Um den Bezugsrahmen der Arbeit komplett abzustecken erfolgt nach der grundlegenden Betrachtung des Controlling- und Kooperationskontextes die Vereinigung zum Kern des Kapitels, dem Kooperationscontrolling in 3.3.3. Abschließend wird darauf basierend die Notwendigkeit eines Controllings im Franchising in der Zusammenfassung abgeleitet.
Die extreme Vielfalt der Definitionsansätze und Blickwinkel auf das Controllingverständnis ist so umfangreich, dass eine abschließende Diskussion hier nicht erfolgen kann und, um den Bezug zum Thema nicht zu verlieren, auch nicht erfolgen sollte. Die recht pragmatische Definition des funktionalen Controllingbegriffs durch die Formulierung
Abbildung 5: Controlling als Schnittmenge zwischen Manager und Controller
(Quelle: Controller Verein e.V. (Hrsg.) o.J., S.3
„Controlling ist Managementunterstützung durch Information und Koordination“[151] ist zwar passend, genügt jedoch nicht. Abbildung 5 veranschaulicht, dass das Controlling als ein Prozess, hier als Folge von Aktivitäten gedeutet, zu verstehen ist, welcher den überlappenden Bereich der gemeinsamen Aufgaben zwischen Manager und Controller bildet.[152] Der Controller als Person ist der Träger eines Teils dieser institutionalisierten Aufgaben und er wird in der Literatur häufig als Servicepartner oder Dienstleister des Managements bezeichnet.[153] Die verantwortliche Führungsinstanz, also der Manager, übt ebenfalls Controllingaufgaben aus, da beispielsweise die Steuerung zu deren originären Aufgaben gehört.[154] Die funktionale Hilfsleistung durch Zuarbeitung und Unterstützung der Führungsebene stellt den Kern des allgemeinen Begriffsverständnisses dar.[155]
Die kontroverse Diskussion über eine eher weite oder enge Zielausrichtung des Controllings an den Unternehmenszielen, also eher an allgemeinen Führungszielen oder engen finanziellen Zielen, wird hier ebenfalls nicht diskutiert, sondern einem Mittelweg von Drews gefolgt. Dieser Mittelweg sieht eine Mischung aus beiden Zielsystemen, kurz- und mittelfristige monetäre sowie qualitative, z.B. kooperationsrelevante nichtmonetäre Ziele, vor und wird als „erfolgszielorientiert in weiter Auslegung“ [156] bezeichnet. Die zentralen Aufgabenbereiche des Controllings, also die Koordination und Informationsversorgung, sind auf die Managementfunktionen Planung und Kontrolle ausgerichtet.[157] Horváth bestimmt den Begriff sehr ähnlich. Danach stellt Controlling ein Untersystem des Managements bzw. der Führungsebene dar, welches Planung und Kontrolle sowie die Versorgung mit Informationen ergebniszielorientiert koordiniert. Daran anknüpfend stellen Controllingziele die Wandlungs-, Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit der Unternehmensführung sicher, um die wiederum übergeordneten Unternehmensziele verwirklichen zu können.[158]
Bisher wurde der Begriff System verwendet, aber nicht eingehend erläutert. Für die folgenden Sachverhalte ist jedoch eine kurze Begriffsbestimmung unumgänglich. Vertiefend wird ein Objekt als System verstanden, wenn es einen Systemzweck, also eine wahrnehmbare Funktion, erfüllt und deren Bestandteile in wechselseitigen Wirkungsbeziehungen untereinander stehen. Außerdem muss die Systemidentität immer gewährleistet sein. Diese geht verloren, wenn Elemente oder Beziehungen innerhalb des Systems zerstört oder entfernt werden und damit der Systemzweck bzw. die Systemintegrität erlischt. Ferner ist ein System gegenüber der Umgebung bzw. Umwelt abgeschlossen.[159]
