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E-Book

Alltagslust

Ganz entspannt zum guten Sex

AutorVeronika Schmidt
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2017
ReiheSex genießen 2
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783775173841
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Guter Sex ist nicht nur möglich, sondern nötig - so sagt es die christliche Sexualtherapeutin und Erfolgsautorin Veronika Schmidt, die vielen Lesern schon durch LIEBESLUST bekannt ist, in ihrem neuen Buch. Nun widmet sie sich dem ganz normalen Alltag, wie ihn Liebespaare kennen. Doch wie wird aus dem Wunsch nach gutem Sex Wirklichkeit? Was hindert guten Sex und was befördert ihn? In gewohnt erfrischender und direkter Weise bricht Veronika Schmidt falsche Scham und verkrustete Tabus auf, gibt praktische Tipps und lädt dazu ein, den genussvollen Sex in der Ehe zu entdecken und lustvoll auszuleben.

Veronika Schmidt berät als klinische Sexologin, systemische Beraterin und Diplom-Sozialpädagogin seit über 30 Jahren Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Ihre Bücher 'Liebeslust' und 'Alltagslust' zu einer erfüllenden Sexualität sind Bestseller. www.liebesbegehren.ch

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Leseprobe

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LUST UND GUNST – GUTER SEX IST NICHT LOSGELÖST VON DER LIEBE


Das Klischee sagt: Der Mann sucht für sich die Lust, die Frau sucht die Liebe. Aber es gibt sehr wohl Männer und Frauen, die beides wollen, Lust und Liebe, Sex und Herz. Sex und Herz sind grundlegende Triebkräfte unserer Existenz. Ohne Zwang verzichtet niemand freiwillig auf das eine oder das andere, denn wir brauchen beides, um uns als Mann oder Frau ganz zu fühlen. So erkläre ich mir zumindest, weshalb Paare in die Beratung kommen, die sich eigentlich mit der Sexlosigkeit in ihrer Beziehung abgefunden haben. Bei der Liebe geht es immer auch um Sex und beim Sex geht auch um Liebe. Sex ist nicht einfach Triebabfuhr, sondern Hingabe an den Lieblingsmenschen, Hingabe in ein erotisches Erleben, das den Traum in sich birgt, eine geistliche, spirituelle Dimension zu haben. Zink drückt es so aus: »Indem wir lieben, erfüllt uns sein Geist.«13

Wir sollten nicht unterschätzen, wie wichtig Sex dem Partner ist. Eine Studie zeigt: Dem Mann ist er noch wichtiger, als ihre Partnerinnen glauben. Und Frauen sind keineswegs generell Sexmuffel. Für zwei Drittel der Frauen ist Sex wichtig oder sehr wichtig, manchen ist er wichtiger als ihren Männern. Die Männer wiederum werden oft als sexuelle Analphabeten dargestellt, als plumpe Öfter-schneller-geiler-Dummies, nur weil sie Intimität mehr über Körperlichkeit suchen.

Sex ist zwar omnipräsent, vor allem die sexuellen Extreme. Doch Tatsache ist: Wenn es darum geht, den eigenen Körper und die eigene Sexualität lustvoll zu erleben, sind die meisten wesentlich hilfloser, ratloser und gehemmter, als sie zugeben wollen. Sie wissen nicht wirklich, wie sie Sex bewusst gestalten können. Das nimmt ihnen den Mut, einem lustvollen Liebesleben Priorität zu geben. Guter Sex braucht einen wichtigen Platz in der Beziehung und er braucht Investitionen, allem voran echtes Wissen und Übung.

Die Psychologin und Sexberaterin Caroline Fux meint dazu: »Viele Paare verpassen es, Sex zu einer andauernden Beziehungsaufgabe zu machen und einen Dialog über Sexualität zu führen, der offen und wohlwollend ist. Viele gehen still davon aus, dass das, was für sie persönlich stimmt und lustvoll ist, automatisch auch für den anderen funktioniert. Aber so lieben die Geschlechter aneinander vorbei.«14

LUST ODER LIEBE ODER KAMPF?


