Der Widerstand im Dritten Reich, der am 20. Juli 1944 schlagartig sichtbar wurde, ist ab spätestens 1937 als ein dynamisches Netzwerk faßbar. Die Menschen hinter diesem Widerstand kamen in ihrer Mehrzahl aus fest umrissenen sozialen Gruppen. Eine davon bestand aus mindestens 38 Männern, die sich als Studenten einem akademischen Corps angeschlossen hatten. Im Gesamtnetzwerk des Widerstands gab es eine Vielzahl von Mehrfachbindungen in soziale Netzwerke: Viele Akteure waren miteinander verwandt, kannten sich aus Internaten oder trafen sich später in kirchlichen Kreisen wieder - und sie waren insgesamt zahlreicher als bisher bekannt. Natürlich gab es auch einige wenige Einzelattentäter gegen Hitler, und sie setzten Zeichen, die bekannt und unvergessen sind. Interessant ist aber das sieben Jahre lang operierende Netzwerk des Widerstands, das noch nicht vollständig erforscht ist. Durch viele indirekte Kontaktflächen nahmen hier die korporierten Studenten, besonders die 38 Corpsstudenten, eine erkennbare Rolle ein.
Dr. Sebastian Sigler ist Historiker und Journalist. Er wurde 1964 in Bielefeld geboren und absolvierte dort das Ratsgymnasium. Ein Studium der Geschichte, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bielefeld, München und Köln schloß sich an. Vorgelegt hat er bislang Arbeiten zur Kirchengeschichte des 12. Jahrhunderts, zur regionalen Geschichte Ravensbergs und Ostwestfalens sowie Aufsätze zum Widerstand im Dritten Reich; seine Spezialgebiete sind der Widerstand gegen Hitler sowie die Studenten- und Universitätsgeschichte. Sebastian Sigler, der unter anderem längere Zeit für die ARD und die Tageszeitung »Die Welt« arbeitete, leitet heute die Redaktion der Wirtschaftszeitung »Börse am Sonntag«.
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