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Das Buch von der Wiedergeburt

Das Gesetz der ewigen Wiederkehr - alles über Reinkarnation aus der Sicht der modernen Wissenschaft

AutorChristopher M. Bache
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783105619919
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Kaum ein Mensch, der nicht schon vor die Frage gestellt wurde, ob er nicht bereits ein früheres Leben hatte oder später in einem anderen Leben fortbestehen würde. Jedem darüber Nachdenkenden drängen sich weitere Fragen auf: Wie läßt sich die Einmaligkeit eines jeden Individuums mit dem Gedanken der Wiedergeburt vereinbaren? Wie könnte die Vorstellung, öfter als einmal zu leben, unser jetziges Leben verändern? (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Christopher M. Bache, geboren 1949, ist ein amerikanischer Religionswissenschaftler.

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Leseprobe

1 Lebenszyklen oder Vom Sinn des Universums


Romy Crees wurde 1977 als Tochter von Barry und Bonnie Crees in Des Moines, Iowa, geboren. Sie war ein entzückendes kleines Mädchen, ein richtiger Wirbelwind, voller Neugier und immer zu Streichen aufgelegt. Beide Eltern waren gläubige Katholiken und deshalb in keiner Weise auf das gefaßt, was geschah, als Romy anfing zu sprechen. Denn sie schwatzte nicht einfach drauflos, wie andere Kinder das tun, sondern streute immer wieder Einzelheiten über ihr früheres Leben als Joe Williams ein. Sie erzählte, sie sei in einem Haus aus roten Ziegeln in Charles City aufgewachsen, einer Stadt, die ungefähr 300 Kilometer von Des Moines entfernt liegt. Sie behauptete, mit einer Frau namens Sheila verheiratet gewesen zu sein und drei Kinder mit ihr gehabt zu haben. Joe und Sheila seien beide bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen, den Romy sehr genau beschreiben konnte. «Ich habe Angst vor Motorrädern», sagte sie. Sie erinnerte sich an viele Ereignisse aus Joes Leben. Einmal hatte Joe zu Hause einen Brand verursacht, und Mutter Williams hatte sich die Hand verbrannt, als sie die Flammen mit Wasser löschen wollte. «Mutter hat Schmerzen im Bein – hier», sie zeigte auf eine Stelle am rechten Bein. «Mutter Williams heißt Louise. Ich habe sie lange nicht gesehen.» Sie bat oft, man möchte sie doch nach Charles City bringen, damit sie Mutter Williams beruhigen und ihr sagen könnte, daß «alles in Ordnung war».

Man kann verstehen, daß Romys Eltern das, was sie da hörten, beunruhigend und verwirrend fanden und sie Romy von ihren vermeintlich absurden Phantastereien abzubringen versuchten. Aber ihre genaue Schilderung von Joes Leben und von dem Unfall, der ihm ein Ende setzte, gab ihnen doch zu denken, und so waren sie schließlich bereit, Hemendra Banerjee kommen zu lassen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Fällen von Kindern nachzugehen, die sich spontan an frühere Leben zu erinnern scheinen. Im Winter des Jahres 1981 kamen Banerjee und seine Frau in Begleitung zweier Journalisten von der schwedischen Zeitschrift Allers nach Des Moines, um sich mit Romy und ihren Eltern zu unterhalten. Später fuhren sie alle gemeinsam nach Charles City, um festzustellen, ob Romys «Erinnerungen» sich ganz oder teilweise bestätigen ließen.

Auf der Fahrt war Romy ganz aufgeregt und freute sich sehr darauf, endlich wieder bei Mutter Williams sein zu können. Kurz vor der Ankunft kletterte Romy auf den Vordersitz und sagte: «Wir müssen noch Blumen kaufen. Mutter Williams mag blaue Blumen. Und wenn wir da sind, können wir nicht durch die Vordertür gehen. Wir müssen um die Ecke zu der Tür in der Mitte.» Nach einem Blick ins Telefonbuch hielten sie vor einem weißen Bungalow in einem Vorort der Stadt an. Romy sprang aus dem Auto und zog Banerjee hinter sich her zum Haus. Es war nicht das rote Ziegelhaus, das Romy beschrieben hatte, aber auf einem Schild davor stand: «Bitte die Hintertür benützen».

