FRIEDFISCHE
Nicht nur für Anfänger
Friedfischangeln ist für alle Angler der Einstieg ins Hobby. Manch einer bleibt aber für immer bei den Friedfischen und entwickelt sich zum Friedfisch-Profi. Von diesen wiederum kann man viel lernen.
Zum Ausüben der vorgestellten Friedfischmethoden braucht ihr mancherorts keine Fischereischeinprüfung abzulegen. Dank gut strukturierter Online-Kurse von Anbietern wie Fishing-King dürfte auch das heutzutage keine allzu große Hürde mehr darstellen. Dennoch ist dieses Friedfischkapitel insbesondere für Anfänger und Leser vom Buch „Angeln für Ahnungslose“ interessant. Weißfische kommen in nahezu jedem heimischen Binnengewässer vor. Sie lassen sich mit verschiedensten Techniken überlisten. Zunehmend beliebter wird auch der Fang von Karpfen und Schleien. Hierfür konnte ich einige Koryphäen der deutschen Friedfischangelszene davon überzeugen, mehr von ihren besten Methoden preiszugeben. In ihren zahlreichen Angelvideos haben die Nachwuchsprofis bereits eindrucksvoll bewiesen, dass sie den Fang ihrer Zielfische zuverlässig beherrschen. Doch bevor wir euch die besten Montagen im Detail erklären, möchte ich Neulingen einen soliden Einstieg in die grundlegendste aller Friedfischtechniken geben.
Sonnenaufgang am Wasser beim Friedfischangeln
Foto: Oliver Weber
Posenangeln mit einer weichen Karpfenrute
Foto: Oliver Weber
Posenangeln
Posenmontagen können an einer Stipp- oder Wurfrute befestigt werden. Der Unterschied besteht darin, dass Stippmontagen eine feststehende Pose besitzen. Darauf geht YouTuber SchleienSchreck noch etwas genauer ein. Bei Wurfruten wird hingegen eine Laufpose angebracht. Allgemein ist man mit einer leichten Matchwurfrute zwischen 5 bis 30 g Wurfgewicht gut ausgestattet. Matchruten zum Posenangeln sollten etwas länger ausfallen und über ein weiches Rückgrat verfügen. An die Matchrute wird eine kleine Stationärrolle montiert, die zuvor mit Monofil der Stärke 0,18 bis 0,22 mm bespult wurde.
TIPP
Je dünner die Hauptschnur, desto weiter lassen sich leichte Montagen auswerfen. Eine feine Hauptschnur ist zwar besser getarnt, reißt beim Drill großer Fische jedoch schneller durch.
Die Fische schöpfen weniger Verdacht, wenn eine dünne Hauptschnur verwendet wird. Allerdings leidet die Tragkraft unter dem geringen Durchmesser. Da wir mit dieser Ausrüstung vorzugsweise auf kleinere Weißfische angeln, können wir auf monofile Schnüre der Stärke 0,18 mm vertrauen. Allerdings sollten wir immer die richtige Menge an Monofil auffüllen.
Eine Rotfeder wurde mit der Posenmontage überlistet.
Foto: Mathias Hoffmann
Sobald die bespulte Rolle an unserer Matchrute befestigt wurde, können wir uns um die Vorfachmontage kümmern. Bei einer Posenmontage wird immer als Erstes ein Stopper auf die Hauptschnur gefädelt. Dieser Stopper hilft später bei der Tiefeneinstellung der Pose. Ein Stopper kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Es gibt im Fachhandel spezielle Gummi- oder Wollstopper. Ich bevorzuge selbstgebundene Wollstopper, da diese besser durch die Ringe gleiten. Ein Stopper muss fest auf der Hauptschnur sitzen, sich aber gleichzeitig noch für die Tiefeneinstellung verschieben lassen. Er darf sich beim Auswerfen nie von selbst verstellen. Damit ist er so ziemlich das kniffligste Bauteil einer Posenmontage. Erfolg und Misserfolg hängen oft mit dem richtigen Stoppsystem zusammen. Notfalls lassen sich Stopper auch aus alten Schnurresten zusammenbauen.
Ein Wollstopper hat den Vorteil, dass er nachträglich an die Montage angebracht werden kann. Gummistopper müssen hingegen immer als erstes Bauteil auf die Hauptschnur gefädelt werden. Nachdem der Stopper aufgezogen wurde, folgt eine Plastikperle. Die Farbe spielt eine untergeordnete Rolle.
Die korrekte Schnurmenge ist entscheidend beim Angeln mit der Wurfrute.
Illustration: Kay Elzner
Entspannung am Wasser gehört zum Ziel des Friedfischanglers.
