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E-Book

Berufsvorbereitung in der Schule

AutorMarco Baumgarten
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl33 Seiten
ISBN9783863418519
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Im Oktober 2010 veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung eine Studie mit dem Titel 'Jugendliche ohne Hauptschulabschluss' und zeigte eine nicht neue, aber umso bedenklichere Entwicklung der innerdeutschen Gesellschaft auf: Zum Ende des Schuljahres 2007/2008 haben deutschlandweit fast 65.000 Jugendliche die Schulen ohne einen Hauptschulabschluss verlassen; das sind 7,5% dieses Jahrgangs (vgl. Klemm, S.4). Auch wenn Hamburg im gesamtdeutschen Vergleich im Mittelfeld liegt, waren es hier immerhin 8,9% aller Schulabgänger, die abschlusslos blieben (ebd. S.12). Demnach waren es 1349 Schüler mit deutscher oder ausländischer Staatsangehörigkeit, die 2008 am Ende ihrer Schullaufbahn kein Abschlusszeugnis vorzuweisen hatten (ebd. S.15: Tabelle 1). Aus einer Antwort des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg auf eine Große Anfrage von SPD-Abgeordneten betreffend 'Schulabgänger im Schuljahr 2009/2010' vom 11.01.2011 geht hervor, dass im Schuljahr 2009/2010 insgesamt 1224 Schüler die Hamburger Schulen ohne Abschlüsse verlassen haben (vgl. Bürgerschaftsdrucksache 19/8173, S.4). Die Folgen sind weitreichend und schwerwiegend für die Betroffenen und die gesamte Gesellschaft. Junge Leute mit schlechtem oder gar keinem Abschluss haben es schwer, einen Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden. Die Konkurrenz unter den Bewerbern ist groß und ein Zeugnis oftmals der erste Eindruck, den sich Personalchefs machen. Eine ungünstige Ausgangssituation für diejenigen, die nichts oder nur wenig vorzuweisen haben. Im schlechtesten Fall bewerben sich die Jugendlichen häufig, aber erfolglos. Natürlich sind die genannten Probleme seit langem bekannt, und es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Ansätzen, die Schulen und der Staat in die Wege geleitet haben. An dieser Stelle sollen nicht die Ergebnisse und Erfolge der verschiedenen Maßnahmen in Frage gestellt werden. Die Maßnahmen von Bund und Ländern sind wichtig und weitreichend. Trotzdem scheint es, als ob die größte Hürde zum Arbeitsmarkt der Übergang von der Schule in das Berufsleben ist. Hier setzt diese Arbeit an und will an einem praktisch orientierten Projektvorhaben zeigen, wie eine konkrete Vorbereitung auf einen Ausbildungsberuf mit konkretem Nutzen für alle Beteiligten gestaltet werden könnte.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2,. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit und die Berufsvorbereitung als Gegenmaßnahme: 2.1, Jugendarbeitslosigkeit und ihre Folgen: Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat in unserer Gesellschaft eine hohe Priorität. Die Bundesregierung und die Länder unternehmen viel, um die Beschäftigungslosigkeit zu bekämpfen. Unser gesellschaftliches Steuer- und Rentenmodell ist darauf angewiesen, dass jede Generation möglichst viele leistungskräftige Arbeitnehmer hervorbringt, die die Wirtschaft stützen und voranbringen können, sowie möglichst lange ihre Beiträge für das Rentensystem und Steuern für die Erhaltung der Funktionalität des Staates zahlen. Jeder Schulabgänger, der anstelle einer Ausbildung Sozialleistungen erhält, weil er keine Ausbildungsstelle findet, verursacht Kosten für die Gesellschaft, anstatt sie produktiv zu fördern. Die Volkswirtschaft ist von dem persönlichen Schicksal des Einzelnen maßgeblich betroffen. Der Gesellschaft entstehen Verluste, die Wiggert als 'volkswirtschaftliche Kosten' oder 'Sozialkosten' bezeichnet (vgl. Wiggert, S.15ff.). Findet ein Jugendlicher keine Lehr- oder Arbeitsstelle, muss er sich arbeitslos melden und wird zum Empfänger von Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch SGB II1, was den Ländern direkte Kosten verursacht. Im Jahr 2008 waren in Hamburg durchschnittlich pro Monat 6266 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos. Im Jahre 2009 stieg diese Zahl sogar auf 7532 Menschen pro Monat. (Statistisches Jahrbuch Hamburg 2010/2011, S.97) Unterstellt man den Höchstbetrag von 885 Euro2, den die Leitungsempfänger erwarten können, ergeben sich Ausgaben von ungefähr 6,7 Millionen Euro pro Monat für den Hamburger Haushalt in 2009. Doch die direkte Belastung des öffentlichen Haushaltes ist nur eine Seite, denn gleichzeitig zahlen die betroffenen Leitungsempfänger nicht in die Rentenkasse und auch nicht in die Arbeitslosenversicherung ein. Zudem verliert das Wirtschaftssystem produktive Kräfte, und es entstehen Kosten für Verwaltung und für anfallende Fördermaßnahmen. Allein die Kosten für Fördermaßnahmen in Deutschland im Jahr 2009 im Sinne von Nachqualifizierungen beziffert Klemm auf 204 Millionen Euro pro Altersjahrgang und empfiehlt, dieses Geld für präventive Maßnahmen einzusetzen (vgl. Klemm, S.6). Aber selbst wenn die Jugendlichen vorerst eine Arbeitsstelle finden, bleibt ein erhöhtes Risiko der Arbeitslosigkeit für diejenigen, die keine anerkannte Ausbildung haben; mittlerweile liegt die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe bei über 26% ( vgl. Rademacker, S.112). Die Kosten für die Gesellschaft sind also nur zeitverzögert. Der Zugang für Jugendliche ohne Abschluss in das schulberufliche System war nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2008 nahezu geschlossen: gerade mal 0,6% der deutschen Jugendlichen und 0,4% der ausländischen Jugendlichen ohne Abschluss besuchen eine Berufsschule. 