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E-Book

Das Benecke-Universum

Mitstreiter, Oma und Opa erzählen ...

VerlagMilitzke Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl350 Seiten
ISBN9783861897903
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In Mark Beneckes Welt Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Mark Benecke trifft während seiner unzähligen Lesungen, Kurse und Vorträge, die er landauf und landab hält auf zahlreiche Fans, die ihm immer wieder die gleichen Fragen stellen. Wie ist das, wenn man kriminalistischer Freiberufler ist und wie wird man das überhaupt? Wer kommt mit welchen Problemen zu Benecke und seinem Team? Was erzählen die Menschen, die mit ihm arbeiten? Stimmt es, dass er schon mit Sarah Noxx Musik gemacht hast, bei den Donaldisten ist und Mitglied bei DIE PARTEI? Benecke selbst und sein Team haben diese Fragen gesammelt und versuchen nun in verschiedenen Beiträgen, Antworten zu geben. Aus diesen und zahlreichen Fotos ist ein buntes Fanbuch entstanden, das Beneckes Universum in seinem detailreichen Wahnsinn zeigt.

Der in Köln lebende Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke arbeitet als Molekularbiologe und Wirbellosenkundler an rechtsmedizinischen Fragen und der Biologie des Todes, ist Gastdozent und -professor an Universitäten in den USA, den Philippinen, Vietnam, Kolumbien sowie Ausbilder an Polizeiakademien und Gast u. a. an der FBI-Akademie und der 'Body'-Farm. Als Autor publiziert er nicht nur in Fachzeitschriften sondern auch regelmäßig in Tages- und Wochenzeitungen, darunter FAS, SZ, FR, Die Zeit und taz.

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Leseprobe

Oma und Opa erzählen über Beneckes Kindheit


versucht unbayerische Original- sowie übersetzte, hochdeutsche Version, 30. Dezember 2009, Bruckmühl, Bayern

Mark Benecke mit seinen Großeltern und seinem genetischen Vater im bayerischen Esszimmer.

Oma: Mit vier Jahren hatte er mal eine Rotznase. Ich konnte das nicht mit ansehen, denn er war sonst sehr reinlich, und dann habe ich mir ein Taschentuch gesucht. Dabei habe ich in seine Hosentasche gefasst und wollte ein Taschentuch herausholen, und was ziehe ich mit heraus? Fünf Regenwürmer, eine Spinne.

Mit vier Jahren hatte er mal a Rotznasen. I konnt’ des ned mit ansehen, denn er war sonst sehr reinlich, und dann hab’ i mir ein Taschentuch gesucht. Da hab’ i in seine Hosentasche reing’langt und wollt’ ein Taschentuch rausholen und was geht mit? Fünf Regenwürmer, eine Spinne.

Volker1: Ein Weberknecht oder eine richtige Hausspinne?

Oma: Ich weiß es nicht, ich kenne mich damit nicht so aus.

I woaß es ned, i kenn mi da ned so aus.

Lydia2: Gibt es dafür noch mehr Beispiele? Hat Mark sonst mal etwas gemacht, das mit etwas Verrücktem oder Neugierigem zu tun hat?

Volker: Wir hatten ein Schwimmbecken, das man aufblasen kann. Da saß er gern drin und hat die Fliegen, die darin ertrunken sind, herausgefischt. Daran kann ich mich noch erinnern.

Mir hom a Schwimmbecken g’habt, das man aufblosen kann. Da is er gern drinnen g’sessen. Und da hat er da die Fliegen, die da allawei ertrunken sind, die hat er da so raus g’nomma. Da konn i mi no erinnern.

Oma: Alle meine Marmeladengläser sind abhanden gekommen, denn in jedem saß ein Tier, das man auch noch füttern musste.

Meine sämtlichen Marmeladengläser sann abhanden ’kommen, weil in jedem Marmeladenglas hats irgend ein Tier drin g’habt, des musstest’ füttern.

Mark: Zum Beispiel?

Oma: Kaulquappen zum Beispiel oder alles mögliche, sogar mit einer Leiter darin. Da hat er beobachtet, ob das Tier hinauf oder hinunter krabbelt.

Ja, Kaulquappen, gell, alles mögliche, sogar mit einer Leiter versehen. Da hat er gschaut, ob er rauf oder runter geht.

