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E-Book

ADHS in der Schule. Therapeutische Maßnahmen und Strategien für Lehrkräfte

AutorJonas Düring
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl110 Seiten
ISBN9783668613577
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Kinder und Jugendliche sind aktiver, impulsiver und weniger konzentriert als Erwachsene. Doch nicht immer sind diese Eigenschaften auch altersgemäß. Wenn Kinder ihre Hausaufgaben nicht schaffen und häufig mit Anderen streiten, kann es sich auch um Anzeichen von ADHS handeln. Die sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist derzeit die in Deutschland am weitesten verbreitete Störung bei Kindern und Jugendlichen. Etwa 4,8% leiden unter einer ADHS, weitere 4,9% gelten als Verdachtsfälle. Trotz intensiver Forschung sind Ursachen, Verbreitung und Therapie bisher noch nicht abschließend geklärt. Jonas Düring hat deshalb einen praxisorientierten Ratgeber für Lehrerinnen und Lehrer geschrieben, in dem er alle wichtigen Hintergrundinformationen zum Thema ADHS zusammenfasst. Er vergleicht unterschiedliche Behandlungsformen, um daraus konkrete pädagogische und psychologische Möglichkeiten für die Schule abzuleiten. Sein Anliegen ist es dabei, sowohl passende Konzepte für die betroffenen Kinder zu entwickeln, als auch negative Auswirkungen auf nicht betroffene Kinder zu reduzieren. Aus dem Inhalt: -ADHS; -Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung; -Schule; -Unterrichtsstörung; -Behandlung

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Leseprobe

1 Einleitung


 

„Irgendwas hält mich auf Trab und manchmal hab ich es satt, es trifft mich Tag und Nacht der Teufel im Nacken, der nach mir schnappt. Die Welt muss sich drehen und nichts kann so bleiben, ich renn durch mein Leben, wie ‘ne Lok auf zwei Beinen. Ein Hund kann nicht krähen, ein Fisch kann nicht schreien und ich kann nicht stehen bleiben, ich bin ‘n rollender Stein.“

 

— Refrain aus dem Lied „Lok auf 2 Beinen“ von Peter Fox (2008)

 

Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird von Laien[1] häufig mit dem Erleben und Verhalten verknüpft, das der Sänger und Liedautor Peter Fox in seinem Lied Lok auf 2 Beinen beschreibt. Die hier sehr anschaulich dargestellten Gefühle des Angetriebenseins, der Rastlosigkeit und der unbeherrschbaren motorischen Energie beschreiben jedoch nur eins von drei Symptomen, die für eine ADHS typisch sind, die Hyperaktivität. Neben diesem Merkmal komplementieren Unaufmerksamkeit und Impulsivität die Triade der ADHS-Leitsymptome (vgl. Lauth 2014, S. 22).

 

Kinder und Jugendliche zeigen im Vergleich zu Erwachsenen ein aktiveres, impulsiveres und unkonzentrierteres Verhalten. Auch unter Gleichaltrigen fällt es manchen schwerer, sich zu konzentrieren, zu beherrschen und aufmerksam zu sein. Dies ist nicht weiter erstaunlich und bis zu einem gewissen Grad normal. Die Auffälligkeiten lassen sich beispielsweise durch unterschiedliche Entwicklungsverläufe der Kinder und Jugendlichen erklären. In manchen Fällen sind die beschriebenen Symptome jedoch so stark ausgeprägt, dass das Verhalten nicht mehr als altersgemäß bezeichnet werden kann. Solche Kinder und Jugendliche, die es beispielsweise nicht schaffen, ihre Hausaufgaben zu machen, sich ständig mit anderen streiten, nicht in der Lage sind, sich an Regeln zu halten und immer wieder Familienstreitigkeiten auslösen, sind den meisten Menschen bekannt. Sie leiden vermutlich unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (vgl. Barkley 2002, S. 9).

