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...Als die Noten laufen lernten... 1.2 Komponisten H bis O

Geschichte und Geschichten der U-Musik bis 1945

AutorKarin Ploog
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl488 Seiten
ISBN9783749443505
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
...Als die Noten laufen lernten... bezieht sich auf eine Zeit, als Pop noch Unterhaltungsmusik hieß und ihre Komponisten und Texter Erfolge ohne Ende verbuchen konnten. Das ehemals große k.u.k. Österreich mit der Achse Wien-Berlin war der Nabel der Unterhaltungswelt und ein Wegbereiter der heutigen Popmusik. Eine verrückte Zeit mit ebenso witzig verrückten Kreativen, die die Musik rocken ließen. Nun war es mir möglich, völlig neue Erkenntnisse in die Biografien der U-Musik-Komponist*innen in drei Bänden einfließen zu lassen - ihre Geschichte und Geschichten. Sie schufen die Urform der U-Musik über Operette - Revue - Kabarett - Schlager - Chanson - Song bis zur Filmmusik. Zwei Weltkriege und besonders ein Unheilsbringer sorgten dann dafür, dass die meisten von ihnen absichtlich in Vergessenheit gerieten - bitte lesen Sie selbst!

Ahoi, ich - www.karin-ploog.de - habe eine vorzeitig abgeschlossene Ausbildung als Kauffrau im Reederei- und Schiffsmaklergewerbe und noch ein Jahr gearbeitet, bevor ich mein Studium an der HfMusik und Theater aufnahm. Schloss dies dann mit drei Diplomen ab, u.a. akademischer Grad Diplom-Musiklehrer. Schon während des Studiums wurde ich Dozentin im Popkurs-Hamburg. Ich arbeite sowohl sängerisch- als auch pädagogisch weltweit crossover. Seit Studioaufnahmen zu Liedern aus Theresienstadt beschäftige ich mich mit der Erforschung jüdischer U-Musik-Komponist*innen, Librettisten und Textern und habe jetzt durch weltweit entstandene Kontakte soviel neue Erkenntnisse gewonnen, die ich in diesen drei Bänden, die sich derzeit noch auf Komponist*innen beziehen, zu Papier bringen musste!

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Leseprobe

Heller, Josef - 04.06.1876 Budapest -04.10.1932 Wien

Josef Heller arbeitete laut Nazilex noch im Jahre 1940 in Wien. Allein sein Singspiel „Frauenlist“ (1917) wurde dort erwähnt! Doch verstarb er schon im 57. Lebensjahr. Er arbeitete sowohl als Komponist und Musikkritiker als auch erfolgreich als Lauten-Virtuose.

Josef Heller wurde am 04.06.1876 in Budapest als Sohn armer Eltern geboren; ging dort auch zunächst zur Schule. Von ihm wurde berichtet, dass er sich frühzeitig als musikalischer Wunderknabe durchs Leben schlug. Er bereiste mit einem, von ihm geleiteten Orchester die Welt (1896). Das deckt sich auch mit meinen Recherchen, denn im Theater-Almanach fand ich keine Engagements als Theaterkapellmeister!

Ferner wurde von ihm berichtet (Fremdenblatt, 15.12.1917), dass er sich als Lautenspieler und Sänger bis in die aristokratischen Zirkel seiner Heimat hinauf gespielt hätte, wo er den Umgang mit Menschen, und den gesellschaftlichen Schliff erlernte. Als Autodidakt erwarb er sich das Gymnasialwissen und müsste demnach in Wien maturiert haben, denn er studierte Kunstgeschichte, bildete sich zum Schauspieler, und erhielt sein musikalisches Fundament am Wiener Konservatorium bei Robert Fuchs und Richard Heuberger.

Beim Wiener Verlag Emil Berté & Co. kamen seine ersten drei Lieder heraus; um 1908/09 verlegte er seine Stücke bei Bosworth, Leipzig, wobei immer noch Klavier- und Männerchor-Partituren überwiegten. Er schrieb den Lieder-Zyklus „Eine Serenade“, daraus: Mondesglanz und Abendglut (Ü:J.Heller/dT:Robert Figdor); das Lied The Kiss...Drum küss'...so süss... (1909). Er komponierte Bühnenwerke, wie die burleske Operette „Der Schwimmlehrer“ (T:J.Horst/Colosseum, 01.09.1910). Bosworth verlegte „Das Weiberdorf“ (T:J.Horst/R.Pohl, 1912), eine von Koloman Mikszáth autorisierte Dramatisierung seiner Erzählung „Szelistye, das Dorf ohne Männer“.

