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Das Konzept der Emotionalen Intelligenz und dessen Anwendung in der Praxis der Sozialen Arbeit

AutorMaria Prass
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl78 Seiten
ISBN9783640826728
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Alice-Salomon Hochschule Berlin , Sprache: Deutsch, Abstract: In der nun vorliegenden Bachelorarbeit werde ich das Thema der Emotionalen Intelligenz nach dem Konzept von Salovey & Mayer bearbeiten und die Relevanz des Modells für die Praxis der Sozialen Arbeit unter Einbeziehung des Qualitätsaspektes herausarbeiten. Mit der verstärkt aufkommenden Frage nach Qualität seit Beginn der 1990er Jahren in der Sozialen Arbeit und der zeitgleichen dramatischen Fortentwicklung des Forschungsgebietes der Emotionalen Intelligenz- einhergehend mit einer Publikation von Jack Mayer und Peter Salovey - kann diese Abschlussarbeit als ein Versuch angesehen werden, die Emotionale Intelligenz als ein Qualitätskriterium und als ein Instrument des professionellen Handelns in die Praxis der Sozialen Arbeit zu integrieren.

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Leseprobe

2. Hauptteil


 

Das Konstrukt der EI kann als ein sehr junges Forschungsfeld betrachtet werden.  Argumentativ können die Wurzeln bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts zurückverfolgt werden, dennoch sind die meisten Publikationen erst nach dem Artikel von Salovey und Mayer im Jahre 1990 erschienen. In der PsychINFO- Datenbank für englischsprachige Literatur konnten ca. 700 Publikationen verzeichnet werden, wovon lediglich drei vor 1990 erschienen sind. In der folgenden Übersicht von Matthews et al. wird dies noch einmal verdeutlicht.

 

 

Abb. 2 Publikationen zu Emotionaler Intelligenz, Matthews et al.

 

Matthews, G., Zeidner, M., & Roberts, R.D. Emotional Intelligence, Science & Myth., MIT Press. Cambridge Massachusetts: 2004. S. 11

 

In der LDBB wurden unter dem Suchbegriff Emotionale Intelligenz lediglich 20 Treffer erzielt, wovon die älteste Publikation 1996 veröffentlicht worden ist und insgesamt lediglich sechs Publikationen vor dem Jahr 2000.  Man kann von einer ausgeprägten Literaturvielfalt im englischsprachigen Raum sprechen. Mit der Veröffentlichung von populärwissenschaftlichen Ansätzen ging vermutlich auch ein großes gesellschaftliches Interesse einher. Der Anlass hierfür kann nur vermutet werden und kann an für den potentiellen Leser erfolgversprechenden Inhalten und/oder Überschriften liegen.

 

Im Allgemeinen, unabhängig von der jeweiligen Sprache, ist jedoch festzustellen, dass es keinen Konsens darüber gibt, was Emotionale Intelligenz ist, welche Messmethoden am sinnvollsten und ergiebigsten sind.  Im Folgenden wird nun das Modell der EI (1990)  und EI (1997) nach Salovey & Mayer vorgestellt.

 

2.1 Das Konzept der EI nach Salovey & Mayer


 

Peter Salovey und Jack Mayer gelten noch heute als Vorreiter im Bereich der Emotionalen Intelligenzforschung.  Im Jahre 1990 wurde ihr erstes Konzept zur EI veröffentlich und hat bis heute Bestand. Allerdings wurde 1997 ein weiteres Fähigkeitsmodell vorgestellt, welches gegenüber sog. „gemischter Modelle“ keine breite Spannbreite von Persönlichkeitseigenschaften integriert und sich durch andere Messmethoden spezifiziert. Die Arbeit wird sich in ihrem praktischen Teil zwar auf EI (1997) beziehen, die Autorin hält es dennoch für erforderlich, seine Entwicklung anhand des vorangegangen Modell EI (1990) darzustellen.

 

2.1.1 Emotionale Intelligenz  1990


 

Das erste Fähigkeitskonzept wurde 1990 von Salovey & Mayer eingeführt und gliedert sich in drei wesentliche Hauptkomponenten:

 

Bewertung und Ausdruck von Emotionen,

 

Regulation von Emotionen und

 

Nutzen von Emotionen (siehe Abb. 3).

Es sind folglich drei mentale Prozesse in das Modell integriert worden, die gemeinsam in die EI einfließen und den Grundgedanken des Konzeptes und damit die Kernaussage bilden. Erfolgreiches Handeln basiert folglich nicht nur auf kognitiver Intelligenz, sondern auf dem weiteren Prädiktor EI. Der obere linke Zweig, der Nutzen von Emotionen -unterteilt in die Komponenten flexibles Planen, kreatives Denken, gerichtete Aufmerksamkeit und Motivation- reflektiert die Annahme, dass emotional intelligente Menschen Emotionen flexibler verwenden können aufgrund von flexibler Planung, kreativen Denkens und ihrer Umlenkungsmöglichkeiten von Aufmerksamkeit. Sie sind somit in der Lage, sich selbst und andere zu motivieren.[30] Auch wird aufgrund des Modells angenommen, dass emotional intelligente Menschen in einigen Bereichen besonderes Geschick aufweisen.[31]

 

Dies gliedert sich in die Fähigkeiten:

 

