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E-Book

Aus.Zeit.

Road Trip mit meinem inneren Schweinehund

AutorMonika Dukary
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783741217319
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Monika, die Autorin dieses Buchs ist Perfektionistin, Kontrollfreak und ein Angsthase. Nachdem sie 20 Jahre lang als überdurchschnittlich loyale Vollgas-Direktionsassistentin gearbeitet hatte, gönnt sie sich 2013 eine halbjährige Auszeit. 165 Tage. Völlig losgelöst vom Alltag und der gewohnten Umgebung, macht sich Klein-Moni (36!) alleine auf den Weg in die große weite Welt - welche bekanntlich in den USA liegt. Eine wahre Geschichte über die Überwindung von Ängsten, das Kämpfen gegen den inneren Schweinehund (Markus) und einer persönlicher Horizonterweiterung.

Die Schweizerin mit kroatischen Wurzeln lebt und arbeitet in Winterthur bei Zürich. Bereits zu Schulzeiten war Monika Dukary's Lieblingsfach 'Diktat' und offensichtlich entwickelte sich so ihre Leidenschaft zu Wörtern. Als langjährige Direktionsassistentin und diplomierte Betriebswirtschafterin, verhalf sie so manch einem Manager in der Chefetage zu fehlerfreiem Email-Versand und zu inspirierenden Reden.

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Leseprobe

22. Juni bis 20. Juli 2013

New Orleans


Etwa zwei Stunden vor New Orleans (aka NOLA) legte ich einen letzten Zwischenhalt ein: Oak Alley Plantation – «Vom Winde verweht» lässt grüßen! Ich muss gestehen, dieses typische Südstaaten-Herrenhaus sah auf Bildern viel pompöser und größer aus, aber schließlich waren die Menschen früher im Durchschnitt auch etwas kleiner.

Den Weg zum Haupteingang säumen 28 Eichen aus dem 18. Jahrhundert. So wollte der damalige Inhaber der Plantage seine Frau dazu bringen, aus der Stadt aufs Land zu ziehen. Dumm nur, dass er kurz darauf verstarb und seine Frau das ganze Erbe an die Wand gefahren hat – und zu allem Übel schlussendlich sogar wieder zurück in die Stadt zog. Nun denn, als ich diese geschichtsträchtige Allee unter den alten Eichen zum Haus entlangstolzierte, fühlte ich mich in der Tat wie auf Tara – hat mich im Haus dann aber leider niemand die Treppe hochgetragen …

Ich leistete mir eine interessante Führung (hallo Kultur?!) durch das Haus. Zum Abschluss wurde uns noch ein «Mint Julep» angeboten. Ich war sofort Feuer und Flamme, weil ich im Reiseführer schon darüber gelesen hatte – trinke man gern in den Südstaaten. Da ich mich nicht als planloser Touri outen wollte, griff ich blauäugig zu. Nun muss man natürlich wissen, dass ein Mint Julep folgende Komponenten beinhaltet: Pfefferminzsirup auf Eis, aber hauptsächlich und recht großzügig: erstklassiger Südstaaten-Bourbon. Im Weiteren muss man auch wissen, dass es mittlerweile Zeit fürs Mittagessen war, was mein leerer, verzweifelt knurrender Magen bereits anmeldete. Zudem betrug die Außentemperatur mindestens 40° C im Schatten bei einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent. Ja, man sieht es schon kommen – diese Faktoren trugen dazu bei, dass ich etwa eine halbe Stunde lang recht gut «beieinander» auf einer Parkbank unter den Eichen das Leben sehr lustig und unbeschwert empfand. Kann sein, dass ich mich mit einem Eichhörnchen unterhalten (auf Englisch, natürlich) oder einen Baum umarmt habe – wer weiß das noch so genau, mir ging es B-L-E-N-D-E-N-D! Bis mir kurz darauf speiübel wurde. Ja, so eng liegen Freud und Leid beieinander.

