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Carl Schmitt: Die Dialektik der Moderne.

Von der europäischen zur Welt-Moderne.

AutorAndreas Heuer
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783428533107
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,90 EUR
Carl Schmitt und besonders sein politisches Denken sind nach wie vor umstritten. Dies ist auf Grund seiner Verstrickungen in den Nationalsozialismus verständlich. Gleichwohl finden sich Ansätze, die auch heute noch aktuell und bedenkenswert sind. Hierzu zählen seine Ausführungen über den Ausnahmezustand, seine Unterscheidung von kommissarischer und souveräner Diktatur, seine Analysen des europäischen Völkerrechts sowie seine Kritik an einem einseitigen Wertdenken. Andreas Heuer versucht in der vorliegenden Studie, Schmitts Denken zu rekonstruieren, wobei dessen Texte selber zur Sprache kommen. Die Ausführungen kreisen um die zentralen Punkte, die Schmitt in einen größeren historischen Kontext einbettet: den der europäischen Moderne, welche er ganz spezifisch in Ablehnung zu einer sich entwickelnden Welt-Moderne deutete. Es ist das Ziel der Untersuchung, diesen Deutungszusammenhang offenzulegen und zu einer kritischen Reflexion eigener Vorstellungen über Europa, Moderne, europäische Moderne, Welt-Moderne, Völkerrecht anzuregen.

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Leseprobe
II. Die Welt als politisches Pluriversum (S. 66-67)

Auf Schmitts Begriffsbestimmung des Politischen folgt notwendigerweise, dass dieWelt ein politisches Pluriversum ist. Indem die politische Einheit „die realeMöglichkeit des Feindes und damit eine andere koexistierende politische Einheit“ voraussetzt, muss es auf der Erde, „solange es überhaupt einen Staat gibt, immer mehrere Staaten“ geben (BP, 54).

Ein Weltstaat ist für Schmitt das Ende aller Staatlichkeit. An die Stelle eines politischen Pluriversums träte eine alle Menschen umfassende Organisation, die aus sich heraus keine Alternativen mehr zuließe bzw. zulassen könnte. Der zwischenstaatliche Kriegwürde verschwinden und an seine Stelle der internationale Bürgerkrieg treten. Der moderne Staat wiche einem politiklosen Zustand der Welt-Moderne, in der es nur noch Kultur, Zivilisation, Wirtschaft, Moral, Recht, Diesen Zustand einer Welt-Moderne identifiziert Schmitt mit dem Begriff der Menschheit der naturrechtlichen und liberal-individualistischen Doktrin, die er einer eingehenden Kritik unterzieht.

1. Die Menschheit


Nach Schmitt „kann die Menschheit als solche keinen Krieg führen, denn sie hat keinen Feind, wenigstens nicht auf diesem Planeten. Der Begriff der Menschheit schließt den Begriff des Feindes aus, weil auch der Feind nicht aufhört, Mensch zu sein und darin keine spezifische Unterscheidung liegt“ (BP, 54 – 55). Die Menschheit ist, und das ist für Schmitt wesentlich, „kein politischer Begriff, ihm entspringt auch keine politische Einheit oder Gemeinschaft und kein Status“ (BP, 73).

Mit der Bezeichnung „politischer Begriff“ mach Schmitt deutlich, worum es ihm geht. Die Menschheit ist nach den naturrechtlichen und liberal-individualistischen Doktrinen für Schmitt „eine universale, d. h. alle Menschen der Erde umfassende soziale Idealkonstruktion, ein System von Beziehungen zwischen einzelnen Menschen, das erst dann wirklich vorhanden ist, wenn die reale Möglichkeit des Kampfes ausgeschlossen und jede Freund-Feindgruppering unmöglich geworden ist. In dieser universalen Gesellschaft wird es dann keine Völker als politische Einheiten, aber auch keine kämpfenden Klassen und keine feindlichen Gruppen mehr geben (BP, 56). Schmitt sieht als Ziel derWelt-Moderne die Auflösung des Politischen durch die endgültige Abschaffung des Krieges. Die Frage ist jedoch, wie dies politisch zu erreichen ist und wie dieser Zustand real aussehen wird.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
A. Einleitung12
B. Die europäische Moderne15
I. Staat und Jus Publicum Europaeum als grundlegende Raumordnung der europäischen Moderne: Die Entstehung und Bedeutung des modernen Staates17
1. Die Raumrevolution des 16. Jahrhunderts und ihre Folgen18
2. Die Entstehung des Völkerrechts der europäischen Moderne20
3. Die Entwicklung des Völkerrechts der europäischen Moderne25
4. Die Probleme am Ausgang des Völkerrechts der europäischen Moderne30
II. Politische Romantik: Die Entdeckung der Moderne35
1. Ursprung und Wesen der Romantik36
2. Die metaphysische Struktur der Romantik39
3. Die Romantik als Ursprung einer neuen Welt45
C. Übergang zur Welt-Moderne48
I. Bilanz: Die europäische Moderne und ihre Auflösung zur Welt-Moderne48
1. Die europäische Moderne: ein zusammenfassender Überblick49
2. Der Übergang von der europäischen zur Welt-Moderne55
D. Positionen und Begriffe gegen die Welt-Moderne58
I. Der Begriff des Politische58
1. Der Hintergrund des Begriffs des Politischen59
2. Die Infragestellung des Politischen und deren Konsequenzen63
II. Die Welt als politisches Pluriversum67
1. Die Menschheit68
2. Kritik an der Auflösung des Staates71
3. Politischer Pluralismus versus Weltstaat73
III. Die Verbannung des Ausnahmezustandes und das Prinzip der Legalität75
1. Rationalismus und Ausnahmezustand75
2. Welt-Moderne als Legalität77
3. Die Bedeutung des Ausnahmezustandes für das Politische80
IV. Die Welt-Moderne als Welt der Werte82
1. Die neue Rationalität der Welt-Mod83
2. Der Ursprung der Wertphilosophie85
3. Die Tyrannei der Werte87
E. Fazit90
Literaturverzeichnis93
Sachwortverzeichnis96

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