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E-Book

Corporate Governance

Eine aktienrechtliche und institutionenökonomische Analyse der Leitungsmaxime von Aktiengesellschaften

AutorMichael Metten
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl432 Seiten
ISBN9783834986191
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Im Zuge der Internationalisierung der Kapitalmärkte haben sich auch deutsche Aktiengesellschaften zunehmend auf den Shareholder Value als maßgebliche Zielgröße für die Unternehmenssteuerung konzentriert. Dieser Ansatz steht jedoch regelmäßig im Widerspruch zur Leitungsmaxime des deutschen Aktienrechts, dem Unternehmensinteresse.

Dr. Michael Metten studierte Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte an den Universitäten Köln, Bonn und St. Gallen und promovierte am Lehrstuhl für Mikroökonomik und Industrieökonomik an der WHU in Vallendar.

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Leseprobe
5. Corporate Governance zwischen Shareholder Value und aktienrechtlicher Zielkonzeption (S. 177-178)

In wessen Interesse ist nun eine Aktiengesellschaft zu leiten? Mit diesem Kapitel kehren wir zur Kernfrage dieser Arbeit zurück. Sowohl das Aktienrecht als auch der im Kontext der kapitalmarktorientierten Unternehmensführung weit verbreitete Shareholder Value-Ansatz haben Antworten auf diese Frage. Nachdem in den Kapiteln 3 und 4 die Zielkonzeption der Unternehmensführung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde, gilt es nun zu analysieren, inwieweit sich das Shareholder Value- Konzept mit der Leitungsmaxime des deutschen Aktienrechts vereinbaren lässt.

5.1 Interessengewichtung in der Unternehmensverfassung – eine institutionenökonomische Analyse


In der Ausgestaltung der Corporate Governance lassen sich im internationalen Vergleich deutliche Unterschiede erkennen. Obwohl die Trennung von Eigentum und Kontrolle weltweit als charakteristisches Merkmal börsennotierter Aktiengesellschaften gilt und somit ähnliche Grundprobleme existieren, variieren die Bedeutung einzelner Governance-Mechanismen und die Ausrichtung auf bestimmte Interessengruppen.

Die Gedankengänge des vorherigen Kapitels aufgreifend stellt sich zunächst die Frage: Was spricht aus ökonomischer Sicht dafür, Entscheidungen im Unternehmen nur im Interesse der Anteilseigner getroffen werden, und welche Bedeutung kommt den Stakeholdern im Rahmen eines erfolgreichen Wertschöpfungsprozesses zu? Dazu werden nachfolgend sowohl eine shareholderorientierte Corporate Governance als auch eine stakeholderorientierte Corporate Governance auf Basis der Neuen Institutionenökonomik analysiert.

5.1.1 Shareholderorientierte Corporate Governance


Shareholderorientierte Corporate Governance-Systeme stellen den Interessenausgleich zwischen nur zwei Anspruchsgruppen des Unternehmens, den Aktionären und der Unternehmensleitung, in den Vordergrund der Betrachtung. Im Shareholder Value- Konzept kommt die seit langem in der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion zu beobachtende Gleichsetzung des Corporate Governance-Problems mit dem Problem der anteilseignerorientierten Unternehmensführung zum Ausdruck.

