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E-Book

Aura Soma

Das Wunder der Farbheilung und die Geschichte eines Lebens

AutorVicky Wall
VerlagHans-Nietsch-Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl279 Seiten
ISBN9783862640942
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Der Klassiker zu Aura-Soma: die Autobiografie der Begründerin Vicky Wall!   Ergänzte und kommentierte Neuausgabe  Vicky Wall wurde 1918 geboren. Ihr Vater, ein Kabbalah-Gelehrter, half ihr schon früh, die Wahrnehmung für das Pflanzenreich zu schärfen, und weihte sie in manches Geheimnis ein. Später machte sie eine Lehre bei einem Apotheker. Das war in einer Zeit, als Apotheker noch Heilpflanzen anbauten, um daraus selbst Pillen, Tees und Salben herzustellen. Später machte Vicky Wall eine Ausbildung zur Fußpflegerin. Dies blieb bis zu ihrer Erblindung (in ihrem sechsten Lebensjahrzehnt) ihre Hauptbeschäftigung. Nachdem die tiefste Verzweiflung über ihre Erblindung überwunden war, stellte sie fest, dass sich die Hellsichtigkeit, die sie von Kindesbeinen an besessen hatte, um ein Vielfaches verstärkte. In einer nächtlichen Vision bekam sie die Anleitung zu den ersten Aura-Soma-Ölen. Zuerst war Vicky Wall nicht klar, wofür die Öle gut sein sollten. Doch durch ihre Hellsichtigkeit machte sie die Beobachtung, dass Menschen immer zu jener Farbe griffen, die sie im 'Kern' ihrer Aura sah. Von da an war klar, dass Aura-Soma ein Spiegel der Seele ist. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich Aura-Soma als wirkungsvolles Werkzeug, um das eigene Potenzial zu erkennen und Blockaden aufzulösen. Vicky Wall starb 1991 nach langer Krankheit.  'Das Wunder der Farbheilung ist so erfüllt von intuitiver Klarheit, Einfühlsamkeit und spirituellem Bewusstsein, dass es schon heilsam ist, es nur zu lesen.' CHRIS GRISCOM

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Leseprobe
O mein geliebter Vater

Meine Mutter starb tragisch während der Influenza-Epidemie im Jahr 1918 und hinterließ mich, das siebte Kind eines siebten Kindes. Vater hatte verzweifelt versucht, sie zu retten. Er behandelte sie mit Hydro­therapie, wickelte sie in eine feuchte Decke und legte sich zu ihr; eine vergebliche Bemühung, das Fieber zu senken. Doch der Krieg und die vielen Kinder forderten ihren Tribut. Als Mutter starb, wurde das Herz meines Vaters mit ihr begraben. Meine ältere Schwester erkrankte etwas später auch an der Grippe, doch meinem Vater gelang es glücklicherweise, sie zu retten.

Vater stand nun da mit der Verantwortung für mich, ein praktisch Neugeborenes, einen zwei Jahre älteren Sohn und fünf weitere Kin­der, die vom Alter her immer nur zwei bis drei Jahre auseinander lagen. In dieser Situation gab es für ihn nur zwei Möglichkeiten: eine Haushälterin einstellen oder heiraten. Er wählte letztere.

Meine Stiefmutter war polnischer Herkunft, sie war klein und fül­lig. Sie hatte ausdrucksstarke blaugraue Augen, die im Nu von Sanft­heit zu absoluter Kälte wechseln konnten. Wie bei einer Katze, die eine leidende Maus betrachtet. Dieser Blick brannte sich in mein tiefstes Inneres und verfolgte mich jahrelang in meinen Träumen.

Dass sie ihren Mann liebte, steht außer Zweifel. Sie sehnte sich danach, sein Kind zu tragen, aber sie war unfruchtbar. Ich war nur ein paar Monate alt, völlig von ihr abhängig, und in ihrer Vorstellung wurde ich zum Ergebnis einer Phantom-Schwangerschaft und dadurch zu dem Kind, das sie nicht empfangen konnte. Offenbar sah ich trotz meines zarten Alters meinem Vater ähnlicher als meiner Mutter, was ihre Illusion unterstützte.

Ich erinnere mich nicht an irgendeine Form von Disharmonie oder Trauma während der ersten zwei oder drei Jahre, denn meine Stiefmutter sah mich als ihr leibliches Kind und als einziges der sie­ben Kinder nannte ich sie »Mami«. Meine Geschwister sagten res­pektvoll »Tante«. Jedoch konnten sie sie nicht akzeptieren und ärger­ten sich über ihre Anwesenheit, trat sie doch nur wenige Monate nach dem Verlust der Mutter, die ihre Kinder tief geliebt hatte, in ihr Leben.