Beziehungen leben ist ein Kraftakt. Manchmal ein schöner und herausfordernder, manchmal ein zermürbender und entmutigender. Lust und Liebe zusammen können das Leben ganz schön kompliziert machen. Deshalb müssen wir stetig versuchen, aus der frustrierenden Beziehungsroutine auszubrechen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns aus Mangel an Nähe und Freude im Kampf wiederfinden. Unbewusst kämpfen wir in der Beziehung immer darum, wahrgenommen, verstanden und anerkannt zu werden. Deshalb verkrachen wir uns wegen Nichtigkeiten, manchmal offen gehässig, manchmal subtil zermürbend, manchmal resigniert abtretend, manchmal rücksichtsvoll vermeidend. Dabei realisieren wir nicht, wie zerstörend solche scheinbar banalen Dissonanzen sind. Wie sehr sie verhindern, dass wir das erreichen, was wir uns eigentlich ersehnen. Jeder Streit ist ein Machtkampf um Einfluss, darum, recht zu haben oder die eigene Meinung durchzusetzen. Jede nicht enden wollende Diskussion zeigt nur, dass jeder um sich selbst kreist.

Andauernder Kampf macht müde, ohnmächtig und hoffnungslos. Doch vermeidende Rücksichtnahme ist genauso schädlich wie der Kampfmodus oder ständiges Meckern. Wird es uns zu mühsam, schlagen wir je nach Charakter irgendwann den Weg des geringsten Widerstands ein, sprich, wir gehen einander und den Konflikten aus dem Weg. An diesem Punkt der Beziehung wird es gefährlich. Vor allem falsche Rücksichtnahme droht uns und unsere Beziehung zu ersticken. Am schnellsten bleibt der Sex auf der Strecke. Doch ohne Sex geht meistens die Nähe zum Partner verloren. Oder die emotionale Nähe zum Partner ist schon weg, weshalb man keinen Sex mehr mit ihm haben will. Ganz grundsätzlich gilt im Bett: Der Lustlose kann den sexuell Hungrigen problemlos in die Verzweiflung treiben. Denn der Lustlose bestimmt, was im Bett läuft – nämlich nichts. Die allerwenigsten Männer wollen, dass ihre Frau Sex einfach über sich ergehen lässt. Also werden sie eher verzichten.

Wir können verlorene Nähe wiederherstellen, indem wir unser Innerstes dem anderen öffnen und ihn wieder in unser Leben einbeziehen. Beziehung ist Austausch, teilen, teilhaben lassen, sich begegnen, aktiv sein, Wagnisse eingehen. Doch dafür müssen wir miteinander reden. Wenn wir das nicht (mehr) können, sollten wir uns aufmachen, es (wieder) zu lernen. Paare, die nicht miteinander reden, haben oft weder Sex noch Nähe. Paare, die miteinander reden, haben meistens auch Nähe und Sex.

Für die Frauen gilt hier: Ihr dürft nicht einfach nur auf dem »ach so viel edleren« Gespräch beharren, ohne körperliche Nähe zuzulassen. Denn eure Männer finden die Nähe zu euch über den körperlichen Zugang. Wenn ihr euch auf eine erotisch-sexuelle Entdeckungsreise wagt, werdet ihr auf die von euch so ersehnte Nähe und vielleicht sogar auf die Gesprächsbereitschaft eures Mannes stoßen. Denn dann, so sagen Männer, erwache ihre Neugier und sie können innere und äußere Widerstände nachhaltig überwinden. Umgekehrt verzagen sie leicht, wenn ihre Sexualität als Überforderung oder gar als Bedrohung wahrgenommen wird. Solche verzagten Männer habe ich häufiger gesehen als die, welche aus Verunsicherung heraus Sex aggressiv einfordern. Die gibt es zwar auch, dahinter steckt aber oft nichts anderes als mangelndes Einfühlungsvermögen und ein schwaches sexuelles Selbstbewusstsein.

Sich einzufühlen in sich selbst und sich einzufühlen in den Liebespartner kann ein Schlüssel sein, um das Tor der Liebe zum anderen wieder zu öffnen. Vor allem Männer brauchen ein Umfeld, in dem sie sich grundsätzlich mit ihrer Sexualität willkommen fühlen.

