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Controlling von Innovationen

Ein Zielkonflikt? Geeignete Kennzahlen und Steuerungsinstrumente

AutorMarco Aulbach
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl122 Seiten
ISBN9783656897408
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,3, Hochschule Aschaffenburg, Veranstaltung: Innovationsmanagement, Sprache: Deutsch, Abstract: Bereits seit 1983 fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) die ansässigen Unternehmen zu erhöhter Innovationstätigkeit auf. Mehr als dreißig Jahre später ist das Thema Innovationsmanagement mindestens so aktuell wie damals. Pünktlich zu den Bundestagswahlen 2009 versuchten der BDI und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die Bundesregierung zur verstärkten Förderung von Innovationen zu ermuntern. Vier Jahre später, im Jahr 2013 wurden weitere Forderungen gestellt. Die wiederholten Appelle der Arbeitgeberverbände geschahen nicht ohne Grund, denn wirtschaftlicher Erfolg, geringe Arbeitslosigkeit und stärkeres Wirtschaftswachstum lassen sich insbesondere durch Innovationen und Investitionen erreichen. Gerade in einer globalisierten Welt mit aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländern nehmen Innovationen eine noch zentralere Rolle ein als in den 80er-Jahren. Somit ist Innovationsmanagement keine reine innerbetriebliche Herausforderung, sondern muss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinschaftlich bewerkstelligt werden. Neben dem verschärften Wettbewerbsumfeld müssen Unternehmen die folgenden Herausforderungen meistern: Verknappung der Ressourcen und Rohstoffe, steigender Erfolgsdruck, erhöhte Kundenanforderungen sowie Schnelllebigkeit von Produktlebenszyklen und Technologien. Aufgrund dessen ist für die überwiegende Mehrheit der Firmen die Forschung und Entwicklung (F&E) nach neuen Produkten und Betriebsverfahren ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgsversprechende Zukunft. Um sich diesen Aufgaben stellen zu können bedarf es einer effektiven Innovationssteuerung durch die Unternehmen.

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Leseprobe

3 Innovationscontrolling


 

Wie bereits aufgeführt, spielen besonders für Unternehmen betriebswirtschaftliche Prinzipien eine herausragende Rolle. Ein effektives Innovationscontrolling ist dafür die Basis.

 

3.1 Begriff und Aufgaben


 

Grundsätzlich ist Controlling die Planung und Kontrolle sowie koordinierte Steuerung typischer Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Das Management soll bei bedeutenden Unternehmensentscheidungen unterstützt werden. In der Praxis bedeutet dies eine systematische Informationsbereitstellung sowie ein strukturiertes Informationsmanagement. Dadurch entsteht eine enge Verbindung zwischen Planung und Kontrolle. Das Controlling nimmt folglich eine wichtige Rolle in der Erreichung des definierten Ziels (Effektivität) und der Vermeidung unnötiger Kosten bzw. Zeit (Effizienz) ein.[91]

 

Bezogen auf das Innovationscontrolling bedeutet dies, dass der gesamte Innovationsprozess durch das Controlling begleitet wird (siehe Abbildung 10). Alle für das Innovationsmanagement relevanten Geschäftsprozesse sowie deren betriebswirtschaftliche Logik werden hinsichtlich der gesetzten strategischen, finanziellen bzw. wirtschaftlichen Ziele gesteuert. Durch die Bereitstellung von betriebswirtschaftlichem und methodischem Know-how stellt das Innovationscontrolling ein klares Bild über die diversen Phasen des Innovationsprozesses zur Verfügung. Das Innovationsmanagement wird somit mittels eines zielgerichteten Einsatzes von Controllinginstrumenten und Kennzahlen in seiner Aufgabenerfüllung unterstützt.[92] Letztendlich führt dies zu einer Realisation von Effizienz- und Effektivitätssteigerungen sowie zu einer besseren Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit von Innovationsprojekten.[93]

 

 

Abb. 10: Hauptphasen des Innovationsprozesses (einschließlich Innovationscontrolling)[94]

 