75,6% bzw. 87,9% ohne Abschluss saßen hingegen in berufsvorbereitenden Maßnahmen (vgl. Rademacker, S.116). Die persönlichen Folgen für arbeitslose Jugendliche sind Frustration, mangelndes Selbstwertgefühl und psychische Erkrankungen wie Depressionen, deren Folgekosten schwer zu beziffern sind. Mareike Baumann hat in ihrer Dissertation ausführlich Krankheitsbilder und das Selbstwertgefühl von Arbeitslosen beschrieben (vgl. Baumann, 2010). Auch die Behörde für Soziales, Familie und Integration in Hamburg verweist auf die Expertise des Robert-Koch-Institutes, welches festgestellt hat, dass Arbeitslose häufiger von Krankheiten betroffen seien, sich ungesünder verhalten würden und für sie eine erhöhte Mortalitätsrate gelte; all dies sind Folgen eines Kausalzusammenhangs von Arbeitslosigkeit und eingeschränkter Gesundheit (vgl. Behörde für Soziales, Familie und Integration, S.66). Dies sind die Schwierigkeiten, mit denen die Jugendlichen weitestgehend selber umgehen müssen. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob sich diese schlechten Erfahrungen auch negativ auf die Kinder der Betroffenen auswirken werden und dadurch eine Art Kreislauf im sozialen Abstieg ausgelöst wird. Unbestritten ist der Zusammenhang zwischen Schulausbildung und Arbeitslosigkeit. Die Behörde für Soziales, Familie und Integration weist im Rahmen ihrer Lebenslagenberichterstattung auf folgendes hin: 'Als zentraler Faktor für Hilfebedürftigkeit im Rechtskreis SGB II stellt sich mangelnde Bildung dar. Im Dezember 2005 besaßen in Hamburg 30,3% der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II keinen Schulabschluss. [...] Ebenso wie eine fehlende oder geringe Schulausbildung trägt eine nicht vorhandene Berufsausbildung erheblich zum Risiko bei, SGB-II-Empfänger/-in zu werden. Der Anteil jugendlicher SGB-II-Empfänger über 20 Jahre ohne abgeschlossene Berufsausbildung beträgt in fast allen Hamburger Bezirken ca. 73%.' (ebd., S.45ff.). Heike Solga hat in ihrem Beitrag in der Zeitschrift 'Aus Politik und Zeitgeschichte' (21/22-2003) die verheerenden Folgen der Abschlusslosigkeit bei Jugendlichen beschrieben. Sie weist darauf hin, dass die Optionen für diese Gruppe sehr gering sind: entweder der Schulbesuch wird verlängert, da die Jugendlichen mangels Alternativen keinerlei Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, oder sie müssen Weiterbildungsmaßnahmen ergreifen, die allerdings zu einer weiteren Stigmatisierung als Verlierer führen (vgl. Solga, S.20 ff). Sie bezeichnet diesen Vorgang als 'amtlichen Stempel des Defizitären' (ebd. S.22) und verweist damit indirekt auf die Frage, die auch Klemm aufwirft: Ist es nicht sinnvoller und effektiver, Ressourcen und Kräfte vor dem Schulabschluss für eine Ausbildungseignung zu aktivieren, da die Maßnahmen hinterher eigentlich zu spät kommen? Solga beschreibt die Konsequenzen sogar noch drastischer: 'Für viele von ihnen [Jugendliche ohne Abschluss; Anmerkung d. Verfassers] bedeutet dies jedoch eine 'Maßnahmenkarriere'. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser Jugendlichen erhöht sich durch diese Sondermaßnahmen nur wenig [...]. Die Integration in das berufliche Bildungssystem stellt daher für viele eine Verlängerung der 'institutionellen Aussonderung' in der Schule dar; dies kann [...] paradoxerweise die Gefahren ihrer Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt erhöhen.' (Solga, S. 25). Betrachtet man die Kosten und sozialen Folgen, stellt sich die Frage, wie man schon vor Beginn der verhängnisvollen Abfolge 'schlechter/kein Schulabschluss?keine Ausbildung?Arbeitslosigkeit' intervenieren könnte. Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur Durchbrechung dieses Kreislaufs zu leisten. Beim Projekt werden nicht die Schulnoten der Schüler hinterfragt, es geht vielmahr darum, die Jugendlichen trotz ihrer schlechten Leistungen in den Schulfächern interessant für Ausbildungsbetriebe zu machen und zwar durch gezieltes, regelmäßiges Training in Fertigkeiten, die sie in ihren Ausbildungsberufen benötigen werden. Der Gedanke ist: 'Wenn ich schon mit meinen Noten nicht überzeugen kann, sollte ich andere Besonderheiten in meiner Bewerbungsmappe haben, die beeindrucken könnten.' Einen wichtigen Beitrag für die spätere Bewerbung leistet in der Regel die Berufsvorbereitung an den jeweiligen Schulen. Daher wird im folgenden Abschnitt die Berufsvorbereitung an Schulen genauer untersucht, denn hier gibt es ein sehr großes Potenzial, notenschwachen Schülern Starthilfe für die Eingliederung in die Arbeitswelt zu geben.
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