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E-Book

Aufmerksamkeitsstörungen

AutorWalter Sturm
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783840917493
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR

Aufmerksamkeitsleistungen sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung täglicher Anforderungen. Sie sind an viel-fältigen Prozessen der Wahrnehmung, des Gedächtnisses, des Planens und Handelns, an der Sprachproduktion und -rezeption, an der Orientierung im Raum und an der Problemlösung beteiligt. Auf-merksamkeitsfunktionen stellen also Basisleistungen dar, die für fast jede praktische oder intellektuelle Tätigkeit erforderlich sind. Störungen der Aufmerksamkeitsfunktionen, z. B. nach Hirnschädigungen, führen daher zu weitreichenden Folgen in nahezu allen Lebensbereichen. Entsprechend kommt ihrer Behandlung im Rahmen der neuropsycho-logischen Rehabilitation eine besondere Bedeutung zu.

Das Buch präsentiert den aktuellen Kenntnisstand zur Aufmerksam-keitsforschung. Die wichtigsten psychologischen und neuropsycho-logischen Modelle, die biologischen Grundlagen von Aufmerk-samkeitsleistungen sowie die Art, die Häufigkeit, die Ätiologie, der Verlauf und die Prognose von Aufmerksamkeitsstörungen nach Hirnschädigung werden beschrieben. Neben einem allgemeinen Leitfaden zur neuropsychologischen Diagnostik werden theorie-orientierte Diagnose- und Therapieverfahren ausführlich vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei im Einsatz computergestützter The-rapieverfahren. Der Band bietet insgesamt eine kompakte Übersicht über das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei der Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen.

Der Autor

Prof. Dr. Walter Sturm, geb. 1948. 1969-1974 Studium der Psychologie an der RWTH Aachen. Anschließend wissenschaftlicher Angestellter an der neurologischen Klinik der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. 1983 Promotion. 1995 Habilitation. Seit 1995 Leiter der „Sektion Klinische Neuropsychologie“ an der neurologischen Klinik der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. 2000 Ernennung zum Professor der RWTH Aachen.

Forschungsschwerpunkte: Neuropsychologische Diagnostik, Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen, Funktionelle Reorganisation nach Aufmerksamkeitstherapie, funktionelle Bildgebung von Aufmerksamkeitsfunktionen.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Danksagung
  2. Beschreibung des Störungsbildes
  3. Ätiologie und Läsionslokalisation
  4. (Neuro-)psychologische und neurobiologische Störungstheorien und -modelle
  5. Diagnostik
  6. Therapiemethoden und Evaluation
  7. Fallbeispiele
  8. Glossar, Literatur und Anhang
Leseprobe

5 Therapiemethoden und Evaluation (S. 67-68)

5.1 Metaanalysen zur Effizienz von Aufmerksamkeitstherapie

In Kap. 5.2 und 5.3 werden ausschließlich solche Therapieverfahren und -methoden dargestellt, deren Effizienz in kontrollierten Studien überprüft wurde. Eine erste kritische Übersicht über die Wirksamkeit computergestützter Therapieprogramme („Does computerized cognitive rehabilitation work? A review") wurde 1990 von Robertson veröffentlicht. Er kam zu dem Ergebnis, dass computergestütztes Training im Bereich visuoperzeptiver Störungen und bei Gedächtnisbeeinträchtigungen keine Wirksamkeit zeigt. Auch die Effizienz von Computerprogrammen bei der Sprachtherapie wurde pessimistisch eingeschätzt, obwohl die Wirksamkeit für einige wenige hochspezifische Sprachprobleme nachgewiesen werden konnte. Eine positive Einschätzung erhielt jedoch computergestütztes Training von Aufmerksamkeitsfunktionen, obwohl auch hier einige Studien negative Ergebnisse erzielten.

