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E-Book

Beratung schwangerer Frauen

Interprofessionelle Zusammenarbeit bei Pränataldiagnostik

VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783170238862
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
An der Beratung der schwangeren Frau sind häufig unterschiedliche Professionen beteiligt. Insbesondere dann, wenn Auffälligkeiten beim ungeborenen Kind festgestellt werden. Um eine den Bedürfnissen der Schwangeren angepasste Beratung sicherzustellen und den Forderungen des Gesetzgebers nachzukommen, ist eine bessere Kooperation zwischen der ärztlichen Schwangerenbetreuung und psychosozialer Beratung notwendig. In diesem Buch stellen Experten ihre Erkenntnisse und Erfahrungen multiprofessioneller Kooperationen dar, um diejenigen zu unterstützen, die an einem Aufbau von interdisziplinären Netzwerken in der Schwangerenberatung interessiert sind.

Dr. P.H. Dipl. Biol. Christa Wewetzer, wissenschaftliche Referentin am Zentrum für Gesundheitsethik Hannover. Dipl. Soz. Arb., Dipl. Diakoniewissenschaftl. Marlis Winkler, Referentin und Fachberaterin für Schwangerenberatung im Diakonischen Werk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.

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Zu diesem Buch


An der Betreuung der schwangeren Frau sind häufig unterschiedliche Professionen beteiligt, insbesondere dann, wenn bei einer Vorsorgeuntersuchung Auffälligkeiten beim ungeborenen Kind festgestellt werden. Die schwangere Frau bzw. das Paar ist in diesem Fall mit einer Fülle medizinischer Informationen konfrontiert, die nicht selten zu einer hohen emotionalen Belastung und Verunsicherung führt. Um sie in dieser Situation bei Entscheidungen über das weitere Vorgehen zu unterstützen, stehen ihr neben der ärztlichen Beratung weitere nichtmedizinische Beratungsangebote zur Verfügung. Diese werden jedoch kaum in Anspruch genommen. Eine mögliche Ursache besteht darin, dass die Schwangerschaftsvorsorge und -beratung wie viele andere Bereiche der Gesundheitsversorgung durch eine ausgeprägte Sektoralisierung medizinischer und nichtmedizinischer Betreuungs- und Beratungsangebote gekennzeichnet sind. Diese strukturelle Gegebenheit könnte dazu beitragen, dass die schwangere Frau bzw. das Paar in Krisensituationen das Angebot einer psychosozialen Beratung häufig nicht wahrnimmt, obwohl diejenigen, die eine solche Beratung in Anspruch genommen haben, diese als hilfreich und positiv bewerten. Es wird daher von verschiedenen Seiten die Zusammenarbeit aller in der Schwangerenbetreuung tätigen Professionen empfohlen, um Versorgung und Beratung im angemessenen zeitlichen Rahmen und an den unterschiedlichen Bedürfnissen der schwangeren Frau orientiert anbieten zu können. Verstärkt wird die Forderung nach einer besseren berufsübergreifenden Kooperation durch das Gendiagnostik-Gesetz (GenDG) und vor allem das Schwangerschaftskonfliktgesetz (§ 2a SchwKG). Sie implizieren eine Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen, insbesondere von medizinischer Betreuung und psychosozialer Beratung und Begleitung. Dennoch stehen unterschiedliche Hindernisse einer Vernetzung der verschiedenen Berufsgruppen häufig im Wege. Werden die Ursachen hierfür den Beteiligten nicht genügend transparent, führen nicht selten Missverständnisse und Frustration zu einem Rückzug oder einer Ablehnung interprofessioneller Kooperationsbeziehungen.

Das vorliegende Buch ist das Ergebnis eines Projekts, das darin bestand, Erfahrungen und mögliche Probleme der Kooperation und Vernetzung aus der Perspektive von Experten zu betrachten, die nicht in die Betreuung und Beratung schwangerer Frauen involviert sind, sich jedoch wissenschaftlich und praktisch mit Fragen multiprofessioneller Vernetzung beschäftigen. Dazu wurde ein Austausch zwischen den in der Praxis der Beratung schwangerer Frauen tätigen Professionen mit Wissenschaftlern aus der Vernetzungsforschung – also Organisationspsychologie, Kommunikationsforschung, Professionssoziologie, Sozialforschung, Medizinrecht bzw. Medizinethik – organisiert. Ziel des Projekts war, die Erkenntnisse der Vernetzungsforschung in Bezug zu den Erfahrungen der Experten aus der Schwangerenberatung zu setzen und für Kooperationen in diesem Bereich nutzbar zu machen. Dazu wurden 1.) Beispiele aus der medizinischen und psychosozialen Schwangerenbetreuung und -beratung vorgestellt und aus der Perspektive der verschiedenen wissenschaftlichen Experten analysiert, 2.) die Einflüsse verschiedener Rahmenbedingungen auf die Bildung und Pflege von Netzwerken der an der Schwangerenberatung beteiligten Professionen und Organisationen diskutiert und 3.) Erkenntnisse der wissenschaftlichen Kooperationsforschung in Beziehung zur Beratungspraxis schwangerer Frauen gesetzt. Die eingebrachten Erfahrungen und die bei den Diskussionen gewonnenen Erkenntnisse sind wesentlich in die Beiträge dieses Buches eingeflossen. Sie sollen diejenigen unterstützen, die eine Vernetzung ihrer Fachkompetenzen im Sinne einer an den Bedürfnissen der Schwangeren orientierten Beratung anstreben.