 

1.1 Relevanz des Themas


 

Laut den bundesweit repräsentativen Daten der KiGGS Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, haben 4,8% der Kinder und Jugendlichen eine von einem Psychologen diagnostizierte ADHS. Weitere 4,9% gelten als Verdachtsfälle, denen noch keine ärztliche oder psychologische Diagnose vorliegt (vgl. Robert Koch-Institut 2008, S. 58f.). Somit stellt ADHS in Deutschland aktuell eine der häufigsten Störungen im Kindes- und Jugendalter dar. Aufgrund der hohen Prävalenz, steigender Verschreibungszahlen ADHS-spezifischer Medikamente und weil mittlerweile bekannt ist, dass sich die ADHS nicht „auswächst“, sondern häufig im Erwachsenenalter bestehen bleibt, existiert ein großes wissenschaftliches und öffentliches Interesse an diesem Störungsbild (vgl. Gebhardt 2016, S. 17; Gawrilow 2016, S. 13). Die Forschung und Diskussionen zu dem Thema verlaufen extrem kontrovers: „Handelt es sich dabei um eine genetisch bedingte Erkrankung? Oder doch um eine Modediagnose, die eigentlich Ausdruck familiärer oder gesellschaftlicher Problemlagen ist? Wird ADHS viel zu häufig oder immer noch zu selten diagnostiziert? Sind Psychostimulanzien eine sinnvolle Behandlungsoption oder dienen sie nur zum ‚Ruhigstellen‘ anstrengender Kinder?“ (Gebhardt 2016, S. 13). Trotz intensiver Forschung konnten bisher noch keine abschließenden Antworten auf die Fragen nach Ursachen, Epidemiologie, Diagnostik und Therapie gefunden werden. Je nach Forschungsschwerpunkt bestehen unterschiedliche Modelle, Konzepte und Ansichten (vgl. Gawrilow 2016, S. 13).

 

Die etwa 5% der deutschen Kinder und Jugendlichen, die unter einer ADHS leiden, bedeuten für die Schule durchschnittlich ein bis zwei verhaltensauffällige Schüler pro Klasse (vgl. Born & Oehler 2015, S. 2). Die Betroffenen haben häufig große Schwierigkeiten, dem Unterricht aufmerksam zu folgen und sich auf die gestellten Aufgaben zu konzentrieren. Sie fallen durch unruhiges Verhalten, dazwischenreden, lärmen und massive Unterrichtsstörungen auf. Auf der anderen Seite sind viele Lehrkräfte nicht oder nur sehr begrenzt über das Syndrom informiert und wissen nicht, wie sie mit dem problematischen Verhalten umgehen sollen. In der Folge kommt es zu Konflikten zwischen Lehrern und Schülern, die die Situationen nicht bessern, sondern eine Negativspirale auslösen und das störende Verhalten zusätzlich verstärken. Durch die Störungen im Unterricht und die langsame Aufgabenbearbeitung gelingt es Lehrkräften nicht, den Unterrichtsstoff planmäßig zu vermitteln. Sie geraten zunehmend unter Stress. Die sich wiederholenden Konflikte mit den ADHS-Kindern und der Stress, nicht planmäßig voran zu kommen, führen bei Lehrkräften zu Selbstzweifeln, Unsicherheiten und Rückzug. Sowohl die Lehrenden, als auch die Lernenden mit und ohne ADHS leiden unter diesen Umständen, die durch fehlende Aufklärung ausgelöst sind. Daher besteht in der Lehreraus- und -fortbildung ein Bedarf an Informationen zum Syndrom selbst sowie pädagogischen und psychologischen Interventionsmöglichkeiten (vgl. Wohnhas-Baggerd 2003, S. 7f.; Schröder 2006, S. 9f.).

 

1.2 Zielsetzung der Arbeit


 

In dieser Arbeit wird sich daher mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom auseinandergesetzt. Ziel dieser wissenschaftlichen Hausarbeit ist es, die vielfältigen und besonders für Lehrkräfte relevanten Hintergrundinformationen einer ADHS zu sammeln, unterschiedliche Behandlungsmethoden gegenüberzustellen und konkrete pädagogische und psychologische Möglichkeiten für die Schule vorzustellen, mit deren Hilfe negative Auswirkungen der Störung auf die betroffenen sowie nicht betroffenen Kinder reduziert werden können.