Die Ansprüche der Mitarbeiter, der Fremdkapitalgeber und anderer Interessengruppen gegenüber dem Unternehmen werden im Shareholder Value-Modell nicht als Bestandteil des Corporate Governance-Problems aufgefasst, sondern stattdessen über Märkte, privatrechtliche Verträge und ein entsprechendes Rechtssystem gesichert. Infolgedessen bildet das Outsidersystem, wie es in Kapitel 2.5.1 beschrieben wurde, den idealtypischen Bezugspunkt.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort7
Vorwort9
Inhaltsverzeichnis12
Abbildungsverzeichnis19
Tabellenverzeichnis20
Abkürzungsverzeichnis21
Symbolverzeichnis24
1. Einleitung26
1.1 Problemstellung und Zielsetzung26
1.2 Vorgehensweise28
2. Theorie der Corporate Governance31
2.1 Begriff und Inhalt von Unternehmensverfassung und Corporate Governance31
2.2 Interessengruppen einer Aktiengesellschaft36
2.2.1 Interessenträger im Unternehmen37
2.2.1.1 Eigenkapitalgeber37
2.2.1.2 Arbeitnehmer40
2.2.2 Interessenträger am Unternehmen41
2.2.2.1 Fremdkapitalgeber41
2.2.2.2 Kunden und Lieferanten43
2.2.2.3 Staat und Gesellschaft44
2.3 Gestaltungsprinzipien von Corporate Governance-Systemen45
2.4 Elemente und Effizienz von Corporate Governance-Systemen46
2.5 Idealtypische Corporate Governance-Systeme49
2.5.1 Outsider-System49
2.5.2 Insider-System50
2.6 Die institutionenökonomische Perspektive der Corporate Governance52
2.6.1 Theorie der Verfügungsrechte53
2.6.1.1 Annahmen und Erkenntnisinteresse53
2.6.1.2 Kernaussagen56
2.6.1.3 Vertragstheorie der Corporate Governance58
2.6.2 Transaktionskostentheorie61
2.6.2.1 Annahmen und Erkenntnisinteresse61
2.6.2.2 Kernaussagen63
2.6.2.3 Corporate Governance als Funktion von Transaktionskosten65
2.6.3 Agenturtheorie67
2.6.3.1 Annahmen und Erkenntnisinteresse67
2.6.3.2 Kernaussagen69
2.6.3.3 Corporate Governance als Prinzipal-Agenten-Problem71
3. Das Unternehmensinteresse als gesellschaftsrechtliche Norm80
3.1 Das Unternehmen als Interessenträger81
3.1.1 Die konstituierenden Elemente des Unternehmens82
3.1.2 Der rechtliche Unternehmensbegriff84
3.1.3 Der rechtliche Interessenbegriff auf Unternehmensebene88
3.2 Gesellschaftszweck und Gesellschaftsinteresse92
3.3 Das Unternehmensinteresse als Leitungsmaxime – Begründungsansätze innerhalb des geltenden Rechts99
3.3.1 Unternehmensinteresse kraft Fortgeltung des § 70 AktG 1937102
3.3.2 Unternehmensinteresse kraft verfassungsrechtlicher Normen104
3.3.3 Unternehmensinteresse kraft aktienrechtlicher Normen107
3.3.4 Unternehmensinteresse kraft unternehmerischer Mitbestimmung115
3.3.5 Zwischenfazit119
3.4 Das Unternehmensinteresse in der Judikatur120
3.5 Konzeptionen zur inhaltlichen Ausgestaltung des Unternehmensinteresses124
3.5.1 Die pluralistische Konzeption des Unternehmensinteresses124
3.5.2 Materieller Inhalt des Unternehmensinteresses131
3.5.2.1 Rentabilität131
3.5.2.1.1 (Eigen-)Kapitalrentabilität133
3.5.2.1.2 Unternehmenskapitalrentabilität136
3.5.2.2 Bestandserhaltung143
3.5.3 Die prozessuale Dimension des Unternehmensinteresses149
3.5.3.1 Verfahrenskriterien150
3.5.3.2 Verfahrenskontrolle159
3.5.4 Zwischenfazit: Das Unternehmensinteresse als Kombination materieller und prozessualer Elemente161
3.6 Die Prüfung des materiellen Unternehmensinteresses162
3.7 Das Unternehmensinteresse im Deutschen Corporate Governance Kodex168
3.8 Das Unternehmensinteresse im Kontext der Europäischen Aktiengesellschaft172
3.9 Fazit174
4. Das Shareholder Value-Konzept178
4.1 Definition und Berechnung des Shareholder Value179
4.2 Die theoretische Basis des Shareholder Value-Konzeptes in der modernen Kapitalmarkttheorie182
4.3 Strategische Implikationen185
4.4 Ökonomische Bewertung des Shareholder Value-Konzeptes188
4.4.1 Modelltheoretische Kritik188
4.4.2 Inhaltliche Kritik189
4.4.2.1 Interessenmonismus und die Bedeutung impliziter Verträge191
