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Chancen und Möglichkeiten der Integration behinderter Kinder im vorschulischen Bereich

AutorBrigitte Halfkann
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl111 Seiten
ISBN9783842846944
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Im vorliegenden Buch geht es um Realisierungsmöglichkeiten gemeinsamer Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder im Elementarbereich. Zunächst wird ein Überblick gegeben über die bisherigen Modelle und Realisierungsversuche integrativer Erziehung. Weiterhin wird untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen eine gemeinsame Erziehung in Kindertagesstätten sowohl für die behinderten als auch für die nicht behinderten Kinder sinnvoll ist, wo sie an ihre Grenzen stößt, wann Probleme auftauchen können und was im Hinblick auf spezifische Behinderungsarten zu berücksichtigen ist. Im letzten Teil des Buches werden gezielte integrationsfördernde Maßnahmen zusammengestellt, die eine Hilfe zum praktischen Einstieg in die integrative Arbeit geben sollen.

Brigitte Halfkann ist von Beruf Diplom-Pädagogin und arbeitet seit vielen Jahren mit Kindern verschiedener Altersstufen. Ihr Studium an der Universität Köln schloss sie 1987 erfolgreich mit der Diplomprüfung ab. Schon während ihres Studiums bildete sich das Interesse an der integrativen Erziehung behinderter Kinder in Kindertagesstätten heraus. Die praktische Arbeit mit Kindern bestärkte sie in der Überzeugung, dass von einer gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder beide Seiten nur profitieren können.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Kombinierte Modelle: Neben den integrativen Einrichtungen gibt es noch eine andere Art von Institutionen, die in erster Linie zum Zweck der Integration eingerichtet wurden: die sogenannten kombinierten Einrichtungen. Sie unterscheiden sich von den integrativen Modellen dadurch, dass behinderte und nichtbehinderte Kinder in getrennten Räumen untergebracht sind, so dass eine Begegnung zwischen beiden Gruppen sehr gezielt und kontrolliert verläuft. Neben den getrennten Gruppen werden teilweise auch integrative Gruppen gebildet, in die behinderte Kinder eingegliedert werden, die bereits ein gewisses Maß an Gruppenfähigkeit besitzen. Die Hauptargumente für die räumliche Trennung sind eine mögliche Überforderung der behinderten Kinder in größeren Gruppen, eine leichtere Gewöhnung aneinander und die Möglichkeit des individuellen Zusammenseins. Ich habe in der vorliegenden Literatur nur wenige Beispiele für diese Form integrativer Erziehung gefunden: den Kindergarten Pasing in München, eine kombinierte Einrichtung in Mainz, und verschiedene Einrichtungen in Dänemark. Der Kindergarten Pasing wurde bereits Anfang der siebziger Jahre von Karin und Rolf Ullner gegründet. Der vorliegende Bericht ist von 1975. Zu dieser Zeit besuchten etwa dreißig behinderte und dreißig nichtbehinderte Kinder den Kindergarten; sieben weitere behinderte Kinder wurden ambulant betreut. Die Gruppen mit den behinderten Kindern wurden anfangs von den übrigen Gruppen räumlich getrennt, um eine gezielte und kontrollierte Begegnung zwischen den Kinder zu ermöglichen und eine Überforderung der behinderten Kinder zu vermeiden. Später wurde diese strenge Trennung etwas aufgelockert, so dass die Kontaktmöglichkeiten häufiger und spontaner wurden. Die nichtbehinderten Kinder bildeten insgesamt drei altershomogene Gruppen mit jeweils fünfzehn Kindern. Es handelte sich um offene Gruppen, bei denen die Kinder die Nachbargruppen besuchen konnten, wenn das Bedürfnis dazu bestand. Die behinderten Kinder bildeten insgesamt fünf Gruppen, die mit jeweils fünf bis sechs Kindern besetzt waren. Das Hauptkriterium bei der Aufteilung war, dass nicht mehrere Kinder mit gleicher Behinderungsart in eine Gruppe kamen. Weiter wurde darauf geachtet, dass das Verhältnis zwischen aggressiven und ausgeglichenen Kindern ausgewogen war und dass in jeder Gruppe einige aktive und leistungswillige Kinder und mindestens zwei Kinder gleichen Geschlechts waren. Etwa ein Drittel der Kinder war geistig behindert, zwei Drittel verhaltensgestört und zwei Kinder waren körperbehindert. Die behinderten und die nichtbehinderten Kinder hatten verschieden Möglichkeiten miteinander umzugehen: sie konnten sich aufgrund der offenen Gruppenform gegenseitig besuchen, sie konnten