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China: Internationales Personalmanagement. Umweltfaktoren bei der Personal- und Führungskräfterekrutierung in Unternehmen mit österreichischer und deutscher Kapitalbeteiligung in China

AutorWei Chu
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl287 Seiten
ISBN9783638416764
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: sehr gut, Wirtschaftsuniversität Wien (Abteilung für Change Management und Management Development), 204 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Wandel von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft in China hat in den letzten Jahren zu einem zunehmenden Engagement ausländischer Unternehmen geführt. Im Wettbewerb auf dem chinesischen Markt stellt neben Produkt-Know-how qualifiziertes Personal einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Die vorliegende Dissertation befasst sich deshalb mit der Personalbeschaffung für Unternehmen mit österreichischer und deutscher Kapitalbeteilung. Ziel dieser Arbeit ist es, durch Literaturstudium und Experteninterviews die Personalbeschaffung in diesen FIEs (Foreign Invested Enterprises) zu untersuchen sowie Besonderheiten und typische Probleme herauszuarbeiten. Die ausführlich dokumentierten Experteninterviews sollen die Möglichkeit geben, aus dem Wissen und den Erfahrungen der befragten Manager und Unternehmen zu lernen. Zur Schaffung einer theoretischen Basis wurde der aktuelle Forschungsstand des internationalen Personalmanagements zusammengefasst. Dabei wurde besonders auf Veränderungen durch die Wirtschaftsreform und den Einfluss von chinesischen Managementpraktiken (in Staatsbetrieben) auf das Management in Joint Ventures eingegangen. Um die Besonderheiten der Personalbeschaffung, die sich aus den chinesischen Umweltfaktoren ergeben, herauszuarbeiten, wurde das chinesische Umfeld ausführlich beschrieben. Die Einflüsse der chinesischen Umweltfaktoren auf Qualifikationsanforderung, Rekrutierungsquelle, Rekrutierungswege und Personalauswahl werden mit Hilfe der Experteninterviews ausführlich analysiert. Das Ergebnis der Experteninterviews hat gezeigt, dass obwohl die Instrumente der Personalrekrutierung in FIEs langfristig gesehen durch vermehrte ausländische Investitionen, steigende Konkurrenz der chinesischen Unternehmungen und professionelles Bewerbungstraining allmählich standardisiert werden, spielen insbesondere bei der Erstellung von Anforderungsprofilen und bei der Beurteilung der Eignung von Kandidaten chinesische Umweltfaktoren weiterhin eine große Rolle. Die westlichen Managementmethoden können nicht einfach auf China übertragen werden. Sie müssen dem chinesischen Umfeld angepasst werden. Daraus können Synergieeffekte entstehen.

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Leseprobe

2 Theoretischer Bezugsrahmen und Begriffsbestimmung


 

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit

 

 internationalem Personalmanagement und hier insbesondere mit Personalrekrutierung

 

 im chinesischen Umfeld und

 

 unter Berücksichtigung verschiedener Formen von ausländischen Kapitalbeteilungen.

 

Da es kaum Forschungsbeiträge zur Rekrutierung von Personal und lokalen Führungskräften für chinesisch-deutsche bzw. chinesisch-österreichische Joint Ventures gibt, sollen aktuelle Beiträge aus dem strategischen und internationalen Management sowie internationalen Personalmanagement eine theoretische Basis liefern.

 

2.1 Internationales Management als Grundlage


 

2.1.1 Begriffsdefinition und Abgrenzung


 

In den letzten 20 Jahren lagen die Wachstumsraten des weltweiten Außenhandels deutlich über den Raten des Wirtschaftswachstums. Von 1975 bis 1996 hat sich das Welthandelsvolumen nominal fast versiebenfacht. Insbesondere zeigt die Tendenz, dass die ausländischen Direktinvestitionen weltweit eine enorme Steigerung hinter sich haben (vgl. Abbildung 2-1).[33] Mit Zunahme der internationalen Unternehmenstätigkeiten entstand die neue Disziplin „Internationales Management“, die sich auf Problemlösungen für das Management international tätiger Unternehmungen konzentriert.

 

Wie bei vielen Ansätzen im Bereich der Betriebswirtschaft stammt auch die internationale Managementforschung aus den USA.[34] In Deutschland entstand der Fachbereich „Internationales Management“ in der Betriebswirtschaftslehre erst Anfang der 80er Jahre.[35] „Die Tagung des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre, die im Jahr 1982 in Berlin mit dem Generalthema ‚Internationalisierung der Unternehmung als Problem der Betriebswirtschaftslehre’ stattfand, kann als Geburtsstunde der umfassenden Auseinandersetzung mit Fragen der internationalen Unternehmenstätigkeit in der deutschen Betriebswirtschaftslehre gesehen werden.“[36] Albach stellte fest, dass „die deutsche Betriebswirtschaftslehre [...] vom internationalen Stand der Forschung und der Lehre auf dem Gebiet der Internationalen Betriebswirtschaftslehre weit entfernt“ sei.[37] Trotz der erheblichen Forschungsentwicklung im Bereich „Internationales Management“ im deutschsprachigen Raum seit Anfang der 80er Jahr[38] weisen Engelhard, Dähn und auch Müller Mitte der 90er Jahre noch auf Forschungsdefizite hin[39].

