verfasste und mit der Aufführungsvorschrift 'as slow as possible', so langsam wie möglich, versah. 1987 arbeitete er dieses Stück für Orgel um und widmete es dem Organisten Gerd Zacher. Das Stück besteht aus acht ca. gleich langen Teilen, von denen einer wiederholt werden kann. Der Interpret entscheidet selbst über das Tempo der Aufführung und darüber, welchen Teil er wiederholt. 1998, während der zweiten Tagung für neue Orgelmusik in Trossingen, an der neben Musikwissenschaftlern und Komponisten auch Orgelbauer, Philosophen und Theologen teilnahmen, wurde u.a. die Frage diskutiert, was die Spielanweisung so langsam wie möglich für eine Orgel eigentlich bedeutet.[...]
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