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E-Book

Berühmte Frauen der Weltgeschichte

Vollständige Ausgabe

AutorGertrude Aretz
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl319 Seiten
ISBN9783744833714
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
In Berühmte Frauen der Weltgeschichte präsentiert die Historikerin Gertrude Aretz auf unterhaltsame Art und Weise die Lebensläufe starker Frauen, die Geschichte geschrieben haben. Die kurzweiligen Portraits des Bestsellers enthalten alle wichtigen Daten und Informationen. Gertrude Aretz konzentriert sich auf das Wesentliche. Sie stellt die wichtigsten historischen und psychologischen Zusammenhänge dar. Dadurch bleibt die Spannung beim Lesen stets erhalten. Im Mittelpunkt des Werkes Berühmte Frauen der Weltgeschichte stehen Persönlichkeiten wie die Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi), Katharina die Große, die Herzogin von Orleans und Lady Hamilton. Das Gesamtbild vom geschichtlichen Wirken starker Frauen wird abgerundet durch einige Biographien, die nicht jeder kennt. Folgende Portraits sind enthalten: Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi) Katharina die Große, Zarin von Russland Herzogin von Orleans Letizia Bonaparte Lady Hamilton Lola Montez Liselotte von der Pfalz Marquise von Pompadour Juliette Recamier Germaine von Stael-Holstein Königin Luise von Preußen Über die Autorin: Die Historikerin Gertrude Aretz lebte von 1889 bis 1938. Ihre bekanntesten Werke behandeln die Lebensläufe berühmter Persönlichkeiten der Geschichte. Das Buch über Berühmte Frauen der Weltgeschichte ist Gertrude Aretz bekanntestes Werk und wurde zu einem Bestseller.

Die Historikerin Gertrude Aretz lebte von 1889 bis 1938. Ihre bekanntesten Werke behandeln die Lebensläufe berühmter Persönlichkeiten der Geschichte. Das Buch über Berühmte Frauen der Weltgeschichte ist Gertrude Aretz bekanntestes Werk.

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Leseprobe

Die Marquise von Pompadour


Die Herrschaft der Marquise von Pompadour ist das goldene Zeitalter der schönen Künste in Frankreich. Wie keine zweite ihres Geschlechtes hat sie die Kunst des 18. Jahrhunderts gefördert und beschützt. Sie liebte sie in wirklich reiner Liebe, so wie der Künstler wünscht, dass man seine Werke liebt. Sie heuchelte nicht, wie so viele Fürsten und mehr noch viele Frauen in ihrer Lage, ein wenig Kunstverständnis, weil das nun einmal zum guten Ton und zu einer derartig bevorzugten Stellung gehörte, sondern sie besaß einen wirklich feinen, schöpferisch wirkenden Geschmack, der mit einer überaus fruchtbaren Phantasie und einem sogar mehr als mittelmäßigen Talent Hand in Hand ging. Ihre ganze Persönlichkeit trug auch äußerlich den Stempel des zierlichen Rokoko, das diesem Zeitalter den Namen gegeben hat.

Die Tätigkeit der Marquise auf künstlerischem Gebiet ist eine ungeheure. Vor allem überrascht dabei die erstaunliche Vielseitigkeit dieser Frau. Sie, die Mätresse, Schauspielerin und Staatsmann in einer Person war, vereinigte in ihrem schwachen, zarten, kränklichen Körper auch noch die Kraft künstlerischen Schaffens. Alles, was sie umgab, ihre Schlösser, die Gärten, ihre Möbel, ihre Kleider, bis hinab zum kleinsten und unscheinbarsten Gegenstand, trug den Stempel ihrer Eigenart, ihres ureigenen Empfindens und Erfindens. Ihre ganze Umgebung musste zu einem einzigen großen Kunstwerk gestaltet werden. So führte die geniale Frau also bereits das aus, was die moderne Zeit in breiterem Masse erstrebt, nämlich die Umgebung des Menschen so zu verschönen, dass jeder Gegenstand, den er gebraucht, ein Kunstwerk an sich darstellt. Bereits im 18. Jahrhundert zeigte diese große Errungenschaft dieselbe Wirkung, die sie auch in unserer Zeit hervorgerufen hat: sie führte einen großen Aufschwung in den Künsten und im Kunstgewerbe herbei. Und das war nicht zum kleinsten das Verdienst der Marquise von Pompadour.

