TEIL A:
UNTERNEHMENSGRÜNDUNG FÜR HEIMATLOSE SELBSTSCHUTZMILIZEN
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wird dein Unternehmen scheitern. Die Sterne stehen schlecht für dich. 80 Prozent aller Unternehmensgründungen scheitern innerhalb der ersten 18 Monate. Das sind 800 von 1000, acht von zehn, vier von fünf Start-ups, die nach der Gründung floppen und zugrunde gehen. Das ist einfach Fakt. Egal, wie man das schreibt, es liest sich nicht schön. Diese niederschmetternde Sterblichkeitsstatistik ist eine schonungslose Erinnerung an das brutale wirtschaftliche Umfeld von heute. Wenn du also darüber nachdenkst, ein Unternehmen zu gründen, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach scheitern. Und es ist nicht nur dein Geschäft, das dabei eins auf die Mütze kriegt – auch deine Zukunft, dein Selbstvertrauen, deine Träume und natürlich dein Bankkonto gehen den Bach runter.
Nehmen wir mal an, du gehörst zu den Zähen und überstehst die ersten 18 Monate. Die Wahrscheinlichkeit, ein nachhaltiges, langfristiges Unternehmen zu werden, liegt immer noch bei weniger als eins zu 20. Ein weiterer deutlich vernehmbarer Weckruf. Bei einer nur fünfprozentigen Überlebenschance solltest du dafür sorgen, dass du vom ersten Tag an fokussiert, skrupellos, ehrgeizig und motiviert bist. Dann kannst du es vielleicht schaffen. Aber nur vielleicht …
Die Entscheidungen, die du während der prägenden Monate deines Unternehmens triffst, bestimmen deinen Platz in der Welt. Es sind die monumentalsten Entscheidungen, die du jemals fällen wirst, und sie formen dein frischgebackenes Unternehmen auf eine Art und Weise, die du dir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen kannst. Also schnall dich an, halt dich gut fest und biete der Herausforderung die Stirn. Du musst dafür sorgen, dass deine Ideen und deren Umsetzung nichts Geringeres sind als umwer-fend. Es ist ein gruseliges Paradox, dass du mit den Entscheidungen, die du triffst, wenn alles am schwierigsten ist und du am unerfahrensten bist, viele Jahre lang wirst leben müssen.
Du musst dir das Recht auf Existenz verdienen und einen Grund finden, warum du auch nur annähernd relevant bist. Wappne dich also für die düstersten, härtesten und intensivsten Jahre deines Lebens. Du musst vielseitig sein, alles lernen und alles machen. Und du musst lernen, mit ständiger Zurückweisung umzugehen, du musst es lieben, gnadenlos aufs Maul zu kriegen, und du musst selbst in den ausweglosesten Sackgassen noch Chancen entdecken können.
Der Start deines Unternehmens wird unvorstellbar brutal sein und trotzdem irgendwie großartig und erfüllend. In diesem Teil geht es um das Schaffen der Grundlagen, um das Zimmern des Gerüsts und darum, dass die Entscheidungen, die du in diesen ersten Jahren triffst, dir gute Dienste leisten und dafür sorgen, dass dein Start-up nur im positiven Sinne explodiert. Das restliche Buch baut auf den Grundlagen auf, die in diesem Teil dargestellt werden.
Tritt an und zeig, was in dir steckt!
WENN DU
DARÜBER NACHDENKST,
EIN EIGENES
UNTERNEHMEN ZU
GRÜNDEN, WIRD ES
MIT ALLERGRÖSSTER
WAHRSCHEINLICHKEIT
SCHEITERN!
GRÜNDE KEIN GESCHÄFT, FÜHR EINEN FELDZUG
Unternehmen scheitern. Unternehmen sterben. Unternehmen geraten in Vergessenheit.
Revolutionen sterben nie. Also ruf eine Revolution ins Leben, kein Unternehmen.
Es reicht nicht mehr aus, einfach nur ein Geschäft zu gründen. Du brauchst ein klares Ziel, eine Mission und eine Existenzbegründung. Martin und ich haben nicht einfach eine Brauerei aufgemacht – wir hatten die Mission, anderen Menschen dieselbe Leidenschaft für großartiges Bier zu vermitteln, wie wir sie empfinden. Dieses Versprechen und diese Voraussetzung liegen jeder unserer Handlungen zugrunde und dienen als eindeutiger Bezugspunkt für jede unserer Entscheidungen.
Egal welche Art von Unternehmen du gründest, du allein bist dafür verantwortlich, dass es durch eine starke, bedeutsame, leicht verständliche und vollständig in sich geschlossene Mission verankert ist. Zum Beispiel:
• Zappos hat kein Schuhgeschäft gegründet, sondern eine Kampagne gestartet, um den Kundendienst zu verbessern, indem es seine Mitarbeiter außerordentlich anständig behandelte.
• Noma hat kein Restaurant eröffnet, sondern sich der Mission verschrieben, die nordische Küche neu erstarken zu lassen, und sogar ein eigenes Manifest der nordischen Küche geschrieben.