Hierzu gibt es einige Daten, die die Aufführung dieses Werkes mehr als verworren machen: Die Wiener Zeitung berichtete schon im August 1901, dass das Carl-Theater dieses Heller-Werk als Novität in der nächsten Spielzeit bringen würde. Das Neues Wiener Journal (02.03.1906) ließ dann verlauten, dass „Das Weiberdorf“ (T:Alfred Grünwald/Victor Léon) Spielzeit 1906/07 an der Berliner Komische Oper als eine der ersten Novitäten gebracht würde; eine neue Notiz, dass Spielzeit 1907/08 die Premiere von Hellers „Weiberdorf“ im Carl-Theater sein sollte. Ich bin sämtliche Bücher und Foren durchgegangen und konnte bisher kein genaues Datum finden! Allerdings fand ich einen netten Tritsch-Tratsch-Artikel im Wiener Montags-Journal (11.12.1911): Direktor Fronz vom Bürgertheater lehnte seinerzeit „Das Weiberdorf“ von Heller mit der Begründung ab, dass ihm die Musik zu wenig melodiös sei. Dann bat er Heller, ihm einige Musik zu seinem Stück „Der Graf von Monte Christo“ zu schreiben. Hellers Frau, eine vorzügliche Pianistin, spielte Fronz nun die Musik-Nummern vor, dieser war begeistert; da sagte ihm Frau Heller, dass jede einzelne Note im „Weiberdorf“ vorkäme, was er wegen „zu wenig melodiös“ abgelehnt hätte. Ihr Kommentar zu ihm: „Mir scheint, bei Ihnen macht nicht der Ton, sondern der Text die Musik!“ Sie schloss empört den Klavierdeckel, während Direktor Fronz der Mund offenblieb!

Im Jahre 1912 gab es in musikalischen Blättern zwei Lieder aus dieser Operette zu erwerben: Bin ein armes Mädel und Frau Wahrheit ist es, die ich meine. Ab 1917 arbeitete Josef Heller hauptberuflich als Musikkritiker beim Wiener Fremdenblatt und der Wiener Mittagszeitung; ab 1920 auch für das Wiener Tagblatt. Sein einaktiges Singspiel „Frauenlist“ (n.Scribe „Der Damenkrieg“/Legouvé/T:H.Gröne) kam zusammen mit „Der Streik der Schmiede“ (T:Victor Léon/M:Max Josef Beer) in der Wiener Volksoper am 09.12.1917 zur Uraufführung; die Rezensionen waren sehr gegensätzlich!

Hier möchte ich einen Artikel von Dr. Richard Batka einfügen, der die prekäre Lage beschrieb, in der sich Josef Heller befand. Es ging darum, dass nach WW1 nun alle ihr Heil in den Niederungen der Kunst finden mussten: ... „Ich kenne auch einen Fall, wo der aus Ungarn stammende und in Wien lebende Tonkünstler und Musikkritiker Josef Heller, der sogar als Opernkomponist in Wien sich mit Erfolg betätigt hatte und von dem in Ungarn und Deutschland mehrfach Prosastücke, Dramen und Lustspiele zur Aufführung gelangten, genötigt war umzusatteln, um sich ein - heutzutage - so teures Brot als Lautenvirtuose verdienen zu können. Ob er oder Bendiner den 'Auftakt' machte, mag fraglich sein. Heller hat diesen Weg schon vor zwei Jahren eingeschlagen. Und da man damals noch die Brettl- und Kabarettkunst beim Fremdenblatt, wo er als Musikkritiker sich betätigte, für unfair erachtet hat, verfiel er auf den Trick, eine Maske anzulegen, die ihn unkenntlich machte, und gewann in dieser Gestalt in Wien bald eine große Popularität, wie die Besucher der 'Hölle', des 'Simplizissimus' und ähnlicher Kleinkunstbühnen wohl wissen werden. Übrigens kommt es dieser Art Kunstübung nicht so sehr auf das Schämen an, als wie man vor sich selber dasteht. Einem Künstler, der etwas kann, mag es lieber sein, am Brettl meisterliches zu leisten und sein Brot zu gewinnen, als am Burgtheater durch stümperhaftes Spiel abzufallen und Hungers zu sterben“. („Schlußfermate“, Neues Wiener Journal, 13.09.1921)