Aber dieses Mäzenatentum, das sie so hoch erhebt über alle Frauen, die sich in gleicher Lage wie sie befanden, hatte auch seine Schattenseiten. Ihr Kunstbedürfnis war gleichbedeutend mit einem unersättlichen Luxusbedürfnis und einer ungeheuren Verschwendungssucht. Während das französische Volk Hunger litt, verfügte die Geliebte des Königs über Millionen, um immer neue Schlösser, neue Gebäude, neue Kunstwerke erstehen zu lassen, oft auch nur, um eine kostspielige Künstlerlaune zu befriedigen. Und doch unterschied sie sich wesentlich von anderen verschwenderischen königlichen Mätressen. Sie gab das Geld nicht nur für ihre Launen aus. Die Millionen flossen nicht nur für ihre Kleider und Juwelen durch ihre Hände, wie es im Allgemeinen bei Favoritinnen der Fall ist. Madame de Pompadour hatte bei alledem die Kunst und den Fortschritt im Auge. Sie baute künstlerisch wertvolle Schlösser, sie legte große, herrliche Parks an, sie kaufte Kunstgegenstände aller Art: Gemälde, Statuen, kostbare Vasen, Kameen, Stiche, wertvolle und seltene Bücher, alte Werke der Buchdruckerkunst, Handschriften und seltene Funde aller Kulturen. Sie war eine fleißige Sammlerin, und Frankreich verdankt dieser Neigung und diesem oft maßlos erscheinenden Sammeleifer einen großen Teil seiner Kunstschätze.

Am Ende des Waldes von Sénart, wo die Seine so breit fließt, dass sie die Häuser des Dorfes Corbeil umspült, lag das schöne Schloss Etioles. Es war ein geschmackvoller Renaissancebau, im Innern mit dem raffinierten Luxus des 18. Jahrhunderts ausgestattet. Charles Guilleaume Lenormand war der glückliche Besitzer. Er hatte den Vorteil, der Neffe eines nicht nur reichen, sondern auch sehr kunstverständigen Mannes zu sein, der ihm diesen reizenden Familiensitz schenkte. Der alte Herr Lenormand de Turneheim war als königlicher Generalpächter der Steuern unter Ludwig XIV. eine ziemlich einflussreiche Persönlichkeit gewesen, und von diesem Ruhm ging auch ein wenig auf den Neffen über.

Aber nicht nur in dieser Hinsicht war Lenormand der Erbe und Nachfolger des alten Herrn. Dieser übertrug auch auf ihn den guten Geschmack als Kunstliebhaber und Kunstkenner. Lenormands Haus war jederzeit der Sammelpunkt vieler bedeutender Männer und Frauen, Künstler und Schöngeister. Voltaire, Montesquieu, der geistreiche Abbé de Bernis, Maupertuis, Cahusac und andere waren tägliche Gäste im Schloss Etioles, in dem eine der reizendsten und anziehendsten Frauen Frankreichs die Honneurs machte: Jeanne Antoinette Poisson, die spätere Marquise von Pompadour, war die Schlossherrin.

Über ihrer Herkunft lagen dunkle Schatten. Ihre Mutter war die Geliebte des älteren Lenormand de Turneheim, der in der Wahl dieser Frau allerdings keinen guten Geschmack bewies. Frau Poisson, obwohl äußerlich eine schöne, ja sogar schönere Frau als später ihre Tochter, besaß einen sehr alltäglichen Charakter. Sie war eine vulgäre Person ohne jeden sittlichen Halt, die ihrem ebenso gewöhnlichen als brutalen Mann, Jean Baptiste Poisson, in nichts nachstand. Poisson war ein Zyniker, Trunkenbold, ein halber Verbrecher. Die Legende will, dass er von Beruf Fleischer gewesen sei. In Wirklichkeit war er nur Angestellter bei den großen Heereslieferanten, den Gebrüdern Pâris. Diese Firma wurde beim Regierungsantritt Ludwigs XV. mit vielen anderen Lebensmittelfabrikanten, die sich auf unredliche Weise ein Vermögen verdient hatten, vor Gericht gestellt. Da die Brüder Pâris jedoch sehr einflussreich waren und hohe Protektion genossen, konnten sie nicht persönlich bestraft werden. Man hielt sich daher an ihren ersten Angestellten Poisson, der, wie seine Prinzipale, vieles auf dem Gewissen hatte. Außerdem schwebte ein Prozess wegen eines Sittlichkeitsverbrechens gegen ihn, und er wurde schließlich zum Tode durch den Strang verurteilt. Seine hohen Helfershelfer hatten ihm jedoch rechtzeitig zur Flucht nach Deutschland verholfen, und so lebte er dort ungestört und in Frieden.

