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E-Book

Von den Mädchen

Das Mysterium der Unschuld

AutorHolger Niederhausen
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783743132078
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Das Geheimnis der Mädchen ist unerschöpflich. Ein Mädchen ist noch keine Frau - aber eine Frau ist kein Mädchen mehr... Was ist das Wesen des Mädchens? Das eigentliche, das wahre Wesen des Mädchens ist von einer absoluten Heiligkeit. Dieses in unserer Zeit fast völlig vergessene und verlorene Geheimnis der Mädchen wird in diesem Buch wieder tief erlebbar. Es ist ein Zukunftsgeheimnis. Noch ist die Welt zu unreif für ... das Mädchen.

HOLGER NIEDERHAUSEN, geb. 1969 in Berlin, Biologie-Studium, Fortbildung zum Waldorflehrer, Mitgründung eines freien Kindergartens. Seit 1996 intensive Beschäftigung und Verbindung mit der Anthroposophie, damit verbunden mit der sozialen Frage im Großen wie im Kleinen und dem Weg innerer Vertiefung und Entwicklung. Freiberuflich tätig als Mediator, Berater, Fotograf und Autor. Veröffentlichung zahlreicher Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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Leseprobe

Schönheit...

Ein junges Mädchen muss nicht schön sein, und doch ist es dies allein schon wegen seiner Jugend. Doch zum Ideal des Mädchens gehört seine Schönheit wie von selbst dazu. Es ist unmittelbar die innere Schönheit seiner Seele – diese wird Gegenstand der weiteren Kapitel dieses Buches sein –, aber auch seine äußere Schönheit.

Wir kommen hier an einen schwierigen Punkt. Denn ist dies nicht bereits ein diskriminierender Gedanke? Huldigt er nicht ganz einem weiteren Wahn unserer Zeit, dem ,Schönheitswahn’?

So einfach ist es nun doch nicht. Zunächst müssen wir uns fragen, wovon wir eigentlich sprechen.

Insofern ältere Menschen ihre äußerliche ,Schönheit’ bewahren wollen, ist dies nur ein Unteraspekt des ,Jugendwahns’. Jugend wird dann rein körperlich verstanden und dies wiederum rein äußerlich, in Bezug auf die äußere Erscheinung. Aber wie ist es mit der Tendenz zur ,Idealfigur’ auf Plakaten, in Katalogen und dann fortgesetzt in den Köpfen der Menschen überhaupt?

Vergessen wir dies alles einmal einen Moment lang und besinnen uns auf die Seele selbst. Die Seele hat eine tiefe und wahre Sehnsucht nach Schönheit. Dies bezieht sich auf alles. Man kann geradezu sagen, Schönheit ist das Lebenselement der Seele. Schon immer war die Kunst ein essentielles Lebenselement der Menschheit und der Menschenseele, schon immer haben die Menschen auch in ihrem Alltag die Dinge schön gestaltet – bis das reine Zweckdenken Platz griff, das für Schönheit keine Zeit und kein Geld mehr vorsah...

Überall, in allem, geht es um Schönheit. Die menschliche Seele will die Dinge nicht hässlich lassen, auch nicht einfach nur gewöhnlich, sie will sie schön gestalten – und sie liebt die Schönheit in allem, wo immer sie auftritt. Für ein unbefangenes Empfinden ist es unmittelbar klar, dass Schönheit gleichsam eine Ur-Heimat des Seelischen überhaupt ist.

Etwas ganz anderes ist die Frage, wie sich manche Tendenzen heute gestalten. Denken wir einmal an so etwas wie ,Germanys Next Top Model’. Was hier geschieht, ist ein Unterwerfen der Schönheitsfrage. Sie wird allem unterworfen, was die Medienwelt heute dominiert: dem Primat der Unterhaltung, der Konkurrenz, des Leistungszwanges, der Sexualisierung... Scheinbar geht es um Schönheit, aber die Schönheit selbst muss sich prostituieren...

