Bahn frei für Topfpflanzen
GÄRTNERN IST NUR WAS FÜR GROSSGRUNDBESITZER? VON WEGEN! OB AUF DEM BALKON, DER DACHTERRASSE ODER IM HINTERHOF: PLATZ FÜR BUNTE BLÜTEN, NASCHOBST UND LECKERES GEMÜSE IST AUCH MITTEN IN DER STADT – UND ZWAR AUF ALLEN ETAGEN. WOZU NOCH LANGE WARTEN? JETZT HEISST ES TÜR AUF, HANDSCHUHE AN UND EINFACH LOSGEGÄRTNERT!
Begrenzter Platz – grenzenloses Glück
Grau raus, bunt rein: Mit leuchtenden Blüten, jungem Gemüse und frechen Früchtchen sind Balkone, Dachterrassen und Hinterhöfe für manche Überraschung gut. Nix wie ran an Töpfe, Kisten und Kästen!
Balkone sind eine tolle Erfindung – und vielseitig nutzbar, wie ein Blick aus dem Fenster beweist: Sie bieten Platz für den Wäscheständer und leere Getränkekisten, dienen als Outdoor-Kühlschrank und Rauchertreff für die WG-Party und auf einigen verwegenen Exemplaren finden sich sogar Balkonkästen mit roten Geranien. So weit, so gut. Aber geht da nicht doch noch ein bisschen mehr?
Und ob! Ob Sie von knackigem Salat aus eigenem Anbau träumen oder von einem kleinen Zen-Gärtchen, ob Sie exotische Blüten lieben oder gern herrlich süße Beeren naschen möchten – es braucht gar nicht viel, um langweilige Betonschalen oder kaum genutzte Dachterrassen in Miniaturoasen zu verwandeln. Und auch aus vielen Hinterhöfen lässt sich schnell mehr zaubern als ein Abstellplatz für Fahrräder.
Frischer geht’s nicht: Selbst gezogenes Gemüse schmeckt am besten und macht nicht nur auf dem Teller was her.
Herrscher über die Töpfe
Die meisten Stadtoasen mögen zwar nur wenige Quadratmeter groß sein, doch im Vergleich zu großen Gärten haben sie einen entscheidenden Vorteil: Die anfallende Arbeit ist überschaubar und der Freizeitwert somit umso höher. Rasenmähen entfällt ohnehin, Unkräuter verirren sich nur in seltenen Fällen in den vierten Stock und Sie können jederzeit neu entscheiden, über wie viele Töpfe und Kästen Sie in Ihrem grünen Reich regieren wollen. Kurzum: Der Balkon ist auch für Gartenanfänger und Menschen mit wenig Zeit super geeignet, um auf Tuchfühlung mit der Natur zu gehen.
Aber Vorsicht, es herrscht Suchtgefahr! Wer einmal erlebt hat, wie aus einem Samenkorn eine strahlend schöne Sonnenblume heranwächst, wer einmal den unvergleichlichen Geschmack sonnenwarmer Tomaten gekostet hat, der kommt vom Gärtnern so schnell nicht wieder los. Seien Sie sich außerdem darüber bewusst, dass Sie sich fortan in der Rolle des Verführers befinden: Der farbenfrohe Mix aus duftenden Kräutern und blühenden Zierpflanzen, Naschobst und aromatischem Gemüse löst bei Besuchern nicht selten einen starken Haben-wollen-Reflex aus und treibt sie direkt in die Gärtnereien und Gartencenter. Halten Sie also zumindest immer ein paar Samentütchen als Starterpack für Ihre Freunde parat.
