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E-Book

Das war mein Leben

AutorHerbert Grotz
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl284 Seiten
ISBN9783735733320
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Herbert Grotz wurde am 11. Januar 1922 geboren. In diesem Buch findet sich die Niederschrift seiner Memoiren, die er im Alter von fast 90 Jahren zu schreiben begann. Ob als jugendlicher Fremdenführer oder Fanfarenbläser, als Rennradfahrer, als geschickter Werkzeugmacher und Mechaniker oder als liebevoller Ehemann und Familienvater, stets wirft er einen genauen Blick auf sich und seine Umgebung. Seine Erkenntnisse aus seiner beruflichen Karriere, die ihn vom einfachen Lehrling zum Betriebsleiter einer großen Fabrik führte, bringt er pointiert zu Papier. Ebenso lässt er uns an seinen kleinen, alltäglichen Tricks und Kniffen im Ehe- und Familienleben teilhaben.

Herbert Grotz, geboren 1922, hat in seinem Leben schon so einiges erlebt: Aufgewachsen in Nürnberg und von dort dann im Krieg nur knapp dem Tode entronnen. Anschließend hat er in mehreren Unternehmen Karriere gemacht und zugleich auch noch eine lange, glückliche Ehe geführt. Seine drei Kinder lauschen, obgleich längst erwachsen, immer noch gerne und gebannt seinen Erzählungen.

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Leseprobe

Kindheit


Es war im Winter 1922 in Nürnberg, in der Albrecht-Dürer-Straße Nr. 10. Die Stadt war märchenhaft mit Schnee zugedeckt und der kalte Wind wehte die weiße Pracht von den Dächern hinunter auf die Straßen. Meine Mutter lag ruhig in ihrem Bett, mein Vater jedoch war sehr aufgeregt, weil seine Frau ihr erstes Kind erwartete. Das Neugeborene ließ nicht zu lange auf sich warten... ein kurzer Schrei meiner Mutter, schon war ich auf der Welt. Auch ich habe kräftig geschrien, so lange bis ich gefüttert wurde. Ich war ein gesundes und kräftiges Kind.

Vier Jahre später kam mein Bruder Rudi zur Welt und als er ein Jahr war, konnte ich mit ihm spielen. Der Vater hatte für uns beide immer schöne Holzspielsachen gemacht, die für Kinder in unserem Alter angebracht waren. Er konnte alles schön und natürlich herstellen. Unsere Eltern waren einfache Leute, aber wir Kinder hatten trotzdem eine schöne Jugendzeit, denn unsere Eltern haben sich sehr um uns gekümmert.

Die Jahre vergingen, schneller als man glaubt. Ich kam in die Schule. Es war eine Umstellung, die mir aber keine Schwierigkeiten machte. Ich bin gerne in die Schule gegangen, um Lesen und Schreiben zu lernen. Malen war für mich ein besonderes Fach, wo ich immer mit sehr viel Eifer dabei war.

