Der Tanz ist sowohl sportmedizinisch als auch psychologisch-ganzheitlich betrachtet die gesündeste Art, sich zu bewegen.
„Im Tanz kommt es ganz darauf an, daß [sic] der Mensch sich mit Geist und Körper voll auf sein momentanes Tun einläßt [sic]“ (Rebel 1999, S.116).
In unserer Gesellschaft hat der Tanz verschiedene Funktionen: Er ist Freizeitbeschäftigung, Berufstätigkeit, Brauchtum, Kult und wird sogar in Pädagogik und Therapie eingesetzt.
Ob wir in einer Diskothek tanzen oder uns eine Tanzaufführung ansehen: Tanz bringt Menschen zusammen. Tanzveranstaltungen gehören zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen in Europa (Grau 1999, S.48).
Tanz (französ. danse) ist ein „Sammelbegriff für jede Art von rhythmischer Körperbewegung; eines der ursprünglichsten, naturtriebhaften Ausdrucksmittel des Menschen, um seelisch-geistige Vorgänge durch Bewegungen des Körpers, durch Gestik und Mimik zu versinnbildlichen; meist von Musik oder rhythmisch erzeugten Geräuschen begleitet (Tanzlied, Tanzmusik)“ (wissen.de).
Tanz verbindet also meist Bewegung mit Musik. Jedoch können auch nichtmusikalische Geräusche wie z. B. Tierlaute oder das rhythmische Schlagen eines Gegenstandes sowie sprachmelodische Texte als Tanzbegleitung dienen. Die Begleitung erzeugt in jedem Fall eine bestimmte Atmosphäre.
Die Bewegungsabfolge im Tanz basiert auf dem Rhythmus[4]. Dieser stellt ein Taktmuster dar, das auf einem grundlegenden Muster von Musik, Tanz und Pausen beruht.
Bei einem Menschen, der kein Taktgefühl besitzt, wirkt das Tanzen zur Musik unpassend (Grau 1999, S.14ff).
Getanzt wird, seit es Menschen gibt. Der Tanz ist von allen Künsten, die der Mensch betreibt, die ursprünglichste (Schneider 2004, S.35).
„Der Tanz ist die aus dem Atem der Bewegung geflossene, unmittelbarste Bildsprache. Er gilt als erstes Zeugnis schöpferischer Mitteilung überhaupt. Bei den Völkern, die dem Unsichtbaren noch einen Sinn beimessen, ist der Tanz noch heute Bitte und Gebet“ (Wosien 1988, S.25).
Der Tanz scheint ein Grundbedürfnis des Menschen zu sein. In ihm kann er alle „Urakte“ seiner Seele - von Angst bis zu befreiender Hingabe ausdrücken (Wosien 1988, S.25).
Der Mensch tanzt, bevor er beginnt, zu sprechen.
„Mit der rhythmischen Bewegung ‚antwortet‘ der Mensch auf das rhythmische Prinzip, dem er unterliegt: den rhythmischen Schlägen des Herzens, dem rhythmischen Klopfen des Pulses, dem gleichmäßigen Atemrhythmus. Der durch Trommeln verstärkte Rhythmus erzeugte die früheste Begleitmusik für den Tanz“ (Schneider 2004, S.35).
Jede Kultur, Volksgruppe oder Gesellschaft hat ihre eigenen Tänze. Sie können die Geschichten und Mythen eines Volkes erzählen und eine Kommunikationshilfe sein. Durch das Tanzen können tiefe Emotionen hervorgerufen werden. In manchen Ländern (Indien, Afrika, Australien) gehören bestimmte Tänze zur Religion und werden als heilig angesehen. Aber auch unabhängig vom Kult kann Tanzerfahrung „überirdisch“ sein, denn hier kann man dem Alltag entfliehen und in eine andere Welt eintreten.
Eine Geschichte des Tanzes gibt es nicht, vielmehr hat jeder Tanz auf dieser Welt seine eigene Geschichte. Malereien und Skulpturen erzählen von Tänzen der griechischen Antike; die Entwicklung des Balletts kennen wir, weil Schritte und Stile schriftlich festgehalten wurden.
Alle Tänze haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit, setzen alte Traditionen fort oder lehnen diese bewusst ab (Grau 1999, S.8, 34, 44).
Der Tanz ist schon in der frühesten Menschheitsgeschichte in vielfältigen Formen nachweisbar; in den Höhlen in Europa und in den Gebirgen Südafrikas wurden Wandmalereien von maskierten tanzenden Jägern und Zauberern entdeckt. „Tatsächlich ist der Tanz unter allen in den Höhlen dargestellten menschlichen Fähigkeiten die zweitwichtigste [sic] - nach der Jagd, mit der er möglicherweise zusammenhing“ (Gardner in Schneider 2004, S.36).