Für die Männer gilt: Ihr müsst es riskieren, das Thema Sex und eure Verzagtheit anzusprechen. Ihr müsst lernen, Konflikte zu führen und zu kommunizieren. Ihr dürft nicht einfach nur Nähe durch Sex herstellen wollen. Ein Mann sagte: »Meine Frau hatte keine Ahnung, wie es in mir aussah, weil wir nie über Sex redeten, erst recht nicht über unsere Wünsche. Sex und Gespräche darüber waren für uns so schambesetzt, dass ich überhaupt nicht auf den Gedanken kam, dass das Schweigen darüber schädlich für unsere Ehe und Gesundheit sein könnte.«

Männer und Frauen fragen mich manchmal: »Wie soll ich denn mit meinem Partner ins Gespräch über Sex kommen?« Es gibt nur einen Weg – tu es einfach! Spring ins kalte Wasser!*1

LIEBE KANN MAN LERNEN – WIE SEX AUCH


»Lieben heißt, auf dem Weg sich rechtzeitig umsehen, ob der andere auch mitgehen will, es heißt, wenn er nicht will, mit ihm zusammen einen anderen Weg suchen. Einen gemeinsamen.«15

Jörg Zink

»Wenn man Sex lernen kann – kann man dann auch lernen, einen Menschen zu lieben?« Diese Frage eines Mannes um die vierzig landete eines Tages in meinem Blog-Briefkasten. Zwischen den Zeilen dieser Frage kommt mir eine Männer-Hilflosigkeit entgegen, die ich aus vielen Beratungsstunden kenne. Es ist nicht so, dass Männer weniger unter dem Verlust der Liebe leiden als Frauen. Sie vermissen etwas, können aber oft selbst nicht wahrnehmen, was es ist.

Manche Menschen sind seit Jahren verheiratet und bemerken irgendwann, dass sie nicht mehr lieben, vielleicht auch nicht mehr geliebt werden, und sie wissen nicht, wie sie zur Liebe zurückfinden können. Oder sie realisieren, dass die Liebe nie da gewesen ist, zumindest nicht so, wie sie sich das einmal erträumt hatten.

Ich bin überzeugt, dass man lernen kann, einen Menschen zu lieben. Man kann lernen, diesen Menschen immer wieder neu zu lieben. Weil Liebe etwas ist, das man nicht einfach »hat«. Man kann die Liebe verlieren und man kann sie wiedergewinnen.

Leider ist es wahr – viele Paare hören auf, sich zu lieben. Sie glauben nicht mehr an die Geschichte ihrer Liebe. Sie haben aufgehört, einander die Geschichte ihrer Liebe zu erzählen.

Es gibt auch in unserer Gesellschaft Paare, die geheiratet haben, ohne sich wirklich zu lieben. Man kann aus vielerlei Gründen heiraten. Um nicht allein zu sein. Um eine gewisse Sicherheit zu bekommen. Um gebraucht zu werden. Um jemanden zu retten oder gerettet zu werden. Weil man sich verpflichtet fühlt. Weil man Sex miteinander hatte. Weil man ein Kind erwartet. Weil man schon so lange zusammen ist. Mangels besserer Alternativen. Gründe über Gründe, vielleicht gepaart mit Verliebtheit, vielleicht auch nicht.

In der Beratung bin ich immer wieder damit konfrontiert, dass Menschen ähnliche Sätze sagen wie: Ich finde meine Partnerin/meinen Partner nicht mehr attraktiv. Eigentlich fand ich sie/ihn noch nie richtig schön. Eigentlich habe ich ein anderes Beuteschema. Unser Sex ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Der andere erfüllt meine Erwartungen nicht. Der andere ekelt mich an. Wir haben gar keinen Sex mehr. Mir ist Sex so wichtig, ich werde mich nach Alternativen umsehen müssen. Ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte diese Person niemals heiraten sollen, es waren nicht die richtigen Motive.

Und schließlich gibt es Paare, die einander erst richtig kennenlernen, wenn sie schon verheiratet sind, und dann aus allen Wolken...

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