Die einzelnen Aufgaben des Innovationscontrollings können in projektbezogene- und projektübergreifende Aufgabenfelder untergliedert werden. Zu den bedeutendsten projektbezogenen Tätigkeiten gehört es, dem jeweiligen Projektverantwortlichen aktualisierte und koordinierte Steuerungsinstrumente bzw. Hilfsmittel zum Selbstcontrolling bereitzustellen. Zudem muss das Innovationscontrolling die Projektmitglieder in der Handhabung und Anwendung dieser Instrumente schulen. Auch die Organisation bzw. Überwachung des Berichtswesens sowie die Unterstützung und Beratung der Projektverantwortlichen gehört zu den Tätigkeitsgebieten eines erfolgreichen Innovationscontrollings.[95]

 

Mindestens genauso bedeutend sind die projektübergreifenden Aufgabenstellungen. Darunter sind die Bereitstellung von bedürfnisgerechten Informationen zur Projektkoordinierung und das Anfertigen von Entscheidungsgrundlagen zur Prioritätensetzung zu verstehen. Außerdem muss das Innovationscontrolling eine Integration der entsprechenden Projektdaten in den Geschäftsablauf eines Unternehmens sicherstellen. Dies bedeutet, dass Verknüpfungen mit Plandaten, Budgetdaten sowie dem innerbetrieblichen Rechnungswesen zu gewährleisten sind. Um Schwierigkeiten in individuellen Innovationsprojekten frühzeitig zu erkennen, ist es Aufgabe des Innovationscontrollings Innovationsprojekte periodisch (z.B. alle drei Monate) zu analysieren und bei Bedarf entsprechende Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Gerade für die Unternehmensleitung ist es wichtig, dass die erwarteten Auswirkungen von Entscheidungen auf das Unternehmensergebnis aufgezeigt werden.[96]

 

3.2 Organisatorische Ausgestaltung


 

Für die organisatorische Ausgestaltung des Innovationscontrollings existieren  in der Praxis verschiedene Ansätze. Dabei ist festzulegen wie die Controllingabteilung bzw. ein eigens für Innovationen verantwortliches Projektcontrolling zu integrieren ist. Einerseits kann das Innovationscontrolling als zentrale Stelle in eine Unternehmensorganisation einbezogen werden. Andererseits ist auch eine dezentrale Organisation möglich. Ein entscheidender Einflussfaktor spielt dabei die Unternehmensgröße. Gerade bei größeren Unternehmen bzw. bei Unternehmen, die Innovationen einen hohen Stellenwert zuschreiben, kann es durchaus sinnvoll sein, eine Mischform zu etablieren. Das zentrale Innovationscontrolling sollte dabei eine Anbindung an das Gesamtcontrolling aufweisen. Ergänzend dazu sind dezentrale Einheiten in den diversen funktionalen Bereichen mit Innovationstätigkeiten (z.B. F&E) sinnvoll.[97]

 

Bei einer dezentralen Organisation sind die Aufgaben des Innovationscontrollings durch das Projektcontrolling, die Projektteams und der auftragsgebenden Instanz (z.B. Management) durchzuführen. Idealerweise erstattet das Projektteam regelmäßig Bericht an das Projektcontrolling. Dadurch erhält das Projektcontrolling umfangreiche Kenntnisse hinsichtlich des ökonomischen Fortschritts der Innovationsprozesse. Zudem kann ein Soll-/Ist-Vergleich bzgl. der Innovationsziele vorgenommen werden. Auf Grundlage der so ermittelten Ergebnisse ist das Projektcontrolling in der Lage über erforderliche neue Maßnahmen bzw. über eine Zielrevision zu entscheiden.[98]

 

