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E-Book

American Football: NFL 2017

Stars. Stadien. Superbowl

AutorDaniel Killy
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783959713931
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die Übertragung des Super Bowls ist auch in Deutschalnd mittlerweile ein echtes TV-Event, de NFL findet in Deutschland auch generell immer mehr Fans. Mit Beginn der neuen Football-Saison 2016 hat sich SAT.1 die TV-Rechte für Deutschland gesichert und bringt Woche für Woche die Highlights im Free-TV und im Live-Ticker auf ran.de. Woher kommt die Faszination für das Milliardenspiel? Wie funktioniert das Big Business hinter den Kulissen? Welche Teams treten nach welchem Prinzip gegeneinander an? Diese und mehr Fragen beantwortet das Buch mit beeindruckenden Storys und emotionalen Fotos. Die Stars, die schillernden Eigentümer sowie alle 32 Mannschaften werden porträtiert und machen das Buch zu einem interressanten Nachschlagewerk für die ganze Saison. In einem Sonderkapitel werden die bisherigen 50 Super Bowl-Gewinner und die legendären Halftime-Shows beschrieben - mit ihren Stars und den jeweiligen Skandalen. Für Einsteiger bietet das Buch eine Erklärung der wichtigsten Fachbegriffe, für Fortgeschrittene einen umfangreichen Statistikteil.

Daniel Killy, geboren 1962, ist Journalist, Autor und Medienberater mit langjähriger Erfahrung in unterschiedlichsten Führungspositionen in deutschen Medien. Aber vor allem ist er mit Leib und Seele Football-Reporter. Und mit (bisher) 18 Super Bowls als Reporter vor Ort auf dem Buckel einer von Europas profiliertesten Kennern der Footballszene. Er berichtete u.a. für Spiegel.de, BILD und die Frankfurter Rundschau über das größte Einzelsportereignis der Welt.

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Leseprobe

DIE

SPEKTAKEL, SHOW UND BIG BUSINESS

THE SHOW IS GOING ON. Das Spektakel kann beginnen – wie hier bei den Tampa Bay Buccaneers gegen die Jacksonville Jaguars im Raymond James Stadium.

Das jährliche Endspiel der NFL ist das größte Einzel-Sportereignis der Welt, mit TV- und sonstigen Rekorden. Aber auch der NFL-Ligaalltag ist schon spektakulär genug. 17,26 Millionen Besucher gingen zu den 256 Spielen der regulären Saison 2015 ins Stadion, das ist ein Schnitt von 67.422 Zuschauern – pro Spiel! Was macht sie aus, diese Liebe zum Football? Was ist die Faszination, die 2015 einen Umsatz von 13 Milliarden Dollar machte? Wie funktioniert das System NFL? Ein Erklärungsversuch.

Faszination Überraschung. Mit dem Spiel des Champions Denver Broncos gegen Super-Bowl-Gegner Carolina Panthers startet die NFL in die neue Saison, ihre 97. Die Vorfreude ist groß, wie jedes Jahr. Aber dieses Jahr ist sie noch ein wenig größer in Deutschland. Denn mindestens zwei Duelle pro Spieltag gibt es live im Free-TV zu sehen (SAT.1, ProSiebenMAXX) – und in Crailsheim sowie Schwäbisch Hall drücken alle einem 22-jährigen Maschinenbaustudenten aus Aalen die Daumen. Wobei das mit dem Maschinenbau-Studium momentan nachrangig ist …

Denn Moritz Böhringer oder MoBo, wie die Amerikaner ihn schnell getauft haben, ist der erste Europäer, der direkt von seinem Heimat-Team, in diesem Fall den Schwäbisch Hall Unicorns aus der deutschen Meisterliga GFL, gedraftet wurde. Zudem ist der 1,95 Meter große und 100 Kilo schwere Receiver der erste, der es auf einer »Skill«-Position, also auf einer besonders wertvollen Spielposition, in die Drafts geschafft hat.

Anfang Juli hat Böhringer zu Hause noch einmal Kraft getankt für das entscheidende Trainingslager in Mankato, Minnesota, wo er seit Ende Juli versuchte, einen Platz im 53-Mann-Kader der Minnesota Vikings zu ergattern.