Als Fanfarenbläser


Ich war damals zehn Jahre, als in unserer Klasse Werbung für das Jungvolk gemacht wurde. Ein Musikzug sollte verstärkt werden. Es sollten sich aber nur musikalische Kinder melden. Nachdem sich meine Freunde Hans Fischer und Hans Förtsch meldeten, ging auch ich dazu. Ab dieser Zeit wurden wir als Fanfarenbläser ausgebildet. Der Musikzug bestand damals aus 25 Trommlern und 35 Fanfarenbläsern. Wir wurden bei zahlreichen Feiern und Veranstaltungen eingesetzt. Unsere Ausbildung war sehr gut. Ich konnte ohne Anstrengung auch die hohen Töne blasen. Der Musiklehrer fragte mich einmal, ob ich gerne weiter lernen möchte, als Trompeter. Das wäre gut für mich und für den Musikzug. Ich überlegte mir: „Nachdem du dann hohe Töne blasen kannst, wäre das etwas Neues für unseren Spielmannszug.“ Ich machte mit. „Die Musikstunden machen nur wir zwei und sag keinem, was wir vorhaben!“, ermahnte mich der Musiklehrer noch. Zwei Monate lang übte ich und machte, was von mir verlangt wurde. Ich musste immer nur an bestimmten Stellen in den Stücken spielen. „Herbert, wir müssen mit den Fanfarenbläsern eine Probe machen.“ Der große Raum, in dem wir damals übten, war schalldämmend ausgebaut. Als mich meine Freunde mit einer Trompete in der Hand sahen, wussten sie nicht, was nun gespielt würde. Der Musiklehrer sagte den Fanfarenbläsern, was wir üben wollten. „Unser Herbert hat eine Trompete, mit der er an bestimmten Stellen einen kurzen Einsatz macht. Wir werden solange üben, bis alles in Ordnung ist. Unser erster Auftritt muss fehlerfrei verlaufen. Wichtig sind die genauen Einsätze: Ich gebe mit der Hand ein Zeichen, wer spielen muss. Wenn Herbert sein Solo spielt müssen die Fanfarenbläser warten, bis ich wieder ein Zeichen gebe.“ Der Musiklehrer zeigte uns seine Handbewegungen für jeden Einsatz. „Wichtig ist auch das Schlagartige beim Einsatz und beim Ende. Wir machen die erste Probe, und achtet genau auf meine Hand!“ Es herrschte Spannung, denn keiner wusste, wie sich das neue Spiel anhören würde. „Wir spielen die Nummer drei!“ Es war ein Marsch, dann kam mein Soloeinsatz, und es hat auf Anhieb gepasst. Alle waren begeistert. „Wie ist eure Meinung zu dieser neuen Spielart?“ Es herrschte allgemeine Freude: „Der Einsatz von Herbert ist einmalig – es ist für unseren Spielmannszug ein großer Schritt nach vorne.“ Das neue Spiel hörte sich mit dem Soloeinsatz sehr gut an. „Ich muss euch sagen: Euer Kamerad hat sehr fleißig geübt mit seiner Trompete.“ Ich selbst freute mich vor allem, dass alles so reibungslos geklappt hatte. „Wir werden noch weiter üben, bevor wir das öffentlich aufführen.“

Es war Reichsparteitag in Nürnberg, die Stadt war überfüllt von Menschen. Unser Spielmannszug machte seinen ersten Auftritt bei einer großen Versammlung auf dem Hauptmarkt. Es waren viele Zuschauer da. Wir waren bereit für unseren Auftritt, unser Lehrer gab uns das Zeichen zum Beginn. Der neue Klang wurde gut aufgenommen, wir bekamen großen Beifall. Unser größter Auftritt war am Zeppelinfeld. Dort stellten wir uns auf der großen Bühne auf, und der Platz davor war voller Menschen. Wir wurden direkt am Anfang der Versammlung eingesetzt: Wir spielten einen Marsch in unserer neuen Spielart und bekamen einen Applaus wie noch nie. Wir mussten gleich noch einen weiteren flotten Marsch spielen und die Begeisterung der Leute war einmalig. Meine Kameraden waren auch von meinem Soloeinsatz begeistert und auch mein Musiklehrer war zufrieden. Wir mussten noch mehrere Male für die große Menschenmenge spielen. Unser Musiklehrer hat sich sehr darüber gefreut, dass unser Auftritt so begeistert aufgenommen wurde. Am nächsten Tag konnten wir einen Bericht in der Zeitung über unseren Auftritt lesen und auch im Fernsehen waren wir zu sehen. So ging das noch acht Tage weiter – wir wurden bekannt und man stellte uns viele Fragen und wir wurden mit Lob überhäuft. Meine beiden Freunde, die als Fanfarenbläser mitwirkten, sagten: „Herbert, wir sind echt überrascht von deinem schönen Soloeinsatz. Seit wann bist du denn so musikalisch?“ – „Für Musik habe ich mich schon immer interessiert, daher habe ich mich damals ja auch bei der Anwerbung gemeldet.“ – „Wo hast du denn das Trompete spielen gelernt?“ – „Von unserem Musiklehrer.“ – „In so kurzer Zeit?“ – „Diese kurzen Einlagen, die ich mache, sind für mich keine große Sache. Aber es macht Spaß und ich mache gerne Musik.“ Meinem Vater musste ich auch alles erzählen. Ihm gefiel es, dass ich mit meiner Trompete Musik machte.