 

Abbildung 2‑1: Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt, Export und Direktinvestitionen in den OECD-Ländern (1983 = 100)[40]

 

 

Zur Abgrenzung des Internationalen Managements gibt es verschiedene Konzeptionen[41]. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die internationale Unternehmenstätigkeit und deren Bedeutung für betriebswirtschaftliche Fragstellungen, insbesondere die spezifischen Umweltfaktoren in den fremden Ländern, d.h. die unterschiedlichen staatlichen Rahmenbedingungen und die fremde Kultur, die von international tätigen Unternehmungen unbedingt berücksichtigt werden müssen[42]. „Keines der Konzepte ist allerdings unumstritten, so dass sich bis heute das internationale Management nicht als geschlossenes und konsistentes System wissenschaftlich geprüfter Aussagen darstellen lässt.“[43]

 

In der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre wird die Definition von Macharzina oftmals verwendet:

 

„Internationales Management ist die Lehre von der Wirkungsweise betriebswirtschaftlicher Führungsinstrumente in verschiedenen rechtlichen und wirtschaftlichen Systemen und von der Rückwirkung dieser Systeme auf die betriebswirtschaftlichen Instrumente.“[44]

 

Phatak geht über eine reine Definition des internationalen Managements hinaus und formuliert bereits eine Art Forschungsprogramm, indem er auf das Ziel der Effektivität, die Bedeutung der Koordination einzelner unternehmerischer Aktivitäten und auf die Umweltberücksichtigung eingeht.[45]

 

„...as the process of accomplishing the global objectives of an organization by:

 

(1) effectively coordinating the procurement, allocation and utilization of human and physical resources of the organization; and (2) maintaining the organization in a state of dynamic equilibrium within the global environment“[46]

 

Internationales Management liegt vor, wenn das Operationsgebiet der Unternehmung oder der vergleichbaren Institution über die Grenze des eigenen Landes hinausreicht. Der grenzüberschreitende Einsatz betrifft nicht nur sachliche Ressourcen, sondern auch die Koordination menschlicher Aktivitäten. Internationales Management bedeutet überdies zielbezogene Kommunikation mit ausländischen Interaktionspartnern.[47]

 

Aufgaben des internationalen Managements entstehen durch neue Problemstellungen während der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit, wie z.B. das Währungsmanagement oder die Absicherung von Auslandsrisiken. Es konzentriert sich auf zum einen die Erarbeitung von Problemlösungen für die originären Fragestellungen, die sich aus der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit ergeben, zum anderen auf die Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung oder Ergänzung des bestehenden betriebswirtschaftlichen Instrumentariums in Bezug auf die Komplexität der konkreten Planungsaufgabe.[48]

 

Für Perlitz geht der Anspruch des Internationalen Management nicht in die Richtung einer neuer betriebswirtschaftlichen Funktions- oder Institutionslehre, sondern in Richtung einer General-Management-Lehre, neben der Betriebs- und Volkswirtschaft sollen auch eine Reihe von Erkenntnissen aus der Soziologie, der Politologie, der Rechts- oder anderen Gesellschaftswissenschaften einfließen. Nur eine umfassende Berücksichtigung dieser Aspekte kann zu einem erfolgreichen Internationalen Managements führen.[49] Auch Albach[50] sieht das Internationale Management nicht als eine eigenständige betriebswirtschaftliche Funktionslehre. Seiner Meinung nach kann der Sinn des Internationalen Management nur in der funktions- und einzelwissenschaftsübergreifenden Erfassung komplexer Tatbestände bei Auslandsentscheidungen von Unternehmen liegen.

 

Die Identifikation von Forschungsschwerpunkten im internationalen Management ist aufgrund der Heterogenität des Faches schwierig. Sie sind sowohl in einzelnen Funktionsbereichen wie dem internationalen Personalmanagement zu finden als auch auf der ganzheitlichen Ebene der internationalen Unternehmung.

 

2.1.2 Internationalisierung und globaler Wettbewerb


 

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer zunehmenden Internationalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Schlagwörter wie „Globalisierung“ und „multinationale Unternehmen“ sind in den Medien täglich gegenwärtig. Durch diesen Entwicklungsprozess ist auch die Unternehmensführung vor neue Herausforderungen gestellt. Beispiele dafür sind

 

- das verstärkte Auftreten neuer Wettbewerber aus Südostasien

 

- der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und der Sowjetunion sowie die wirtschaftliche Liberalisierung in China

 

- die sich beschleunigende Entwicklung und Diffusion neuer Technologien.[51]

 

Daher ist auch verständlich, dass in den letzten Jahrzehnten in der Betriebswirtschaftslehre kaum ein anderes Themengebiet so viel Aufmerksamkeit gewonnen hat wie das der Internationalisierung.

 

Wenn über die internationale Ausrichtung einer Unternehmung gesprochen wird, so werden häufig Begriffe wie Internationalisierung, Regionalisierung oder Globalisierung verwendet. In der Literatur werden die Begriffe „Regionalisierung“ und „Globalisierung“ als Subsysteme der Internationalisierung aufgefasst. Dabei versteht man unter „Regionalisierung“ die Verdichtung von Wirtschaftsbeziehungen geographisch nahe liegender Volkswirtschaften. Mit dem Begriff der „Globalisierung“ wird eine weltweite Verflechtung der Unternehmensaktivitäten verbunden.[52]

 

Definitionen zu international tätigen Unternehmen finden sich in der betriebswirtschaftlichen Literatur unter der Rubrik „institutioneller Ansatz“, der das Phänomen der Internationalisierung mit dem jeweiligen Unternehmen verknüpft.

 

In Anlehnung an Olle und Schmidt gilt für Perlitz ein Unternehmen als international, wenn es Aktivitäten im Ausland durchführt. Dabei ist nicht die Art der Auslandsaktivität bedeutsam, sondern der Grad des Auslandsengagements. Als Beispiel führt Perlitz an, dass z. B. ein Unternehmen, das bloß einen Kredit im Ausland aufnimmt, nicht als internationales Unternehmen zu klassifizieren sei.[53]

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