gemeinsam im Garten spielen, und sie trafen sich bei gemeinsamen Unternehmungen wie Ausflügen, Schwimmen gehen, Zirkus besuchen usw. Später wurden behinderte Kinder auch in Regelgruppen eingegliedert, so dass jeweils drei behinderte Kinder auf zwölf nichtbehinderte Kinder kamen. Daneben existierten jedoch weiterhin die reinen heilpädagogischen Gruppen, in denen die Kinder auf die größeren Gruppen vorbereitet wurden. Die personelle Besetzung des Kindergartens bestand aus Erzieherinnen, Heilpädagoginnen, zwei Logopädinnen und einer Psychologin; daneben gab es einige Praktikanten. Für jede Gruppe war eine Erzieherin, bzw. Heilpädagogin und jeweils eine Praktikantin vorgesehen. Die Psychologin und die Logopädinnen führten während der Gruppenzeit Einzeltherapien mit den behinderten Kindern durch. Die Gründer und Mitarbeiter des Kindergartens Pasing haben aus ihrer praktischen Erfahrung heraus ein eigenes pädagogisches Konzept entwickelt. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um starre Prinzipien handelt, sondern dass das Konzept eine Orientierungshilfe zum pädagogischen Handeln darstellt, die ständig anhand von neuen Erfahrungen überprüft und korrigiert werden muss. Bei der kombinierten Einrichtung in Mainz handelt es sich um drei verschiedene Einrichtungen, die alle in einem Gebäude untergebracht sind: einen Kindergarten, eine Sondereinrichtung und einen Hort. Im Sonderkindergarten sind ausschließlich hör- und sprachgestörte Kinder, da die gesamte Einrichtung ursprünglich aus einem Sonderkindergarten für diese Behinderungsarten hervorgegangen ist. Ein Regelkindergarten wurde im gleichen Haus untergebracht, um zu gewährleisten, dass die behinderten Kinder durch ständige Sprachanreize optimal gefördert werden. Insgesamt besuchen 24 behinderte Kinder den Sonderkindergarten, 25 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren den Regelkindergarten und 20 Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren den Hort. Mit den Kindern werden regelmäßig gemeinsame Unternehmungen durchgeführt. Man bereitet eine Weihnachtsfeier, ein Sommerfest und das Faschingsfest vor, man spielt zusammen Kasperletheater und es werden gemeinsame Ausflüge organisiert. Einzelne Kinder können auf Wunsch auch zeitweise in eine andere Gruppe überwechseln. Nach Überzeugung der Leiterin dieses Modellversuchs hat sich diese Form integrativer Erziehung gut bewährt. (vgl. Hundertmarck, S.101-105) In Dänemark wird mit den kombinierten Einrichtungen die Intention verbunden, auch schwerstbehinderten Kindern, zumindest teilweise, eine Integration zu ermöglichen. Grundsätzlich wird in Dänemark die Aufnahme möglichst vieler behinderter Kinder in Regelkindergärten angestrebt. Für sehr schwer behinderte Kinder existieren jedoch weiterhin Sondereinrichtungen, wobei der Trend dahin geht, dass diese mit der Zeit aufgelöst und einzelne Gruppen behinderter Kinder in Regeleinrichtungen untergebracht werden. Schwerbehinderte (z.B. bewegungsunfähige) Kinder sollen dadurch die Möglichkeit erhalten zumindest zeitweise mit anderen Kindern zusammen zu sein. Sondererziehung und Segregation werden in Dänemark in erster Linie als Vorbereitung für eine spätere Integration verstanden. Integration wird bei jedem behinderten Kind soweit wie möglich angestrebt und realisiert, d.h. für jedes einzelne Kind wird individuell entschieden, ob und inwieweit es integriert werden kann. Durch eine räumliche Einheit von Sonder- und Regeleinrichtungen wird die Realisierung erheblich erleichtert. Man kann mit kurzen gegenseitigen Besuchen beginnen, die allmählich länger werden und auf diese Weise den Wechsel in eine Regelgruppe langfristig vorbereiten. Während also kombinierte Einrichtungen bei uns nur ein erster Schritt zur Integration sind, haben sie in Dänemark die Funktion, Integration bis in die letzte Konsequenz zu verwirklichen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Chancen und Möglichkeiten der Integration behinderter Kinder im vorschulischen Bereich1
Inhaltsverzeichnis3
EINLEITUNG5
1. Zum Begriff der Integration7
1.1. Definitionen und Auffassungen7
1.2. Zielvorstellungen9
1.3. Argumente fu¨r und gegen Integration11
2. Möglichkeiten und Formen von Integration im Vorschulbereich15
2.1. Integrative Modelle15
2.1.1. Argumente fu¨r und gegen integrative Erziehung18
2.2. Kombinierte Modelle19
2.3. Aufnahme behinderter Kinder in Regeleinrichtungen21