Ein System besteht aus einer Anzahl von Elementen, welche Teil-, Sub- oder Untersysteme genannt werden, kann aber gleichzeitig ein Subsystem eines übergeordneten Super- oder Übersystems sein.[160] Ein Unternehmen ist aus systemtheoretischer[161] Sicht demnach ein System und kann prinzipiell in die Teilsysteme der Führung und der Transformation, auch Ausführungs-[162], Vollzugs-[163] oder Leistungssystem[164] bezeichnet, unterteilt werden.[165] Das Transformationssystem bildet den Bereich der Wertschöpfung bzw. der Real- und Nominalgüterprozesse und kann in weitere Untersysteme zerlegt werden.[166] Das Führungssystem, welches Ziele für das Unternehmen bestimmt und das Leistungssystem darauf ausrichtet, setzt sich aus den Subsystemen Planungs-, Kontroll-, Informationsversorgungs-, Personalführungs-, Organisations- und Controllingsystem zusammen.[167] Durch die eigenständige Stellung dieser Führungsteilsysteme mit ihren jeweiligen Zielausrichtungen wird die herausragende Aufgabe der Koordination als zentrale Funktion des Controllings deutlich.[168] Koordination innerhalb und zwischen den Führungssubsystemen wird als Sekundärkoordination, von der Unternehmensführung ausgehend auf das Leistungssystem zielend, als Primärkoordination bezeichnet.[169] Die Hauptaufgabe des Controllings liegt in der Sekundärkoordination.[170]
Bei der Koordination an sich kann zwischen technokratischer und personenorientierter Koordination unterschieden werden.[171] Erstere lässt sich vertiefend in Koordination durch eher starre oder flexible Programme und in Koordination durch Pläne ohne konkrete Verhaltensvorgaben differenzieren.[172] Personenorientierte Koordination findet durch persönliche Weisungen in vertikaler oder mittels Selbstabstimmung in horizontaler Kommunikationsrichtung statt.[173] Lediglich Ossadnik schreibt die Unterteilung in technokratische und personenorientierte Koordination vorzugsweise der Primärkoordination zu.[174]
Horváth unterscheidet grundlegend zwischen systembildender und systemkoppelnder Koordination.[175] Systembildende Koordination im Gesamtunternehmen bedeutet vor allem „die Schaffung einer Gebilde- und Prozessstruktur, die zur Abstimmung von Aufgaben beiträgt“[176] und das Planungs- und Kontrollsystem sowie das Informationsversorgungssystem als direktes Ergebnis zur Folge haben. Diese Abstimmung erfolgt durch Erzeugung funktionaler Subsysteme mit arbeitsteiligem Charakter, um die Komplexität zu reduzieren und die Flexibilität zu erhöhen. Danach werden daraus durch die Zuordnung von Personen, Aufgaben und Sachmitteln institutionale Subsysteme, um eine effiziente Primär- und Sekundärkoordination zu gewährleisten. Die durch Dekomposition entstandenen Subsysteme bedürfen wiederum der Koordination, was nun einen Zielkonflikt darstellt.[177] Bei der systemkoppelnden Koordination steht nicht die Bildung sondern die Abstimmung bestehender oder einzurichtender Systemgefüge innerhalb des Führungssystems im Vordergrund.[178] Dies geschieht hauptsächlich mit „Maßnahmen zur Weiterentwicklung, Aufrechterhaltung und Anpassung bestehender Subsysteme und Systemgrenzen“.[179]
Das Controllingsystem als Subsystem des Führungssystems besteht selbst wiederum aus Teilsystemen.[180] Diese Bestandteile eines Controllingsystems mit ihren Beziehungen zueinander werden in Abbildung 6 dargestellt. Die direkten Ziele des Controllings sind, wie oben beschrieben, Sicherstellung der Wandlungs-, Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens und dessen Führung.[181] Indirekte Ziele des Controllings stellen eine Konkretisierung der Ziele der zu unterstützenden Managementinstanz dar.[182] Die Aufgaben des Controllings dienen prinzipiell dazu diese Ziele zu erreichen, wobei die Grenzen nicht immer klar umrissen sind.[183] Sie sind als Aktivitäten zu verstehen, mit denen das Erreichen von Zielen sichergestellt werden kann[184] bzw. sie formulieren genauere, differenziertere Sollzustände dieser Ziele und reihen diese in eine Ablauffolge.[185] Genauer kann man sie nach ihrem Horizont bzw. Ziel in operative und strategische Aufgaben[186], außerdem nach ihrer Ausführung bzw. Bewerkstelligung in system-bildenden und systemkoppelnden Aufgaben unterteilen. Ferner ist auch eine Differenzierung nach dem Objekt in Planungs- und Kontrollaufgaben oder nach Informationsversorgungsaufgaben sinnvoll.[187] Instrumente wiederum, welche als Hilfsmittel zur Erledigung dieser Aufgaben dienen,[188] ermöglichen es durch elementare Algorithmen den definierten Zustand zu erreichen und werden auch als Technik oder Verfahren...