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Von der Hausgeburt bis zum Homeschooling

Praktische Rat- und Rundschläge für die artgerechte Erziehung menschlicher Kinder

AutorAndreas N. Graf, Sibylle Graf
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783746038872
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
Dieses Büchlein beschäftigt sich mit allen möglichen und unmöglichen Fragen rund um das Thema des Nachwuchs und seiner Erziehung. Neben Schwangerschaft, Hausgeburt und der Einrichtung des Kinderzimmers werden auch viele allzu menschliche Probleme wie das Zahnen, Homeschooling, häusliche Disziplin, das Lesenlernen u.v.m. besprochen. Leicht geschrieben, teilen Sibylle und Andreas ihre alltäglichen Erfahrungen, immer schonungslos ehrlich und manchmal hoffnungslos amüsant.

Andreas Graf ist promovierter Philosoph mit Hang zum leichten Leben.

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Leseprobe

Schwangerschaft und Hausgeburt


Schwangerschaft ist keine Krankheit

Die Erziehung Ihres Kindes beginnt mit dem Moment der Empfängnis. Das werdende Leben ist mit Ihrem direkt verbunden. Alles, was Sie leiden, leidet das Kind, alles was Ihnen an Schönem widerfährt, widerfährt auch dem Menschen, der unter Ihrem Herzen heranreift.

Trotzdem ist die Beziehung zwischen dem Körper der Mutter und dem des Kindes keineswegs so analog, wie das auf den ersten Blick scheinen mag. Ich kenne Frauen, die während der Schwangerschaft stundenlang klassische Musik hörten, um damit die Intelligenz des Babys positiv zu beeinflussen. Andere haben bestimmte Speisen gegessen, Nahrungsergänzungsmittel genommen, Dufttherapien gemacht usf. Ich glaube nicht, dass es so einfach geht. Unser Körper ist keine simple Maschine, in die man etwas hineingibt, um ein absehbares Ergebnis zu erhalten. Tatsächlich ist diese Vorstellung geradezu absurd. Stellen Sie sich vor, Sie hören während Ihrer Schwangerschaft Mozart und Ihr Kind wird mit Gewissheit ein Rechenass, Beethoven und Ihr Kleines lernt spielend acht Sprachen, Bach produziert Musiker, Chopin Maler, Mahler Weber, Weber Fischer usf.

Sicherlich beeinflusst das Wohlbefinden der Mutter das Kind, aber eben nicht in einer vorhersehbaren Weise. Versuchen Sie nicht, ein Superkind zu „machen.“ Diese hochbegabten Hochbegabten, die man mit aller Gewalt fördert, enden fast immer als traurige, unzufriedene und manchmal auch regelrecht gescheiterte Personen. Ich stelle mir vor, dass die Eltern selbst unzufrieden mit sich sind und ihre Unzufriedenheit dann über die Erfolge des Nachwuchses auszugleichen suchen. Das Kind muss im Leben „etwas“ werden. Ja was denn eigentlich? Es ist schon etwas. Es ist ein Mensch. Und wenn dieser Mensch eine glückliche Kindheit hat, dann wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein glückliches Leben führen, selbst eine Familie gründen und das Geschenk des Lebens weitergeben. Ob er Hirnchirurg oder Schrotthändler wird – wen interessiert das denn, solange er zufrieden mit sich ist und seinen Lebensunterhalt bestreiten kann? Eine glückliche Kindheit ist das größte Geschenk, das Eltern ihren Kinder machen können. Konzentrieren wir uns also auf das Machbare.

Ich glaube, dass dies die einzig wirkliche Aufgabe ist, die wir auf dieser Welt haben. Und dass genau dies zu tun, nämlich Kinder glücklich zu machen, uns selbst glücklich und zufrieden macht. Was kann es für ein größeres und innigeres Glück geben als die Gewissheit, dass es den eigenen Kindern gut geht?