2.3.1. Argumente fu¨r und gegen die Aufnahme behinderter Kinder in Regeleinrichtungen23
2.4. Aufnahme nichtbehinderter Kinder in Sondereinrichtungen24
2.5. Zusammenfassung25
3. Notwendige und wu¨nschenswerte Rahmenbedingungen zur Realisierung integrativer Erziehung27
3.1. Gruppengröße und -zusammensetzung27
3.2. Personelle Ausstattung28
3.3. Innere Bereitschaft und Engagement der Erzieher29
3.4. Vorbereitung der nichtbehinderten Kinder30
3.5. Zusammenarbeit mit den Eltern30
3.6. Fortbildung, Beratung und Supervision32
3.7. Therapeutische Versorgung in integrativen Gruppen32
3.8. Weitere wu¨nschenswerte Rahmenbedingungen34
4. Interaktionen und Verhaltensweisen behinderter und nichtbehinderter Kinder36
4.1. Erfahrungen und Beobachtungen in integrativen Gruppen36
4.2. Eine empirische Untersuchung zum Interaktionsverhalten38
4.3. Zusammenfassung und Auswertung40
4.3.1. Allgemeines Kontaktverhalten40
4.3.2. Spielverhalten40
4.3.3. Sozial- und Konfliktverhalten41
4.3.4. Pädagogische Konsequenzen42
5. Die Bedeutung integrativer Erziehung fu¨r die Entwicklung behinderter und nichtbehinderter Kinder43
5.1. Erfahrungen und Beobachtungen in integrativen Gruppen43
5.2. Zusammenfassung und Auswertung46
5.2.1. Sozial-emotionale Entwicklung46
5.2.2. Kognitive Entwicklung47
6. Probleme in integrativen Gruppen49
6.1. Erfahrungen und Beobachtungen in verschiedenen Gruppen49
6.2. Zusammenfassung und Auswertung53
6.2.1. Durch das Verhalten behinderter Kinder bedingte Probleme53
6.2.2. Die Ablehnung behinderter Kinder durch andere53
6.2.3. Negative Einstellungen gegenu¨ber Behinderten54
6.2.4. Die Überforderung behinderter Kinder in größeren Gruppen54
6.2.5. Probleme der pädagogischen Mitarbeiter integrativer Gruppen55
7. Grenzen integrativer Erziehung56
7.1. Kriterien, Stellungnahmen und Erfahrungen aus den verschiedenen Einrichtungen56
7.2. Zusammenfassung und Auswertung59
8. Behinderungsspezifische Besonderheiten und deren Konsequenzen fu¨r die pädagogische Arbeit in integrativen Gruppen61
8.1. Die Situation behinderter Kinder61
8.2.Geistig behinderte Kinder62
8.2.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild geistiger Behinderungen62
8.2.2. Falldarstellungen64
8.2.3. Konsequenzen fu¨r den pädagogischen Umgang mit geistig behinderten Kindern in integrativen Gruppen65
8.3. Körperbehinderte Kinder67
8.3.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild körperlicher Behinderungsformen67
8.3.2. Falldarstellungen70
8.3.3. Konsequenzen fu¨r den pädagogischen Umgang mit körperbehinderten Kindern in integrativen Gruppen71
8.4. Sinnesgeschädigte Kinder73
8.4.1. Blinde und sehgeschädigte Kinder73
8.4.1.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Sehschädigungen73
8.4.1.2. Falldarstellungen74
8.4.1.3. Konsequenzen fu¨r den pädagogischen Umgang mit sehgeschädigten Kindern in integrativen Gruppen75
8.4.2. Hörgeschädigte Kinder77
8.4.2.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Hörschädigungen77
8.4.2.2. Falldarstellungen78
8.4.2.3. Konsequenzen fu¨r den pädagogischen Umgang mit hörgeschädigten Kindern in integrativen Gruppen80
8.5. Sprachbehinderte Kinder82
8.5.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Sprachbehinderungen82
8.5.2. Falldarstellung83
8.5.3. Konsequenzen fu¨r den pädagogischen Umgang mit sprachbehinderten Kindern in integrativen Gruppen84
9. Zum pädagogischen Verhalten in integrativen Gruppen87
9.1. Allgemeine Aufgaben integrativer Erziehung87
9.1.1. Erleichterung des Eingliederungs- und Eingewöhnungsprozesses88
9.1.2. Erweiterung des Erfahrungsraumes behinderter Kinder durch Förderung in der Gruppe89
9.1.3. Einbeziehung spezieller therapeutischer Übungen in die Gruppenarbeit91
9.1.4. Unterstu¨tzung behinderter Kinder im sozial-emotionalen Bereich93
9.1.5. Anwendung fru¨hdiagnostischer Maßnahmen zur Ermittlung des Entwicklungsstandes behinderter Kinder94
9.1.6. Angemessenes Verhalten in Konfliktsituationen95
9.2. Weitere pädagogische Maßnahmen zur Förderung von Integrationsprozessen96
9.2.1. Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Behinderung“97
9.2.2. Soziometrische Analyse der Gruppenstruktur98
9.2.3. Rhythmik, Musik- und Bewegungserziehung99
9.2.4. Integrationsfördernde Spiele100
9.2.5. Durchfu¨hrung gemeinsamer Freizeitaktivitäten102
10. Perspektiven im Hinblick auf schulische Integration105
Abschließende Beurteilung107
Literatur109

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