Ceylon erstreckt sich von 6. bis zum 10. Grad nördlicher Breite über eine Länge von 445 km in Nord-Süd und 225 km in Ost-West Richtung im indischen Ozean südöstlich des indischen Subkontinents. Mit diesem war Ceylon vermutlich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts durch eine feste Landverbindung, der sogenannten Adams Bridge, verbunden, wobei dies nicht abschließend gesichert ist. Die Topografie Ceylons besteht im Wesentlichen aus drei Bereichen: Die zentrale Hochebene mit Gebirgszügen bis 2500 Meter Höhe, die südlichen und westlichen Küstenbereiche mit tropischer Vegetation und die nördlichen und östlichen Tieflandebenen mit Trockenwald und Trockensavanne. Der Übergang von der Tiefebene zum Hochland ist abrupt, so dass Reisende über kurze Distanz große Höhen zu bewältigen haben. Gleichzeitig bilden die Gebirgszüge eine natürliche Barriere für die Stadt Kandy zu allen Seiten hin.
Ceylon liegt im Bereich der nördlichen Tropen und hat somit ein feuchtheißes Klima. Zwei Monsune haben Einfluss auf das Klimageschehen auf Ceylon, nämlich der Südwestmonsun von Mai bis Oktober und der Nordostmonsun von Dezember bis März. Die Zwischenperioden sind von trockenerem, aber teilweise wechselhaftem Wetter geprägt. Während der Südwestmonsun große Regenmengen zur gesamten Südküste und zum zentralen Hochland bringt, regnet über den nördlichen Gebieten kaum nennenswerter Niederschlag ab. Diese Gebiete erhalten Ihren Niederschlag zur Zeit des Nordostmonsuns, wobei die Restfeuchtigkeit wiederum an den Bergketten des zentralen Hochlands abregnet. Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen entspringen zahlreiche Flüsse im Hochland und entwässern hauptsächlich in den westlichen, südlichen und östlichen Teil der Insel, so dass der Süden auch zu Zeiten des Nordostmonsuns über ausreichend Wasser verfügt.
Abbildung 1: Karte der naturräumlichen Gliederung von Ceylon[1]
Die Stadt Kandy selbst liegt im Zentrum des zentralen Hochlandes und wird von drei Seiten vom Mahaveli Fluss begrenzt, was einen Zutritt zur Stadt nur mittels Fähren oder über die einzige Landseite ermöglicht. Im Küstenbereich konnten die Flüsse zum Transport genutzt werden, allerdings mit der Einschränkung, dass durch die unterschiedlichen Niederschläge im Hochland die Schiffbarkeit stark eingeschränkt war und durch die großen Höhendifferenzen auch nur der unmittelbare Bereich der Tiefebene abgedeckt werden konnte. Die Küste von Ceylon besteht hauptsächlich aus flach abfallenden Sandstränden, so dass die Anzahl der natürlichen Häfen eingeschränkt ist. Die wichtigsten Häfen waren Galle, Manaar, Puttalam, Trincomalee und Batticaloa, während in Colombo die Schiffe auf der Reede vor Anker gehen mussten und nicht direkt in den Hafen einlaufen konnten.
Abbildung 2: Besitzungen der VOC und des Königs von Kandy[2]
Zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Feindseligkeiten im Jahre 1760 waren im indischen Ozean drei europäische Mächte aktiv, die dort um die Vorherrschaft rangen. England und die Niederlande waren mit ihren Kompagnien vertreten, während Frankreich sich direkt um Handel und Erwerbungen bemühte. Portugal war seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr nennenswert präsent und spielte bei den Ereignissen keine Rolle mehr. Daneben gab es noch einige dänische Besitzungen, die ich aber auch außer Betracht lassen kann. Somit hatten auch die Auseinandersetzungen zwischen den drei genannten Mächten in Europa eine direkte Auswirkung auf die Ereignisse in Ceylon.
Seit 1754 waren Frankreich und England in Amerika im sog. French and Indian War verstrickt, der sich im Jahre 1756 auch auf den europäischen Kontinent ausdehnte. Während auf dem Kontinent Preußen in Allianz mit England gegen Frankreich, Russland und Österreich weitgehend den Krieg führten, kämpfte England zur See und in den Kolonien gegen Frankreich. Davon betroffen war auch Indien, wo Frankreich in den 1740er Jahren seine Einflusssphäre deutlich ausgedehnt hatte. Bereits in der Zeit von 1751 bis 1754 kam es aufgrund von örtlichen Thronstreitigkeiten zwischen Haiderabad und Arcot zu einem Krieg von Engländern und Franzosen mit einheimischen Herrschern, bei denen beide Parteien ihre jeweiligen Einflusssphären ausdehnen konnten.