Sein Drama „Prozeß gegen Gott“ (T:m.Hans Gröne, 22.05.1923) kam ins Wiener Komödienhaus und erhielt absolut gute Rezensionen, dort wurde er auch als „junger, begabter Komponist“ bezeichnet. Am 19.04.1924 hatte seine Operettenneuheit „Der Liebling von London“ (T:F.Dörmann) im Carltheater Premiere. Ab 1925 (bis 1932) gab Josef Heller als Lautenvirtuose mit seiner Frau, der Opernsängerin Erika Heller (geb. Neuberger, *22.12.1896), sehr viele Konzerte. Beide Künstler, die in Wien IX. Porzellangasse 60, wohnten, arbeiteten oft mit der Kapelle Silving-Geißler bei der Ravag. Hier wurde Heller auch als Lautenspieler gerühmt, denn er konnte jedes Genre auf Zuruf bedienen.

Die Kritikerin Hedwig Kanner: „Auf den verschiedensten Gebieten glänzte Josef Heller in einem Urania-Konzert (27.11.1926). Als Komponist, als Improvisator, als unübertrefflicher Lautenvirtuose und als Gatte einer feinfühligen Sängerin, Erika Heller, Erfolg auf allen Linien“. (Der Morgen, 06.12.1926)

Am 08.01.1930 verlautbarte die Direktion vom Budapester Ungarisches Theater, dass sie Hellers dreiaktige Tragikomödie „Panoptikum“ noch für dieselbe Spielzeit angenommen hatten. Nebenher beteiligte sich Josef Heller an Preisausschreiben in Kleine Volks-Zeitung und gewann Preisgeld für „Rozsa Sandor“ (25.12.1929) und „Welche Ehe währt am längsten?“ (20.04.1930). Ab Januar 1931 arbeitete er mit seiner Frau bei der Ravag als Einlage mit der Kapelle Berndt Buchbinder. Der Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein Concordia veranstaltete eine Konkurrenz der Wiener Lieder, wo er nach Richard Falls zweitem Preis Da kennt er nix (T:F.Löhner-Beda) für seinen dritten Platz Der Traum von Wien (T/M) 500 Schilling Preisgeld erhielt.

Am 04.10.1932 verstarb Josef Heller nach einer langen schweren Krankheit im 57. Lebensjahr. In seinem Nachruf stand: „Mit zahlreichen Opern, Operetten und Liedern waren dem Verblichenen große künstlerische Erfolge beschieden [...] Der Verstorbene, der nur zu oft von der Tagesnot bedrückt war, war durch Jahre als Musikreferent tätig [...] Dem bescheidenen, hochbegabten Komponisten werden seine zahlreichen Freunde ein treues Gedenken bewahren“... (06.10.1932)

Josef Heller wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof (Tor 4) beerdigt. Seine Witwe Erika Heller arbeitete nach seinem Tode weiter als Sängerin. Am 30.08.1933 gab es eine Wiener Rundfunkbearbeitung seiner Operette „Der Narrenhof“ (Das Weiberdorf/T:J.Horst/R.Pohl, 1912), die unter Spielleiter Viktor Flemming und dem Funkorchester der Wiener Symphoniker von der Ravag übertragen wurde.

Lied (Auswahl):

Bin ein armes Mädel - Der Matrose - Der Papagei - Der Traum von Wien (T:A.Deutsch-German) - Die aus Sevilla - Frau Wahrheit - Geigen-Lied - Pfeil und Lied - Ständchen

Drama (Auswahl):

Panoptikum (Tragikomödie, 1930) - Prozeß gegen Gott (Drama, 1923)

Operette / Singspiel:

Das Weiberdorf (Der Narrenhof) - Der Liebling von London - Der Schwimmlehrer - Frauenlist...

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