Wer ein bisschen Angst vor der eigenen Courage hat, kann beruhigt sein: Niemand wird mit einem grünen Daumen geboren. Eine zarte Grünfärbung stellt sich aber schon nach wenigen Aussaat- und Pflanzaktionen ganz von selbst ein. Wer neugierig an die Sache herangeht und sich Schritt für Schritt vorwärtstastet, dem gelingt auch ohne großen Aufwand erstaunlich viel. Und selbst wenn einmal etwas nicht auf Anhieb klappt – Ausnahmen bestätigen schließlich nur die Regel und aus solchen Fällen kann man immer noch fürs nächste Mal lernen.
Weil man aber nicht jeden Fehler selbst machen muss, gibt es in diesem Buch viele Tipps und kleine Projekte, die für rasche Erfolgserlebnisse sorgen. Eine Best-of-Reihe stellt einige der beliebtesten und pflegeleichtesten Pflanzen von Gemüse über Zwiebelblumen bis zu Kübelpflanzen vor, natürlich mit den wichtigsten Pflegetipps. Und unter dem Stichwort »Gut sortiert« lernen Sie Pflanzenarten und -gruppen kennen, die aufgrund ihrer herrlichen Vielfalt eine echte Sammelwut auslösen können. Übrigens: Im ganzen Buch zeigen Symbole rechts oben auf den Seiten, ob gerade Gemüse und Co., Zierpflanzen oder allgemeine Arbeiten im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Genug geplaudert? Dann legen wir los!
Sommerblumen, Stauden und Kübelpflanzen verwandeln Balkone, Terrassen und Hinterhöfe in blühende Oasen
Freunde fürs Leben: Jung, grün, sexy sucht …
Viele Pflanzen sehen nicht nur blendend aus, das Zusammenleben mit ihnen gestaltet sich meist auch ziemlich harmonisch. Grund genug, ihre bescheidenen Bedürfnisse zu erfüllen.
Kühler Schatten, Morgen- oder Abendsonne oder doch Südlage und dafür häufiger gießen: Überlegen Sie vor der Wohnungssuche, was Ihr Freiluftwohnzimmer bieten soll.
Wer bringt den Müll raus? Warum ist der Abwasch noch nicht gemacht? Und wer hat schon wieder die Zahnpasta offen gelassen?! All diese Diskussionen kann man sich mit grünen Mitbewohnern sparen. Pflanzen sind duldsame Wesen, geben keine Widerworte und bedanken sich bei guter Behandlung mit üppiger Blütenfülle, attraktivem Blattschmuck oder leckeren Früchten. Die Sache hat nur einen Haken: Sie bleiben auch dann stumm, wenn ein paar Informationen ganz hilfreich wären. Und so stellt sich die Frage: Was brauchen Pflanzen zum Leben?
Die Sonnenblume trägt ihre Vorliebe in Sachen Licht schon im Namen.
Lebensraum Topf
In der Natur scheinen Pflanzen von ganz alleine zu wachsen, einige sogar an so extremen Standorten wie der Wüste oder im Wasser. Was soll also das ganze Gerede von Erde, Dünger und Bewässerung? Dazu muss man zweierlei wissen. Zum einen funktioniert in der Natur alles in Kreisläufen. Aus in der Luft enthaltenem Kohlendioxid und Wasser, in dem Nährsalze gelöst sind, stellen die Pflanzen unter Zuhilfenahme von Lichtenergie Blattmasse, Blüten und Früchte her. Fallen diese Blätter, Blüten oder Früchte zu Boden, entsteht daraus nährstoffreicher Humus, der ihnen und anderen Pflanzen als Nahrungsgrundlage zur Verfügung steht. Ein perfektes System. Zum anderen gibt es bei Pflanzen wie bei Menschen unterschiedliche Charaktere: Während sich einige Exemplare zwischen Haufen getragener Socken und alten Pizzaschachteln pudelwohl fühlen, bekommen andere schon beim Gedanken daran eine Gänsehaut. Oder anders gesagt: Eine Seerose hat in der Wüste genauso große Überlebenschancen wie ein Kaktus, den man ins Wasser wirft.
