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Das Leben Jesu

Aufsehenerregende Jesus-Biografie - Der historische Jesus (Kindheit und Jugend Jesu + Johannes der Täufer + Jesus zu Kapernaum + Predigten am See + Johannes Tod...)

AutorErnest Renan
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9788026842903
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Das Leben Jesu' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. In diesem Werk versucht Renan, das Leben, die Gestalt und den Weg Jesu aus den antiken Verhältnissen seiner Zeit heraus zu erklären und die Gestalt Jesu als die eines Menschen darzustellen, der nach seinem Tod von seiner Gemeinde zum 'Gott' ausgerufen wurde. Am Paradigma eines Evolutionismus orientiert, sieht Renan die Religionsgeschichte als Fortschritt zu immer größerer moralischer Perfektion. Ernest Renan (1823-1892) war ein französischer Schriftsteller, Historiker, Archäologe, Religionswissenschaftler und Orientalist und Mitglied der Académie française. 1855 gab Renan eine historisch-systematische Konkordanz der semitischen Sprachen heraus. Verschiedene Reisen vor allem in den Nahen Osten führten zur Entstehung seines Hauptwerkes Das Leben Jesu, dessen erster Band 1863 erschien. Aus dem Buch: 'Eine ernste Schwierigkeit stellte sich entgegen: Das war seine Geburt in Nazareth, die allgemein bekannt war. Wir wissen nicht, ob Jesus gegen diesen Einwand kämpfte. Vielleicht wurde dieser weniger in Galiläa laut, wo die Annahme, daß der Sohn Davids in Bethlehem geboren sein müßte, weniger verbreitet war. Für den galiläischen Idealisten war übrigens der Titel 'Sohn Davids' genügend begründet, wenn der, dem er beigelegt wurde, den Ruhm seines Volkes wieder hob und die schönen Tage Israels wieder zurückbrachte. Beglaubigte er durch sein Schweigen die fiktive Genealogie, die seine Parteigänger erdachten, um seine königliche Abstammung zu beweisen?'

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Leseprobe

Erstes Kapitel.


Die Stellung Jesu in der Weltgeschichte.


Das Hauptereignis der Weltgeschichte ist die Umwälzung, wodurch die edelsten Teile der Menschheit von den mit dem unbestimmten Ausdruck Heidentum bezeichneten alten Religionen zu einer neuen bekehrt wurden, die auf die göttliche Einheit, die Dreieinigkeit und die Menschwerdung des Gottessohnes begründet ist. Diese Bekehrung brauchte zu ihrer Durchführung fast ein Jahrtausend. Die neue Religion selbst bedurfte zu ihrer Ausgestaltung mindestens dreihundert Jahre. Doch der Ursprung dieser Umwälzung ist eine Tatsache, die unter den Regierungen des Augustus und Tiberius stattgefunden hat. Damals lebte ein Mann, der allen Zeitgenossen überlegen war und durch kühnes Beginnen und durch die Liebe, die er einzuflößen wußte, den Gegenstand des künftigen Glaubens der Menschheit schuf und dessen Ausgangspunkt festsetzte.

Sobald sich der Mensch vom Tier unterschied wurde er religiös, das heißt, er sah in der Natur etwas, was über die Wirklichkeit hinaus gehe, in sich selbst etwas, was über den Tod hinaus gehe. Durch Jahrtausende verirrte sich diese Empfindung in der sonderbarsten Weise. Bei vielen Völkern ging sie nicht über den Glauben rohster Art an Zauberer hinaus, wovon wir noch Beispiele in einigen Teilen Australiens finden. Bei anderen wieder kam das religiöse Gefühl in scheußlicher Menschenschlächterei zum Ausdruck, wie es z.B. die alte Religion Mexikos zeigte. Anderwärts wieder, besonders in Afrika, wurde es zum Fetischdienst, zur göttlichen Verehrung materieller Dinge, denen eine übernatürliche Kraft zugesprochen wurde. So wie der Liebestrieb zuweilen den niedrigsten Menschen erhebt, aber zuweilen auch ihn zu Laster und Wildheit führt, so mochte lange Zeit das religiöse Gefühl zu einem Krebsschaden der Menschheit werden, der vernichtet werden mußte, weil er Irrtümer und Verbrechen schuf, deren Ausmerzung die Weisen erstrebten.

