Grundlagen
Märchen
Der Herrscher eines grossen Reichs versuchte das Herz einer jungen Dame zu erobern, was ihm durch willentliches Brüten einfach nicht gelingen wollte. Er rief seinen Hofzauberer. Dieser braute ihm nach einigem Überlegen einen Trank, der den Liebeshungrigen seinem Ziel näher bringen sollte. Als dieser den Becher an die Lippen setzte, ermahnte ihn sein Zauberer: «Herr, das wichtigste hätte ich beinahe vergessen. Wenn Du diesen Trank zu Dir nimmst, darfst Du niemals an einen Bären denken. Sonst wirkt es nicht». Und wenn er nicht gestorben ist, dann wandelt dieser unglückliche Monarch - vom Gedanken an Bären verfolgt - noch immer als Junggeselle durch seinen Palast (mündlich überlieferte Erzählung).
So wie der Zauberer arbeitet auch die Ernährungsaufklärung. Sie bringt uns bei, möglichst intensiv daran zu denken, was wir alles nicht essen dürfen, bis unsere Gedanken nur noch um das Essen kreisen. Was wir aber brauchen, ist eine neue Lust am Essen, eine neue Esskultur. Nicht das Schielen auf irgendwelche Pläne oder Tabellen hält uns gesund, sondern das Vertrauen auf die Eigenregulation unseres Körpers!
Dazu gehört auch die wichtige Feststellung: Es gibt keine guten und schlechten Nahrungsmittel, (sondern nur richtiges oder unangepasstes Ernährungsverhalten). Die Angst vor «Essenssünden» sollten wir für alle Zeiten vom Tisch verbannen. Dadurch gewinnen wir Zeit für Dinge im Leben, die wichtiger und erfreulicher sind – und ersparen uns viele Enttäuschungen.
Yin und Yang
Die Yin-Yang-Theorie beruht auf dem philosophischen Konzept von zwei polaren Gegensätzen: Yin und Yang genannt. Das Gesetz von Yin und Yang ist die natürliche Ordnung des Universums, die Grundlage aller Dinge. Die Begriffe Yin und Yang drücken aber nicht nur universale Zusammenhänge aus. Sie repräsentieren ebenso eine Weise des Denkens. Innerhalb dieses Gedankensystems werden alle Dinge als Teile des Ganzen gesehen. Das einzelne Phänomen kann niemals von seiner Beziehung zu anderen Phänomenen getrennt werden. Kein Ding kann isoliert existieren. Es gibt nichts Absolutes.
Yin und Yang verkörpern keinen festen Zustand, sondern Wandlungsphasen, fliessende Verschiebungen eines Kräfteverhältnisses.
Das Schriftzeichen Yin stand ursprünglich für die schattige Seite eines Hügels. Das Zeichen Yang für die sonnige Seite. Nachstehend weitere Zuschreibungen zu den zwei Begriffen:
In der Chinesischen Philosophie ist alles aus einer Einheit entstanden. Diese wird als zweigeteilter Kreis dargestellt. Der weisse Teil steht für Yang (männliche Energie), der schwarze Teil für Yin (weibliche Energie). Das komplette Symbol enthält in jedem Bereich einen kleinen Aspekt des anderen. Im weissen Teil befindet sich ein schwarzer Punkt, im schwarzen Teil ein weisser Punkt.
Das traditionelle Yin-Yang Symbol (Tao)
Yin und Yang muss immer ausgeglichen sein. Ansonsten gerät einiges in Schieflage. Krankheiten zum Beispiel entstehen durch ein Ungleichgewicht.
Dank der natürlichen Bewegung von Himmel und Erde, von Sonne und Mond erleben wir einen Wechsel zwischen langen und kurzen Monaten. Wir durchlaufen 365 Tage, welche zusammen ein Jahr bilden. Der Energiefluss im menschlichen Körper entspricht diesen Bewegungen in der Natur. Der Menschen ist eingebettet zwischen Himmel (Yang) und Erde (Yin), er unterliegt deren Gesetzmässigkeiten. Das heisst, dass der Mensch auch die Ernährung an die Prinzipien der Natur anpassen sollte. Wer mit der Natur lebt, lebt gesünder und fühlt sich wohler. Die Natur ist stärker als der Mensch. Wer sich gegen sie stellt (aus Schwäche, Unwissenheit oder Ideologie), setzt sich längerfristig nicht durch. Vielmehr verliert er den Bezug zur Umwelt, eventuell auch zu sich selbst.