Opa: Der Grüne, das war der Wetterfrosch. Die anderen Tiere waren ja mehr oder weniger von den alten Häusern, aus dem Keller, der sehr feucht war. Außerdem fehlten die Kellerfenster. Auf der Schattenseite lebten die Quappen und die grauen Frösche. Die mögen keine Sonne.

Wir waren auch selbst auf einer Alm, die nicht uns, sondern einem Freund gehörte. Dort sind wir alle beide voraus marschiert, ganz laut. Ich habe gesagt, sie sollten ein bisschen ruhig sein, denn das Schauen und Schreien macht die Vögel wild. Alle sind weggeflogen.

Dann kamen wir zu den frisch gefällten Bäumen. Er fragte mich: „Was ist das? Da sind lauter Ringe drin.“ Und ich darauf: „Ja, setz dich hin, zählen kannst du ja. Zähle bis in die Mitte, jeder Ring steht für ein Jahr!“

Das kannten die alles nicht. Deswegen ist man nicht gleich dumm, wohlgemerkt, aber für Kinder muss man ein bisschen Interesse zeigen und auch etwas erklären.

Der Grüne, ja, das ist der Wetterfrosch. Das andere waren ja mehr oder weniger … von den alten Häusern … da war der Keller – mo ko’ sog’n – bei siebzig Prozent Feuchtigkeit g’wesen. Und dann waren die Kellerfenster raus. Und auf der Schattenseite, da haben sich die Quappen, die grauen Frösche, g’halten. Die mögen koa Sonne und nix. Mir hom auch selber a Alm besessen, ned Eigentum, sondern, wenn a Freund da g’wes’n ist, sind wir auch da g’wes’n. Und dann sind alle beide voraus marschiert, ganz laut. Da sog i, seids a bissl ruhig, sog i, vor lauter Schau’n und Schrei’n macht’s die Vögel wild. Ois is davo’ flog’n! Dann samma an an frischen Baumschlag gekommen, da war’n die Bäume gefällt. Dann hat er g’sogt: „Was ist das? Lauter Ringe drin!” Da sog i: „Ja, setz di hin, zählen kannst’ ja. Jetzt zählst von da bis in die Mitte rein. Jeder Ring is a Jahr!“ Des kannten die ois ned. Deswegen is ma ned dumm, also wohlgemerkt, aber für Kinder muss man a bissl Interesse zeigen und a bissl erklären.

Oma: Natur fand er schon immer gut. Am Anfang deines Berufslebens habe ich gesagt: „Mark, ich kann das nicht verstehen. Wie kann man einen solchen Beruf lernen? Ekelst du dich nicht vor den Toten?“ Darauf hast du zu mir gesagt: „Oma, wenn du eine Leber brätst, kaufst du die lebendig oder tot?“ Hahahaha!

Am Anfang von deinem Beruf, wo’s da g’sessen bist, da hob i g’sogt: „Mark, i konn des ned verstehn. Wie kommer a so an Beruf lernen? Ekelt dir ned vor de Totn?” Dann hosd du zu mir g’sogt: „Oma, wenn Du eine Leber brätst, kaufst Du die lebendig oder tot?” Hahahaha!

Volker: Wie alt war er denn da? Wann war das? War er da schon zwanzig?

Wie oid war ern da an Anfang? Wann wor des? Warer da scho zwanz’g?

Oma: Das war, als er nur auf Besuch war, gewohnt hat er da schon nicht mehr hier. Wann bist du denn eingestiegen als Biologe?

Da worer scho z’Bsuach do, da warer scho nimmer da. Wann bistn du eistieg’n ois Biolog’?

Mark: Mit zweiundzwanzig habe ich das erste Mal in der Rechtsmedizin gearbeitet.

Volker: War das der Fall, in dem es um den Pfarrer ging? Nein, das ist noch nicht so lange her.

War das mit dem Pfarrer der Fall? Naa, des is no ned so lang her.

Mark: Das war mit siebenundzwanzig oder so.

Volker: Das war der erste Fall?

Des wor der erste Fall?