Vor diesem Hintergrund haben Topfpflanzen allerdings ein doppeltes Problem. Erstens können sie sich nicht aussuchen, wo sie wachsen: Sie werden meist spontan nach ihrem Aussehen gekauft, mit nach Hause genommen und haben am dort zugewiesenen Platz gefälligst glücklich zu sein. Auf diese Weise findet sich ein Feuchtigkeit liebender Schattenspezialist mitunter in der prallen Sonne eines Südbalkons wieder und ein sonnenhungriges Gewächs wie der Thymian vegetiert im Schatten vor sich hin. Zweitens ist bei Topfpflanzen der ökologische Kreislauf unterbrochen: Alte Blätter fallen in der Regel neben den Topf, Blüten landen ebenfalls dort oder werden für die Vase abgeschnitten und Früchte verbessern zwar das Nahrungsangebot des Gärtners, stehen somit aber ebenfalls nicht als Humusgrundlage zur Verfügung. Die Folge: Irgendwann hat die Pflanze alle Nährstoffe aus der Topferde gezogen – die Speisekammer ist leer. Der Gärtner übernimmt es deshalb, sie mithilfe von Dünger wieder aufzufüllen.
Die gute Nachricht: Gerade weil die Natur so viele Spezialisten hervorgebracht hat, findet sich für jeden Platz die passende Art – und am richtigen Platz sind die meisten Pflanzen pflegeleicht. Überlegen Sie sich vor dem Pflanzenkauf also, was für Bedingungen auf Ihrem Balkon, der Dachterrasse oder im Hinterhof vorherrschen und wie viel Zeit Sie für die Bewässerung aufbringen wollen. Dann können Sie gezielt nach geeigneten Pflanzen Ausschau halten oder sich in der Gärtnerei Arten empfehlen lassen. So vorbereitet ist der Erfolg nahezu garantiert.
Tomaten brauchen im Gegensatz zu vielen Kräutern regelmäßig Dünger.
Im Schatten hält sich Feuchtigkeit länger und Sie müssen seltener gießen.
Pflanzgefäße – super-easy
Kühlschrank, Kleiderschrank, Sperrmüll: Wer preisgünstige Gefäße zum Bepflanzen sucht, wird an den unterschiedlichsten Stellen fündig. Lassen Sie Ihrer Lust am Improvisieren freien Lauf!
Drei-Zimmer-Küche-Bad, aber bitte mit ausfahrbarem Vordach – so anspruchsvoll wie manche Camper sind Pflanzen zum Glück nicht. Für die Aussaat (>) reichen Joghurtbecher oder Eierkartons allemal, Salat fühlt sich auch in einer Obstkiste oder einer ausrangierten Schublade wohl und Blumen verwandeln alte Schuhe in kleine Kunstwerke. Tiefwurzler wie Rosen hingegen lieben Beinfreiheit und brauchen deutlich größere und vor allem höhere Gefäße. Damit sich Rosen wohlfühlen, sollte der Topf mindestens 40 cm tief sein. Generell hat ein großes Pflanzgefäß auch im Hinblick auf die Pflege entscheidende Vorteile. Es passt nämlich mehr Erde hinein und die wiederum wirkt wie ein Wasserspeicher und spart manchen Gießgang. Pflanzen in großen Gefäßen oder in Hochbeeten (>) überstehen zudem Minusgrade besser, da die umgebende Erde wie eine Schutzschicht wirkt.
Ein Topf für alle Fälle
Wichtig ist ein Wasserabzugsloch am Boden, sonst droht Staunässe – nicht gut, das gibt bei Pflanzen zwar keine Schrumpelfinger, lässt aber die Wurzeln faulen. Wo ein Wasserabzug fehlt, bohren Sie einfach selbst ein paar Löcher in den Topf, am besten mit 1–2 cm Durchmesser, damit nichts verstopft. Ebenfalls einen Gedanken wert ist das Gefäßmaterial. Ton- oder...