2 Management und Führung im Wandel
2.1 Management
Der Begriff Management wird auf zwei Arten verwendet. Er bezeichnet zum einen die Funktion als auch die Institution.
Institution meint alle offiziell leitenden Stellen der Organisation, also alle Verantwortlichen mit Entscheidungs- oder Weisungskompetenzen inklusive des „Eigentümer-Unternehmers“ 48.
Funktion hingegen meint zunächst alle nicht ausführenden Aufgaben in Bezug auf das Setzen von Zielen, die Wissensorganisation sowie die Strukturierung von Handlungsabläufen und Aufgaben. Teilweise sind die Leistungsträger im Management auch mit der Ausführung von Sachaufgaben betraut. Dies betrifft vor allem untere Hierarchieebenen. Die Art der Verknüpfung von Managementfunktionen und Sachaufgaben zeigt folgende Abbildung:
Abb. 4: Management als Querschnittsfunktion49
Management wird aus der funktionalen Perspektive als Querschnittsfunktion betrachtet, die den Ressourceneinsatz und das Zusammenwirken der Sachfunktionen regelt. Zu den klassischen Managementfunktionen zählen Planung, Organisation, Personaleinsatz, Führung und Kontrolle. Diese werden in einem geregelten Managementprozess in eine strukturierte Abfolge gebracht, wobei der Ablauf durchaus dynamisch zu verstehen ist und in der Praxis zwischen den einzelnen Funktionen Interdependenzen bestehen. Die Führungskraft ist gefordert, diesen Prozess zu steuern, wobei sie unterschiedliche Rollen einnimmt50.
Dieser Steuerungsprozess im Management meint vor allem die Bewältigung komplexer Aufgabenstellungen und Anforderungen. Führung will zudem Menschen motivieren und Wandel gestalten. Die Managementaufgabe wird damit erweitert um die Gestaltung von Beziehungen und um die Vernetzung aller Unternehmenseinheiten51.
Führung unterscheidet sich also insofern vom Management, als hier nicht nur sachbezogen, sondern auch personenbezogen agiert wird.
2.2 Führung und Führungsstile
In der Literatur wird Führung nicht einheitlich definiert. Neuberger erstellt auf Grundlage weitgehender Recherchen ein Begriffsnetz zum Begriff Führung. Hieran wird deutlich, welche inhaltliche Breite der Begriff aufweist und dass Führung immer auch eine Beziehung zwischen Führungskraft und Geführten inkludiert.
Abb. 5: Wortfeld/Begriffsnetz ‚Führung’52
Neuberger ordnet Coaching, Mentoring und Training der Führung zu, setzt diese Formate jedoch nicht mit Führung gleich.
Eine präzise Definition von Führung liefert Wunderer. Er versteht Führung als „wert-, ziel- und ergebnisorientierte, aktivierende und wechselseitige soziale Beeinflussung zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben in und mit einer strukturierten Arbeitssituation“53. Im Vordergrund steht dabei die absichtsgeleitete Einflussnahme auf die Geführten mit dem Ziel der Steigerung beispielsweise des Unternehmensgewinns, der Kundenzufriedenheit oder bestimmter Qualitätsstandards.
Führungskräfte haben neben ihrer Führungsfunktion immer auch andere Managementaufgaben auszuführen und verschiedene Rollen wahrzunehmen. Dabei bezieht sich Führung auf diejenigen Tätigkeiten und Aufgaben der Steuerung des Unternehmensprozesses, die permanent veranlasst werden müssen und einer weiteren Feinsteuerung bedürfen. Bei Führung geht es somit um eine direkte Interaktion mit dem Ziel der Steuerung der Geführten, die dazu bewegt werden sollen, bestimmte Ziele zu erreichen, welche vorher aus den Unternehmenszielen heraus entwickelt wurden54.
Führung konzentriert sich damit auf die drei Aufgabenbereiche Organisation, Business und Führung. Die Führungskraft bewegt sich zwischen diesen drei Aufgabenfeldern.
Folgende Abbildung verdeutlicht den Zusammenhang:
Abb. 6: Aufgabenfelder der Führungskraft55
Die Einflussnahme auf den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin durch die Führungskraft findet auf unterschiedlichen Wegen statt. Zu unterscheiden sind direkte (personal-interaktive) Einflussnahme durch Personen und indirekte (strukturell-systemische) Einflussnahme durch Strukturen.
Bei strukturell-systemischer Führung handelt es sich um eine Beeinflussung durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen. Hierunter fallen die Unternehmenskultur, die Unternehmensstrategie, die organisatorische Gestaltung und die qualitative Personalstruktur des Unternehmens.
Personal-interaktive Führung meint die Einflussnahme durch direkte Kommunikation in der jeweiligen Situation mit dem Ziel der Umsetzung struktureller Führung56.
Folgende Tabelle zeigt die Dimensionen struktureller und interaktiver Führung.
Tab. 7: Strukturell-systemische und personal-interaktive Führung57
Wunderer ordnet Coaching im Rahmen der Führung gemeinsam mit Mentoring sowie Feedback- und Mitarbeitergesprächen der direkten personal-interaktiven Menschenführung zu. Auch Schreyögg und Koch sehen Vorgesetzten-Coaching stark verknüpft mit personenbezogener Führung. Hierbei handle es sich jedoch nicht um eine neue Form des Coaching, sondern um eine neue Führungsstilvariante, die das Verstehen und Unterstützen des Mitarbeiters und der Mitarbeiterin fokussiert58.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Art und Weise, wie eine Führungskraft ihre Aufgaben innerhalb der Organisation gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrnimmt, als Führungsstil bezeichnet wird. Hiermit wird das wechselseitige Verhalten in der gemeinsamen Beziehung bezeichnet.
Im folgenden Kapitel werden verschiedene Führungsstilansätze beschrieben. Die Auswahl erfolgt im Hinblick auf mögliche Anknüpfungspunkte zur Thematik Coaching durch die Führungskraft.
Die Führungsforschung orientierte sich zunächst an Eigenschaftstheorien, was sich auf die Erwartungen an Führungskräfte bezog. Neue Führungskräfte wurden anhand von Eigenschaftskatalogen ausgewählt. Es zeigte sich jedoch, dass Persönlichkeitsmerkmale in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich gelebt werden und Führungssituationen nicht immer die gleichen Anforderungen an die Führungskraft stellen. Aus diesen Gründen wurden nach und...