Böhringer macht kein Aufhebens um seine Person, und den Trubel, den Journalisten in Deutschland und den USA um ihn machen, der erst vor fünf Jahren mit dem Football begonnen hat – den Spitznamen »German Wunderkind«, den mag er erst recht nicht. Er ist Realist und akribischer Arbeiter. Auf die Frage, wie er denn seine Chancen einschätze, sich dann auch in der NFL durchzusetzen, antwortete Böhringer: »Ich werde alles versuchen. Aber wenn es nicht reicht, reicht es nicht.« Diese Einstellung wiederholte er zwar penetrant, aber das Selbstbewusstsein stieg von Monat zu Monat: »Von dem, was ich bis jetzt gezeigt habe, würde ich sagen, dass ich hierhergehöre«, so Böhringer gegenüber der Presseagentur dpa nach den ersten Trainingseinheiten. Und per offiziellem NFL-Tweet antwortete Böhringer auf die Frage nach seinem besten Spielzug: »Mein bester Spielzug? In Deutschland war das, Leute in Grund und Boden zu rennen.«

EINLAUF DER STARS. Alles ist geplant, alles ist inszeniert. Hier laufen die 49ers durch den Spielertunnel im Londoner Wembley Stadion. Da spielten sie 2010 gegen die Denver Broncos.

Faszination Vorfreude. Der Draft, dieses US-eigene System, in dem (fast ausschließlich) College-Spieler von den NFL-Teams ausgewählt werden, war schon ein Riesenerfolg für MoBo. Und sollte er es nur in die Practice Squad schaffen, das Trainingsteam, das zwar nicht mitspielt, aber gecoacht wird, wäre das auch ein Erfolg – und wir könnten uns vielleicht auf Böhringer 2017 freuen. Denn Tausende versuchen jedes Jahr überhaupt erst in die Drafts zu kommen, dieses Nachwuchsvermittlungs-System, das in erster Linie dazu dienen soll, die Liga ausgeglichen und fair zu gestalten. Der Draft findet immer im Frühjahr statt, NFL ist also eigentlich das ganze Jahr über. Es gibt etliche Zusatzregeln und Vorgaben, doch das Prinzip ist relativ einfach: Das schlechteste Team der Vorsaison hat die erste Wahl, und damit meist auch die Chance, den besten Spieler zu verpflichten. Der Super-Bowl-Champion hat die Nummer 32, ist also als Letzter dran. Wenn die 32 Draftplätze vergeben sind, beginnt die nächste Runde. Insgesamt gibt es sieben Durchgänge. In der ersten Runde haben die Teams zehn Minuten Zeit, sich für einen Spieler zu entscheiden. Überziehen sie diese Zeit, erlischt ihr Anspruch und das nächste Team hätte dann den Zugriff auf das Supertalent. Hat sich auch der Super-Bowl-Champion als 32. der ersten Runde entschieden, dann geht es von vorn los. Ab Runde zwei sind es nur noch sieben Minuten, in den Runden drei bis sieben verbleiben noch fünf Minuten zur Spielerwahl. Der Draft dauert insgesamt drei Tage, und der Veranstaltungsort wird Jahr für Jahr vergeben – denn die Spielerauswahl ist auch ein riesiges Publikumsspektakel, vor Ort wie im Fernsehen.

DAS DRAFT-SPEKTAKEL. Im April wurde Chicago zur NFL-Hauptstadt. Im Roosevelt Auditorium fand der Draft 2016 statt.