Nach der Niederlage der französischen Truppen bei Plassey (1757) nördlich von Kalkutta und bei Wandiwash (1760) verlagerte sich der Krieg auch in Indien vornehmlich auf die See. In diesem Zusammenhang wurden die Häfen von Trincomalee und Batticaloa zu einem strategischen Ziel, da zu Zeiten des Südwestmonsuns eine Fahrt der britischen Flotte von Madras oder Kalkutta nach Bombay oder Goa nicht oder nur schwer möglich war. Jedoch wäre eine auf Ceylon stationierte Flotte in der Lage gewesen, auch bei den ungünstigen Windverhältnissen die Westküste Indiens zu erreichen. Daneben war die englische Kompagnie in Bengalen in der Folgezeit in Auseinandersetzungen mit dem Nawab von Bengalen verstrickt, um ihren Handel zu sichern, was 1764 auch gelang. Somit waren bis 1764 alle englischen Militärkräfte in Indien gebunden und standen nicht für eine Konfrontation mit der VOC zur Verfügung.
Die Niederlande erklärten im Siebenjährigen Krieg ihre Neutralität, trotzdem wurde der Handel durch die kriegerischen Aktivitäten zur See und an Land behindert, insbesondere was den Absatz der Waren in Europa betraf.
In Zentralindien herrschte seit dem 16. Jahrhundert die Moguldynastie, die 1757 nach der zweiten persischen Invasion und Plünderung Delhis endgültig ihre Macht verloren hatte. Der Mogulherrscher musste die Marathen, die ihre Herrschaft um Puna an der Westküste erreichte hatten, um Hilfe bitten und verhalf diesen zum Höhepunkt ihrer Macht. Aber auch die Marathen unterlagen 1761 in der dritten Schlacht von Panipat den Persern. Das Reich zersplitterte in Kleinstaaten, von denen sich keiner zu einer überregionalen Macht aufschwingen konnte.
Daneben war die VOC selbst in Java von 1741 bis 1758 in einen bewaffneten Aufstand verwickelt, der Personal und Geld verschlang, im Gegenzug aber auch die Kaffeeproduktion in Ceylon förderte. Insgesamt bewirkte die Möglichkeit eines Übergreifens des Krieges zwischen Frankreich und England sowie die eigenen militärischen Aktivitäten eine deutliche Erhöhung der Militärkosten und damit einen Schwund der Profitabilität in der VOC insgesamt. Van Goor drückt dies so aus wenn er sagt, dass „clumsy political actions in Ceylon and the Straits of Malacca were mainly to blame for further rising military costs in the eighteenth century defense expenditure.”[3] Weiter charakterisiert er die VOC “[…] as a hegemonic power that possessed the means to control events in the region, including through its capability to wage wars at several fronts simultaneously, something which occurred on several occasions during the seventeenth and eighteenth century.[4] Meines Erachtens ist dieses letzte Urteil über die VOC nur eingeschränkt gültig, da gerade die Ereignisse in Ceylon gezeigt hatten, dass militärische Aktionen auf einem Schauplatz die Mehrzahl der Kapazitäten der VOC band und weitere Aktionen zur selben Zeit schlichtweg unmöglich waren, ohne langfristig Verstärkungen aus Europa zuzuführen.
Einige Entwicklungen, die Einfluss auf die Ereignisse des Jahres 1761 hatten, begannen bereits im 3. Jahrhundert nach Christus. Das wichtigste Ereignis war zweifellos die Einführung des Buddhismus auf Ceylon, die eine Identitätsstiftung der singhalesischen Bevölkerung mit sich brachte. Diese Identitätsstiftung durch den Buddhismus führte in letzter Konsequenz dazu, dass der König qua Gesetz Buddhist sein musste, um dieses Amt auszuführen. Zum anderen trat aber auch zum ersten Mal eine Herrschaftsteilung zwischen mehreren Königreichen auf, wie sie später der Normalfall werden sollte. Zum einen war dies das Königreich von Anuradhapura im nördlichen Hochland, zum anderen Rohana in der südlichen Tiefebene. Dazu kam noch eine verstärkte Zuwanderung dravidischer Hindus aus Südindien, die sich in den späteren Jahrhunderten noch verstärkte. Eine Assimilation dieser Hindus fand zwar nicht statt, jedoch erfolgte eine relativ unproblematische Integration. Diese eher passive Haltung der Singhalesen gegenüber den Hindus änderte sich erst ab dem 5. Jahrhundert, nämlich als Ceylon verstärkt Opfer von Überfällen aus dem südlichen Indien wurde. Jongens beschreibt es so: „In de loop van den 5e en 6e eeuw en in de periode daarna raakte het Singhalese rijk steeds meer betrokken bij de politieke ontwikkelingen op het Indiase vasteland, waar drie dynamische en expansiebelaste hindoe-rijken ontstaan waren , malijk het Pandyaanse, het Palava – en het Chola-rijk, die elk...