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Demenzkranke und Tiere - eine besondere Beziehung: Über die Wirkung der tiergestützten Therapie auf Demenzerkrankte

AutorBianca Kautz
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl61 Seiten
ISBN9783956848001
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Demenz ist eine der häufigsten Erkrankungen der heutigen Zeit. Infolge der Bevölkerungsalterung nimmt die Zahl der Erkrankten kontinuierlich zu. Der Großteil der Demenzkranken kann nicht medikamentös geheilt werden. Dadurch steigt der Bedarf an Therapie- und Betreuungskonzepten, die dem speziellen Bedarf der Demenzkranken gerecht werden. Ziel dieser Konzepte ist es, den Demenzerkrankten trotz seiner Einschränkung zu erreichen und somit die Entstehung einer Beziehung zu ermöglichen, die Grundlage für Wohlbefinden und Lebensqualität der Betroffenen sind. In diesem Buch wird beleuchtet, ob tiergestützte Interventionen bei Menschen mit Demenz die Möglichkeit eine bessere Beziehungs- und Begegnungsentstehung bieten. Können Tiere 'Brücken' bauen wo menschliche Kommunikation und Kontaktaufnahme zu Demenzkranken an ihre Grenzen stößt? Ist die tiergestützte Therapie besser in der Lage diese Menschen zu erreichen, als bisher angewandte Konzepte? Dies wird anhand tiefenpsychologischer Erklärungsansätze und der aktuellen Studienlage in diesem Buch beleuchtet und erörtert.

Bianca Kautz wurde 1967 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Ihr Studium der Gesundheitswissenschaften schloss die Autorin im Jahr 2007 mit dem akademischen Grad Bachelor of Science ab. Als gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einschlägiger berufsp