Mark: Das war der erste Fall, wo mich ein Richter mal während der Verhandlung beauftragt hat. Stimmt. Ja.

die dpa meldete:

„Geyer-Prozess: Insektenexperte trägt Gutachten vor. Der in New York arbeitende deutsche Diplombiologe Mark Benecke trägt am 10.3.1998 im Landgericht in Braunschweig sein Gutachten über drei bei der Leiche von Veronika Geyer-Iwand gefundene Maden vor. Damit soll in dem Indizienprozeß gegen den wegen Totschlags an seiner Ehefrau angeklagten Pastor Klaus Geyer der mögliche Todeszeitpunkt des Opfers festgestellt werden.“

Oma: Da habe ich dich zum ersten Mal im Anzug gesehen, ja. Und das zweite Mal war erst jetzt, als Laudator mit Anzug und Krawatte. [Also zwölf Jahre später, bei der Preisverleihung der CORINE, im ZDF, M.B.]

Da hob i di zum ersten moi im Onzug g’sehn, ja. Und des zwoate Foto war jetzt ois Laudator mit Anzug und Krawatte.

Mark: Habt ihr das im Fernsehen gesehen? Das war mein PARTEI-Anzug von C&A.

Opa: Ich bin kein Freund von Schlips und Kragen. Aber wenn nun einmal die Umgebung nach so etwas verlangt, sollte man etwas mitschwimmen; dann musst du dich schlauerweise anpassen.

I bin a koa Freind von Schlips und Krogn, gej. Aber wenn hoid amoi die Umgebung ned anderes ist, und du mogst a bissei mitschwimmen, dann musst’ di da schlauerweise anpassen.

Lydia: Manchmal!

Opa: Das hilft nichts. Ich gehe auch so in geschlossene Gesellschaften. Da komm ich rein und wenn alle begrüßt sind, dauert es meist keine halbe Stunde – dann hat sich das gegeben. Wir beide waren auf Teneriffa, der ganze Speisesaal war voll, mit sechshundert Personen: Keiner hat das Sakko ausgezogen, alle saßen bei dreißig Grad Wärme drinnen und haben geschwitzt und gegessen. Sepp Kober, von nebenan, sagte: „Du, ich bin doch nicht verrückt. Ich setzte mich doch nicht mit dem Sakko zum Essen.“ Dann sind wir aufgestanden, haben es ausgezogen und über den Stuhl gehängt. Es hat keine zehn Minuten gedauert, da saßen siebzig Prozent und mehr im Hemd und haben gegessen, und von dem Tag an habe ich das immer so gemacht.

Des heift nix. Hernach, i geh a nei in eine geschlossene Gesellschaft. Da komm i nei, wenn alle begrüßt san, nocha dauerts keine hoibe Stund – dann is des weg. Wir warn beide auf Teneriffa, der ganze Speisesaal mit sechshundert Personen: Koanar hat des Sakko ausg’zog’n, alle san drin gsitzt bei dreißig Grad Wärme und hom g’schwitzt und g’essen. Der Kober Sepp von nebenan sogd: „Du, schaug amoi, I werd do ned verrückt sei, I setz mi do ned daher mit am Sakko, zum Essen.” Da sammer aufg’schdanden, homs auszogn und übern Stui g’hängt. Koane zehn Minuten hods dauert, da warn siebzig Prozent und mehr im Hemd drin g’sessen und hom g’essen, und von dem Tag iss immer so g’wen.

Oma: Das muss für dich als Psychologin doch auch interessant sein, oder?

Des muss für di do ois Psychologin a interessant sein, oder?

Lydia: Watt? Öh …

Oma: Die Menschenkenntnisse und so!

Lydia: Ich finde Menschen superinteressant. Deswegen bin ich auch so neugierig, hähä. Apropos … ich habe noch eine Frage, die passt eigentlich ganz gut, nämlich: Als Mark noch ein Kind war, welchen Beruf haben Sie gedacht, würde Mark mal machen? Hatten Sie da eine Idee?

Volker: Also, eine Idee hatte ich eigentlich nicht. Weil mit drei Jahren hat er noch nicht so …

Oiso, a Idee hob I eign’tlich koane g’hobt. Weil, mit drei Johr’n, da hodder no ned so…

Oma: Da hatte er außer Tante Ritas Schäferhund keinen Freund.

Da hod er ausser am Tante Rita...

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