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Cybermobbing an Schulen: Lösungsorientierte Präventionsmaßnahmen und Interventionsprogramme

AutorEva Pies
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783958503434
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Der Umgang mit den Neuen Kommunikationstechniken ist heutzutage fester Bestandteil im Leben Jugendlicher geworden und stellt an unsere Gesellschaft zahlreiche neue Herausforderungen. Diese Entwicklung bietet eine Menge an positiven Aspekten, aber birgt auch eine Vielzahl von Gefahren. Mittlerweile ist eine Vielzahl von Cybermobbing-Fällen an Schulen bekannt und es wird immer deutlicher, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Zum einen fehlt es an der Aufklärung der Schüler hinsichtlich der Gefahren und Risiken und strafrechtlichen Konsequenzen, die im Umgang mit den Neuen Medien lauern. Zum anderen verfügen auch Lehrkräfte häufig über unzureichende Kenntnisse in diesem Bereich. Insbesondere im technischen Umgang mit den Neuen Medien sind viele Schüler den Lehrern weit überlegen. Kommunikationskompetenzen, Konfliktregelungsstrategien und selbstbewusste Lehrerpersönlichkeiten sind gefragt. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Struktur innerhalb der Institution Schule dar. Es fehlt häufig an festgelegten Prozessabläufen für auftretende Vorfälle im Bereich Cybermobbing und auch klaren Regeln 'Wie gehen wir mit Cybermobbing an unserer Schule um'. Es tun sich viele Fragen auf hinsichtlich Ursachen, möglichen Risikofaktoren und Folgen von Cybermobbing. Im Vordergrund dieses Buches steht jedoch die Forderung, lösungsorientierte Präventionsmaßnahmen und Interventionsprogramme an deutschen Schulen zu implementieren, die Lehrkräfte darauf vorzubereiten und in der Umsetzung durch praxisnahe Vorschläge zu unterstützen.

Eva Pies studierte zunächst Betriebswirtschaft und arbeitete anschließend viele Jahre in der Personalbranche. Überzeugt davon, dass Aus- und Weiterbildung eine der wichtigen Grundlagen unserer Gesellschaft darstellt, schloss sie 2014 zusätzlich ihr Masterstudium im Bereich Wirtschaftspädagogik als Master of Arts (M.A.) ab.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.6.2, Täter: Es gibt mittlerweile erste Forschungsergebnisse, die vermuten lassen, dass Jungen häufiger Cyber-Täter werden als Mädchen. Bei Jugendlichen, die sehr gute Computerkenntnisse besitzen, einen Großteil ihrer Zeit im Internet verbringen, häufig Kommunikationstechnologien nutzen und allgemeines Risikoverhalten im Netz zeigen (z.B. Besuch von extremen Chaträumen mit sexualisierten Inhalten oder manipulatives Chatverhalten), nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, Cyber-Täter zu werden. Welche Bedeutung dem Tatort Schule zukommt, lässt sich an den Ergebnissen der aktuellen Katzer-Studie ablesen: Der größte Teil der Täter, welche international auch als 'Bullies' bezeichnet werden stammt mit 44 % der Befragten zumeist aus der eigenen Schule und weniger aus reinen Online-Netzwerken mit lediglich 11 %. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass sich die beiden sozialen Felder sehr häufig überschneiden. Was nachdenklich stimmt, ist, dass die Anzahl derjenigen Opfer, die Angaben auch bereits selbst einmal Täter gewesen zu sein, höher ist als die Anzahl der Opfer selbst. