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E-Book

Adrenalin Junkies und Formular Zombies

AutorPeter Hruschka, Timothy Lister, Tom DeMarco
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783446414051
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR

Nerd, Überflieger, Bandit, Leckermaul, Zicke, Primadonna, Wichser, Workaholic ...
Wir kennen viele Begriffe, die menschliches Verhalten im Alltag anschaulich beschreiben. Für das Verhalten von Menschen in Projekten kennen wir solche Begriffe nicht. Bis jetzt. Die Atlantic Systems Guild - die Leute, die u.a. die Bücher "Der Termin", "Wien wartet auf Dich", "Mastering the Requirements Process" geschrieben haben - haben jetzt Tausende von Projekten unter die Lupe genommen. Sie zeigen, wie das Verhalten von Projektteams und das ihrer Mitglieder und Manager die Ergebnisse des Projekts bestimmen können. Dabei wird deutlich, dass Projekte oft durch unbewusste Verhaltensweisen in Schwierigkeiten geraten. Umgekehrt gelingen Projekte normalerweise, wenn sich Projektteams so verhalten, dass es sich positiv auf ihre Arbeit auswirkt. Das Buch belehrt nicht, sondern hilft Projektteams, projektschädliches und -förderliches Verhalten wahrzunehmen und das eigene Verhalten (oder das von Kollegen) so zu ändern, dass ihrem Projekt mit höherer Wahrscheinlichkeit Erfolg beschert ist. Ein Buch für alle Projektteams, ihre Mitglieder und Manager.

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Leseprobe

11 Verpachte Deine Seele (S. 31-32)

Der Praktiker ist bereit, eine langjährig
beherrschte Fertigkeit oder Technologie
aufzugeben.


Eine bewundernswerte Eigenschaft von kompetenten Profis ist deren Bereitschaft, Lösungen für ein zu behebendes Problem maßzuschneidern, anstatt das Problem zwanghaft an die erprobten und bewährten Fähigkeiten eines Einzelnen oder eines Teams anzupassen. Das bedeutet nicht, dass es den Teammitgliedern an der Fachkenntnis für die Anwendung der ihnen bekannten Werkzeuge und Verfahren mangelt. Aber statt ihre Seele an irgendeine Technologie zu verkaufen, verpachten sie sie nur. Mit anderen Worten: Wenn sie guten neuen Ideen begegnen, sind sie bereit, sich deren Vorzüge anzusehen und sie mit den bisherigen Technologien zu vergleichen, um abschließend intelligente Entscheidungen zum Einsatz der am besten geeigneten Vorgehensweise zu treffen.

Es ist nicht immer einfach, eine altvertraute – und beherrschte – Technologie zu verwerfen, aber „Seelenverpächter" können mit dem vorübergehenden Unbehagen gut leben. Sie wissen, dass ihre aktuellen Technologien ausreichen, aber sie wissen auch, dass eine neuere Technologie auch neue Möglichkeiten bietet. Selbst wenn sie nicht blindlings jeder „Technologie des Monats" folgen, sind sie bereit, ihre vertraute Arbeitsweise beiseitezulegen und die Vorzüge jedes echten Fortschritts zu betrachten. Ihrer Grundeinstellung folgend, blicken sie in die Zukunft, anstatt Bestätigung in der Gegenwart zu suchen. Seelenverpächter haben den großen Vorteil, nicht auf dem Trockenen zu sitzen, wenn die Technologie plötzlich einer anderen Strömung folgt. Vermutlich kennen auch Sie Personen, die von sich behaupten, Programmierer zu sein, die in den letzten Jahren aber keine einzige neue Programmiersprache erlernt haben. Sie kennen diese Leute genau; sie gehören zu denjenigen, die Jobangebote daraufhin durchkämmen, ob irgendwo ihre einzig wahre Programmiersprache erwähnt wird, die zu der langen Liste von Sprachen gehört, die irgendwann einmal zeitgemäß waren, heute aber kaum noch zum Einsatz kommen. Schade, sie haben ihre Seele an diese Sprache verkauft.

Für ein Unternehmen ist es nicht so einfach, ein Seelenverpächter zu sein, aber die Vorteile, die diese Einstellung mit sich bringt, entschädigen deutlich für die damit verbundenen Schwierigkeiten. Natürlich kann ein Unternehmen seine eingesetzten Technologien nicht beliebig austauschen. Es benötigt ein gewisses Maß an Stabilität in Bezug auf die eingesetzten Sprachen, die Entwicklungsmethoden, die technologische Infrastruktur und so weiter. Wir sprechen hier von einer Grundeinstellung. Wenn sich ein Unternehmen entschieden hat, fortlaufend neue Technologien zu erkunden, kann es damit wirklich gute Mitarbeiter anziehen. Es teilt mit: „Hier ist ein Unternehmen, das mit der Zeit geht. Arbeiten Sie für uns, und wir sorgen dafür, dass Sie nicht ins technologische Hintertreffen geraten."