Eine erste Metananalyse nach den Kriterien evidenzbasierter kognitiver Rehabilitation wurde von Cicerone und Mitarbeitern (2000) veröffentlicht. Im Bereich „Aufmerksamkeitstherapie" wurden 13 kontrollierte Studien analysiert. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Studien die Effektivität von spezifischem Aufmerksamkeitstraining über Effekte nichtspezifischer kognitiver Stimulation hinaus sowohl für Patien ten nach Schädel-Hirntrauma als auch für Schlaganfallpatienten belegen. Die Therapie sollte ein Training in verschiedenen sensorischen Modalitäten und verschiedenen Komplexitätsstufen umfassen. Eine Einbeziehung des Therapeuten zur Überwachung des Trainingsfortschritts mit Rückmeldung an den Patienten und zum Einüben bestimmter Strategien wird empfohlen.

Diese positive Einschätzung der Effizienz gilt aber nur für die postakute, chronische Phase der Erkrankung. Es besteht demgegenüber nur eine ungenügende Evidenz für die Wirksamkeit von Aufmerksamkeitstherapie in der frühen Phase der Rehabilitation, da diese kaum von Effekten der Spontanremission zu trennen ist. Eine Beurteilung wurde durch den Umstand erschwert, dass es keine Studien für diesen Abschnitt der Rehabilitation gibt, welche einen direkten Vergleich zwischen behandelten und unbehandelten Patienten erlauben.

Park und Ingles führten 2001 eine weitere Metaanalyse über 30 Aufmerksamkeits- Therapiestudien mit insgesamt 359 Patienten durch. Die Ergebnisse zeigten, dass die Aufmerksamkeitsleistungen bei Studien mit einfachem prä-post-Design nach der Therapie signifikant besser wurden, dass bei Studien mit Einschluss einer Kontrollbedingung jedoch oft kein Unterschied zwischen Kontroll- und Therapiebedingung nachzuweisen war. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass der beste Therapieerfolg dann erzielt wird, wenn Training und Testmethode sich zumindest in einigen Aspekten ähnlich sind (z. B. dem gleichen Paradigma folgen), was aber weniger auf einen Trainingserfolg, sondern eher auf „triviale" Übungseffekte hinweist. Sie unterscheiden auch bei Therapieprogrammen zwischen automatisierten (bei Patienten meist gut erhaltenen) und oft deutlich beeinträchtigten kontrollierten Prozessen bei der erneuten Einübung kognitiver Fähigkeiten. Die Aufgabe des Therapeuten sollte es sein, solche Trainingsprogramme zu entwickeln und anzuwenden, die zumindest in der Anfangsphase der Therapie kontrollierte Prozesse möglichst reduzieren und auf automatisierte Prozesse zurückgreifen.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort und Danksagung10
1 Beschreibung des Störungsbildes12
1.1 Bezeichnung und Definition der Funktion und zugehöriger Störungen13
1.2 Epidemiologische Daten17
1.3 Verlauf und Prognose20
2 Ätiologie und Läsionslokalisation21
2.1 Zerebrovaskuläre Erkrankungen21
2.2 Schädel-Hirn-Trauma (SHT)24
2.3 Neurodegenerative Erkrankungen28
3 (Neuro-)psychologische und neurobiologische Störungstheorien und -modelle29
3.1 (Neuro-)psychologie und Neurobiologie der Aufmerksamkeitsintensität29
3.2 (Neuro-)psychologie und Neurobiologie der Aufmerksamkeitsselektivität36
4 Diagnostik55
4.1 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen55
4.2 Allgemeine diagnostische Vorgehensweise und Differenzialdiagnose69
5 Therapiemethoden und Evaluation78
5.1 Metaanalysen zur Effizienz von Aufmerksamkeitstherapie78
5.2 Unspezifisches Training79
5.3 Spezifisches Training82
5.4 Sonstige Therapieansätze88
5.5 Auswirkung der Therapie auf Alltagsleistungen90
6 Fallbeispiele92
6.1 Training der selektiven Aufmerksamkeit bei einem Patienten mit chronischer Aphasie92
6.2 Alertness-Training bei Neglect96
7 Glossar98
8 Weiterführende Literatur101
9 Literatur101
10 Anhang112
FEDA Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit115
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