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E-Book

Bonanza, Beatles, Babyboom

1000 Dinge, die die 60er-Jahre unvergesslich machen

AutorNorbert Golluch
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783959712286
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Die Sechziger, das waren noch Zeiten! Kaum zu glauben, aber wahr: Damals funktionierte die Welt noch ohne Handys oder Computer und Kinder trafen sich zum Spielen auf der Straße. Norbert Golluch ist selbst ein echtes Kind der Sechzigerjahre. Mit über 1000 Begriffen und Schlagworten aus dieser Zeit lässt er Ihre Erinnerungen auferstehen. Dabei geht es nicht nur um historische Ereignisse, politische Größen oder wirtschaftliche Fortschritte. Humorvoll und prägnant beschreibt Norbert Golluch auch das alltägliche Leben dieser Zeit: Kennen Sie noch das praktische Nylonhemd, die groß gemusterten Tapeten, das Testbild im Fernsehen oder die Feten mit Mettigel? All das und noch viel mehr begegnet Ihnen in diesem Buch wieder. Eine Zeitreise in ein revolutionäres Jahrzehnt.

Norbert Golluch, geboren 1949, arbeitete zunächst als Grundschullehrer, bevor er sich nach einigen Jahren als Verlagslektor und Redakteur einer Satire-Zeitschrift als Autor selbstständig machte. Zu seinen zahlreichen Bestsellern gehört zum Beispiel Stirbt ein Bediensteter während der Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet. Norbert Golluch wohnt und arbeitet im Bergischen Land in der Nähe von Köln.

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Leseprobe

Strudel im Strom der Zeit


Evolutionäre Veränderungen stellen sich still ein, fließend, unmerklich und zunächst ohne große Beachtung. Erst wenn sie vollständig eingetreten sind, werden sie von allen bemerkt – und dann auch ohne Probleme akzeptiert. Die Umgestaltungen im Jahrzehnt der 1960er-Jahre waren anderer Natur: Aufstand, Revolte und Revolution sind die Stichworte, die nicht zu Unrecht benutzt werden, wenn es um diesen Zeitabschnitt der Geschichte geht. Das alles geschah vor dem Hintergrund politischer Konstellationen, die das Jahrzehnt prägten, wie etwa die großen weltanschaulichen Blöcke, die sich gegenüberstanden:

Kalter Krieg – Nachdem Hitler-Deutschland von den Alliierten niedergekämpft worden war, kam es zu einem internationalen Streit um die Einflusssphären in Europa. Es bildeten sich der Ostblock unter der Führung der UdSSR und das an Großbritannien und den USA orientierte westliche Bündnis, die NATO (North Atlantic Treaty Organization). Es kam zu einer massiven Aufrüstung in beiden Blöcken, speziell auch des atomaren Potenzials. Auf diese Weise entstand ein Bedrohungsszenario, in dem sich das Gleichgewicht des Schreckens herausbildete: In den kommenden Jahrzehnten standen sich auf beiden Seiten bis zu 25.000 (USA) bzw. 45.000 (UdSSR) Atomwaffen gegenüber – der atomare Overkill.

Wirtschaftswunder – Es war ein wirtschaftlicher Aufstieg ohne Beispiel: Das nach dem Zweiten Weltkrieg im Aufbau befindliche Land hungerte nach Waren aller Art, und ihre Herstellung gab Millionen Menschen Arbeit.

Anfang der 60er-Jahre produzierten und verkauften deutsche Unternehmen große Stückzahlen an Autos, Fernsehgeräten, Radios, Armbanduhren, Waschmaschinen, Fotoapparaten und 100 Millionen Paar Schuhe.

VW-Aktie – Unter dem Motto »Eigentum für alle« wurde 1960 das Volkswagenwerk privatisiert wie bereits 1959 die Preussag. Über 1,5 Millionen Kleinaktionäre erwarben 60 Prozent der Anteile an Deutschlands bedeutendstem Automobilkonzern. Weitere Anteile gingen an die Bundesrepublik und das Land Niedersachsen. Die Aktionäre erfreuten und erfreuen sich bis heute großer Kurssteigerungen. Später folgte eine weitere Volksaktie, die VEBA-Aktie, welche der Staat 1965 an die Börse brachte.

