Das Erste-Hilfe-Programm
Niemand muss Rückenschmerzen heldenhaft ertragen. Es gibt wirkungsvolle Akutmaßnahmen, die in den meisten Fällen vorübergehend helfen können, indem sie den Schmerz erst einmal lindern und Sie wieder handlungsfähig machen.
Maßnahmen, die schnell helfen
Lagerung und Ruhe
Anfangs hilft die Entlastung durch Lagerung und Ruhe, akute Schmerzen an Brust- und Lendenwirbelsäule zu überwinden. Finden Sie eine Position, die Ihnen angenehm ist und in der Sie wieder einigermaßen durchatmen können. Eine bewährte Entlastungsposition ist die sogenannte Stufenlagerung.
wichtig
_Wann Sie unbedingt zum Arzt gehen sollten
Wenn die Schmerzen nicht verschwinden und zudem Gefühlsstörungen auftreten wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder leichte Lähmungen, kann es sich um einen beginnenden Nervenschaden handeln. Gehen Sie rasch zum Arzt, besonders bei folgenden Anzeichen:
> Die Schmerzen strahlen bis weit ins Bein hinunter und sind besonders nachts schlimm. Auch nach einer Woche tritt keine Besserung ein.
> Sie empfinden ein Taubheitsgefühl in Rücken, Beinen oder Genitalbereich.
> Sie können sich nicht bücken oder den Kopf nicht nach links oder rechts drehen.
Stufenlagerung
_1 Bei der klassischen Stufenlagerung in Rückenlage werden die Beine im Hüft- und Kniegelenk etwa im rechten Winkel gebeugt und abgelegt. Die Sitzfläche eines Stuhls oder Sessels kann dabei ebenso wie ein Stapel Polster als Auflage für die Unterschenkel dienen. Die Nerven der Brust- und Lendenwirbelsäule werden dabei entlastet. Die Wirkung ist noch intensiver, wenn Sie den unteren Rücken flach ablegen.
Seitenlage
_2 Wenn die links beschriebene Stufenlagerung Ihnen nicht gut tut, legen Sie sich am besten in die Seitenlage und beugen auch hier die Beine in den Hüften und den Knien, sodass jeweils ein rechter Winkel entsteht. Legen Sie sich ein Kissen unter die Kniegelenke, damit Sie möglichst in einer waagerechten Position liegen. Nur so können Sie Ihre Muskeln optimal entspannen und sich lockern.
beachten
In der Stufenlagerung oder der Seitenlage entlasten Sie Ihre Wirbelsäule und die angespannten Muskeln. Bedrängte Nerven bekommen dadurch wieder mehr Spielraum und auch die kleinen Wirbelgelenke werden geschont.
Wohltuende Anwendungen
Wenn Sie nicht schon längst wissen, was Ihnen bei akuten Rückenschmerzen am besten hilft, probieren Sie doch einmal die folgenden Vorschläge aus.
Salben zur äußeren Anwendung
Bei leichteren akuten Beschwerden können Salben oder Gels gute Dienste leisten, deren Wirkstoffe wie Diclofenac, Ibuprofen oder Ketoprofen schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Sie werden in der schmerzenden Region auf die Haut aufgetragen und eingerieben. Die meisten Salben zählen zur Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), richtige Alleskönner, die vor dem Griff zur Tablette immer einen Versuch wert sind. NSAR-Produkte gibt es aber auch in vielen anderen Darreichungsformen: (Brause-)Tabletten, Granulat, Kapseln, Zäpfchen. Die geläufigsten Wirkstoffe sind Azetylsalizylsäure, Ibuprofen und Paracetamol. Probieren Sie aus, was Sie am besten vertragen.
Dagegen sollten Sie Salben oder Gels, die durchblutungsfördernd und somit wärmeerzeugend wirken, auf keinen Fall bei einem Hexenschuss nehmen, etwa Salben mit Cayennepfeffer oder auf Latschenkieferölbasis oder auch die beliebten Hausmittel Tigerbalsam und Teebaumöl. Durch Wärme können sich die Schmerzen verstärken, weil die Nerven ihre Schmerzimpulse bis in die obere Hautschicht dann viel besser und schneller senden können.
In der Akutbehandlung sollten deswegen besonders kühlende und entzündungshemmende Salben oder Gels zum Einsatz kommen. Fragen Sie Ihren Apotheker.
Salben und Gels tragen Sie 3- bis 5-mal pro Tag großflächig auf, massieren sie langsam und sanft in die schmerzende Region ein.
Medikamente zum Einnehmen
Medikamente können kurzfristig sehr gute Dienste leisten. Bedenken Sie aber auch die nicht unerheblichen Nebenwirkungen. So sind gerade die verbreiteten NSAR-Medikamente in Tablettenform für die Magenschleimhäute und den gesamten Verdauungstrakt problematisch. Verzichten Sie daher immer auf eine langfristige Einnahme, und sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Medikamente, wenn nach einer Woche keine deutliche Besserung eingetreten ist.