Die glänzende Civilisation, die sich schon in alten Tagen in China, Babylon, Ägypten entfaltete, schuf auch bei der Religion gewisse Fortschritte. China kam frühzeitig zu einem Mittelmaß gesunder Erkenntnis, die große Verirrungen verhinderte. Weder die Vorteile, noch die Nachteile des religiösen Gefühls äußerten sich da. Wenigstens nahm es in dieser Beziehung keinen Einfluß auf die Richtung der großen Strömungen der Menschheit. Die Religionen Babylons und Syriens hatten stets eine gewisse Sinnlichkeit. Sie waren bis zu ihrem Erlöschen im 4. oder 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung Schulen der Unsittlichkeit, in die zufolge einer gewissen poetischen Anschauung, zuweilen einige durchdringende Streiflichter auf die göttliche Welt durchbrachen. Ägypten hatte, trotz seines scheinbaren Fetischdienstes, frühzeitig metaphysische Dogmen und eine hohe Symbolik. Aber sicherlich waren diese Erläuterungen einer verfeinerten Theologie nicht ursprünglich. Ein klar denkender Mensch fand noch nie daran Vergnügen seine Gedanken in Symbole zu kleiden. Gewöhnlich sucht man zufolge langer Betrachtungen und zufolge der Unmöglichkeit, für den Menschengeist das Abgeschmackte ohne weiteres anzuerkennen, Gedanken in den alten mystischen Bildern, deren Bedeutung verloren gegangen ist. Übrigens ist nicht Ägypten die Wiege des menschlichen Glaubens. Die Elemente, die in die Religion des Christen nach mannigfaltigen Veränderungen von Ägypten und Syrien eindrangen, waren bedeutungslose Formen, Schlacken wie sie der reinste Kultus noch enthält. Der Hauptfehler der erwähnten Religionen war ihr abergläubischer Charakter; was sie in die Welt warfen waren eine Menge von Amuletten und Talismanen. Von Völkern die durch den Despotismus erniedrigt waren, die an Einrichtungen gewöhnt waren, welche der Freiheit des Einzelnen fast gar keinen Spielraum gab, konnte kein großer sittlicher Gedanke ausgehen.

Die Poesie des Fühlens, Glaube, Freiheit, Rechtlichkeit, Hingebung äußerten sich in der Welt erst mit dem Auftreten der zwei großen Rassen, die im gewissen Sinne die Menschheit erst geschaffen haben. Ich meine hiermit die indo-europäische Rasse und die semitische. Die ersten religiösen Anschauungen der indo-europäischen Rasse waren hauptsächlich naturalistisch. Doch dies war ein tiefer, geistiger Naturalismus, ein liebendes Umfangen der Natur durch den Menschen, eine herrliche Poesie voll des Gefühls der Unendlichkeit – kurz, das Grundwesen dessen, was germanischer und keltischer Geist, was Shakespeare, Goethe später zum Ausdruck brachten. Es war nicht durchdachte Religion oder Moral, es war Schwermut, Zartgefühl, Phantasie. Und vor allem war es etwas Ernstes: die Grundbedingung von Religion und Moral. Indes konnte der Glaube der Menschheit nicht von dieser Seite kommen, weil diese alten Kulte im Polytheismus steckten und nicht zu einem völlig klaren Symbol kamen. Der Brahmanismus hat sich bis auf unsere Zeit wohl nur wegen dem erstaunlichen Vorrecht des Bestehens, das Indien zu besitzen scheint, erhalten. Die Bemühungen des Buddhismus sich gegen Westen auszudehnen, sind vergeblich geblieben. Das Druidentum behielt eine ausschließlich nationale Form ohne allgemeine Bedeutung. Die griechischen Neuerungen, der Orphismus, die Mysterien genügten nicht um die Geister zu sättigen. Nur Persien vermochte eine dogmatische, fast monotheistische und weise organisierte Religion zu bilden, die jedoch vielleicht nur eine Nachahmung oder Entlehnung war. Immerhin hat Persien die Welt nicht bekehrt, im Gegenteil, es wurde selbst bekehrt als die göttliche Einheit unter der Fahne des Islams seine Grenzen überschritt.

