392. Kapitel
Grundsätzliches zur Vorbereitung
Mit der Einladung zu einem Assessment Center haben Sie schon einmal die Gewissheit, eine ganz entscheidende Hürde auf Ihrem Weg in den Beruf erfolgreich gemeistert zu haben. Sie haben jetzt die Chance, Ihre Talente und Ihre Eignung für die ausgeschriebene Stelle vor einem Beobachterteam des betreffenden Unternehmens zu beweisen. Gelingt Ihnen dies, steht Ihrem Eintritt in das Arbeitsleben so gut wie nichts mehr im Weg.
Nun stellt sich natürlich jedem Bewerber die entscheidende Frage: Wie kann ich mich vorbereiten, um einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen?
Generell gilt – und dabei wird dieses Kapitel Sie unterstützen:
- Informieren Sie sich gründlich über das Unternehmen, das Sie eingeladen hat.
- Werden Sie sich in einer Selbstanalyse klar darüber, wer Sie sind und was Sie wollen.
- Stellen Sie mit Ihren Stärken und einschlägigen Qualifikationen einen Bezug zu der ausgeschriebenen Stelle her. Arbeiten Sie heraus, warum Sie für die betreffende Position der ideale Kandidat sind.
- Machen Sie sich schlau über das, was ein Assessment Center ausmacht.
- 40Eignen Sie sich einige Techniken an, die – nicht nur im Assessment Center – immer wieder gebraucht werden, wie zum Beispiel den Umgang mit einem Flipchart.
Ein Bewerber, der seine eigenen Stärken kennt, sich in seinem besten Licht zeigt, ohne seine Authentizität aufzugeben, der sich engagiert und interessiert an allen Aufgaben beteiligt und der auf seine Mitbewerber zugeht, hat beste Chancen, genau den Arbeitsplatz zu bekommen, der seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht.
Ist ein Assessment Center trainierbar?
Einige Studien beschäftigten sich mit der Frage, ob Assessment Center prinzipiell trainierbar sind. So wurden die Trainierbarkeit von Assessment Center-Bestandteilen wie kognitive Leistungstests (v. a. Intelligenztests), sowie Einzelverfahren wie Gruppendiskussionen, Postkorbübungen und Rollenspiele untersucht. „Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass sich die Leistungen in Assessment Center-Einzelverfahren durch gezieltes Training steigern lässt“ (Kelbetz und Schuler, 2002). Dabei ist jedoch entscheidend, dass in der Trainingssituation mit Feed-back, der Vermittlung sinnvoller Lösungsstrategien und Verhaltenstraining gearbeitet wird.
In zwei Studien konnten Kelbetz und Schuler zeigen, dass allein die Vorerfahrung durch die frühere Teilnahme an einem oder mehreren Assessment Centern zu einer deutlichen Leistungssteigerung in einem künftigen Assessment Center führt. Steigerungsfähig sind insbesondere Erfolg versprechende Verhaltensweisen in den Bereichen Überzeugen und Führen sowie Kooperation und Moderation.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich ungeübte Teilnehmer eines Assessment Centers gegenüber geübten im Nachteil befinden, wenn sie unvorbereitet in ein Assessment Center gehen.
Teilnehmern an einem Assessment Center ist daher zu raten, Vorerfahrung zu sammeln. Dafür eignen sich neben der Arbeit mit diesem Buch qualitativ hochwertige Vorbereitungsseminare, in denen Feedback, die Vermittlung Erfolg versprechender Lösungsstrategien und individuelles Verhaltenstraining zum Einsatz kommen. Sehr hilfreich ist auch das selbständige Durchspielen und Üben typischer Assessment Center-Situationen wie Gruppendiskussionen, Präsentationen oder Rollenspiele. Wenn Sie also die Gelegenheit haben, an einem Assessment Center teilzunehmen, nutzen Sie diese unbedingt. Selbst wenn Sie nicht als künftiger Mitarbeiter ausgewählt werden sollten, stellt die Teilnahme eine wertvolle Vorbereitung auf Ihr nächstes Assessment Center dar.
412.1 Das Unternehmen
Schon vor Ihrer Bewerbung haben Sie sich vermutlich ausführlich über das betreffende Unternehmen informiert. Sie kennen alle relevanten Daten, die Sie dem Internet, eventuell dem Geschäftsbericht und anderen leicht zugänglichen Medien wie z. B. dem Handelsblatt entnehmen können.
