Allgemein wird unter Wirtschaftlichkeit das „nachhaltig günstigste Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten verstanden.“[58] „Bei kaum einen Produkt ist das Ungleichgewicht von emotionalen Entscheidungsgrundlagen und rationalen Kosten-Nutzen-Abwägungen so ausgeprägt wie beim Automobil.“[59]
Investitionsentscheidungen müssen sorgfältig geplant werden.[60] Der Kunde erwartet, dass das Elektroauto seine Bedürfnisse sowohl im Preisniveau als auch bezüglich Komfort, Sicherheit, Leistung, Verbrauch und Zuverlässigkeit erfüllt.[61] Um Aussagen über die Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen machen zu können, ist es somit notwendig Preis-Leistungs-Vergleiche mit konventionellen Fahrzeugen vorzunehmen.[62] Hierzu bedarf es einer methodischen Unterstützung – der Wirtschaftlichkeitsanalyse.[63] Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsanalyse werden neben den rein finanziellen Aspekten (Kosten) auch die wertmäßig nur schwer quantifizierbaren Kriterien (Nutzen) betrachtet.[64] Vor allem Letztere gewichten die Autokäufer gemäß ihrer individuellen Präferenzen sehr unterschiedlich.[65]
Monetäre Einflussfaktoren wirken sich direkt auf die Anschaffungs-, Betriebs- oder Verbrauchskosten aus bzw. können diesen direkt zugeordnet werden.[66] Der ADAC sieht in
Anschaffungskosten
Kraftstoff-/Stromkosten
Verbrauch
Steuern
und Haltungskosten
die Erfolgsfaktoren aus Sicht des Verbrauchers.[67] Diese werden im Nachfolgenden näher erläutert.
Anschaffungskosten
Umweltfreundlichkeit hat seinen Preis. Die aktuell erhältlichen Elektroautos kosten zwischen 20.000 und 100.000 Euro. Die Obergrenze bildet hier allerdings der Sportwagen der Firma Tesla. Im Schnitt kostet ein alltagtaugliches E-Car rund 35.000 Euro. Die hohen Kosten sind neben den notwendigen F&E-Aktivitäten, die an den Kunden weitergegeben werden, vor allem auf die Batterie zurückzuführen. Als weiterer Kostentreiber kommt die Umsatzsteuer hinzu.[68] Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass ein Großteil der Befragten zwar Interesse an Elektroautos hat und bereit ist einen Mehrpreis zu bezahlen, jedoch liegt die Zahlungsbereitschaft tendenziell bei einer Grenze von maximal 2.000 Euro Aufpreis.[69]
Batteriekosten
Der mit Abstand teuerste Teil eines E-Cars ist die Batterie. Aktuell wird die Technologie der Lithium-Ionen-Batterie bevorzugt. Deren momentane Zellkosten liegen zwischen 1.000-1.200 Euro pro kWh Speicherkapazität. Für ein Batteriesystem eines typischen Elektroautos mit einem Energiegehalt von 16 kWh ergeben sich somit Kosten in Höhe von 16.000-19.200 Euro. Zudem besteht noch Forschungsbedarf, was die Energiedichte und Lebensdauer betrifft. Die Alterung der Batterie wird durch die Anzahl der möglichen Ladezyklen und durch die kalendarische Lebensdauer bestimmt. Der kleinere Wert der beiden Parameter limitiert die mögliche Einsatzdauer der Batterie.[70] Eine marktfähige Batterie sollte 15 Kalenderjahre oder 300.000 gefahrende Kilometer überstehen. Hersteller schätzen die Lebensdauer ihrer Batterien momentan auf lediglich 150.000 km.[71]
Kraftstoffpreis
Der Benzinpreis wirkt direkt auf die Betriebskosten konventioneller, benzinbetriebener Fahrzeuge. Auf die Betriebskosten von Elektroautos hat der Benzinpreis hingegen keinen Einfluss. Durch hohe Benzinpreise steigen allerdings die eingesparten Betriebskosten pro km, wodurch die Mehrkosten schneller amortisiert werden können.[72] Betrachtet man die Kraftstoffpreisentwicklung in Deutschland, lässt sich ein klarer Trend erkennen. Die Preise für Normalbenzin haben sich seit 1991 mehr als verdoppelt.[73] Die Treiber hierzu wurden bereits in Kapitel zwei erwähnt.