• Apple hat keinen Computerladen aufgemacht, sondern folgt der Mission, die Welt durch Technologie zu verändern.
Wenn du eine Mission hast, kannst du alles, was du tust, in den Kontext eines höheren Zwecks stellen und schwörst jeden innerhalb deines Unternehmens auf ein gemeinsames Ziel ein.
Deine Mission muss einzigartig und überzeugend sein. Dein Team und deine potenziellen Kunden müssen sich darauf einlassen können. Es ist deine Mission, die dich von anderen unterscheidet. Deine größte Herausforde-rung vom ersten Tag an ist es, den Leuten einen Grund für ihr Interesse zu geben – und dieser Grund muss deine Mission sein. In unserer gesättigten Realität gibt es praktisch keinen Markt für noch eine Marke, noch ein Unternehmen, noch ein Produkt oder noch eine Dienstleistung. Doch der Markt für etwas, woran man glauben kann, ist unbegrenzt. Gib den Leuten etwas, woran sie glauben können!
Sorg dafür, dass du aus den richtigen Gründen ein Unternehmen gründest. Wenn du bloß Kohle machen und ein großer Player sein willst, geh lieber in eine verzweifelte Firma. Verkauf dem Teufel deine Seele und werde einer von diesen Tretmühlenkandidaten im teuren Anzug. Start-ups sind ein unglaublich hartes Umfeld und du wirst etwas brauchen, an dem du dich festhalten kannst. Und das, woran ihr – du und dein Team – festhalten könnt, ist deine Mission. Wenn Geld deine Motivation ist, musst du der gierigste, mieseste Dreckskerl der Welt sein, um ein Geschäft zum Laufen zu bringen. Ausschließlich aufs Geld fokussierte Unternehmen existieren durchaus, aber mit ihnen oder ihren Mitarbeitern möchte ich ungern was zu tun haben. Mit wachsendem Durchblick der Kunden werden ausschließlich finanziell orientierte Unternehmen das gleiche Schicksal erleiden wie die Dinosaurier. Auf Nimmerwiedersehen! Wenn dein Hauptgrund für die Unternehmensgrün-dung ein finanzieller ist, hör bitte jetzt auf, dieses Buch zu lesen.
Mach etwas, was du liebst, und zwar mit einer klaren Mission. Je enger sich alles um deine Daseinsberechtigung dreht, desto besser kommt dein Angebot bei den Kunden an und desto leichter wird es sein, Kunden zu Fans zu machen.
Geh davon aus, dass es keinen interessiert. Geh davon aus, dass es allen scheißegal ist und dass keiner zuhört. Jetzt überleg dir, wie du die Leute dazu bringst, sich für das zu interessieren, was du machst. Wenn du das nicht kannst, ist dein Unternehmen zum Scheitern verurteilt.
• Mach nicht einfach eine Bäckerei in Idaho auf, sondern führ einen Kreuzzug zur Aufklärung der Menschen über die gesundheitlichen und geschmacklichen Vorzüge von frischem Sauerteigbrot.
• Eröffne nicht einfach einen Friseursalon in Berlin, sondern finde heraus, wie viel Spaß ein Kunde haben kann, während er sich die Haare schneiden lässt.
• Gründe nicht einfach eine Autowerkstatt in Manchester, sondern mach es zu deiner Mission, die Erwartungen der Menschen an den Kfz-Kundendienst neu zu definieren.
Du musst für etwas einstehen, das über deine Kernkompetenzen hinausreicht, um irgendeine Chance zu haben, dich von der Masse abzuheben.
Die Leute wollen nicht mehr einfach ein Produkt oder eine Dienstleistung kaufen. Konsumenten des 21. Jahrhunderts wollen sich zunehmend mit Firmen und Organisationen identifizieren können, deren Missionen und Überzeugungen mit ihren eigenen Glaubenssystemen kompatibel sind, und diese erweitern. Deine Kunden müssen sich aktiv daran beteiligen, dir zum Erfolg zu verhelfen, und du musst ihnen dafür einen überzeugenden Grund bieten. Durch eine starke Mission kannst du das Interesse der Menschen wecken und sie zu deinen Botschaftern machen.
Eine packende Kampagne im Herzen deines Business ist der erste Schritt, dafür zu sorgen, dass dein Unternehmen lange genug durchhält, um Wirkung zu zeigen.
SEI EIN SELBSTSÜCHTIGER MISTKERL UND IGNORIERE RATSCHLÄGE
Ich liebe es ebenso sehr, Ratschläge zu ignorieren, wie all diese Vollpfosten es lieben, mir welche zu erteilen. Mein Rat an alle Ratsuchenden lautet: Spart euch das! Ratschläge sind was für Freaks und Clowns. Wer wirklich engagiert ist, findet seinen eigenen Weg.
Wenn du ein Unternehmen gründest, ist unweigerlich jeder, den du kennst, und jeder, den du nicht kennst, auf einmal ein absoluter Experte. Ignorier sie alle. Halt...