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1, Nicht medikamentöse Therapieansätze: Im Folgenden werden ausgewählte nicht medikamentöse Therapiekonzepte skizziert und im Anschluss kritisch auf ihre Wirksamkeit beleuchtet. 3.1.1, Realitäts- Orientierungs- Training (ROT): Das ROT beinhaltet einen verhaltenstherapeutischen Ansatz und wurde in den 60er Jahren von dem amerikanischen Psychiater FOLSOM entwickelt. Zunächst war dieses Konzept für die Rehabilitation von Kriegsopfern gedacht, wurde dann aber auch in die Arbeit mit verwirrten Menschen in Pflegeheimen eingeführt. Es wurde seitdem ständig weiterentwickelt und ist das am häufigsten angewandte Verfahren bei Demenz. Das Ziel des ROT ist, die verlorengegangenen Bezüge zur Realität wieder herzustellen und Informationen zur Realität zu vermitteln. Methodisch erfolgt das ROT nach folgenden Komponenten: •tägliche Gruppensitzungen zur Wiederholung und Training grundlegender (basaler) Orientierungsformen. •ein klar strukturierter Tagesablauf, dessen Vorgabe durch qualifiziertes Personal erfolgt. •permanente Vermittlung von optischen, akustischen und olfaktorischen Realitätsreizen. Dieses sogenannte 24-Stunden ROT erfolgt vor allem in stationären Einrichtungen. Mittels Kommunikation sollen soziale Bindungen verstärkt werden. Dabei werden die Erkrankten zu Antworten und Wiederholungen ermutigt, aufgefordert Erinnerungen zu nutzen und Ereignisse zu kommentieren. ROT nutzt demzufolge erhaltene Leistungsressourcen und gibt eine Unterstützung bei der Orientierung. 3.1.2, Remniszenztherapie / Biografiearbeit (REM): Remniszenz, die Rückerinnerung an wichtige Lebensereignisse, dient dem strukturierten Lebensrückblick. Das Wissen um die Biografie eines demenziell Erkrankten ist die Basis für eine individuelle Betreuung und Pflege. Biografiearbeit bedeutet, die Vergangenheit im Rückblick zu akzeptieren, die Gegenwart realistisch zu sehen und im Ausblick, die verbleibende Zukunft sinnvoll zu gestalten. Bezogen auf die Demenzkranken bedeutet dies, das Verhalten der betroffenen Person durch Kenntnis ihrer Lebensgeschichte besser verstehbar zu machen. Eine wesentliche Ressource sind die Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses, die bei den Erkrankten relativ lange intakt bleiben. Ziele der Biografiearbeit sind, die Erhaltung des Identitätsgefühls und der Ich-Integrität des Erkrankten. Auch soll durch dieses Konzept das Vertrauen aufgebaut und ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt werden. 3.1.3, Validation (VAL) und integrative Validation (IVA): Die Validation nach FEIL (Konzeptentwicklung zwischen 1963 und 1980) begründet sich aus der humanistischen, analytischen und behavioristischen Psychologie. FEIL geht davon aus, dass desorientierte alte Menschen in ihre Vergangenheit zurückkehren, um belastende Lebenskonflikte zu lösen. Das Konzept besteht aus besonderen Kommunikationstechniken, die in der Betreuung von dementen Menschen angewendet werden sollen. Der Schlüssel zu einer adäquaten Kommunikation ist dabei die Validation (von lat. validus: kräftig; engl.:gültig), also das 'Für gültig erklären' der Erfahrung und der subjektiven Wirklichkeit eines anderen Menschen. Die Kommunikation bezieht sich durch das aktive Anerkennen der Emotionen des dementen Menschen stark auf die Gefühlsebene. Voraussetzung für den damit verbundenen Versuch, den gesamten Bezugsrahmen einer Person zu verstehen, ist ein hohes Maß an Empathie. In den Mittelpunkt rückt bei der Validation die Binnenperspektive des Betroffenen. Dabei wird diese Perspektive nicht in Bezug auf die Realität überprüft oder korrigiert. Die Grundregeln der Gesprächstherapie nach ROGERS sind Voraussetzungen für die Grundhaltung der Validation. Gemeint sind hiermit die unbedingte Wertschätzung und ein vorbehaltloses Akzeptieren des Erkrankten sowie das Verbalisieren seiner emotionalen Erlebnisinhalte und die Authentizität der betreuenden Person in den Gesprächen. In der Validation werden die Gefühle der demenzkranken Person verbal und nonverbal aufgegriffen und die Grundbedürfnisse nach Zuwendung und Nützlichkeit erfüllt. Nicole RICHARDS entwickelte 1994, basierend auf FEILS Validationskonzept ihre Integrative Validation (IVA). Bei diesem Konzept liegt der Fokus auf den noch vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen des Betroffenen. Diese sollen aktiviert und nutzbar gemacht werden. Der Antrieb (z.B. Ordnungssinn, Humor, Pflichtbewusstsein) als Triebfeder des Handelns und Gefühl (z.B. Trauer, Misstrauen, Ärger) als Ausdruck für die gegenwärtige Befindlichkeit und als Reaktion auf die Umwelt nimmt hierbei eine Schlüsselposition ein. Bei der IVA wird auf die ständige Interpretation des Verhaltens vor dem Hintergrund der Biografie des Betroffenen verzichtet. Ziel der IVA ist mit kongruenter Kommunikation auf allen Ebenen, d.h. verbal, nonverbal und paraverbal den Betroffenen Sicherheit und Zugehörigkeit zu vermitteln und somit Stress und Ängste zu reduzieren, um dann letztendlich das Wohlbefinden zu steigern. 3.1.4, Selbsterhaltungstherapie (SET): Die Selbsterhaltungstherapie wurde 1997 von ROMERO entwickelt. Diese Therapie verbindet die Erinnerungstherapie mit der Validation. Selbstwertgefühl und Identität soll erhalten werden, um dem zu erwartenden Verlust an Kontinuität, Erlebnissen und Selbstwissen entgegenzusteuern und somit Verhaltensstörungen zu reduzieren. Praktisch bedeutet dies, dass die konstante Bezugsperson auf alte, biografisch bedingte Vorlieben des Erkrankten zurückgreift, äußere Veränderungen vermeidet und die subjektive Realität des Demenzkranken erhält. 3.1.5, Milieutherapie: Die Milieutherapie stellt ein umfassendes Betreuungskonzept dar, in dessen Zusammenhang sich der Begriff 'Milieu' sowohl auf die räumliche Umgebung, als auch auf die Umgangsformen und Aktivitäten bezieht. Ziel der Milieutherapie ist die Verbesserung des gesamten therapeutischen Milieus, insbesondere in Langzeiteinrichtungen, wie Alten- und Pflegeheimen. Psychische Bedürfnisse der Demenzkranken stehen bei diesem Konzept im Vordergrund. Die körperliche Pflege spielt eher eine nachrangige Rolle. Die therapeutische Wirkung resultiert nicht nur aus Einzelkomponenten, wie beispielsweise baulichen Komponenten, sondern aus dem Zusammenwirken aller Umweltkomponenten. Als Milieutherapie werden jene Maßnahmen bezeichnet, die die Umgebung des Dementen so gestalten, dass sich seine vorhandenen Fähigkeiten entfalten und die vermeidbaren Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden können. Daher gelten die folgenden zentralen Komponenten: •die konstante einfühlsame Bezugsperson, •ein wohl strukturierter Tagesablauf, •eine stressarme, überschaubare Umgebung (klare Raumgestaltung, visuelle Orientierungshilfen), •Kenntnis der Biografie. Die Milieutherapie orientiert sich stark an den gewohnten Lebensbezügen des Kranken und versucht ihn soviel wie möglich in tägliche, gut strukturierte Abläufe mit einzubeziehen. Vor allem Regelmäßigkeit, Bekanntheit und Vertrautheit erleichtern dem Patienten die Orientierung. In den Tagesablauf integrierte weitere Therapieangebote der Milieutherapie sind Bewegung und Tanz, Musiktherapie, Haustiere und Gesellschaftsspiele.
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