Da sowohl das Projektcontrolling als auch das Projektteam mit Informationsrechten und -pflichten ausgestattet sind, kommt es auf operativer Ebene zu einem fortlaufenden wechselseitigen Datenaustausch.[99] Dieser bewusste Dialog zwischen kaufmännischen und technischen Mitarbeitern verbessert das gegenseitige Verständnis und fördert eine zügige konsensuale Problemlösung. Für ein erfolgreiches Innovationscontrolling ist es wichtig, dass die hohe Bedeutung wirtschaftlicher Zielsetzungen im Innovationsprozess Akzeptanz findet. Stammt der Innovationsauftrag von einer höher gelegenen Instanz, so ist auch diese regelmäßig über den Projektfortschritt in Kenntnis zu setzen. Üblicherweise geschieht dies durch das Projektcontrolling zu strategisch bedeutenden Zeitpunkten. Ferner ist die auftragsgebende Instanz zu informieren, wenn das Innovationsprojekt zu scheitern droht (z.B. aufgrund technologischer Probleme). In diesem Fall muss die auftragsgebende Instanz gemeinsam mit dem Innovationscontrolling abschätzen, ob die Projektfortführung ratsam ist. In dieser kritischen Projektphase ist abzuwägen, wann das Projektteam und wann die auftragsgebende Instanz Maßnahmenentscheidungen trifft.[100]

 

Des Weiteren muss entschieden werden, wer für die Aufbereitung der für das Innovationscontrolling relevanten Prognosedaten verantwortlich ist. In erster Linie sollte das Projektteam dafür zuständig sein, da hier generell die benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten vorhanden sind. Allerdings kann es problematisch sein, ausschließlich auf die Einschätzungen des Projektteams zu vertrauen, denn dessen Beurteilung der zukünftigen Entwicklung ist tendenziell subjektiv. Insofern ist es sinnvoll ergänzend die Erfahrungswerte vergangener bzw. ähnlicher Innovationsprojekte zu berücksichtigen. Zusätzlich können objektive Situationsanalysen erstellt werden, z.B. in Kooperation mit einem externen Beratungsunternehmen. Für neue Produkte kann auch das Marketing mittels Marktforschungsanalyse den erwarteten Absatz näherungsweise prognostizieren.[101]

 

Nach Beendigung eines Innovationsprojekts sind die gewonnen Ergebnisse allen relevanten Stellen zur Verfügung zu stellen. Hierdurch können Fehler in zukünftigen Innovationsprojekten vermieden werden. Während des laufenden Innovationsprojekts sollte jedoch nur ein verbaler Meinungsaustausch zwischen den diversen Projektteams stattfinden, um einen positiven Wettstreit zu entfachen. Bei Weitergabe ökonomischer Ergebnisse (z.B. Innovationsabrechnungen, siehe Abschnitt 5.2.1) ist allerdings die Gefahr von Grabenkämpfen zwischen konkurrierenden Innovationen und deren Verantwortlichen zu beachten. Folglich können Ineffizienzen und Ressourcenverschwendungen entstehen.[102]

 

Wie bereits in Abschnitt 3.1 erwähnt, ist es Aufgabe des Innovationscontrollings den Projektverantwortlichen Hilfsmittel zum Selbstcontrolling bereitzustellen. Das Selbstcontrolling kann einen hohen Anteil des Controllings ausmachen, wenn die zeitlichen und sachlichen Anforderungen der Berichterstattung gering sind und der Freiheitsgrad bei der Aufstellung von Prognosedaten hoch ist. Konsequenterweise sollte das Projektteam in diesem Fall auch die Hauptverantwortung für Maßnahmenentscheidungen bei Kostenabweichungen tragen.[103]

 

3.3 Chancen und Risiken


 

Im Gegensatz zum Innovationsmanagement wird das Innovationscontrolling häufig kritisch betrachtet, da Forscher und Entwickler möglichst große Freiräume für kreative Ideen fordern. Allerdings entsteht dadurch die Gefahr von unprofitablen Innovations- bzw. Entwicklungsprojekten. Insofern ist es die Aufgabe der  Führungskräfte, einen Mittelweg zwischen den ökonomisch kalkulierenden Kaufleuten und den technikaffinen Ingenieuren aufzuzeigen. Wegen der zunehmenden Bedeutung von Innovations- bzw. F&E-Tätigkeiten (siehe Abschnitt 2.5) verlangen nicht nur die Unternehmensleitung sondern auch die Anteilseigner aussagekräftige Informationen über dessen Beitrag zum Unternehmenserfolg. In Folge dessen müssen die...

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