1721 gab Madame Poisson einem Mädchen das Leben, das sie Jeanne Antoinette nannte. Herr Lenormand de Turneheim bekannte sich zwar nicht öffentlich zur Vaterschaft dieses Kindes, ließ ihm aber die sorgfältigste Erziehung angedeihen und es im größten Luxus aufwachsen. Besonders frühzeitig wurde das kleine Mädchen in alle Künste der Koketterie eingeweiht. Man lehrte es alle Vorzüge zu gebrauchen und ins beste Licht zu stellen.

Einer der glühendsten Verehrer des herangewachsenen Mädchens war der Neffe des alten Herrn von Turneheim, der vierundzwanzigjährige Charles Guilleaume Lenormand. Jeanne Antoinette war eben fünfzehn Jahre alt geworden, als die Heirat zwischen ihr und dem jungen Mann von ihrer Mutter und Turneheim zustande gebracht wurde. Der Gatte hatte äußerlich nichts Verführerisches an sich. Er war klein und schlecht gewachsen, sein Gesicht eher hässlich als hübsch. Aber er war eine glänzende Partie für das junge Mädchen. Sein reicher Onkel gab ihm als Mitgift die Hälfte seines Vermögens und das Schloss Etioles zum Wohnsitz. Dass er ein herzensguter Mensch war und vor allem ein Ehrenmann, spielte für die Poissons weiter keine Rolle.

So wurde Jeanne Antoinette Poisson Madame Lenormand d'Etioles, ohne dass man sie um ihre Meinung gefragt hätte. Sie kümmerte sich auch gar nicht viel um diese Angelegenheit ihres Lebens. Von Natur aus schien sie ein kalter, egoistischer Charakter zu sein, dem Vergnügen, Luxus, Reichtum mehr galten als seelisches Glück. Sie kannte weder Leidenschaft noch Liebe. Ihr Gatte liebte sie zärtlich und vergötterte sie. Sie selbst hatte ihm weiter nichts zu geben als ihre äußere Schönheit, ihre junge Person, die seine Salons mit dem ihr eigenen Zauber erfüllte. Merkwürdigerweise war Herr von Etioles trotz so vieler Reize seiner Gattin nicht eifersüchtig. Er ließ ihr alle Freiheit. Sehr oft war er abwesend, sie aber nahm ohne Verlegenheit oder Ängstlichkeit von ihrer Rolle als Schlossherrin Besitz. Stets war sie der anziehende Mittelpunkt ihrer Gesellschaft, die sich aus den bedeutendsten Geistern des alten und neuen Frankreich und aus der hohen Finanzwelt zusammensetzte. Es bildete sich ein kleiner Hof um die reizende Frau, und mancher hoffte sie für sich erobern zu können, umso mehr, da man bald merkte, dass sie sich sehr kühl mit Herrn Etioles verheiratet hatte und in keiner Weise seine Leidenschaft erwiderte. Der junge Ehemann schien jedoch nichts von dieser Kälte zu spüren. Er war glücklich in seiner Liebe zu ihr, besonders als sie ihm Kinder schenkte. Das erste war ein Knabe, der aber bereits nach sechs Monaten starb. Das zweite Kind kam 1743 zur Welt und war jene kleine Alexandrine, die später von der Marquise von Pompadour wahrhaft vergöttert wurde. Aber die Ehe war für Jeanne Antoinette Poisson weder Ziel noch Anfang oder Ende gewesen, sondern nur Mittel zum Zweck. Auf jeden Fall kam sie ihr für ihre kühnen Zukunftspläne zustatten.

Die nun neunzehnjährige Madame d'Etioles nährte nämlich fast seit ihrer Kindheit einen einzigen heißen Wunsch: einst vom König, der damals vierzig Jahre alt war und im Rufe eines Wüstlings stand, ausgezeichnet zu werden. Dieser kühne Wunsch war durch die Wahrsagerin Lenormand in ihrem jungen Herzen lebhaft geworden. Die zynische Mutter tat das ihrige, um in dem Kinde den Gedanken zum sehnlichsten Wunsche zu entwickeln. Hatte sie doch mehr als einmal im Beisein ihrer Tochter vor ihren Gästen entzückt ausgerufen: „Jeanne Antoinette ist ein Bissen für den König!“

So träumte das heranwachsende Mädchen nur von dem Glück, einmal die Geliebte des galanten Königs zu sein, in Versailles eine Rolle zu spielen. Als Madame d'Etioles erweiterten sich ihre Pläne in dieser Hinsicht. Sie nahmen bereits...

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