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Der Parasit der Überzeugungsbildung.

AutorMatthias Kronenberger
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheSchriften zur Rechtstheorie 251
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783428526802
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,90 EUR
Matthias Kronenberger behandelt ein alltägliches Thema der praktischen gerichtlichen Tätigkeit. Er bedient sich hierzu des in der Rechtstheorie und Rechtsphilosophie bisher ungebräuchlichen Schlüsselwortes des Parasiten, mit dem an die grundlegende Arbeit des französischen Mathematikers und Philosophen Michel Serres angeknüpft wird. Angewandt auf das Thema der richterlichen Überzeugungsbildung führt es zu einer neuen, ungewöhnlichen Perspektive auf die gerichtliche Arbeit und der sonst unterstellten philosophischen Kernfrage: Was ist eigentlich eine Überzeugung, inwiefern unterscheidet sie sich vom Wissen und wie kann man dem Wissen gerecht werden und doch auch aus Überzeugung einer gerechten Entscheidung näher kommen? Dies betrifft die großen Themen der Rechtsphilosophie, welche der Autor mit unterschiedlichen Gewährspersonen reflektiert, zu denen insbesondere die klassischen deutschen Philosophen Kant und Hegel sowie die postmodernen französischen Autoren des 20. Jahrhunderts Jean-François Lyotard und Jacques Derrida als auch die Systemtheorie Niklas Luhmanns gehören. Auf dieser Grundlage wird die Überzeugung im Anschluss an Lyotard als Affekt-Satz ausgearbeitet. Dieser negative Satz lässt sich als Versprechen ohne inhaltliche Bestimmung kennzeichnen. Er bietet die Chance, von Sätzen Zeugnis abzulegen, die im Rahmen der Diskursregeln des Rechts nicht artikuliert werden können. Der praktische Effekt dieses merkwürdigen Satzes liegt darin, die als legitimierenden Faktor benötigte Ungewissheit über den Ausgang des Verfahrens zu erzeugen. Die Analyse legt hierbei nahe, dass es nicht die intensiven Affekte sind, die den Gerichtsalltag bestimmen. Eher herrscht das diskrete Gefühl der Gefühllosigkeit vor, das als ein der Neutralität, der Sachlichkeit und der Unabhängigkeit entsprechender Wert umschrieben und gesetzt wird. Die Problematik der Überzeugungsbildung besteht danach weniger in der Gefahr eines willkürlich handelnden Subjekts, sondern mehr in der Flüchtigkeit des Affekt-Satzes, der die Überzeugungsbildung in Verzug setzt und dadurch gegen das zentrale Verbot der Resultatlosigkeit verstößt.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
A. Einleitung12
B. Die unterbrochene Semantik der Überzeugung19
I. Vom Geständnis zur Überzeugung19
1. Der Fall Walliser19
2. Die Abschaffung der Folter21
3. Die Verschiebung der Freiheitssemantik24
4. Die Anerkennung des Indizienbeweises33
5. Die Positivierung der freien Beweiswürdigung41
II. Von der Überzeugung zum „Geständnis“46
1. Die begrenzte Funktion des Gedächtnisses46
2. Die Sprache als Vermittler der Wahrheit53
3. Die spekulative Funktion der Rechtspflege57
4. Die verführerische Kraft des Geständnisses59
C. Die unterbrochene Pragmatik der Überzeugungsbildung67
I. Vom Richter zum Verfahren67
1. Die Paradoxie der Verantwortung67
2. Die entlastende Wirkung der Amtspflichten71
3. Die Veräußerlichung der Überzeugungsbildung76
a) Das Verbot außergerichtlicher Wahrnehmungen80
b) Beweiserhebung und Beweiswürdigung83
c) Die Interpretationsgemeinschaft als Geltungsgrund85
4. Die Kontrolle der Überzeugungsbildung86
a) Die Interdisziplinrarität der Überzeugungsbildung86
b) Überzeugungsbildung als Rechts- und Ermessensbegriff88
c) Überzeugungsbildung als Fehlverurteilungsrisiko93
d) Die Intersubjektivität der Überzeugungsbildung99
II. Vom Verfahren zum „Richter“110
1. Verständigungsrationalität110
2. Autopoietische Teilrationalität111
3. Die Problematik der Un-Mitteilbarkeit114
4. Das Verschwinden des Entscheidungsträgers119
5. Die Überzeugung als Affekt-Satz128
D. Zusammenfassung139
I. Vom Geständnis zur Überzeugung139
II. Von der Überzeugung zum „Geständnis“140
III. Vom Richter zum Verfahren141
IV. Vom Verfahren zum „Richter“144
Literaturverzeichnis146
Personen- und Sachverzeichnis157

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