Die semitische 1 Rasse kann sich rühmen, die Religion der Menschheit geschaffen zu haben. Weit hinter den Grenzen der Geschichte, unter seinem Zelte, das von den Ausschweifungen einer schon verderbten Welt rein geblieben war, bereitete der beduinische Patriarch den Glauben der Welt vor. Eine starke Abneigung gegen den wollüstigen Kultus Syriens, ein einfacher Ritus ohne jeden Tempel, eine Beschränkung der Götzenbilder auf unbedeutende »Theraphim« – das war seine Überlegenheit. Von allen nomadischen Semitenstämmen war der der Kinder Israels zum Größten auserkoren. Alte Beziehungen zu Ägypten, woher vielleicht einige Äußerlichkeiten entlehnt wurden, steigerten nur noch die Abneigung gegen den Götzendienst. Ihr Gesetz, die Thora, das schon frühzeitig in Steintafeln eingegraben wurde, und das sie auf ihren großen Befreier Moses zurückführten, ergab schon die Vorschriften des Monotheismus und enthielt, mit den staatlichen Einrichtungen Ägyptens und Chaldäus verglichen, kräftige Keime zu einer socialen Gleichheit und Gesittung. Ein tragbarer Schrein, auf beiden Seiten mit Ringen für Tragstangen versehen, war ihr ganzes religiöses Material. Hier wurden die geheiligten Gegenstände des Volkes aufbewahrt, seine Reliquien und auch das »Buch« (I. Samuel X, 25), das stets geöffnete Stammbuch, in dem jedoch wenig verzeichnet wurde.

Die Familie, deren Amt es war die Tragstangen aufzubewahren und den Schrein zu bewachen, kam bald zu hohem Ansehen, zumal das »Buch« in ihren Händen war und sie darüber verfügen konnte. Doch nicht daher kam die Einrichtung, die über die Zukunft entschied. Der jüdische Priester unterschied sich nicht viel von andern Priestern des Altertums. Was Israel von den theokratischen Völkern hauptsächlich auszeichnete, war, daß das Priestertum hier stets der individuellen Inspiration untergeordnet war. Außer den Priestern hatte jeder Nomadenstamm seinen »Nabi,« Propheten, eine Art lebendigen Orakels, das man zur Lösung der schwierigsten Fragen, die einen besondern Scharfsinn erforderten, heranzog. Die Gruppen oder Schulen bildenden Nabi Israels hatten einen großen Einfluß. Als Verteidiger des alten Volkstums, als Feinde der Reichen, als Gegner jeder politischen Organisation und sonstiger Vorkehrungen, die Israel in den Bahnen andrer Völker hätte wandeln lassen, waren sie das rechte Werkzeug für den religiösen Vorrang des jüdischen Volkes. Früh schon erweckten sie weitgehende Hoffnungen; und als der Staat, teilweise ein Opfer ihrer priesterlichen unpolitischen Weisungen, durch die Macht Assyriens vernichtet worden war, verkündeten sie, daß ihnen noch ein mächtiges Reich werden soll, daß Jerusalem einst die Hauptstadt der Welt und die Menschheit jüdisch sein werde. Jerusalem und sein Tempel erschien ihnen wie eine gipfelhohe Stadt, zu der alle Völker herbeiströmen würden, wie ein Orakel, das das allgemeine Gesetz verkünden sollte, wie das Centrum eines Idealreiches, in dem die Menschheit, von Israel zum Frieden geleitet, die Freuden Edens finden sollte. (I. Jessaias II, 1-4, Kap. XL-LX. – Mich. VI, 1 ec. Es darf nicht vergessen werden, daß der zweite Teil von Jesaias vom XL. Kapitel an nicht von ihm herrührt.)

Schon wurden unbekannte Stimmen laut, die das Martyrertum verherrlichten und die Macht des Schmerzenssohnes priesen. Veranlaßt von jenen erhabenen Duldern, die, gleich Jeremias, mit ihrem Blute die Straßen Jerusalems färbten, ließ ein Begeisterter ein Loblied erschallen über die Leiden und den Triumph der Diener Gottes, worin die ganze poetische Kraft des Geistes Israels angesammelt zu sein schien (Jesaias LII, 18 ec. und LIII).

»Wie ein schwaches Reis, wie eine Wurzel aus dürrem Boden erhob er sich; er hatte nicht Anmut, nicht Schönheit. Er war der verachtetste und törichtste voll Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Antlitz vor ihm barg und wir haben ihn darum nicht geachtet. Er trug unser Leid und belud sich mit unseren Schmerzen. Wir aber hielten ihn für einen, der von Gott geplagt, gezüchtigt, gemartert wurde. Doch um unserer Missethat willen ist er verwundet worden, um unserer Sünde willen gemartert. Er wurde bestraft, daß...

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