So kam es alsbald zu Spannungen. Mein Vater wurde aus Loyali­tät (um sein Leben nicht zu zerrütten) über diese Situation in völliger Unkenntnis gehalten.

Meine Stiefmutter war eine exzellente Köchin und eine gute Haushälterin, für die die Bedürfnisse meines Vaters oberste Priorität besaßen. Unter ihrer eisernen Herrschaft funktionierte der Haushalt wie ein Uhrwerk, denn ihre Aufmerksamkeit war auf Heim und Besitz gerichtet. Doch es war kein Heim für Kinder. Bücher, Spielsa­chen oder Kameraden durften niemals in das makellose Haus ein­dringen. In diesem Punkt war sie fanatisch und wir Geschwister merkten bald, dass uns nichts mit ihr verband. Ein Kind nach dem anderen ging seinen eigenen Weg und ließ mich ohne Gesellschaft in der lieblosen Atmosphäre dieses ehemaligen »Palastes« zurück.

Meine Geschwister trafen meinen Vater regelmäßig und manch­mal kamen sie für kurze Zeit nach Hause zurück. Während eines die­ser Aufenthalte passierte etwas, das den Rest meiner Kindheit »ent­färben« sollte. Trauriger- und ironischerweise löste die Schwester, die mich am meisten liebte und die zurückgekehrt war, um bei mir zu sein, die unselige Folge von Ereignissen aus. Im Schwatz mit ihr, schnatternd, wie ein Kind es gewohnt ist, muss ich meine Sätze mit »Mami sagte« und »Mami machte« gespickt haben, da ich sie zu jener Zeit noch für meine richtige Mutter hielt. Man stelle sich mein kind­liches Interesse vor, als ich folgende Information von meiner Schwester erhielt: »Sie ist nicht deine Mutter und du musst nicht alles tun, was sie dir sagt!«

So kurz dieser Moment auch gewesen war, ich registrierte diese Neuigkeit

Später an jenem Tag hatten meine Stiefmutter und ich eine Mei­nungsverschiedenheit über eine Kleinigkeit, wie alle Eltern mit eigenwilliger Nachkommenschaft sie kennen. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber offenbar war meine Mitarbeit gefordert. Wir erreichten den Punkt, von dem aus es kein Zurück gibt; ich fühlte mich bedroht und in die Enge getrieben. Eine frische Erinnerung wühlte mich auf. Herausfordernd schaute ich zu ihr hoch und sagte: »Du bist nicht meine Mutter. Ich muss überhaupt nicht tun, was du sagst.«

Es folgte eine lange Stille. Die blaugrauen Augen verwandelten sich in Stahl. In diesem Moment schlossen sich die Tore der Hölle klirrend hinter mir. Von da an wurde alles anders. Ihre Selbsttäu­schung zerbrach und ich wurde der Blitzableiter für ihre Frustratio­nen und ihren Groll. Die darauf folgenden Jahre erinnern mich an die Worte von Elisabeth von Barrett-Browning: »Von Tränen sind die Farben ganz vergangen.«1

Ich bezweifle nicht, dass meine Stiefmutter mit ihrer Härte einen Zweck erfüllte und dass es für mich eine Zeit des Lernens war. Wenn ich jetzt zurückblicke, komme ich mit der wahren Essenz ihrer Taten in Berührung und dieses Verstehen bringt Verzeihen. Doch als klei­nes Kind, abgeschnitten von Gefährtinnen, weinte ich jeden Abend heimlich in mein Kissen. Mein einziger Trost war, dass mein lieber Vater bald nach Hause kommen würde. Er vergaß niemals, mir gute Nacht zu sagen. Mein Schlafzimmer lag neben dem Esszimmer. Die Türen waren nur angelehnt, vielleicht eine Angewohnheit aus mei­ner Babyzeit.

Erwartungsvoll lag ich in meinem Bett. Ich konnte den Tisch mit der weiß schimmernden Tischdecke und dem leuchtenden Silber sehen. Das Kerzenlicht schimmerte warm durch die Weinkaraffe. Jeden Abend wurde dasselbe Ritual eingehalten. Mein Vater und meine Stiefmutter begannen das Nachtmahl um neunzehn Uhr und sprachen über die Begebenheiten des Tages. Gespannt beobachtete ich die Handbewegungen meines Vaters, wenn er die Birne schälte, die er immer zum Nachtisch aß. Ich wusste, dass nun der kostbare Moment näher kam und er mein Schlafzimmer betreten und mir (meine Tränen waren längst getrocknet) das letzte saftige Birnen­stückchen und einen Gutenachtkuss geben würde.

Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Arzt ins Haus geru­fen wurde. Vaters Wissensgebiet schien die Heilung zu sein, so wie das Haus die Hauptbeschäftigung meiner Stiefmutter war. Seit unse­rer frühesten Kindheit erkannte mein Vater alle Bedürfnisse und kümmerte sich um unsere verschiedenen Krankheiten. Ich war sehr anfällig für Angina. Einmal hatte ich Halsentzündung und weinte jämmerlich vor Schmerzen. An diesen Tag erinnere ich mich beson­ders lebhaft wegen des scharfen Geruchs von heißem Essig. Mein Vater faltete sorgfältig braunes Papier, goss Essig zwischen die Lagen, wickelte das Ganze in ein leinenes Taschentuch und stellte ein heißes Bügeleisen darauf. Dann wurde das Taschentuch vorsich­tig um meinen Hals gewickelt und am nächsten Morgen waren die Schmerzen abgeklungen. Jahre später fand ich die Erklärung für den Erfolg dieser Behandlung, die ihre Wurzeln in uraltem, überliefertem Wissen hatte. Das damals benutzte Packpapier war aus Holzbrei her­gestellt und enthielt noch die heilende Rinde und die Harze, die auch Basis vieler Salben waren. Durch Alkohol oder Säure wurden sie gelöst und durch Hitze freigesetzt. Im Gegensatz zu heute, wo Papier aus allem Möglichen recycled wird, konnte man damals noch die Holzfasern im Papier erkennen.

Die ganze Woche lang wartete ich atemlos auf das Wochenende, denn das war die Zeit, die kostbare Zeit, wenn mich mein geliebter Vater auf verschiedene Ausflüge mitnahm.

Die Männer dieser Zeit hatten einen strengen Tagesablauf und Vater war keine Ausnahme. Da er ein »Gewohnheitstier« war, wuss­te ich genau, wohin wir gehen würden und was der Tag mit sich brächte. Der erste Besuch an einem Samstagmorgen war gewöhn­lich der beim Friseur. Damals rasierte man mit einem Rasiermesser. Vater war ein gut aussehender Mann mit schönen, ausdrucksstar­ken, warmen braunen Augen, die die Menschen, mit denen er sprach, zu fixieren schienen. Es wurde von ihm gesagt, dass, wenn er jemanden ansah, zwei Kerzen auf dem Altar seiner Augen leuch­teten. Seine Hände waren nicht groß, jedoch von wunderbarer Form mit schönen Fingernägeln. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften und ging aufrecht. Mir wurde gesagt, dass er niemals auch nur ein Gramm zunahm, bis er fünfundachtzigjährig starb.

Sein Verhalten hatte etwas wahrhaft Königliches, doch war er trotzdem bescheiden und liebenswürdig. Ich hörte ihn niemals seine Stimme erheben, ein strenger Blick genügte. Er kleidete sich tadellos und war in allem anspruchsvoll und makellos sauber - ein Mann, der seinen Tempel in Ehren hielt. Wir Kinder liebten und respektierten ihn in höchstem Maße. Beim Friseur bekam Vater eine Rasur, heiße Handtücher und sehr oft einen Haarschnitt. Geduldig saß ich auf einer kleinen hölzernen Bank und ging völlig in dieser Vorführung auf; ich hielt den Atem an, wenn die heißen Handtücher sein Gesicht verdeckten und nur noch die rosa Spitze seiner Nase sichtbar war. Immer sorgte ich mich, er könne nicht atmen, und war erst beruhigt, wenn die Handtücher weggenommen wurden und sein unversehrtes Gesicht wieder zum Vorschein kam. Dann wurde seine Haut mit etwas abgerieben, das aussah wie ein Eiswürfel. Heute weiß ich, dass es Alaun war, der die Poren schließt und die Haut strafft. Alaun ist heute in vielen Lotionen mit adstringierender Wirkung zu finden.

Danach gingen wir in Vaters Club, wo ich es mir auf einem hohen Stuhl bequem machte und in die Obhut eines Pförtners oder Dieners gegeben wurde. Eine Tafel Nestlé-Schokolade wurde gekauft - damals gab es noch keine weiße Schokolade für Kinder - und das war ein...

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