In Deutschland setzt sich der Endkundenpreis von Benzin derzeit zu etwa 60 Prozent (90 Cent) aus Steuern und Abgaben zusammen.[74] Bei einem aktuellen Benzinpreis von 1,53 Euro je Liter Benzin zahlen Verbraucher 24,4 Cent Mehrwertsteuer, 50,1 Cent Mineralöl- bzw. Energiesteuer, 15,4 Cent Ökosteuer und 0,49 Cent gehen an den EBV.[75]
Abb. 4: Zusammensetzung Benzinpreis[76]
Stromkosten
Die Höhe des Strompreises hat einen wesentlichen Einfluss auf die Betriebskosten von Elektrofahrzeugen. Konventionell wird Strom aus Kohle, Öl, Gas oder Kernenergie erzeugt. Ökostromprodukte dagegen setzten zu 100 Prozent auf regenerative Energien.[77] In Kombination mit einer eigenen Solaranlage kann das Elektroauto zu finanziellen Vorteilen führen. Das EEG in Deutschland sieht vor, dass Strom aus Photovoltaikanlagen, der in das öffentliche Netz eingespeist wird, vergütet wird. Wenn Besitzer einer Solaranlage die Batterie ihres Elektroautos mit Strom aus eigener Erzeugung aufladen, würden sie zudem mit dem sogenannten Eigennutzerbonus finanziell belohnt werden.[78] Aktuell liegt der Strompreis bei 24 Cent pro kWh.[79] Vergleiche zeigen, dass Ökostromtarife oftmals sogar günstiger sind. [80] Der Anteil der Steuern und Abgaben liegt mit etwa 40 Prozent deutlich unter dem Steueranteil von Benzin.[81] Abbildung 5 zeigt die genaue Zusammensetzung des Strompreises.
Abb. 5: Zusammensetzung Strompreis[82]
Energieverbrauch
Die Höhe des Stromverbrauchs wird durch den Aufwand an Fahrenergie, den Wirkungsgrad der Batterie und des Ladegerätes (Ladeverlust) sowie den Bedarf der Nebenaggregate wie beispielsweise Radio und Heizung bestimmt. Der ADAC Autotest zeigt, dass die Herstellerangaben im realen Fahrbetrieb deutlich überschritten werden.[83]
Kfz-Steuer
Alle auf öffentlichen Straßen genutzten Kraftfahrzeuge unterliegen, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung, Kraftfahrzeugsteuern. Die Kfz-Steuern werden ab der Erstzulassung bis zur Abmeldung erhoben und nehmen somit Einfluss auf die Betriebskosten der Fahrzeuge. Da sie auf nationaler Basis festgelegt werden, können sich im internationalen Vergleich erhebliche Unterschiede ergeben. In Deutschland wird die Kfz-Steuer seit geraumer Zeit als umweltpolitisches Steuerorgan verwendet. Die Berechnung der Kfz-Steuer bei Pkw erfolgt abhängig vom Hubraum und der Art des Motors.[84] Für Pkw, die ab dem 1. Juli 2009 erstmals zugelassen werden, wird zur Steuerberechnung zudem der CO2-Wert herangezogen.[85] Die Hubraum-Besteuerung sieht je angefangene 100 Kubikzentimeter einen Betrag von zwei Euro für Benzin-Fahrzeuge und von 9,50 Euro bei Diesel-Fahrzeugen vor. Beim CO2-Ausstoß werden für jedes Gramm CO2, das über dem Schadstoffgrenzwert von 120 Gramm pro Kilometer liegt, zwei Euro fällig.[86] Der CO2-Grenzwert wird in den Folgejahren sukzessive verschärft – ab Erstzulassung 1. Januar 2012 auf 110 g/km, ab 1. Januar 2014 auf 95 g/km. Auf Elektrofahrzeuge lassen sich diese Kriterien nicht anwenden. Nach Ablauf der ersten fünf steuerfreien Jahre erfolgt die Besteuerung, ähnlich wie bei leichten Nutzfahrzeugen, nach dem verkehrsrechtlich zulässigen Gesamtgewicht – allerdings mit einem um die Hälfte reduzierten Steuersatz.[87]
Versicherungsbeiträge
Alle sich auf dem Markt befindliche Kraftfahrzeuge werden sogenannten Typklassen zugeordnet, um sie so in die für die Beitrag- bzw. Prämienberechnung der Kfz-Versicherung notwendige Klassen einzuteilen.[88] Das gilt sowohl in der Kfz-Haftpflichtversicherung als auch in den Kfz-Kaskoversicherungen. Die Zuteilung erfolgt auf Basis von statistischen Werten über die Unfallhäufigkeit und Schadenshöhe eines Fahrzeugmodells. Je höher die Typklasse, desto höher fällt auch der Versicherungsbeitrag aus. Für die Höhe der Kfz Versicherungsprämie spielen zudem die Schadensfreiheitsklasse, die angibt wie lange eine Person unfallfrei gefahren ist und die Regionalklasse, die die Höhe der Unfallhäufigkeit innerhalb eines Zulassungsbezirks widerspiegelt, eine Rolle.[89] Während im gewerblichen Bereich die Kfz-Versicherung durchaus von der Steuer abgesetzt werden kann, das heißt, dass auch die Vollkasko- oder Teilkaskoversicherung als Betriebsausgabe...