Neuheit ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit Qualität. Wenn eine neue Technologie – sei es nun eine Programmiersprache, eine Modellierungstechnik, eine Methode oder ein Software-Tool – auf den Markt kommt, wird sie in der Regel von eindringlichen Werbemaßnahmen und in vielen Fällen einer beträchtlichen Portion Hype begleitet. Gelegentlich wird eine neue Technologie als wahre Wunderwaffe gefeiert, die einen enormen Fortschritt für den Stand der Technik bedeutet. Manchmal zieht ein Hype die Menschen in seinen Bann, und sie werden zu unbekümmerten Enthusiasten, die dabei ihre Seele verkaufen – mit dem Ergebnis, dass sie nun die Lösung für jedes Problem aus der Perspektive der neuen Technologie sehen. Im Gegensatz dazu trennen Seelenverpächter die Versprechen von der praktischen Anwendbarkeit; und weil sie klar erkennen können, worin genau die Überlegenheit der neuen Technologie besteht, können sie sich die nötigen Vorteile herauspikken. Die Technologie schreitet in atemberaubendem Tempo voran, und häufig gehören die strahlenden Neuheiten von heute morgen schon zum alten Eisen. Seelenverpächter – ob als Unternehmen oder als Einzelperson – gehen nur eine lose Verbindung mit ihren Technologien ein. Auch wenn sie eine neue Technologie mit offenen Armen begrüßen, ist ihnen bewusst, dass es sich dabei nur um eine Sommerromanze handelt. Ihr einziges Bekenntnis besteht darin, sie gewissenhaft und fachkundig zu nutzen, bis sie vom nächsten Fortschritt überholt wird. Die Frage, die sie sich stellen lautet: „Für welche Probleme eignet sich diese Technologie?" Und nicht: „Wie lässt sich dieses Problem mithilfe dieser Technologie lösen?"

Die Fähigkeit, das Problem von der Lösung zu trennen, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Seelenverpächter. Der zweite Schritt besteht darin, sich darüber klar zu werden, dass unabhängig davon, wie gut die Technologie ist, es morgen bereits etwas Besseres geben wird. Bemühen Sie sich, keinen Faust’schen Pakt einzugehen, bei dem Sie Ihre Seele an eine bestimmte Technologie verkaufen.

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung10
Adrenalin-Junkies12
Nicht lang schnacken, zupacken15
Toter Fisch18
Claqueure gesucht20
Kindermädchen22
Projizierter Schmerz25
Mañana28
Auf Tuchfühlung31
Management nach Gefühlslage34
Fundamentalisten38
Verpachte Deine Seele40
System Development Lemming Cycle42
Ohne Ersatzbank44
Man kennt sich46
Ein Meißel macht noch keinen Michelangelo49
Dashboards51
Endlosdebatten55
Junge Hüpfer und alte Hasen57
Filmkritiker59
Klare Verhältnisse62
Deutsch – Projekt, Projekt – Deutsch65
Sowjet-Charme67
Natürliche Autorität70
Totenstille im Büro72
Die weiße Linie73
Ist Schweigen Zustimmung?75
Der Versuchsballon77
Vorgetäuschte Dringlichkeit80
Die Zeit nimmt Dir die Karten aus der Hand82
Lewis und Clark85
Der Bleistiftstummel87
Rhythmus89
Mei, san mia fleißig!91
Poker-Abend93
Qualitätssicherung auf Irrwegen96
Testen vor dem Testen99
Spielregeln im Ziderhaus101
Erst reden, dann schreiben103
Gierschlund106
Atlas108
Bauchfrei steht nicht jedem111
Peer Preview113
Schnorcheln und Tauchen116
Die verflixten Schnittstellen119
Die blaue Zone121
Schönreden123
Wahrheit scheibchenweise126
Das Endspiel üben128
Musik, Musik, Musik130
Journalisten132
Der leere Stuhl134
Mein Vetter Winnie136
Feature-Suppe139
Datenqualtät142
Manfred144
Extrem Knigge146
Ungeteilte Aufmerksamkeit148
„Beim Baseball wird nicht geweint“151
Der Unbeugsame153
Fristgerechte Auslieferung! Immer?155
Essen++157
Waisenkinder159
Verborgene Schönheit161
Ich weiß es nicht163
Die Kinder von Lake Wobegone165
Koedukation169
Seelenverwandtschaft172
Die Kreuzschlitzschraube175
Innovationsvorhersage177
Marylin Munster180
Ein Blick in den Schneideraum183
Brownsche Bewegung184
Laut und deutlich186
Das Sicherheitsventil188
Babylon190
Überraschung192
Die Kühlschranktür194
Morgen scheint die Sonne wieder ...196
Einer geht noch199
Zeit für Änderungen201
Papierfabrik203
Offshore Torheiten205
Lagezentrum208
Was für ein Duft liegt in der Luft?210
Aus gehabtem Schaden nichts gelernt ...212
Schonzeit für Ideen215
Zeitmigration217
Formular-Zombies220
Über die Gilde222
Quellennachweis224
der Abbildungen224
Alphabetischer Index der Muster227

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