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass Personen, die selbst Opfer waren, aufgrund des sogenannten 'sozialen Antwortverhaltens' seltener zu Tätern werden. Es könnte aber auch darauf geschlossen werden, dass die tatsächlichen Opferzahlen weitaus höher liegen. Die meisten Angriffe, nämlich in drei Viertel aller Fälle erfolgen über Handys und Smartphones, die Hälfte der Täter agiert über E-Mail oder Videoplattformen wie YouTube und die restlichen Medien wie Chatrooms, soziale Netzwerke oder Instant Messaging werden von weniger als einem Drittel der Täter genutzt. Cyber-Täter agieren anonym. Hinzu kommt, dass die direkte Konfrontation mit dem Opfer von Angesicht zu Angesicht fehlt und die Täter das Leiden des Opfers nur indirekt erleben, wenn überhaupt. 'Täter sind zum einen natürlich Menschen, die auch selber schon erlebt haben, selbst zum Opfer geworden zu sein, wo man Rache nehmen möchte. Kein neues Phänomen. Es gibt ein Stück Täter, die das im Sinne, wir nennen es narzisstischer Überhöhung tun, sie stellen sich gerne dar als die Mobber und als die Mächtigen, die dann leider manchmal auch in Klassen, durchaus auch in sozialen Gemeinschaften, geschätzt werden.' - JOACHIM WALTER, LEITER DER KINDER- JUGENDPSYCHIATRIE IM WILHELMSTIFT, HAMBURG. Eine andere Charakterisierung existiert von Aftab, welcher Täter in vier Typen kategorisiert: 'Vengeful Angel', 'Power-Hungry' mit der Untergruppierung 'Revenge of the Nerds', 'Mean Girls' und 'Inadvertent Cyberbully'. 'Vengeful Angel' bedeutet soviel wie 'Vergeltung übender Engel' und beschreibt Jugendliche, die entweder selbst Opfer von Mobbing sind oder Freunde haben, die Mobbing-Attacken erleiden und dann ihrerseits aus Rache ebenfalls die Täter im Internet mobben. Die zweite Gruppe mobbt andere im Internet, um ihre Macht zu demonstrieren und andere zu kontrollieren und wird von Aftab daher als 'Power-Hungry', die Machtsüchtigen, bezeichnet. Untergeordnet beschreibt er hier die Gruppe 'Revenge oft he Nerds', übersetzt bedeutet dies so viel wie 'die Rache der Streber'. Jugendliche, die in der Schule Außenseiter sind oder klassisch gemobbt werden, weil sie als Streber gelten, nutzen das Internet, um sich dort mit Cyber-Attacken im Verborgenen zu rächen. Die dritte Kategorie 'Mean Girls' beschreibt die Gruppe der 'gemeinen Mädchen', welche andere einfach aus Langeweile attackieren. Allerdings können hierunter genauso männliche Täter eingruppiert werden. Die letzte Gruppe 'Inadvertent Cyberbully' (die Unbeabsichtigten) mobbt andere im Internet, ohne zu merken, dass sie andere attackieren. Diese Kategorisierung erscheint logisch, jedoch existiert bisher keine empirische Bestätigung. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Täter von Cybermobbing verschiedene Motive haben können: Entlastung (Ventil für aufgestaute Aggressionen), Anerkennung (Die Täter wollen sich einen bestimmten Ruf verschaffen, z.B. besonders 'cool' zu sein), Demonstration von Macht (Die Täter wollen klarstellen, wer das Sagen hat), Angst (Versagensängste oder die Angst, selbst Opfer zu werden treiben die Täter an) oder Langeweile. Traditionelles Mobbing ist seit vielen Jahren ein ernst zunehmendes Personal-Thema in Unternehmen und auch in Kollegien finden Ausgrenzungen im Lehrerzimmer statt, Gruppen bilden sich oder verschiedene Lehrer werden immer wieder bespöttelt bei Konferenzen oder ausgegrenzt. Erschreckenderweise musste ich bei meinen Recherchen feststellen, dass Cybermobbing ebenfalls auf Ebene der Lehrkräfte stattfindet, d.h. dass auch Lehrer Täter von Cybermobbing sein können während sich die Opfer auf der gleichen Ebene, nämlich