4.4.2.2 Die Kapitalmarktorientierung und ihre Prämissen193
4.4.2.3 Kurzfristige Handlungsorientierung196
4.4.3 Fazit197
5. Corporate Governance zwischen Shareholder Value und aktienrechtlicher Zielkonzeption199
5.1 Interessengewichtung in der Unternehmensverfassung – eine institutionenökonomische Analyse199
5.1.1 Shareholderorientierte Corporate Governance199
5.1.2 Stakeholderorientierte Corporate Governance206
5.1.3 Corporate Governance als Verfassungsvertrag210
5.2 Das deutsche Corporate Governance-System215
5.2.1 Systemelemente216
5.2.2 Das Finanzsystem im Wandel223
5.2.2.1 Bankbasiertes Finanzsystem224
5.2.2.2 Marktbasiertes Finanzsystem227
5.2.2.3 Konsequenzen für das deutsche Corporate Governance-System229
5.3 Shareholder Value und die aktienrechtliche Zielkonzeption239
5.3.1 Shareholder Value und das Gesellschaftsinteresse239
5.3.2 Shareholder Value und das Unternehmensinteresse245
5.4 Empirische Befunde zur Bindung an Unternehmensinteresse und Shareholder Value251
5.5 Einzelaspekte zur Annäherung von Shareholder Value und aktienrechtlicher Zielkonzeption253
5.5.1 Satzungsmäßige Steuerungsmöglichkeiten254
5.5.2 Gestaltung der Managemententlohnung257
5.5.2.1 Rechtlicher Rahmen der Vorstandsvergütung258
5.5.2.2 Ökonomische Parameter von Aktienoptionsprogrammen263
5.5.3 Gestaltung der Organstrukturierung274
5.6 Fazit276
6. Unternehmensinteresse und Interessenunabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder281
6.1 Die Funktionen des Aufsichtsrates282
6.1.1 Der Aufsichtsrat als Überwachungsgremium282
6.1.2 Der Aufsichtsrat als Interessenausgleichsgremium292
6.1.3 Der Aufsichtsrat als Beratungsgremium297
6.1.4 Zwischenfazit301
6.2 Das Unternehmensinteresse als Handlungsund Kontrollmaxime des Aufsichtsrats302
6.3 Die Interessenunabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder und die aktienrechtlichen Regelungen bei Interessenkonflikten305
6.3.1 Generalklauseln für Interessenkonflikte305
6.3.1.1 Aktienrechtliche Regelungen306
6.3.1.2 Regelungen des Deutschen Corporate Governance Kodex309
6.3.2 Unternehmensinterne Ursachen von Interessenkonflikten311
6.3.2.1 Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat311
6.3.2.2 Wechsel von Vorstandsmitgliedern in den Aufsichtsrat315
6.3.3 Unternehmensexterne Ursachen von Interessenkonflikten318
6.3.3.1 Aufsichtsratstätigkeit in mehreren Unternehmen318
6.3.3.2 Mandate bei Wettbewerbsunternehmen320
6.3.3.3 Bankenvertreter im Aufsichtsrat322
6.3.3.4 Interessenkonflikte bei Unternehmensübernahmen323
6.3.4 Zwischenfazit324
6.4 Empirische Analyse der Interessenunabhängigkeit326
6.4.1 Methodik328
6.4.2 Kriterien der Interessenunabhängigkeit331
6.4.2.1 Kriterien des Deutschen Corporate Governance Kodex331
6.4.2.2 Kriterien der EC Recommendation335
6.4.2.3 Gegenüberstellung der Kriterien341
6.4.3 Resultate344
6.4.3.1 Erfüllung der Kriterien des Deutschen Corporate Governance Kodex347
6.4.3.2 Erfüllung der Kriterien der EC Recommendation351
6.4.3.3 Zwischenfazit356
6.4.4 Unabhängigkeit von Aufsichtsratsmitgliedern im internationalen Vergleich357
6.5 Fazit362
7. Thesenförmige Zusammenfassung366
Anhang A: Die Rechtsnatur der Aktiengesellschaft371
A.1 Die Sozialverbandstheorie371
A.2 Die Identifikation von Unternehmen und juristischer Person373
Anhang B: Das Revisionsurteil des BGH im Mannesmann-Prozess377
Anhang C: Die Werttreiber des Humankapitals382
C.1 Die Saarbrücker Formel383
C.2 Human Capital Pricing Model384
Anhang D: Die Struktur der Europäischen Aktiengesellschaft (SE)386
Anhang E: Die Mitbestimmung in der EuropäischenAktiengesellschaft (SE)389
Anhang F: Das Angemessenheitskriterium der Vorstandsvergütung393
Anhang G: Die Unternehmen der Grundgesamtheit397
Anhang H: Das Unraveling-Prinzip399
Literaturverzeichnis401
Rechtsprechungsverzeichnis447
Nachwort450

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