Auf das Tanzen konnte schon früher bei Festen, aber auch im Alltag, bei Gottesdiensten, Kriegsvorbereitung, Jagd und Ernte nicht verzichtet werden. Und auch heute ist der Tanz fester Bestandteil unseres Lebens. Tanz gehört zu gesellschaftlichen Ereignissen (Sportveranstaltungen, Modenschauen, Partys) und als „Background“ zu Fernsehshows aller Art. „Werbefilme kommen ohne Tanz kaum mehr aus, und die Videoclipindustrie hat Musik und Tanz wieder zu ihrer ursprünglichen Einheit verschmolzen. Mit Tanz verkauft sich eben vieles besser - und wenn es nur Träume sind“ (Schneider 2004, S.37).
Im folgenden Text beziehe ich mich auf Haselbach (1984, S.13-17), Rosenberg (1993, S.14-21) und Meyers Lexikon online.
Es gibt viele verschiedene Tanzformen, die sich in verschiedenen Ländern und zu unterschiedlichen Zeitpunkten entwickelt haben und jeweils andere Funktionen erfüllen. „Tanz kann Ritual, Mittel zu Ekstase, erholsames Vergnügen, gesellschaftliche Konvention, Kinderspiel oder Schauhandlung sein“ (Haselbach 1984, S.13).
Im Folgenden werden die wichtigsten und bekanntesten Tanzstile beschrieben, die zum Teil auch für Kinder im Kindergartenalter geeignet sind.
Volkstanz (Folkloretanz)
Volkstanz ist eine komplexe Bezeichnung für einen zum Leben und Brauchtum eines Volkes zugehörigen Tanz, der durch mündliche Überlieferung bzw. direktes Mittanzen weitergegeben wurde. Er wurde bei ländlichen Festen begleitet von Musik und Gesang getanzt. Im 15. Jahrhundert wurde dieser Tanz des einfachen Volkes stilisiert und es entstanden gesellschaftliche Tanzformen. Zur Unterscheidung prägte man im 18. Jahrhundert die Bezeichnung „Volkstanz“.
Unsere derzeitigen Gesellschaftstänze sind größtenteils auf folkloristische Elemente zurückzuführen, so z. B. die lateinamerikanischen Tänze wie Samba, Rumba, Cha-Cha-Cha. Volkstänze geben durch die Musik, den Inhalt, den Rhythmus, die Kleidung etc. die Sitten und Bräuche der jeweiligen Volksgruppe wieder und gehören somit zu deren Kultur.
Gewisse Grundformen sind allerdings bei allen Völkern vorzufinden, wie Reigen- oder Kreistänze, Kettenformen oder Tänze in Schlangenlinien.
Volkstänze, die in ihrer tänzerischen Gestaltung und rhythmischen Struktur besonders charakteristisch für ein Volk sind, nennt man Nationaltänze, z. B. Sirtaki (Griechenland), Squaredance (USA) oder Bauchtanz (Türkei).
Im Laufe der Zeit hat der Volkstanz von seinem ursprünglichen Sinn immer mehr an Bedeutung verloren. Er wird heute lediglich von Volkstanzgruppen gepflegt. Manche dieser Gruppen tanzen professionell, was den Volkstanz zum Bühnentanz werden lässt. Dabei werden die Tänze allerdings für die Bühne neu gestaltet.
Dass diese Tanzart kaum noch getanzt wird, ist bedauerlich, denn durch das Einstellen auf fremde Musik und Rhythmen wird uns im Volkstanz die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen möglich.
Einige dieser Tänze sind sehr einfach und können sofort mitgetanzt werden. Diese sind für kleine Kinder durchaus geeignet.
Gesellschaftstanz
Dieser Name ist eigentlich nicht besonders passend, da alle Tänze vorwiegend von einer bestimmten Gesellschaftsschicht stammen. Unter Gesellschaftstanz wurden in verschiedenen Zeiten verschiedene Tanzformen verstanden, die der gesellschaftlichen Unterhaltung und dem geselligen Umgang dienen. Sie können von zwei oder von mehreren Personen getanzt werden.
Im 15. Jahrhundert hat sich der Gesellschaftstanz in Europa entwickelt, als der Adel damit begann, sich seine eigene, weitgehende religionsunabhängige Kulturform zu erschaffen. Mit der „Verwirklichung des gesellschaftlichen Lebens“ entstanden Tanzfeste und Bälle und damit der Gesellschaftstanz. Erstmals gab es hier auch die sogenannten Tanzmeister und Tanzlehrer.
Im Laufe der Zeit hat sich dieser Tanzstil vielfach gewandelt. Formen des Volkstanzes gingen in ihn über; im 17. Jahrhundert tanzte der Adel „höfische (historische) Tänze“ wie Menuett und Sarabande; der Tanz des einfachen Volkes war der sogenannte Ländler, aus dem sich im 19. Jahrhundert der Walzer entwickelte. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen neue moderne Tänze aus Nord- und Südamerika zu uns nach Europa, z. B. Tango und Charleston. Sie wurden vom amerikanischen Jazzstil, von den lateinamerikanischen Volks- und Nationaltänzen sowie vom englischen Tanzstil beeinflusst. Nun...