im Kreis der Pädagogen befinden. Ein sehr anschauliches Beispiel, welches ich auf der Internet-Plattform '4teachers.de' gefunden habe, möchte ich hier kurz erwähnen. '4teachers.de' ist eine Internet-Plattform, welche registrierten Mitgliedern unter einem Nicknamen die Möglichkeit bietet, eigene Unterrichtsmaterialien und -entwürfe zu veröffentlichen und zum Tausch anzubieten. Weiterhin existiert ein Linkportal für weitere Internetrecherche und ein Forenbereich für Gedankenaustauch, Anregungen und vieles mehr. Hier stellte eine Userin dieses Jahr einen Fragebogen online zum Thema 'Mobbing unter Jugendlichen' für ihre Zulassungsarbeit für das 1. Staatsexamen. Sie bat andere Mitglieder im Forum um deren Meinung und Anregungen. Es gab am Tag, nachdem der Beitrag eingestellt wurde innerhalb 4 Stunden 17 Rückmeldungen, von denen ich einige nachfolgend kurz zitieren möchte: 'Das passt ja alles hinten und vorne nicht. Bei so etwas mach ich nicht mit. Mach erst einmal deine Hausaufgaben.' 'Die Foreneröffnerin hat ihre Meinung kund getan - sie möchte Unterstützung - Lehrer sollen ihre Arbeit übernehmen, indem sie - die Lehrer nämlich - die Fragebögen unters Schulvolk streuen, hat sich allerdings seither nicht mehr eingeloggt. Vermutlich überarbeitet sie gerade die Fragebögen, oder?' 'Und sie warten und warten und warten und warten und wenn der Abgabetermin schon anklopft und keiner etwas für sie getan hat, dann sind alle so schrecklich unkollegial gewesen und wollten in ihrer Selbstherrlichkeit weder Studenten, Referendaren oder Lehrern deren Arbeit erledigen. Böse Leute! Immerhin: Es gibt dann wieder einige humorvolle Foren. Haha' 'Ist das was wir hier machen, jetzt Cyber-Mobbing?*Ironie*!' 'Den Mist hat sie verzapft, die Kritik kommt jetzt auf der Lästerebene.' 'Hier gibts absolut kein sauber- oder cyber- oder sonstiges Mobbing. Hier rätseln ganz einfach gestandene Lehrkräfte, warum so manches schief läuft.' Dieses Beispiel veranschaulicht meiner Ansicht nach recht schön, dass Cybermobbing ein Thema auf allen Ebenen ist und sogar zwischen ausgebildeten Pädagogen stattfindet. Desweiteren weist es auf die Notwendigkeit hin, dass auch bei Lehrkräften dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der Förderung von Sozial- und Medienkompetenz besteht.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cybermobbing an Schulen1
Inhalt3
1. Einleitung5
1.1 Zur Motivation über das Thema Cybermobbing zu schreiben5
1.2 Ziel des Buches9
1.3 Aufbau11
2. Cybermobbing13
2.1 Definition13
2.2 Formen von Cybermobbing16
2.3 Abgrenzung Cybermobbing zum klassischen Mobbing22
2.4 Cybermobbing im Kontext Gewalt25
2.5 Gesetze und Straftatbestände in Deutschland26
2.6 Rollenverteilung bei Cybermobbing32
2.6.1 Opfer32
2.6.2 Täter35
2.6.3 Umfeld39
2.7 Ursachen von Cybermobbing41
2.8 Folgen für die Opfer42
3. Diagnose und Intervention45
3.1 Anzeichen von Cybermobbing im schulischen Umfeld45
3.2 Interventionsmöglichkeiten46
3.2.1 Der No Blame Approach Ansatz47
3.2.2 Farsta-Methode49
4. Prävention52
4.1 Medien- und Sozialkompetenz55
4.2 Vorhandene Präventionsangebote60
4.2.1 Präventions-Programme60
4.2.2 Organisationen gegen Cybermobbing64
4.3 Vorschlag Präventionsmaßnahmen für Lehrkräfte70
4.3.1 Pädagogischer Tag72
4.3.2 Ablaufdiagramm für einen konkreten Cybermobbing-Vorfall79
4.3.3 Sonstige Maßnahmen81
5. Zusammenfassung und Diskussion86
6. Anhang95
7. Abbildungsverzeichnis98
8. Bibliografie99

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