Foto: Tobias Hoffmann
Viel wichtiger bei der Auswahl der richtigen Plastikperle ist deren Durchmesser. Die Perlen dienen als Puffer zwischen Pose und Stopper. Sie dürfen nicht über das Stoppsystem hinwegdriften. Es gibt im Fachhandel sogar fluoreszierende Perlen. Beim Nachtangeln spricht man diesen kleinen Leuchtkugeln eine magische Beißwirkung zu. Wenn die Perle aufgefädelt wurde, kann die Pose auf die Hauptschnur aufgezogen werden. Für das leichte Matchangeln auf Weißfische empfehle ich Laufposen zwischen 0,5 bis 3,5 g. Je ruhiger das Wasser, desto leichter darf auch das Gewicht der Pose ausfallen. Beim Matchangeln auf Karausche ist es sinnvoll, die Pose möglichst tief einzustellen. Dabei sollte nur die obere Posenspitze aus dem Wasser ragen. Karauschen tendieren in ihrem Beißverhalten dazu, die Pose anzuheben. Anders sieht es wiederum beim Weißfischangeln aus. Hier darf die Pose etwas weiter aus dem Wasser hervorstehen, weil diese Fischarten eher dazu neigen, die Pose nach unten zu ziehen. Bleibt die Pose vor dem Stopper stehen, kann eine weitere Plastikperle aufgefädelt werden. Gute Laufposen verfügen über einen frei drehbaren Wirbel. Sollte dieser Wirbel fehlen, kann man nachträglich einen kleinen Doppelwirbel anbringen. Ein letzter Wirbel in kleiner Größe wird mit einem typischen Blutknoten montiert, woran später unser Hakenvorfach hängt. Bleischrote gehören immer an die Hauptschnur. Die Pose sollte nach der Bebleiung gut sichtbar im Wasser stehen. Diesen Vorgang führt man direkt am Gewässer durch. Ziel ist es, die bestmöglichste Bisserkennung anzuvisieren.
CHECKLISTE
— Maishaken
— Madenhaken
— Teighaken
— Karpfenhaken
— Matchhaken
— Wurmhaken
— Boiliehaken
Eine Rotfeder wurde mit der Posenmontage überlistet.
Foto: Mathias Hoffmann
Mit vorgebundenen Vorfächern ist ein schneller Hakenwechsel jederzeit möglich. Die Tragkraft des Hakenvorfachs muss geringer ausfallen als die Tragkraft der Hauptschnur. Angelt man mit Maiskörnern, kann ein goldener Maishaken verwendet werden. Jede Hakenform hat spezielle Eigenschaften, die sich an dem Köder und dem Fischmaul orientieren. Maden und verpuppte Casterlarven gelten als Leibspeise der Weißfische. Aufgrund ihrer Größe fangen diese Köder allerdings nicht selektiv. An einem Gewässer mit ausgeprägtem Ukeleibestand sollte man auf Mais umsteigen. Außergewöhnliche Köder sind Bienenmaden oder sogenannte Pinkies, die aufgrund ihrer Aufzucht farbig erscheinen.
Wurmhaken besitzen kleine Widerhaken, wodurch ein Herunterrutschen verhindert wird. Guter Teig zum Angeln lässt sich aus Weißbrot oder Zwieback herstellen. Dazu weicht man das Brot ein und knetet anschließend einen festen Teig daraus. Die Konsistenz sollte nach dem Kneten so beschaffen sein, dass sich stabile Kügelchen daraus formen lassen. Diese kleinen Kügelchen werden anschließend auf den Haken gezogen. Wie beim Auffädeln von Maiskörnern darf die Hakenspitze nur minimal herausragen. Leider genügt hier ein zarter Biss und die Kugel ist abgefressen. Spezielle Teighaken mit Spiralen können dieses Problem beheben.
Stipp- und Wurfrute wurden mit einer Posenmontage bestückt.
Foto: Tobias Hoffmann
Interessanterweise lassen sich unsere heimischen Süßwasserfische beim Posenangeln bereits an ihrem Beißverhalten erkennen. Brassen und Karpfen ziehen langsam und kontinuierlich mit der Pose ab. Statt abzuziehen, schiebt die Karausche die Posenspitze nach oben. Rotaugen spielen ungeduldig am Köder herum, wodurch die Pose zu tunken beginnt. Schleien beißen sehr vorsichtig. Der Biss kann einem zarten Plötzenbiss ähneln und zu einem kräftigen Karpfenbiss übergehen. Ist eine Schleie am Werk, bewegt sich die Posenspitze mitunter nur wenige Millimeter, bevor sie dann komplett abtaucht. Lauben sind die kleinsten Vertreter beim Matchangeln und beißen dementsprechend zaghaft.
Beim Posenangeln sollte man Angelstellen bevorzugen, an denen häufig angefüttert wird. Während man bei kaltem Wasser auf dunkle und sehr feine Futtersorten setzt, kommen in der wärmeren Jahreszeit helle Sorten mit groben Flocken zum Einsatz. Eine besondere Lockwirkung entsteht, wenn der Saft einer Maisdose als Trägerflüssigkeit für das Anrühren des Angelfutters verwendet wird oder Maden ins Futter gegeben werden. Rein biologische Futtermischungen wurden übrigens vom Friedfischexperten Oliver Weber entwickelt, der seine Erkenntnisse regelmäßig auf YouTube veröffentlicht und euch im nachfolgenden Abschnitt die Feinheiten des Stippangelns erklärt. Seine Gerätetipps sind auch wunderbar für Jungangler und Sparfüchse mit schmalem Geldbeutel geeignet!
TIPP
Beißt ein großer Karpfen inmitten einer Krautfläche am leichten Gerät, braucht ihr viel Geduld. Wenn ihr Glück habt, ermüden die Wasserpflanzen den Fisch. Hängt er noch am Haken, könnt ihr ihn vorsichtig zusammen mit einer Krautfahne ans Ufer pumpen.
Stippen mit dem SchleienSchreck
Kaum eine Angelmethode...