Zündung der Zar-Bombe – Am 30. Oktober 1961 zündeten die Militärs der UdSSR die Wasserstoffbombe AN602, genannt die Zar-Bombe. Ihre Sprengkraft entsprach 60 Millionen Tonnen TNT, und sie war damit die größte je gezündete Wasserstoffbombe der Welt. Eine solche Bombe hätte eine Großstadt wie Paris oder Hamburg vollständig ­auslöschen können.

Mauerbau – Am 13.08.1961 um 2 Uhr nachts errichtete das DDR-Regime den »antifaschistischen Schutzwall« – die Mauer in Berlin. Der Grund dafür war die massenhafte Flucht von DDR-Bürgern in den Westen. Die Aussicht auf Wohlstand und persönliche Freiheit brachte allein 1960 etwa 200.000 Menschen dazu, ihre bisherige Heimat im Osten zu verlassen. Da eine Flucht über die bereits massiv befestigte innerdeutsche Grenze seit Jahren so gut wie unmöglich war, blieb Berlin als Nadelöhr für den Weg in den Westen. Den versperrte nun eine 155 Kilometer lange Mauer – sie wurde in wenigen Tagen errichtet und machte die Teilung Deutschlands vollständig – eine der seltenen Großleistungen des sozialistischen Deutschland, wenn auch seine fragwürdigste.

SPIEGEL-Affäre – Auf einen Artikel von Conrad Ahlers im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL am 10. Oktober 1962 über die mangelnde Abwehrbereitschaft der Bundeswehr (»Bedingt abwehrbereit!«) reagierte die konservative Staatsmacht mit einer Anzeige wegen Landesverrats. Als angebliche Täter wurden der Autor, der SPIEGEL-Herausgeber und Chefredakteur Rudolf Augstein und mehrere Redakteure festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Das führte zu einem Aufschrei der Empörung im ganzen Lande. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß in der Aktion gegen das Magazin im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. In einem Gerichtsverfahren vor dem Bundesgerichtshof erwiesen sich die Anschuldigungen als haltlos, die Beschuldigten wurden freigelassen – ein entscheidender Sieg für die Pressefreiheit in der Bundesrepublik Deutschland.

Kubakrise – Bestand die Gefahr eines Atomkrieges latent während des Kalten Krieges immer, so war sie nie realer als während der Kubakrise im Oktober 1962. Den Versuch der UdSSR, Mittelstreckenraketen auf der von Fidel Castro regierten Insel Kuba zu stationieren, beantworteten die Vereinigten Staaten von Amerika mit einer Seeblockade. Die Konfrontation der beiden Supermächte eskalierte in wenigen Tagen, der Ausbruch eines Atomkrieges rückte in greifbare Nähe. Dass es nicht so weit kam, ist nur der Weitsicht einiger Militärs auf beiden Seiten und der Diplomatie zu verdanken. Nikita Chruschtschow und John F. Kennedy vereinbarten einen wechselseitigen Raketenabzug in Kuba bzw. in der Türkei und Italien.

Nikita Chruschtschow hat sich durch ein kurioses Ereignis im Buch der Geschichte verewigt: Vor der UN-Vollversammlung soll er am 12. Oktober 1960 versucht haben, eine Debatte über amerikanische Spionageflüge zu initiieren. Als ihm dies nicht gelang, bekam er einen Wutanfall und hämmerte mit einem Schuh auf das Rednerpult.

Die Verurteilung Adolf Eichmanns – Der SS-Obersturmbannführer war eine der Schlüsselfiguren des Völkermords an den Juden in Europa, und als er im April 1961 in Jerusalem vor Gericht gestellt wurde, fand dies große Aufmerksamkeit in den Medien. Am 15. Dezember 1961 wurde Eichmann zum Tode verurteilt und am 31. Mai 1962 durch den Strang gerichtet. Das Urteil gegen ihn kann als Sinnbild der entschlossenen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in den 1960er-Jahren gelten.