2016 gab es 253 Picks, wie die einzelne Auswahl eines Spielers heißt. 224 waren durch die Reihenfolge der Platzierung aus der Vorsaison definiert. Der Rest, 29, waren sogenannte Compensatory Picks, praktisch Überhangmandate für den Kader eines Teams. Mit den Compensatory Picks sollen Leistungsverluste im Team kompensiert werden, die durch den Weggang von Spielern entstanden, deren Verträge ausgelaufen waren. Diese »Free Agents«, Spieler die innerhalb des Transferfensters auf dem Markt sind, sind die zweite Option, seine Mannschaft zu verstärken. Die dritte sind die sogenannten Trades. Da wird getauscht, was das Zeug hält. Spieler gegen Spieler, Spieler gegen eine Draft-Pick-Position, Spieler gegen mehrere Positionen, gern auch für mehrere Jahre – das System der Trades ist dynamisch wie die Frankfurter Börse und fast so spannend wie ein Spiel selbst. Ein ganz gutes Bild von der Komplexität und Spannung des Draft-Systems, das es seit 1936 gibt, vermittelt der Film »Draft Day« (2014) mit Jennifer Garner und Kevin Costner in den Hauptrollen. Der Trade der Draft-Picks ist Profi-Pokern um Top-Talente zu günstigen Preisen. Denn je nach Runde verlieren auch die Verträge an Wert. Wer also zockt und vordere Plätze gegen hintere eintauscht, kann manchmal der wahre Gewinner des Drafts sein. Moritz Böhringer war übrigens Pick Nummer 180 in der sechsten Runde. Dass MoBo von seinem Lieblingsteam gedraftet wurde, in dem Adrian Peterson spielt – der Mann, dessentwegen Böhringer mit Football begann, weil er auf YouTube ein Video von Peterson gesehen hatte – das ist nur eines der vielen Märchen, die der Draft Day, genauer die Draft Days von Donnerstag bis Sonnabend, Jahr für Jahr schreiben.

DER CHEF DER LIGA. Commissioner Roger Goodell wird in seinem Job mit 34 Millionen Dollar entlohnt – pro Jahr.

Faszination Lernen. Eigentlich ist es ganz einfach. Das Ovale muss ins Eckige, zumindest bei Fieldgoals und Extrapoints. Ansonsten ist das Football-Ei ja eher ein Handball. Und wenn er gefangen oder getragen wird, dann muss er in die sogenannte Endzone. Also dahin, wo auch die Goalposts, die Stangen stehen, durch die gekickt wird. So einfach, so schwierig. Denn der Weg dorthin ist komplex und für Zuschauer, die nicht so vertraut sind mit dem Spiel, auf den ersten Blick auch langweilig. Gut drei Stunden dauert so ein NFL-Spiel, und alle paar Sekunden stehen die da nur in großen Haufen rum und reden. Ja, die Calls, jene kodierten strategischen Absprachen, die der Quarterback seinen Mitspielern vor dem Spielzug zuruft, damit die sie dann umsetzen, sind hoch komplexe Systeme. Nur bekommt man die Bedeutung jener Szenen vor dem Spielzug als noch nicht so erfahrener Zuschauer gar nicht mit. Und die ungeheure physische Dynamik des Spiels führt dazu, dass die Momente der Bewegungslosigkeit dann schnell mal als langweilig empfunden werden können. Doch Football, und diese Erkenntnis ist in Jahrzehnten gereift – Football ist wie ein Schachspiel mit Rüstung. Keine andere Ballsportart ist dermaßen komplex. Das 2016er Regelwerk nennt allein 36 unterschiedliche Schiedsrichtersignale, die diese mit Gesten anzeigen. Zum Glück werden die Schiedsrichterentscheidungen aber von den Referees live kommentiert, sodass im Stadion oder vor dem TV immer ein pädagogischer Effekt erzielt wird. Jahr für Jahr werden die Regeln angepasst, auch an technische Realitäten. Hier zwei Änderungsbeispiele aus dem Regelwerk für die kommende Saison, ein Beispiel für die Komplexität, eines für den Pragmatismus, mit dem Regeln dem aktuellen Umgang mit Hilfstechnik angepasst werden. Regeln 4-5-1 und 4-6-5: »Wird ein Team-Timeout irrtümlich gewährt, so gilt dies als Foul wegen Spielverzögerung.« Und die neue Regel 5-3-3: »Gestattet den Spielzug-Ansagern in Offensive und Defensive, Trainer-Spieler-Kommunikationssysteme zu nutzen, unabhängig davon, ob sie (die Trainer) auf dem Platz oder in der Trainerkabine sind.« Jährlich werden die Regeln entsprechend angepasst, nicht nur die Spieler, Coaches und »Zebras«, die Schiedsrichter, lernen also fortwährend Neues, sondern auch die Fans. Lebenslanges Lernen ist die Devise beim Football, wie beim Schach.

TAILGATING IN NEW YORK. Hier bereiten sich die...

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