In Kap. 1 gibt Christa Wewetzer einen Überblick über den Beratungsbedarf, der sich aus Sicht der medizinischen und psychosozialen Betreuung schwangerer Frauen im Zusammenhang mit den verschiedenen Untersuchungen des Embryos bzw. Feten im Verlauf der Schwangerschaft ergeben kann. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Schnittstellen zwischen ärztlicher und psychosozialer Beratung. Deren Vernetzung bzw. Kooperation könnte dazu beitragen, den Erwartungen der schwangeren Frau an eine umfassende Beratung besser gerecht zu werden.

Der Gesetzgeber hat mit der Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes (SchKG) und der Verabschiedung des Gendiagnostikgesetzes (GenDG) die interdisziplinäre und multiprofessionelle Beratung gesetzlich verankert. Anne Rummer benennt in Kap. 2 zunächst die Entscheidungssituationen, in denen der Gesetzgeber eine umfassende Beratung schwangerer Frauen fordert, und untersucht, warum die Beratung als ein so wichtiges Element in diesen Situationen angesehen wird. Anschließend erläutert sie die gesetzlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit von Ärzten und Psychosozialen Beratungsstellen. Mit ausgewählten Studienergebnissen zeigt sie schließlich, wie die gesetzlichen Vorgaben in die Praxis umgesetzt werden.

Die Kap. 3, 4 und 5 beschäftigen sich mit Fragen der Vernetzung aus wissenschaftlicher Perspektive.

Angesichts einer immer stärkeren Ausdifferenzierung von Disziplinen, Professionen und Versorgungsformen wird Kooperation, ebenso wie Koordination und Vernetzung, immer mehr auch zu einer eigenständigen fachlichen und organisatorischen Aufgabe. Karl Kälble thematisiert vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage aus einer wissenschafts- und berufssoziologischen Perspektive verschiedene Erscheinungsformen sowie Möglichkeiten und Grenzen interprofessioneller bzw. interdisziplinärer Kooperation. Er beschreibt die Initiierung und Arbeit in Kooperationsbeziehungen als durchaus steinigen Prozess und gibt u. a. Handlungsempfehlungen für den erfolgreichen Aufbau einer Kooperation.

Im Rahmen der Forschungsprojekte von Henning Staar zur Organisation und Steuerung von Kooperationen unter anderem in der Gesundheitswirtschaft hat sich die »Verbindlichkeit« als wesentlicher Schlüsselfaktor für den Erfolg multiprofessioneller Zusammenarbeit herausgestellt. Diese Erkenntnisse überträgt er auf die Kooperation zwischen Ärzten und Psychosozialen Beratungsstellen bei der Beratung schwangerer Frauen.

Spezielle Erfahrungen für den Bereich der Versorgung schwangerer Frauen liegen aus einem Modellprojekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Implementierung Interprofessioneller Qualitätszirkel (IQZ) vor. Ottomar Bahrs stellt dar, welchen Beitrag sie für die Versorgungsqualität schwangerer Frauen leisten können und benennt u. a. Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung.

Die Beratung im Zusammenhang mit einer Pränataldiagnostik erfordert unterschiedliche Kompetenzen, z. B. verständliche Vermittlung medizinischer Sachverhalte, Intervention bei emotionalen Krisen aufgrund eines Befunds oder die Unterstützung bei Entscheidungen, die sich auf das zukünftige Leben des Paares auswirken. Jürgen Kasper und Daniela Reitz beschäftigen sich mit der Frage, wodurch die Beratungsqualität in diesen Bereichen gekennzeichnet ist ( Kap. 6). Sie stellen in ihrem Beitrag eine Methode zur Messung von Beratungsqualität – Qualität im Sinne professionsspezifischer Kompetenzen – vor. Am Beispiel einer Fallstudie wurden Kompetenzprofile der an der Beratung beteiligten Professionen – Pränatalmediziner, Hebamme, psychosoziale Beraterin – erstellt. Diese wiesen in einigen Bereichen Gemeinsamkeiten auf. Demgegenüber ergaben sich z. B. in Bezug auf die Häufigkeit der aktiven Gesprächsbeteiligung der Patientin Unterschiede zwischen der ärztlichen und der nichtärztlichen Beratung.

Fülop Scheibler, Susanne Müller und Jürgen Kasper stellen in ihrem Beitrag eine Studie zur Qualität und Wirksamkeit verschiedener Informationsformen über vorgeburtliche Untersuchungen vor ( Kap. 7). Vorbereitende oder begleitende schriftliche und visuelle Informationen können die Kommunikation zwischen den Beteiligten – den unterschiedlichen Professionen und der schwangeren Frau bzw. dem Paar – fördern. Darüber hinaus kann die gemeinsame Arbeit der unterschiedlichen Akteure eines Netzwerks an einer Entscheidungshilfe zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Verständnis der jeweils anderen Perspektive beitragen.

Die folgenden Beiträge vermitteln Erfahrungen der an der Beratung beteiligten Professionen.

Robin Schwerdtfeger beschreibt die Komplexität der Beratung bei Pränataldiagnostik und die umfangreichen Anforderungen, die sich für den niedergelassenen Pränatalmediziner aus den gesetzlichen Regelungen der Beratung ergeben ( Kap. 8). Eine Vernetzung mit nichtmedizinischen Beratungsangeboten ist für eine umfassende Beratung unerlässlich, erfordert jedoch von allen Beteiligten eine hohe persönliche Motivation, da es an Ressourcen für den...

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