Kulturrevolution in China (1966) – Die von Mao Tse-tung angeordnete Revolution von oben sollte rückschrittliche Tendenzen – die Vier Alten genannt – also alte Denkweisen, alte Kulturen, alte Gewohnheiten und alte Sitten – in China bekämpfen, mündete aber in den Terror der Roten Garden gegen jedermann und alles, was in Verbindung mit der alten Gesellschaft gebracht werden konnte. Zahlreiche »Kapitalisten«, Großgrundbesitzer und alte Vertreter der Partei wurden Opfer der Revolutionäre, alles, was zur Kultur der Bourgeoisie gezählt werden konnte, wie Bücher, Musikinstrumente, Schallplatten oder alte Möbelstücke, wurde vernichtet. Straßen und Städte erhielten neue, zum Teil kuriose Namen im Sinne der Revolution: Hongkong sollte künftig »Vertreibt-die-Imperialisten-Stadt« heißen. Alte Gebäude wie Tempel und Paläste, Kunstgegenstände wie Gemälde, Statuen oder Wandmalereien wurden zerstört. Die Kulturrevolution, die ursprünglich nur ein halbes Jahr dauern sollte, endete erst Mitte der 1970er-Jahre.

Der Sechstagekrieg – In dieser außerordentlich kurzen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien – sie dauerte nur vom 5. Juni bis zum 10. Juni 1967 – änderte sich die gesamte Konstellation der Staaten im Nahen Osten. Als Reaktion auf einen Truppenaufmarsch der ägyptischen Armee mit über 1000 Panzern und 100.000 Mann und die Sperrung der Straße von Tiran für israelische Schiffe führte Israel einen Präventivschlag gegen ägyptische Luftwaffenbasen, um dem befürchteten Angriff zuvorzukommen, und vernichtete über 300 ägyptische Kampfflugzeuge und Bomber am Boden. Am Ende des Krieges kontrollierten die vom israelischen Verteidigungsminister Mosche Dajan geführten Truppen den Gazastreifen, die Sinaihalbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem. Die durch den Sechstagekrieg verursachten Veränderungen wirken bis auf den heutigen Tag nach.

Prager Frühling – Die Bemühungen der Kommunistischen Partei um einen Reformkurs in der Tschechoslowakei unter Alexander Dubček im Jahr 1968 hatten den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei zur Folge und wurden niedergeschlagen. Aus Protest verbrannte sich der Student Jan Palach am 16. Januar 1969 auf dem Wenzelsplatz.

Vietnamkrieg – Entstanden aus einem Kolonialkrieg Frankreichs gegen einen kommunistischen Staat unter Ho Chi Minh, dem Führer der Vietminh, entwickelte sich der Krieg zu einem Kampf gegen die Ausweitung der kommunistischen Einflussgebiete. Die USA setzten von 1964 bis 1970 Truppen ein, die gegen den von der UdSSR und China unterstützten ­Vietcong kämpften. Es kam zu großflächigen Bombardierungen mit B-52-Bombern, zu Dschungelkämpfen mit Hubschrauberunterstützung der Bodentruppen, zum Einsatz von Napalm und Agent Orange, einem Entlaubungsmittel, und zu Kriegsverbrechen wie dem Massaker von My Lai am 16. März 1968, bei dem 500 Zivilisten von amerikanischen Soldaten getötet wurden. Das militärische Engagement der US-Armee in Vietnam führte zu weltweiten Protesten.

Das Jahr 1968 bescherte der Bundesrepublik Deutschland die Mehrwertsteuer. Sie sollte unter anderem die von Wirtschaftsminister Karl Schiller zur Ankurbelung der Konjunktur begonnene verstärkte Staatsverschuldung abbauen helfen. Statt der bisher üblichen 4,5 Prozent Umsatzsteuer mussten künftig 10 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt werden – eine aus heutiger Sicht traumhafte Steuerquote. Die Sache mit dem Abbau der Schulden hat aber wohl nicht ganz funktioniert, wie wir heute wissen.

Der Wahlkampf 1969 brachte eine grundlegende Veränderung: Zum ersten Mal wurden die Geschicke...

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