Nachdem die Alkoholtaubheit entschwand, machte sich schon ein mulmiges Gefühl bemerkbar, als ich in New Orleans (die Einheimischen sprechen es übrigens nicht Niuorliins aus, sondern Nuorlens!) einfuhr und mir das Navi anzeigte, dass mich knapp 30 Minuten von meiner neuen Unterkunft trennten. Ich konnte es nicht glauben, dass ich vier Wochen lang bei einer total fremden Person wohnen würde! Auf was hatte ich mich hier bloß eingelassen?! Auf L&F hat mich das Angebot von Danielle sofort angesprochen: Preis, Profil, Top-Bewertungen von allen bisherigen Gästen und nicht zuletzt die Fotos und Beschreibung von ihrem Zuhause. Danielle würde ich kurzum beschreiben als eine geschiedene Ü60erin mit eigener Kunstgalerie und zwei Hunden.

Wir hatten zuhause nie Haustiere (bis auf pflegeleichte Aquariumfische), und wann immer ich an Hunde dachte, hatte ich folgendes Bild vor Augen: kläffende, bärengroße Biester, überall Haare, Rumgeschleck, Bisswunden. Und selbstverständlich Berge von Hundekot. Und in New Orleans sollte (und wollte!) ich gleich für einen Monat mit ZWEI von diesen miefenden Geschöpfen ein Zuhause teilen. Ja, die Begeisterung so kurz vor dem Ziel hielt sich auch hier wieder in Grenzen.

Als ich dann dieser sympathischen und charismatischen Danielle tatsächlich und endlich gegenüberstand, war ich mir zuerst nicht sicher, ob sie einen Sprachfehler hatte. Es stellte sich später heraus, die redeten hier ALLE so langsam! Waren ja schließlich im «Big Easy», in den gemütlichen und gemächlichen Südstaaten. Zum Glück hatte ich anfangs die gute Danielle nicht gebeten, einen Zahn zuzulegen in ihrer Aussprache, da hätte ich mich ja echt zum Vollhorst gemacht …

Beim Kennenlernen der Hunde Porgie und Georgie musste ich Danielle zuerst meine Angst vor Hunden beichten. Und dass ich nun an dieser arbeiten wolle, sie mir mit den Hunden aber etwas «Angewöhnungszeit» geben sollte. Natürlich waren Porgie und Georgie extrem neugierig auf mich. Umgekehrt ja auch, aber noch traute ich mich nicht, hatte Angst, Hemmungen und zögerte dementsprechend, den ersten Schritt zu tun.

Mein neues Zuhause war toll! Ich hatte ein großes sauberes Zimmer und diesmal sogar ein Bad für mich allein. Das Haus war voller Kunstwerke und sehr geschmackvoll eingerichtet. Wäre ja tragisch, wenn es bei einer Galerie-Inhaberin nicht so wäre. Obwohl ich mich noch etwas «komisch» fühlte, war ich mir sicher, eine gute Wahl getroffen zu haben.

Gleich am ersten Abend habe ich Danielle zu einer Kinderparade begleitet. Ich fühlte mich anfangs etwas unbehaglich, aber wir trafen auf viele Bekannte von ihr. Mir fiel auf, dass Danielle in der Kunstszene wohl sehr bekannt sein musste. Später liefen wir noch an eine Voodoo-Taufe auf einer Brücke heran. Eine berühmte Voodoo-Priesterin hatte zu dieser Zelebrierung aufgerufen. Ein ähnliches Bild gibt eine Hare-Krishna-Tanzgemeinschaft am Flughafen ab …

Ich bemerkte auch in Dialogen mit anderen Einheimischen immer wieder, wie unangenehm ich mich in Gesprächspausen fühlte. Wieso habe ich immer den Drang, diese Pausen füllen zu müssen?!

Da Danielle ihre Arbeitstage jeweils zwischen neun und zehn Uhr begann, wurde es während meines Aufenthalts Usus, dass wir werktags um acht Uhr zusammen schwimmen gingen. Ja, acht Uhr morgens. In der Nähe gab es ein öffentliches Schwimmbad, welches wir kostenlos besuchen konnten. Von der Luft- und Wassertemperatur her war diese Zeit einfach perfekt. Meistens ging ich um neun Uhr wieder zurück ins Bett, nachdem Danielle zur Arbeit gefahren war, aber pssssssst!

