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E-Book

Burnout und Coaching. Die Möglichkeiten der Prävention von Burnout im Unternehmen

AutorEbru Altun
VerlagScience Factory
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl73 Seiten
ISBN9783668615311
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Beobachtet man den Arbeitsmarkt der vergangenen Jahre, so sieht man, dass auch hier der demographische Wandel seine Spuren bemerkbar macht. Die Generation der Babyboomer, für die harte Arbeit der Kern des Lebens ist, erreicht langsam aber sicher das Renteneintrittsalter. Der Arbeitsmarkt ist geprägt durch Mitglieder der Generation X und Millennials. Trotz deutlicher Fortschritte bei Themen wie Work-Life-Balance hat sich jedoch die Anzahl der Diagnose Burnout im Allgemeinen stetig erhöht. Vor wenigen Jahrzehnten war der Begriff 'Burnout' noch recht unbekannt. Heutzutage fühlen sich immer mehr Arbeitnehmer ausgebrannt. Dem Leistungsdruck standzuhalten wird in Zeiten der Digitalisierung und dem ständigen Präsent-Sein immer schwerer. Schwäche zugeben und anerkennen ist in der heutigen Gesellschaft nicht immer willkommen. In dieser Publikation gibt die Autorin einen Überblick über Burnout als psychische Belastungsstörung und die Möglichkeiten der Prävention von Burnout im Betrieb. Sie betrachtet dabei zunächst Entstehungsursachen und den Verlauf von Burnout und erläutert die betriebliche Gesundheitsförderung sowie die Konzepte der Salutogenese und Pathogenese. Die Autorin geht intensiv auf das Coaching als salutogenetische Maßnahme zur Gesundheitsförderung ein, denn im Vergleich zu weiteren aufgeführten Maßnahmen zur Burnoutprävention hat sich Coaching als überaus wertvoll erwiesen. Aus dem Inhalt: Burnout; Coaching; Prävention; Salutogenese; Pathogenese; Betriebliches Gesundheitsmanagement; Corporate Health Management

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Leseprobe

2 Burnout


 

2.1 Definitionsproblematik


 

Eine offizielle, international anerkannte Definition von Burnout ist bis heute nicht gegeben, was verschiedene Ursachen hat. Psychische Erkrankungen sind, im Gegensatz zu körperlichen Erkrankungen, nicht eindeutig diagnostizierbar und vor allem nicht ohne Weiteres zu unterscheiden, da sich die Symptome oftmals ähneln und eine Grenzziehung sich als schwierig erweist. Dennoch ist eine gemeinsame Definitionsgrundlage für die Forschung unabdinglich, um einen gemeinsamen Grund als Diskussionsebene zu gewährleisten. Laut Maslach liegt dieses Fehlen einer Definition an dem populären Ursprung der Burnout-Diskussion, welche es schon länger gibt als die wissenschaftliche Erforschung der Thematik.[6] Seit Anfang der 1950er Jahre widmen sich Organisationen wie die World Health Organisation (nachfolgend WHO) der Erstellung von Diagnoseschlüsseln, welche verschiedene Krankheitsdiagnosen mit ihrer Symptomatik auflisten. Dieses Gesamtwerk unter dem Namen International Classification of Diseases (nachfolgend ICD) vereint die Meinungen von Experten aus den über 200 Mitgliedsstaaten. Seit dem Jahre 2000 ist die ICD verpflichtendes Referenzwerk für alle deutschen Ärzte, die mit Krankenkassen abrechnen. Ohne gültige Diagnose kann also keine Kostenübernahme der Therapie durch die Krankenkasse veranlasst werden.[7]

 

Burnout als Erkrankung wird in der ICD-10 unter dem Schlüssel Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung aufgelistet und enthält unter Anderem folgende Punkte:

 

- Akzentuierung von Persönlichkeitszügen

 

- Ausgebranntsein [Burn-out]

 

- Einschränkung von Aktivitäten durch Behinderung

 

- Körperliche oder psychische Belastung o.n.A.

 

- Mangel an Entspannung oder Freizeit

 

- Sozialer Rollenkonflikt, anderenorts nicht klassifiziert

 

- Stress, anderenorts nicht klassifiziert

 

- Unzulängliche soziale Fähigkeiten, anderenorts nicht klassifiziert

 

- Zustand der totalen Erschöpfung[8]

 

Burisch referiert sich bezüglich einer Definition an die Version dreier holländischer Institutionen, da in den Niederlanden die ICD nicht als Standard-Referenzwerk gilt. Der Landesweite Verband von Notfallpsychologen, die Niederländische Hausärztegesellschaft und der Niederländische Verband für Arbeits- und Betriebsmedizin veröffentlichen im Jahre 2011 in Kollaboration eine Richtlinie, die auch einen Definitionsvorschlag inkludiert.[9]

 

Laut dieser Richtlinie kann die Diagnose Burnout bei Vorhandensein folgender Faktoren gestellt werden:

 

(1) Mindestens drei der folgenden Beschwerden müssen beim Patienten gegeben sein:

 

- Müdigkeit

 

- Gestörter oder unruhiger Schlaf

 

- Reizbarkeit

 

- Gesunkene Fähigkeit, Druck und Unsicherheit zu bewältigen

 

- Emotionale Labilität

 

- Grübeleien

 

- Gefühl von Gehetzt-sein

 

- Konzentrationsprobleme und/oder Vergesslichkeit

 

(2) Gefühle von Kontrollverlust und/oder Hilflosigkeit, die auf mangelnde Bewältigungsfähigkeit im Angesicht von Stressoren zurück zu führen sind

 

(3) Mindestens eine soziale Rolle (wie beispielsweise Elternteil, Arbeitnehmer, Ehepartner) kann höchstens nur noch zur Hälfte ausgeführt werden

 

(4) Die Symptome sind nicht ausschließlich auf eine psychiatrische Erkrankung (wie beispielsweise Depression) zurückzuführen

 

(5) Die Beschwerden müssen seit mindestens 6 Monaten bestehen.[10]

 

Insbesondere der letzte Punkt erschwert eine erfolgreiche Krankheitsdiagnose des Burnouts, da in den meisten Fällen bereits viel früher klar ist, dass therapeutisch eingegriffen werden muss, um eine vollständige Genesung zu begünstigen, die Diagnose allerdings aufgrund des Zeitfaktors nicht gestellt werden kann.