Gesundheit bedeutet aus chinesischer Sicht eine Harmonie aller körperlichen und geistigen Funktionen. Eine Krankheit entsteht, wenn diese nicht im Gleichgewicht sind. Verschiedene Ursachen können zu Krankheiten führen: äussere Einflüsse (Kälte, Wind, Feuchtigkeit), psychische Probleme, Schicksalsschläge, Stress, zuwenig Schlaf, unangepasstes Verhalten (zum Beispiel Kleidung nicht der Jahreszeit entsprechend) – und eben auch unangepasste Ernährung.
In den Worten der modernen Zivilisation lautet die Erkenntnis: «Was für das Auto das Benzin ist, ist die Nahrung für den Menschen.» Zurück zum Ursprung: Das Denken der Chinesischen Philosophie wird geprägt von einem ganzheitlichen Menschenbild. Der Mensch steht zwischen Himmel und Erde. Er unterliegt denselben Gesetzmässigkeiten, die auch in der Natur herrschen. Das Ziel einer Chinesischen Diätetik besteht darin, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Yin und Yang zu etablieren. So ist der Mensch in seiner «Mitte» verankert, Krankheiten können sich weniger manifestieren.
Im Chinesischen Denken verhalten sich die Dinge in einer bestimmten Art und Weise. Die Chinesen kümmern sich nicht um das Warum. Durch jahrtausendlange Beobachtungen und Vergleiche wurden in den Klöstern spezifische Muster und Synergien gefunden. Anschliessend schrieb man diese genau nieder. In China stellt man sich vor, dass Lebensmittel einen bestimmten Charakter haben. Darunter versteht man drei Dinge: thermisches Verhalten, eine Wirkrichtung und einen Geschmack. Dies bilden zusammen die energetischen Eigenschaften der Lebensmittel.
Der Weg erzeugt eins,
eins erzeugt zwei,
zwei erzeugt drei,
drei erzeugt die zehntausend Dinge.
Die zehntausend Dinge verwirklichen sich durch Yin und Yang.
Laotse
Die Grundsubstanzen
Qi
Qi ist ein fundamentaler Begriff in der Chinesischen Philosophie, aber kein deutsches Wort vermag seine Bedeutung annährend ausdrücken. Wir können sagen, dass alles im Universum aus Qi zusammengesetzt und durch sein Qi definiert ist. Qi wird am Häufigsten mit «Lebensenergie» übersetzt. Die Chinesen wissen um drei Quellen des Qi. Die erste ist das «Ursprungs-Qi» auch «Vorgeburtliches Qi» genannt, welches bei der Empfängnis von den Eltern auf das Kind übertragen wird. Dieses Qi ist zum Teil für die ererbte Konstitution eines Individuums verantwortlich. Es wird in den Nieren gespeichert. Die zweite Quelle ist das «Nahrungs-Qi», welches der verdauten Nahrung entzogen wird. Die dritte Quelle ist das «Luft-Qi», welches die Lunge aus der eingeatmeten Luft gewinnt. Diese drei Formen von Qi vermischen sich und produzieren das Qi, das den ganzen Körper erfüllt.
Qi ist die Quelle aller Bewegungen im Körper
Ob physische Aktivitäten, automatische Bewegungen, willentliche Aktionen, geistige Tätigkeiten oder Entwicklung, Wachstum und Lebensprozesse im Allgemeinen: sie umfassen alle Bewegungen, die vom Qi abhängen.
Qi schützt den Körper
Das Qi verwehrt schädigenden Umwelteinflüssen, den «äusseren bösartigen Einflüssen», Einlass in den Körper (und bekämpft sie, falls sie doch einzudringen vermögen). Wenn bösartige Einflüsse eindringen, ist das Qi schwach.
Qi ist die Quelle harmonischer Transformation im Körper
Aufgenommene Nahrung wird in andere Substanzen umgewandelt, zum Beispiel in Blut, Qi, Tränen, Schweiss oder Urin. Diese Prozesse hängen von den umwandelnden Funktionen des Qi ab.
Qi regelt die Bewahrung von Körpersubstanzen und Organen
Mit anderen Worten: Qi achtet auf die innere Ordnung. Es hält die Organen auf ihrem rechten Platz, das Blut in den Blutbahnen. Es verhindert übermässigen Verlust der verschiedenen Körperflüssigkeiten (Schweiss, Speichel usw.)
Qi wärmt den Körper
Die Erhaltung der normalen Temperatur im gesamten Körper oder einem Körperteil (zum Beispiel den Extremitäten) hängt von der wärmenden Funktion des Qi ab.
Blut
Der chinesische Terminus «Blut» entspricht nicht genau dem westlichen. Die Hauptaufgabe des Blutes besteht in der fortwährenden Zirkulation im Körper, der Nährung, Erhaltung und - in gewissem Ausmass - auch der Benetzung seiner verschiedenen Teile. Das Blut bewegt sich vornehmlich in den Blutgefässen, aber auch in...