Dazu kommt, dass in der heutigen Welt und erst recht in der heutigen Medienwelt äußere und innere Schönheit immer mehr auseinanderfallen, ja, überhaupt nichts mehr miteinander zu tun haben. Hochglanz-Models werden dafür bezahlt, dass sie äußere Schönheit zur Schau stellen – darum geht es, um nichts anderes. Auf den Laufstegen darf geradezu gar nicht mehr gelächelt werden, es geht um professionelle, kalte Eleganz, um reines Präsentieren äußerlicher Schönheit – der Modelkörper und der Kleidung, die sie tragen. Die Seele wird völlig ausgeschaltet, es geht nur noch um den Körper und das Stoffliche.

Auch die übrige Medienwelt lebt von Unterhaltung, von Sensation, von Konkurrenz und Konflikt. Nicht um Harmonie geht es, sondern um ,Zickenkrieg’, nicht um Empfindsamkeit als solche, sondern um ,Tränen’ und ,Dramen’. Wenn es überhaupt um Emotionen geht, dann um pure Emotionen, auch hier spielt die Schönheit der Seele eigentlich keine Rolle. Wenn sie in irgendeiner Weise da ist, muss auch sie sich prostituieren...

Das also ist eine wesentliche Haupttendenz unserer Zeit: Wir leben in einem Medien-Zeitalter. Alles wird im Grunde vermarktet. Sobald man in einem Medium erscheint oder auftritt, ist man bereits Teil dieses Vermarktungsgeschehens – oder ist sogar aktiv bemüht, sich zu ,vermarkten’, zu ‚verkaufen’...

Das ist eigentlich das Hauptproblem: dieser unausgesprochene, aber alles beherrschende Druck zur Selbstvermarktung. Hier liegt der Punkt, an dem auch die Schönheit selbst unterworfen und dadurch pervertiert wird.

Würde nicht das Materielle, das Kommerzielle, unser Leben so sehr dominieren, würde gar kein Druck in den Köpfen bestehen, ,schön sein zu müssen’. Es würde keinen ,Schlankheitswahn’ geben, keine Anorexie, keine Verzweiflung, weil man nicht schön oder nicht schlank ,genug’ sei. Nicht die Schönheit ist das Problem, sondern die Kommerzialisierung der Schönheit und des ganzen Lebens. Der ,Star-Kult’, der ,Reichen-Kult’, alles spielt hier mit. In den Köpfen der Menschen setzt sich fest: Ich würde auch gern ein Star sein. Ich will auch reich sein. Ich will, ich muss...

Wenn es dies alles nicht gäbe, dann wäre die Seele frei von Zwang. Die Schönheit würde es noch immer geben – aber die Seele könnte sich der Schönheit in aller Stille hingeben und sie neidlos oder auch mit bescheidenem Neid bewundern. Doch unter den heutigen Bedingungen ist es völlig anders, heute ist die Schönheit ein Kampfplatz geworden, einer der härtesten Wettbewerbe der ,Moderne’...

Wir leben auch in einem ,Informations-Zeitalter’, die Medien überschwemmen uns täglich mit einer Flut von Bildern. Wir sehen nicht mehr einzelne Bilder, wir sehen hunderte, und in vielen dominiert das genannte Paradigma.

Wenn früher in einem Dorf ein nicht so schönes Mädchen ein sehr schönes Mädchen bewunderte und beneidete, war dies, wie es ist. Das schöne Mädchen bekam vielleicht den schönsten Jungen der ganzen Gegend – doch auch das nicht so schöne Mädchen bekam irgendwann die Liebe von einem anderen Jungen und wurde mit ihm glücklich.

Das ist auch heute noch so. Und doch werden wir heute von Bildern von ,Topmodels’ und ,Möchtegern-Models’ überflutet, und in den Köpfen setzt sich das Urteil fest: Auf der Welt gibt es so viele schöne Menschen, und ich bin viel hässlicher als sie alle, dabei geht es darum, schön zu sein...