 

Durch das Fehlen einer anerkannten, definitiven Definition des Begriffs Burnout und seines Krankheitsbildes gibt es auch dementsprechende Probleme bei seiner Anerkennung, nicht nur von Außenstehenden, sondern auch von den Betroffenen selbst. Sie erleben diesen Zustand der Erschöpfung oft als Scheitern und persönliches Versagen.[11] Dieses negative Gefühl des Versagens hat weite Streuungseffekte und breitet sich neben dem Gefühl des beruflichen Scheiterns auch auf alle anderen Lebensbereiche aus, was sich in Aussagen wie „Ich habe als Mensch versagt“ oder Ähnlichem wiederspiegelt.[12] Eine Abgrenzung zu Depression ist demnach allein durch die Symptomatik nicht erkennbar. Dementsprechend sorgfältig muss bei der Entwicklung möglicher Präventionsmaßnahmen gegen Burnout vorgegangen werden.

 

2.2 Stellenwert von Burnout


 

Die Feststellung von Burnout kann sich über sehr lange Zeit erstrecken und die Diagnose erfolgt meistens erst mit dem Zusammenbruch der Betroffenen, unter Anderem auch durch das krankheitsbedingte (temporäre oder permanente) Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit. Die Gefahrfaktoren sind nicht auf Anhieb eindeutig identifizierbar, da nicht jeder Mensch diese Gefahrfaktoren gleich wahrnimmt und daher die Einwirkung dieser Faktoren sich auch unterschiedlich auswirkt. Hollmann/Hanebuth zufolge ist die Erwerbsunfähigkeit nur die erste Station eines „langen Leidenswegs“.[13] Man kann, wie bereits erwähnt, nicht von einer generellen Burnout-Gefährdung eines jeden Menschen ausgehen. Die Anfälligkeit für Burnout als psychische Belastungsstörung lässt sich nicht pauschalisieren und ist bei jedem Menschen in unterschiedlichem Maße gegeben.

 

Die Unterscheidung von Burnout zu anderen psychischen Krankheitsbildern wie beispielsweise Depression ist schwer zu bewerkstelligen, wenn keine ausführliche Anamnese, also eine Aufzeichnung der Krankheitsgeschichte und somit auch der Entstehungsursachen, gestellt wird. Klinische Untersuchungen zum Thema Burnout enthalten lediglich Patienten mit schwerem Burnout, sodass die Dunkelziffer der Betroffenen im Vergleich zu tatsächlichen Aufzeichnungen sehr hoch ist.

 

Einer Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahre 2016 zufolge entfallen von rund 15 Fehltagen pro Jahr und pro Kopf 2,5 Tage auf psychische Beschwerden wie Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen. Laut der Stressstudie bringt diese erhöhte Zahl an Diagnosen von psychischen Beschwerden jedoch auch positive Aspekte mit sich. Eine erhöhte Anzahl an Diagnosen bedeutet nicht unbedingt, dass die Anzahl der Erkrankungen gestiegen ist, sondern kann auch bedeuten, dass der Stand der Medizin und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung heute besser ist als vor etwa 15 Jahren. Dadurch können erfolgreicher treffende Diagnosen gefällt und die Betroffenen so besser therapiert werden.[14] Laut selbiger Studie fühlen sich nichtsdestotrotz etwa zwei Drittel der deutschen Bevölkerung regelmäßig gestresst bis sehr gestresst und sind starken psychischen Belastungen ausgesetzt.[15]

 

Stress führt nicht zwangsweise zu einem Burnout, und die Ursache für den Ausbruch der Krankheit liegt selten an der tatsächlichen, faktischen Belastung, denen die Betroffenen ausgesetzt sind. Außerdem ist die Grenze zwischen Belastungen im beruflichen Kontext und im Privatleben nicht eindeutig zu ziehen.[16] Dennoch sind Experten der Meinung, dass psychische Belastungen genau so sehr mit Fehlzeiten verknüpft sind wie körperliche. Unter „psychischen Belastungen“ beziehen sie sich hierbei auf lange Arbeitszeiten und Überbelastung im Sinne von Arbeitsmenge und –tempo sowie den unmittelbaren Auswirkungen des Arbeitsumfeldes auf den Beschäftigten.[17]

 

Die gefährdenden Faktoren können sowohl personen- als auch arbeitsplatzspezifisch sein. Ob sie als Ursache oder Auslöser von Burnout fungieren können, wird im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden.

 

2.3 Merkmale und Symptome


 

Bäuerle bezeichnet Burnout als „die Reduktion psychischer Belastbarkeit schon im mittleren Berufsalter; die Entstehung von Resignation und Ressentiment als Folge menschlicher Überforderung; die Bildung einer autoritären Charakterstruktur und die Neigung zu repressivem Verhalten als Folge beruflicher Enttäuschung; den inneren Rückzug von allen Menschen und menschlichen Problemen als Schutzmaßnahme jener, die ‒ ohne eigene Hilfe zu erfahren ‒ ein Berufsleben lang mit schwierigen Persönlichkeiten in hoffnungslosen Situationen gesellschaftskonforme Lösungen finden...

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