Eine ältere Frau kam an den Seiteneingang des Hauses. Sie ging an Krücken und hatte einen festen Verband um das rechte Bein. Ja, sie sei Louise Williams. Ja, sie habe einen Sohn namens Joe gehabt, aber sie sei gerade auf dem Weg zum Arzt und habe deshalb keine Zeit, die ungewöhnlichen Besucher zu empfangen. Romy war sehr enttäuscht, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Aber nach einer Stunde gingen Romy, ihr Vater und die schwedischen Journalisten wieder zu dem Haus und wurden hineingebeten.

Frau Williams erschrak geradezu, als Romy ihr die blauen Blumen überreichte, und erklärte, das letzte Geschenk ihres Sohnes sei auch ein Strauß blauer Blumen gewesen. Aber wie überrascht war sie erst, als Romys Vater ihr von Romys «Erinnerungen» an Joes Leben erzählte. «Woher weiß sie das denn alles?», fragte sie. «Ich kenne Sie doch gar nicht, und ich kenne auch sonst niemanden in Des Moines.» Sie erklärte, sie und Joe hätten in einem Haus aus roten Ziegeln gewohnt, genau wie Romy gesagt hatte, aber das Haus sei einem Wirbelsturm zum Opfer gefallen, der vor zehn Jahren in Charles City getobt habe. «Joe hat uns geholfen, dieses Haus zu bauen, und er bestand darauf, daß wir die Vordertür im Winter geschlossen halten.»

Romy und Frau Williams fühlten sich sofort zueinander hingezogen. Als Frau Williams aufstand, um etwas aus dem Nebenzimmer zu holen, lief Romy hinter ihr her. Sie kamen Hand in Hand zurück, denn Romy wollte die alte Dame stützen. Frau Williams hatte eine gerahmte Fotografie von Joe und seiner Familie in der Hand, die an dem Weihnachtsfest vor seinem und Sheilas Tod aufgenommen worden war. «Sie hat sie wiedererkannt», sagte Frau Williams überrascht. «Sie hat sie wiedererkannt!»

Frau Williams konnte vieles von dem bestätigen, was Romy erzählt hatte: Joe hatte eine Sheila geheiratet, die beiden hatten drei Kinder, die Namen von Verwandten stimmten und das Feuer in ihrem Haus, bei dem sie sich die Hand verbrannt hatte, war eine nicht zu leugnende Tatsache. Auch der Motorradunfall im Jahre 1975 hatte sich in allen Einzelheiten so zugetragen, wie Romy ihn geschildert hatte. Aber obwohl sich erwiesen hatte, daß Romys Aussagen zutrafen, waren weder Frau Williams noch Romys Eltern bereit, die Möglichkeit zu akzeptieren, daß es sich bei ihrer Tochter um die Reinkarnation von Joe Williams handeln könnte. «Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll», sagte Romys Mutter, «aber ich weiß ganz sicher, daß meine Tochter nicht lügt.»[1]

Romys Erinnerungen sind keine solche Seltenheit, wie ihre Eltern vielleicht meinten. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden, gibt es Hunderte von gutdokumentierten Fällen, in denen Kinder sehr detaillierte und völlig korrekte Berichte von einem Leben gegeben haben, das sie vor ihrem jetzigen Leben gelebt haben wollen. Zusammengenommen sind diese Berichte so gewichtig, daß sie uns zu einer erneuten Prüfung einer der ältesten und hartnäckigsten Vorstellungen in der Geschichte der Menschheit nötigen, der Vorstellung nämlich, daß wir nicht nur einmal, sondern viele Male auf der Erde leben.