Anschließend mussten wir wieder in die Schule gehen. Unser dortiger Lehrer fragte uns, wie wir so bekannt wurden. Ich erklärte ihm: „Als wir uns damals bei der Anwerbung gemeldet haben, wurden wir für einen Musikzug ausgebildet und ich bekam eine Trompete, an der ich zusätzlich ausgebildet wurde. Nachdem ich musikalisch bin, war meine Ausbildung kürzer als gedacht. Ich sollte mit einem Solospiel an bestimmten Stellen einsetzen. Das war für unseren Musikzug eine neue Aufgabe, die noch nie gemacht wurde. Die Soloeinsätze waren angenehm zu hören und etwas neues im Spielmannszug. In den acht Tagen des Reichsparteitags führten wir unsere neue Form vor und hatten sehr großen Erfolg.“ – „Deine Erklärung war sehr gut, das hätte ich nicht gedacht.“ So kann sich auch ein Lehrer täuschen. Alle zollten mir Beifall für meinen Bericht, am längsten klatschten meine zwei Freunde. Der Lehrer ließ es gewähren.

Ich war noch zwei Jahre beim Musikzug, der weiterhin sehr gefragt war, aktiv. Als der Winter einzog bekam unser ganzer Musikzug einen kostenlosen achttägigen Urlaub in Hindelang auf einer Berghütte. Wir konnten dort auch einen Skikurs machen, die Ausrüstung wurde gestellt. Wir hatten herrliches Wetter und es herrschte eine gute Kameradschaft, alle waren hilfsbereit. Das alles hatte unser musikalischer Erfolg mit sich gebracht, worauf wir alle sehr stolz waren. Als der Skiurlaub zu Ende war verabschiedeten wir uns und stiegen ab ins Tal. Dort wartete bereits ein Bus auf uns, alles war gut organisiert. Die Heimfahrt war schön, wir haben uns gut unterhalten. „Herbert, weißt du wie es weiter geht, wenn wir zuhause sind?“ – „Wir haben einige Termine. Kameraden, wir sind gefragt! Wir können beruhigt sein, und stolz auf unsere Leistungen.“ – „Herbert, auf dich kann man sich verlassen. Du bist unser bester Kamerad!“ – „Ich danke euch für euer Vertrauen. Für euch setze ich mich auch gerne ein.“ Es gab erneut Applaus. Meine zwei Freunde waren erstaunt: „Was du alles fertig bringst!“ Unsere Kameradschaft wurde immer stärker, alle hatten Vertrauen zueinander. Durch die vielen Unterhaltungen verging die Zeit schnell, ich musste auch viel erzählen. Der Fahrer rief mich zu sich und trug mir auf: „Sag deinen Kameraden, dass wir in einer Stunde in Nürnberg sind.“ – „Ich werde es ihnen gleich sagen.“ Ich ging zurück zu meinem Platz und blieb stehen. Es wurde ganz still im Bus, alle sahen mich an: „Kameraden, ich habe gute Nachrichten: In einer Stunde sind wir in Nürnberg.“ Mein Hans Förtsch kam zu mir: „Herbert, ich bin stolz auf dich, was du alles fertig bringst: Im Bus sind 35 Leute und alle hören auf dich!“ In Nürnberg angekommen gab mir jeder der 34 Kameraden die Hand. Der Fahrer fragte mich anschließend, wo ich denn wohnte. „In der Albrecht-Dürer-Straße.“ – „Ich fahre dich nach Hause, setz dich zu mir nach vorn.“ 15 Minuten später waren wir bei meinen Eltern. Ich bedankte mich beim Fahrer und dieser verabschiedete sich: „Ich habe vieles gehört, du bist ein starker Junge, alle Achtung. Ich wünsche dir viel Glück in deinem...

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