Das ist das Problem unseres Medien-Zeitalters, und das war früher ganz anders. Früher war außergewöhnliche Schönheit die Ausnahme, heute wird die mächtige Illusion erzeugt, es sei die Regel... Früher war Schönheit Gegenstand heimlicher Bewunderung oder vielleicht auch bösartiger Verspottung, heute glaubt man, fast schon am Rande der Gesellschaft zu stehen, wenn man nicht so schön ist (oder meint, es nicht zu sein)...

Man darf es nicht der Schönheit vorwerfen, dass es heute Mädchen gibt, die tief leiden, weil sie meinen, eine bestimmte Norm nicht zu erfüllen. Die Schönheit ist in unserer Zeit selbst zu einem Opfer geworden, auch wenn sie auf einen Thron gehoben wird – es ist aber der Thron des Kommerzes. Die Schönheit muss sich auf ihm selbst prostituieren, sie ist auch selbst ganz und gar Opfer geworden...

Und doch hat die Seele eine tiefe Sehnsucht nach Schönheit, und das wahre Wesen von Schönheit ist unantastbar, es bleibt etwas Heiliges.

Wenn ich hier die Schönheit mit dem Urbild des Mädchens in Verbindung bringe, auch die äußere Schönheit, so ist dies noch immer etwas Heiliges.

Betrachten wir Schönheit einmal als Gnade – als eine ganz unverdiente Gnade. Ob ein Mädchen eine schöne oder weniger schöne Leiblichkeit entwickelt, dafür kann es nichts. Das eine Mädchen wächst heran und entfaltet eine Leiblichkeit, die gleichsam der eines (menschlichen) Engels gleicht – ein anderes nicht...

Wir müssen keinen einzigen Menschen in seiner Gestalt hässlich finden, aber dass die Seele manche Menschen in ihrer ganzen Erscheinung besonders schön findet, dafür kann sie nichts, sie sind es einfach...

Christian Morgenstern schrieb einmal:

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.

Das stimmt – und gerade deswegen ist kein Mensch hässlich, wenn die eigene Seele die Liebe kennt, Liebe zu jedem Menschen, in jeder Gestalt. Und doch gibt es auch eine Schönheit, die nicht erst von der Liebe gesehen wird, sondern von jedem – und die die Liebe gerade erweckt. In diesem Sinne muss man hinzufügen:

Liebe wird eigentlich von allem erweckt, was schön ist.

Es gibt eine Schönheit, die man nicht erst mit Liebe betrachten muss, um sie zu sehen, sondern von der man bereits überwältigt wird, bevor man auch nur versuchen kann, in sich eine Liebe zu dem Betrachteten zu erwecken. Es ist eine Schönheit, die schon im ersten Anblick in der eigenen Seele eine Liebe erweckt – wahrhaft Liebe auf den ersten Blick.

Das bedeutet nicht ein tiefes Sich-Verlieben im engeren Sinne, es bedeutet ein Sich-Verlieben im weiteren Sinne. Liebe wird von allem erweckt, was schön ist. Man verliebt sich in ein schönes Mädchen immer – die Frage ist nur, wie tief...

*

Zum Urbild des Mädchens gehört aber die Schönheit untrennbar dazu. Es wäre widersinnig, die Jugend und das Mädchen nicht auch schön vorzustellen und zu denken. Das junge Mädchen ist schön...

Die dann real auf Erden existierenden Mädchen sind alle verschieden schön, aber sie sind auch alle verschieden sanft, verschieden unschuldig – sie sind alle nicht rein Mädchen und also auch schon aus diesem Grund alle nicht von reiner Schönheit.

Das Mädchen aber – das übersinnliche Wesen des Mädchens – ist von reiner Schönheit. Man muss gegen diesen Aspekt gar nicht ankämpfen – oder sollte es dann auch in Bezug auf alle anderen Aspekte dieses übersinnlichen Urbildes genauso tun. Wenn man es nicht tut, stellt sich nämlich die Frage, warum nicht. Die Antwort kann wiederum...

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