Wenn Sie Ihre Kinder nur lieben, mit ganzem Herzen und aufrichtig, ist alles in Ordnung. Liebe, das ist, wenn man will, dass es dem Anderen gut geht, dass er gedeiht und aus sich heraus glücklich zu werden vermag. Liebe bedeutet nicht (nur) umsorgen, sondern auch und vor allem, das Kind lehren, sich um sich selbst sorgen zu können. Wer liebt, will, dass der Andere unabhängig, frei und selbstständig ist. Liebe befreit und macht nicht abhängig. Liebe schafft Raum und schließt nicht ein. Liebe ist wahrhaftig, sie hasst die Lüge, auch wenn die Wahrheit manchmal unangenehm ist. Wenn Sie ein Kind zur Welt gebracht haben, wissen Sie, was ich meine, und was ich vielleicht ein wenig unbeholfen in Worte zu gießen versucht habe.

Aber zurück zur Schwangerschaft. Die goldene Regel lautet: Alles, was für die Mutter gut ist, ist auch für das Kind gut. Was für die Mutter gut ist, bestimmt der Körper. Er weiß, was er braucht und verlangt gerade während der Schwangerschaft auf unüberhörbare und penetrante Weise danach. Wieder kann und sollte man sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Wenn Sie müde sind, legen Sie sich ins Bett. Wenn Sie weinen wollen, weinen Sie. Wenn Sie lachen wollen, lachen Sie. Wenn Ihnen nach singen zumute ist, singen Sie. Wenn Sie saure Gurken brauchen, zögern Sie nicht Ihren Partner loszuschicken, auch Sonntags, auch in der Nacht – er wird es Ihnen nachsehen.

Wenn Sie berufstätig sind und sich gut und wohl fühlen, machen Sie Ihren Job gerne weiter, solange es geht und es Ihnen Spaß macht. Ein wenig positiver Stress, wenn er gut vertragen wird, stellt kein Problem dar. Viele Frauen fühlen sich indes äußerst unwohl – vor allem im ersten Trimester der Schwangerschaft: Übelkeit, Trägheit, Müdigkeit, ein Gefühl permanenter Erschöpfung… In diesem Fall sollten Sie sich nicht zwingen weiterzumachen. Mutter- und Kindeswohl stehen weit über und kommen lange vor Karriere und Beruf. Ihr Frauenarzt wird Sie sofort von der Arbeit befreien, wenn Sie Ihr/ihm Ihren Zustand erklären.

Einige Verhaltensweisen sind bei jeder Schwangerschaft zu empfehlen, sie sind selbsterklärend, darum liste ich sie hier einfach auf:

1. Vermeiden Sie Stress. Jede Art von negativem Stress. Dazu gehört nicht nur jener Alltagsstress, den man auf der Arbeit empfinden mag oder wenn man zu spät zu einem Termin kommt. Wichtiger als die Vermeidung dieser punktuellen Stressereignisse ist die Reduktion jenes Hintergrundstresses, der uns allgegenwärtig umgibt und von dem wir oft gar kein Bewusstsein mehr haben. Unser Sensorium nimmt ununterbrochen alles wahr. Diese Wahrnehmungen werden gefiltert. Nur, was unser „Vorbewusstsein“, jener Filter der Wichtiges von Unwichtigem scheidet, für bedeutsam erachtet, gelangt ins Bewusstsein. Alles andere bleibt unbeachtet, ist aber trotzdem wirksam. Stellen Sie sich das wie einen Mückenstich in der Nacht vor: Sie merken zwar nicht, wie sie gestochen werden, doch ihr Körper reagiert automatisch mit Juckreiz und einer Schwellung. So ist das auch mit Sinneseindrücken. Sie hören vielleicht den Zug nicht mehr bewusst, der alle Stunde an Ihrem Haus vorbei fährt, doch ihr Körper reagiert immer mit einem defensiven Reflex, mag dieser auch über die Jahre durch Gewöhnung bis zur Unkenntlichkeit an Intensität verloren haben.

