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Der Duft-Code

Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert

AutorClaus-Peter Hutter, Eva Goris
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641066048
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
War Ihr letzter Einkauf wirklich eine freie Entscheidung?
Von Düften gesteuert, kaufen wir teure Waren. Von Aromen verführt, essen wir minderwertige Nahrungsmittel. Künstliche Duft- und Aromastoffe werden heute überall von der Industrie gezielt eingesetzt, um Verbraucher für ihre Profitinteressen zu dressieren. Und die Risiken? Werden verschwiegen. Dieses Buch liefert verblüffende Fakten über die Duft- und Geschmacksindustrie, es klärt über die Gesundheitsgefahren auf, nennt die Produzenten und zeigt Wege, wie wir der unsichtbaren Manipulation entkommen.

Eva Goris (55) ist Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. Die Journalistin hat bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Essen ihre journalistische Karriere gestartet. Dann wechselte sie als Pressesprecherin zur Umweltschutzorganisation Greenpeace. Anschließend arbeitete sie zwei Jahrzehnte als Ressortleiterin Umwelt bei BILD am SONNTAG und hat für ihre aufrührenden Reportagen zahlreiche Medienpreise erhalten. Eva Goris hat gemeinsam mit Claus-Peter Hutter bereits mehrere Bücher veröffentlicht.

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Leseprobe
Kapitel 7 Duften wie die Upperclass (S. 144-145)

Es ist mit Düften nicht anders als mit anderen Produkten. Sobald eine Marke Status erlangt und damit Reichtum oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht symbolisiert wird, tauchen auch schon Plagiate auf. Man denke nur an Rolex, an Klamotten von Boss und Adidas, Halstücher von Hermès und Versace oder eigentlich billig herzustellende Kunststoffumhängetaschen von Louis Vuitton oder Gucci. Längst werden auch Düfte kopiert und von dubiosen Händlern irgendwo am Strand von Rimini, in irgendeinem Souk in Marrakesch oder im fernen Asien billig angeboten.

Überhaupt sind ja Länder wie China, Thailand und die Philippinen globale Hotspots für Plagiate aller Art. Fast überall werden dort auch nachgemachte Duftwässer angeboten. Meist sind die schönen Verpackungen von den Originalen nicht zu unterscheiden, und auch der erste Geruchstest suggeriert den wegen der niedrigen Preise schwach gewordenen Käufern, einen guten und vor allem bekannten Duft in der Nase zu haben. Fast immer ist die Enttäuschung groß.

Ungeachtet dessen, dass Importeure von Plagiaten saftige Strafen berappen müssen, wenn sie entdeckt werden, lohnt der Kauf wirklich nicht. Denn schnell ist der Imitatduft verflogen. Doch viele Menschen wollen einfach riechen wie die Reichen, sind aber nicht bereit, 60 oder 80 Euro für ein gutes Eau de Toilette auszugeben. Oder es fehlt ihnen einfach das nötige »Kleingeld«. Dennoch: Längst gehört gutes Riechen in allen Gesellschaftsschichten zum Standard, und der Markt mit Düften und ebenfalls duftenden Beauty- und Wellnessprodukten wächst.

Promiparfüms: Eigen-PR stinkt nicht!


Lady Gaga ist die Meisterin der Selbstinszenierung: ein Kleid aus rohen Fleischfetzen, provozierende Sprüche und dann ein Parfüm, das nach Blut und Sperma »duftet«! Mit Ekelakzenten will die Popdiva jetzt auch Parfümgeschichte schreiben. Der Gaga-Duft soll 2012 in die Geschäfte kommen. Dagegen »schnurrt« Sängerin Katy Perry mit ihrem neuen Parfüm »Purr« total verführerisch durch die Medienlandschaft. In einem blau-rosa »Catsuit« aus Latex mit Raubtierflecken zeigt sie auf Werbepostern ihre Krallen. Nach Katze duftet »Purr« allerdings nicht, sondern eher nach zarten Pfirsich-Apfel-Nuancen mit Sandelholz und Moschuselementen.

Ganz gleich, ob sie singen, modeln oder kicken – längst haben Stars wie das Model Kate Moss, der Fußballer David Beckham und die Sängerin Christina Aguilera sowie die zuvor genannten Popgrößen mit ihren Namen schnöde Duftwässerchen in Promiparfüm verwandelt. Das Geschäft boomt: Jahr für Jahr kommen heute rund 400 neue Parfüms auf den Markt, auf dem sich schon weit über tausend etablierte Marken gegenseitig Konkurrenz machen. Die meisten Newcomer verschwinden schon nach kurzer Zeit wieder sang- und klanglos aus den Regalen.

Von zehn Neuerscheinungen halten sich vielleicht drei, von hundert eingeführten Duftwässern überleben wiederum nur drei länger als fünf Jahre. Dabei fährt ein Duft erst dann satte Gewinne ein, wenn er sich über längere Zeit etabliert hat. Für Kunden gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Bis 1967 konnte sich die Damenwelt nur zwischen 74 Parfüms entscheiden, und zwar weltweit! Für die Herren der Schöpfung gab es damals nur ein knappes Dutzend Duftwässer im Handel.
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