Im French Quarter in New Orleans war ich praktisch jeden zweiten Tag. Es scheint, als gäbe es dort 24/7 Livemusik und gute Laune! Die Menschen – wie vermutlich überall «im Süden» – strahlten nur so vor Lebensfreude. Muss wohl am Überfluss an Vitamin D liegen.

Die berühmten Zimtschnecken (Cinnamon Rolls) hatte ich bei meinem letzten USA-Besuch vor circa 13 Jahren eher in Maßen anstatt im Maß genossen. Am 24.6.13 dann der Höhepunkt: WARME Cinnamon Rolls!! Ich wollte der Verkäuferin zuerst nicht glauben, als sie mir die geliebten Zimtschnecken warm andrehen wollte, aber danach hatte ich bei Gott selbst dieses strahlende Dauergrinsen – wie eine richtige Einheimische! Weshalb denken wir immer, dass wir viel Materielles benötigen, um glücklich zu sein? Dabei braucht es nur einen ordentlichen Zuckerschub, Leute!!

Nein, ich habe mich nicht nur von Zucker ernährt. Speziell in den Südstaaten gibt es eine hervorragende Cajun-Küche (Shrimp-Gumbo, Jambalaya, Bisque, Crawfish étouffée etc.)! Dadurch, dass ich nicht im Hotel wohnte und die Küche von Danielle mitbenützen durfte, war ich regelmäßig im Supermarkt und habe mich auf frische, einheimische Food-Experimente eingelassen. Ja, es gibt tatsächlich alle paar Meter einen Fastfood-Laden, aber der macht erstens nicht langfristig satt und ist auch verhältnismäßig teuer. Ich war aber sehr oft auch allein (mit den Hunden) zuhause. Manchmal, weil mir so ein Monsunregen einen Strich durch die Tagesplanung machte, manchmal aber auch, weil es draußen so unerträglich heiß UND schwül war, dass ich mich einfach nicht aufraffen konnte. Nach und nach konnte ich mich auch mit den Hunden anfreunden, so, dass es mir auch nichts ausmachte, tagsüber einbis zweimal die Hunde rauszulassen. Who let the dogs out? Me, me, me, me!

Nach Texas hagelte es auch in NOLA regelmäßig Komplimente. Kein Wunder sind die Amis manchmal so abgehoben! Siehst du was Schönes, teilst du es mit. Sofort und direkt. Ganz einfach. Für meinen Namen (!) erhielt ich sogar mal an einem Tag gleich zwei Komplimente, war schon fast peinlich. Für mein Ich-wirf-mir-schnell-was-über-Sommerkleid (15.95 $) erntete ich nicht nur anerkennende Blicke der Männer, vor allem die Frauen scheuten sich keine Sekunde, mein Sommerkleid in höchsten Tönen zu loben. Was für ein unbekanntes, aber recht geiles Gefühl für einen Selbstkritiker!

Ich bin immer allein unterwegs. Manchmal stört mich das, aber ich habe ja noch Zeit. Ist nur schon mit Danielle etwas einfacher mittlerweile. Ist vermutlich auch eine Geldsache. Möchte so wenig wie möglich ausgeben und deshalb bleibe ich gern zuhause.

Trotz neuem Netflix-Abonnement schaffte es die gute Danielle, mich ab und zu mal vom Internet wegzureißen. Mittlerweile kennt man Netflix ja auch in unseren Breitengraden. Das ist einfach gesagt eine Plattform, wo man Filme und Serien schauen kann. Zuerst einen Monat kostenlos zur Probe, danach kostet es circa 8 $, wenn ich mich nicht irre. Ich kann jetzt nicht mehr nachvollziehen, was mich dazu bewegt hatte (Langeweile?), aber ich löste ein monatliches Abo und netflixte ständig. Na ja, besser als rausgehen und Geld ausgeben, oder …? Gäbe es eine Auszeichnung für den treusten Netflix-Fan, ginge...

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