A) eigene Emotionen exakt wahrzunehmen und einzuschätzen,

 

B) diese, wenn es angebracht ist, anderen gegenüber exakt auszudrücken,

 

C)Emotionen anderer richtig zu erkennen und sozial angepasst darauf zu reagieren,

 

D) eigene Emotionen und die anderer regulieren zu können, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen und

 

E) eigene Emotionen durch Veranlassung zu adaptivem Verhalten zur Problemlösung von Problemen zu verwenden.[32] Salovey und Mayer schrieben dazu in ihrem Artikel von 1990: „People who have developed skills related to emotional intelligence understand and express their own emotions, recognize emotions in others, regulate affect, and use moods and emotions to motivate adaptive behaviors.”[33]

 

Die Regulation von Emotionen ist im linken oberen Zweig dargestellt. Dieser wurde nochmal in „Selbst“ und „Andere“ unterteilt, da sowohl die eigenen, als auch die Emotionen anderer reguliert werden können. Dies ist nach Salovey und Mayer eine Fähigkeit emotional intelligenter Menschen, wie bereits oben erwähnt.  Die Regulation verfolgt stets ein Ziel. Reguliert man seine eigenen Emotionen, wie z.B. Wut gegenüber einem Vorgesetzten, tut man dies mit dem Ziel, seinen Arbeitsplatz zu behalten. Dies ist die Selbstregulation von Emotionen.

 

Die Regulierung der Emotionen anderer kann z.B. mit dem Ziel verfolgt werden, jemanden in eine bessere Stimmung[34] zu versetzen. Hierzu Salovey & Mayer in ihrem Artikel: „Thus, emotionally intelligent individuals accurately perceive their emotions and use integrated, sophisticated approaches to regulate them as they proceed toward important goals.”[35] Es bleibt an dieser Stelle ungeklärt, inwieweit man dies letztlich für sich selbst oder für sein Gegenüber tut.

 

Der Zweig Wahrnehmung und Ausdruck von Emotionen ist weiterhin unterteilt in „Selbst“ und „Andere“, stellvertretend für die eigene und fremdbezogene Wahrnehmung von Emotionen. Neben dieser Unterteilung differenzieren sich auch Inhaltsfaktoren in den verbalen und nonverbalen Zweig. Das Konstrukt der Empathie wird im verbalen Bereich mit Bewertung von Emotionen gleichgesetzt.

 

EI (1990) synthetisiert das Intelligenzkonstrukt mit Emotionen und wird als „richtungsweisendes Rahmenkonzept zur Integration einer stimulierenden, aber unzusammenhängenden Menge an Forschungsarbeiten über individuelle Unterschiede in der Fähigkeit, emotionale Informationen zu verarbeiten und sich an sie anzupassen“[36] bezeichnet. Es schließt das Wahrnehmen von logischen Denkprozessen über innere Emotionen mit ein.

 

 

Abb. 3)  Eigene Darstellung, angelehnt an:  Salovey, P. ; Mayer, J.: Emotionale intelligence. Baywood Publishing Co., Inc. 1990 S. 190 

 

2.1.2 Emotionale Intelligenz 1997


 

Sieben Jahre nach der Veröffentlichung des  ersten Modells zur EI veröffentlichten Salovey und Mayer ihr revidiertes Fähigkeitsmodel EI (1997). Dies  kann als erstes striktes Fähigkeitskonzept betrachtet werden, sichtbar an einer starren Orientierung auf mentale Prozesse. Der obere linke Zweig des EI (1990), welcher die Annahme reflektierte, dass emotional-intelligente Menschen besondere Fähigkeiten aufweisen, fand im neuen Modell keinerlei besondere Beachtung. Man kann folglich davon ausgehen – obwohl das EI (1990) weiterhin als ergänzendes Mittel im Definitionszweig gesehen kann, dass diese Annahme nun, aufgrund einer Nichtbenennung der Faktoren, widerrufen wurde. Man integrierte dennoch eine neue Ebene in das Modell: das „Nachdenken über Emotionen“, was im EI (1990) nicht vorlag. 

 

Das EI (1997) unterteilt sich in vier Ebenen: Wahrnehmen, Bewerten und Ausdruck von Emotionen; Emotionale Förderung des Denkens; Verstehen und Analysieren von Emotionen; Anwendung emotionalen Wissens und Reflexive Emotionsregulation. (siehe Abb. 4)[37] Diese Ebenen, im Anschluss bezeichnet als Zweig I, II, III, IV,  unterteilen sich jeweils noch einmal in vier Fähigkeitsstufen, welche hinsichtlich des Auftretens in der Entwicklung unterschiedlich sind. [38]

 

Um das Modell einmal genau zu untersuchen, erscheint es notwendig, auf jeden einzelnen Zweig noch einmal einzugehen, um in der späteren Untersuchung die Inhalte exakt zu erfassen und sie anschließend im Anwendungsteil dieser Arbeit gründlich bearbeiten zu können. 

 

 

Abb 4) Eigene Darstellung, angelehnt an:  Mayer, J.; Salovey, P. What is emotional intelligence?. New York: Basic Books. 1997. S. 11

 

2.1.2.1 Zweig I: Wahrnehmung, Bewertung und Ausdruck von Emotionen


 

Zweig I unterteilt sich in vier Fertigkeitsstufen, welche als grundlegende...

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