 

Da der Fokus dieser Ausarbeitung auf der ADHS innerhalb der Schule liegt, wird hauptsächlich auf (Vorschul-) Kinder und Jugendliche Bezug genommen, obwohl auch Erwachsene an dieser Störung leiden. Das Vorliegen einer ADHS wird häufig mit den veränderten Bedingungen und Anforderungen des Schuleintritts erstmals deutlich, weshalb sich besonders Grundschullehrer mit starken Verhaltensauffälligkeiten konfrontiert sehen (vgl. Schröder 2006, S. 27). Aus diesem Grund wird innerhalb dieser Arbeit häufig von Kindern gesprochen, wenn die ADHS-Betroffenen beschrieben werden. Da die Störung aber häufig über den gesamten Lebensweg besteht und sich teilweise erst im Jugendalter manifestiert, sind in der Regel ältere Kinder/Jugendliche mitangesprochen.

 

1.3 Aufbau der Arbeit


 

Zur Bearbeitung des dargestellten Themas ist die Arbeit folgendermaßen aufgebaut. Zunächst wird in Kapitel 2 der theoretische Hintergrund einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung näher vorgestellt. Hierzu wird die historische Entwicklung des Themengebiets kurz aufgezeigt und über die dargestellte Begriffsentwicklung eine Arbeitsdefinition bestimmt (Kapitel 2.1). Anschließend wird detailliert auf die Symptomatik und die Klassifikationssysteme eingegangen (Kapitel 2.2). Die drei Leitsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und Hyperaktivität werden vorgestellt (Kapitel 2.2.1-2.2.3) und die Klassifikationssysteme für psychische Störungen, DSM-V und ICD-10, werden bezüglich ihrer Ausführungen zur ADHS bzw. hyperkinetischen Störung gegenübergestellt. In Kapitel 2.3 wird die Diagnostik einer Aufmerksamkeitsstörung erläutert, indem verschiedene Erhebungsmethoden dargestellt werden. Die Notwendigkeit einer umfassenden Diagnose wird anschließend begründet, indem mögliche Differenzialdiagnosen aufgelistet werden, die zu ähnlichen Symptomen wie eine ADHS führen können. Das Risiko der Betroffenen, eine komorbide Störung zu entwickeln, also eine Störung, die im Sinne einer Doppel- bzw. Mehrfachdiagnose neben der ADHS zusätzlich besteht, wird im nachfolgenden Abschnitt (Kapitel 2.4) analysiert. Zudem werden mögliche Begleiterkrankungen aufgelistet. Im nächsten Schritt (Kapitel 2.5) wird der typische Entwicklungsverlauf einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung aufgezeigt. Hierfür wird auf wesentliche Befunde in den verschiedenen Lebensphasen Kleinkindalter, Vorschulalter, Grundschulalter, Jugendalter und Erwachsenenalter eingegangen (Kapitel 2.5.1-2.5.5). Da Risiko- und Schutzfaktoren den Verlauf einer ADHS maßgeblich beeinflussen, werden sie anschließend gegenübergestellt. Eine Auflistung der positiven Eigenschaften, die häufig mit einer ADHS einhergehen, schließt diesen Abschnitt ab (Kapitel 2.5.7). Ein Verständnis der verschiedenen möglichen Ursachen der Störung, wie Umwelteinflüsse, genetische, neurobiologische, neuropsychologische oder psychosoziale Faktoren, stellt eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Intervention dar. Daher bilden Ausführungen zur Ätiologie (Kapitel 2.6) zusammen mit der Auftretenshäufigkeit (Kapitel 2.7) den Abschluss des 2. Kapitels.

 

Kapitel 3 beschäftigt sich eingehend mit Behandlungsmöglichkeiten einer ADHS. Die unterschiedlichen Komponenten, Konzepte und Möglichkeiten einer Intervention bei einer vorliegenden ADHS werden vorgestellt und in ihrer Wirksamkeit diskutiert. Hierzu werden zunächst die Psychoedukation (Kapitel 3.1), die medikamentöse Therapie (Kapitel 3.2) sowie verschiedene Methoden psychotherapeutischer Behandlung (Kapitel 3.3) erläutert. Innerhalb der psychotherapeutischen Intervention wird...

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