Auch Naturheilmittel wirken
Homöopathische Mittel können gute Erfolge erzielen, insbesondere Bryonia D4 und Nux vomica D 6. 3- bis 5-mal täglich bis zu 5 Globuli oder auch Tropfen helfen gegen den akuten Schmerz. Wenden Sie sich an einen erfahrenen Homöopathen, der Ihnen ein geeignetes Präparat empfiehlt.
Andere pflanzliche Präparate helfen bei der Entzündungshemmung und können auf diesem »Umweg« ebenfalls die Schmerzen auf sanfte Art reduzieren. Zu empfehlen sind Brennnessel- oder Teufelskrallentee. Beides gibt es in der Apotheke. Trinken Sie über den Tag verteilt drei bis vier Tassen.
Wärme und Kälte
Manche Menschen vertragen bei Beschwerden Wärme sehr gut, andere reagieren viel besser auf Kälte. Gerade bei intensiven Muskelverspannungen ist Wärme oft die bessere Lösung. Bei einem Hexenschuss dagegen berichten viele, dass Kälte viel wirksamer für Schmerzlinderung sorge.
Durch die thermische Therapie, wie man die Behandlung mit Wärme und Kälte nennt, werden die Schmerzrezeptoren blockiert und viele chemische Botenstoffe gebremst, die uns schmerzsensibel machen. Ob Ihre Schmerzen besser mit Wärme oder Kälte zu behandeln sind, sollten Sie ausprobieren. Versuchen Sie es zunächst mit Wärme. Wenn sich die Schmerzen dadurch verschlimmern, wechseln Sie sofort zur Kälte.
Wärme fördert die Durchblutung
Wärme empfiehlt sich besonders bei Verspannungen und bei Blockaden (siehe >). Sie fördert den Stoffwechsel der betroffenen Region, steigert die Durchblutung und unterstützt damit den Abtransport von Abfallstoffen aus Stoffwechselprozessen, die verantwortlich für den Schmerz sein können.
Im Schulter-Nacken-Bereich wird Wärme am besten direkt an der schmerzenden Stelle angewandt. Auch an der Brustwirbelsäule wird dies oft gut vertragen. Bei Schmerzen im unteren Rückenbereich sollten Sie allerdings in den ersten akuten Tagen Wärme nicht direkt anwenden. Stattdessen kann die Wärmequelle auf den Bauch oder die Brustwirbelsäule gelegt werden und durch ihre Ausstrahlung auch im unteren Rücken wirken. Nach drei bis vier Tagen kann aber meist direkte Wärme angewandt werden.
Kälte betäubt
Muskelverspannungen profitieren gerade in der Anfangsphase oft von Kälte. Nehmen Sie dazu Eiswürfel (die Sie auch in eine Plastiktüte füllen können), und tupfen Sie den schmerzenden Bereich vorsichtig damit ab. Kühlen Sie nur sanft und nicht länger als 10 bis 15 Minuten, denn oft verkrampfen Muskeln, wenn sie zu kalt werden. »Eispackungen« aus dem Kühlschrank sollten Sie aus diesem Grund maximal drei Minuten lang anlegen.
Kälte betäubt und reduziert unmittelbar die Schmerzempfindung. Sie wirkt daher nie an der Ursache, sondern lindert nur für den Moment – dies aber meist sehr effektiv. Kälte wirkt auch entzündungshemmend und kann daher gerade bei akuten Entzündungen gut eingesetzt werden.
Da Kälte auch die Muskelzellen »erstarren« lässt, sollten Sie nach der Anwendung für mindestens 60 bis 90 Minuten auf jegliche körperliche Betätigung verzichten. Die Muskeln müssen erst wieder ihre Betriebstemperatur erreichen, bevor sie erneut beansprucht werden können.
wichtig
_Keine Wärme bei Entzündungen
Bei akuten Entzündungen ist von Wärme immer abzuraten, weil die Symptome sich dadurch sehr stark intensivieren. Wenn Sie nicht sicher sind, greifen Sie also am besten zu Kälteanwendungen. Damit sind Sie auf der sicheren Seite.
Warme Packungen
Bei Muskelverspannungen, etwa im Schulter-Nacken-Bereich, können die altbewährten Packungen (Wickel mit »Füllung«) schmerzlindernd und entspannend wirken. Sie fördern die Durchblutung und unterstützen die Giftableitung aus den Zellen.
Ingwerpackung
Für eine Ingwerpackung überbrühen Sie zwei gehäufte Esslöffel frische, geraspelte Ingwerwurzel mit kochend heißem Wasser und lassen das Ganze fünf Minuten ziehen. Über ein Sieb in eine große Schüssel abgießen und noch etwa 1 Liter heißes Wasser zugeben. Nun tränken Sie ein Tuch aus Baumwolle darin, wringen es aus und legen es so heiß wie verträglich auf die schmerzende Stelle. Darüber kommt ein trockenes Handtuch. Gut zugedeckt 20 bis 40 Minuten ruhen, dann die Packung...