Aber haben wir denn Veranlassung, uns die Behauptungen dieser Kinder so zu Herzen zu nehmen? Die meisten von uns erinnern sich nicht im mindesten an ein früheres Leben. Außerdem lehren uns unsere fünf Sinne nur, daß wir mit dem Tod des Körpers von der Erde verschwinden. Ob wir nun einfach aufhören zu existieren oder «an einen anderen Ort» gehen – das bewußte Erleben der meisten Menschen spricht gegen die These von einer Rückkehr. Warum sollten wir diese Kinder also nicht einfach als – bislang unerklärliche – merkwürdige Sonderfälle abtun und uns an die scheinbar einfachere Alternative halten?

Manch einer mag sich veranlaßt fühlen, diese Kinder ernst zu nehmen, wenn er an all die bemerkenswerten Menschen denkt, die sich nach sorgfältiger Überlegung für den Glauben an die Reinkarnation entschieden haben. Dazu gehören so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Plato, Schopenhauer, John McTaggart, Benjamin Franklin, Leo Tolstoi, William James, Henry Wadsworth Longfellow, Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau, Walt Whitman, Saul Bellow, Richard Wagner, Gustav Mahler, Jean Sibelius, Paul Gauguin, David Lloyd George, George S. Patton, Charles Lindbergh, Henry Ford und Carl Gustav Jung. Aber natürlich ist die Liste der westlichen Intellektuellen und Künstler, die den Gedanken der Reinkarnation verworfen haben, viel länger.

Andere mögen sich von der einfachen Tatsache beeindrucken lassen, daß etwa die Hälfte der Menschheit seit Jahrtausenden an die Wiedergeburt glaubt. Das sollte uns zwar zu denken geben, aber andrerseits haben sich viele altehrwürdige Vorstellungen – zum Beispiel daß die Sonne sich um die Erde dreht und daß die Erde eine Scheibe ist – auch definitiv als falsch erwiesen. Alter und Beliebtheit einer Vorstellung sind noch keine Wahrheitsgarantie und können uns allein nicht veranlassen, die täglich neu gewonnene Erfahrung beiseite zu schieben, daß wir in unserem Wesen nur das sind, was unser Körper uns suggeriert und nicht mehr.

Letztlich liegt der stärkste Grund, die Erfahrung von Kindern wie Romy Crees nicht zu ignorieren, in den Kindern selbst, ganz gewöhnlichen Kindern, die in jeder Hinsicht vollkommen normal sind, abgesehen von der einen Besonderheit – daß sie sich offenbar an etwas erinnern, was die meisten von uns aus irgendeinem Grund vergessen haben. Wenn die aufgeklärten Westler des 20. Jahrhunderts die Reinkarnation je ernst nehmen sollten, wird das, so glaube ich, in erster Linie auf das geduldige und kritische Studium dieser Kinderberichte zurückzuführen sein. Wir wollen daher, ehe wir fortfahren, noch einen zweiten Fall betrachten, einen Fall, den Dr. Ian Stevenson von der University of Virginia recherchiert hat.[2]

Prakash Varshnay wurde im August 1951 in Chhata in Indien geboren. Als Kind zeigte er keinerlei auffälliges Verhalten, wenn man davon absieht, daß er vielleicht mehr als die meisten seiner Altersgenossen zum Weinen neigte. Aber einmal, er war gerade viereinhalb Jahre alt, wachte er mitten in der Nacht auf und rannte aus dem Haus. Als seine Eltern ihn eingeholt hatten, behauptete er, sein Name sei Nirmal, und er «gehöre» nach Kosi Kalan, einer etwa zehn Kilometer entfernt liegenden Stadt. Er sagte auch, sein Vater heiße Bholanath. In den nächsten fünf oder sechs Nächten zeigte Prakash das gleiche Verhalten: Er wachte mitten in der Nacht auf und lief auf die Straße. Danach geschah es seltener, kam aber noch einen Monat lang gelegentlich vor.

Er begann tagsüber von «seiner» Familie in Kosi...

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