Ihnen sind die Produkte, die Dienstleistungen, die Kunden und die Marktsegmente ebenso bekannt wie – falls vorhanden – der Stand der Unternehmensaktie.
Jetzt ist der Moment gekommen, in dem Sie diese Kenntnisse vertiefen sollten. Studieren Sie sehr sorgfältig das Informationsmaterial, das man Ihnen vermutlich zusammen mit der Einladung zugeschickt hat, und machen Sie sich Gedanken über die Aufgaben, die an diesem Arbeitsplatz auf Sie zukommen werden. Haben Sie kein Informationsmaterial bekommen, empfiehlt es sich, zumindest den Geschäftsbericht anzufordern. Jedes Unternehmen wird Ihnen diesen gerne zuschicken.
In Ihrer Einladung zum Assessment Center ist normalerweise ein Ansprechpartner und eine Telefonnummer für Rückfragen angegeben. Dieses Angebot sollten Sie nutzen, um so viel Zusatzinformationen wie möglich über den Ablauf des Assessment Centers zu bekommen. Vielleicht haben Sie auch noch Fragen zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle, die Sie nun stellen können.
Wichtig bei Ihrem Anruf ist:
- Rufen Sie nicht unvorbereitet an!
- Notieren Sie sich vorher, welche konkreten Fragen Sie stellen wollen.
- Seien Sie sehr höflich und freundlich zu all Ihren Gesprächspartnern – also beispielsweise auch zu den Sekretärinnen. Unterschätzen Sie niemals deren Einfluss auf Personalentscheidungen! Viele Führungskräfte messen der Meinung ihrer Sekretärinnen über die Kandidaten große Bedeutung bei.
- 42Vielleicht erfahren Sie die Namen der im Assessment Center anwesenden Beobachter. Notieren und merken Sie sich diese.
- Genaue Informationen über die Assessment Center-Übungen oder die Beobachtungskriterien werden Sie wahrscheinlich nicht bekommen – aber Fragen kostet nichts und lohnt sich vielleicht sehr.
- Fragen Sie nichts, was bereits in Ihren Materialien beantwortet wird. Machen Sie sich bewusst, dass Sie eventuell nicht der einzige Anrufer sind. Schonen Sie die Nerven Ihres potentiellen Vorgesetzten oder Personalchefs.
- Bedanken Sie sich für das Gespräch.
2.2 Die Selbstanalyse
Die Selbstanalyse, also die Selbstbeurteilung Ihrer Stärken und Schwächen wie auch Ihrer Wünsche und Ziele ist die Basis für alle Ihre Vorbereitungen – sei es, für das kommende Assessment Centers, oder auch ganz allgemein für Ihre berufliche und persönliche Entwicklung.
Gerade im Assessment Center wird erwartet, dass Sie sich über Ihre Qualifikationen und beruflichen Motive und Ziele im Klaren sind und diese auch überzeugend darstellen können, sei es bei Ihrer Selbstpräsentation oder auch im persönlichen Gespräch mit den Beobachtern.
Es genügt nicht, eine diffuse Ahnung davon zu haben, was Sie möchten und was Sie können. Fassen Sie Ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse in Worte, belegen Sie sie mit Beispielen aus Ihrem Lebenslauf und üben Sie, sich überzeugend zu präsentieren. Das Gleiche gilt für Ihre beruflichen Ziele, überlegen Sie sich genau, was Sie erreichen wollen und welche Wege zu Ihrem Ziel führen.
Stellen Sie sich im Rahmen der Selbstanalyse folgende Fragen:
- Welche fachlichen und beruflich relevanten Stärken und Schwächen habe ich?
- Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse kann ich vorweisen?
- 43In welchen Situationen (Praktika, berufliche Erfahrungen, aber auch private Gelegenheiten) habe ich meine Stärken und Fähigkeiten erworben bzw. unter Beweis gestellt?
- Wie ausgeprägt sind die typischerweise im Berufsleben geforderten Schlüsselqualifikationen bei mir?
- Wie sehen mich andere Menschen – im Gegensatz zu mir selbst?
- Wie kann ich meine Stärken weiter ausbauen und meine Schwächen reduzieren?
- Was sind meine beruflichen und persönlichen Zielvorstellungen?
Der Fragebogen zur Selbstanalyse soll Ihnen dabei helfen.
Fragebogen zur Selbstanalyse: | (1) = schwach – (5) = stark |
Persönlichkeitsmerkmal und Ausprägung | (1) | (2) | (3) | (4) | ... |