Quellen für Hintergrundstress sind etwa unnatürliche Lärmquellen, wie Straßenlärm, Geräusche aus der Nachbarwohnung, die Toilettenspülung, der Fernseher usf. Unnatürliche visuelle Eindrücke wie grelle Farben, verwirrende Musterungen (wie die 60er Jahre Tapete in Neongelb mit Kreisen und Streifen) vor allem aber die schnellen und grellen Bildwechsel auf Bildschirmen. Subtile Stressarten sind ebenso zu vermeiden, wo es möglich ist, ansonsten versuchen sie das Stresslevel zu senken: Tee trinken, Nickerchen, klassische Musik usf. usf. Vielen Schwangeren fällt es schwer, ihre Gefühle zu verbergen – verbergen Sie Ihre Gefühle nicht, sondern meiden Sie Situationen, in denen Sie infolge einer jähen und vielleicht auch unerwarteten Gefühlseruption Schaden nehmen oder anrichten können. Mir selber sind einige Menschen in meinem weiteren sozialen Umfeld, mit denen ich sonst ganz normalem Umgang pflege, während der Schwangerschaft höchst unangenehm geworden. Anstatt mich dem Stress und der Anstrengung (ganz zu Schweigen von der Unaufrichtigkeit) auszusetzen, mich zu verstellen, habe ich mich einfach, wo es ging, nicht in deren Gesellschaft begeben – nicht, weil mit jenen etwas nicht in Ordnung war, sondern weil meine Wahrnehmung sich temporär verändert hatte.

Sie können natürlich nicht alle Stressquellen ausschalten. Sie sollten auch nicht spontan aufs Land umziehen oder die Wohnung in Pastelltönen streichen. Versuchen Sie einfach, es so ruhig und entspannt wie irgend möglich angehen zu lassen.

2. Tun Sie Dinge, die gut für Sie sind. Hiermit meine ich nicht (nur), sich etwas Schönes zu kaufen oder ein bestimmtes Gericht zu essen, wobei Letzteres durchaus in Ordnung geht. Etwas, das gut für Sie ist, bedeutet während der Schwangerschaft etwas, was gut für Ihr Kind und Sie ist. Eine Massage, ein nicht zu heißes Bad, ein Nickerchen, eine Tasse Tee, ein Spaziergang, ein gutes Buch, ein Nachmittag in der Hängematte – gestalten Sie Ihre Schwangerschaft wie einen richtig faulen, entspannten Urlaub.

Ich lag vor allem im Bett und habe gelesen. Lesen macht mich glücklich. Ich kann an dieser Stelle nur meine eigene – sehr individuelle – Erfahrung weitergeben. Andere Frauen bevorzugen andere Beschäftigungen.

Für mich waren diese Stunden sehr innige Stunden, die ich in Ruhe an einem schönen Ort verbringen konnte. Mein Körper war in höchstem Maße entspannt, mein Geist auch. Und ich bin sicher, dass es meinem Baby in dieser Zeit ebenfalls sehr gut ging. Denn wenn Ihr Körper entspannt ist, wenn es Ihnen gut geht, merkt das auch Ihr Kind und nimmt dieses Gefühl auf. Dann weiß es, es ist alles in Ordnung.

3. Achten Sie auf gute Ernährung. Abgesehen von Gelüsten und Heißhungerattacken, mit denen Ihr Körper Sie nicht ärgern, sondern Sie auf einen bestimmten Nährstoffmangel hinweisen will, sollten Sie sich möglichst ausgewogen ernähren. Was auch außerhalb der Schwangerschaft uneingeschränkt empfehlenswert ist, ist während der Schwangerschaft geradezu ein Muss. Frisches Obst und Gemüse in Mengen, gute Öle, Nüsse und Samen, gutes Fleisch,...

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