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Der Pflegeprozess in der Praxis. Theoretische Grundlagen und Beispiele zur Umsetzung für das Stationsmanagement und die Praxisausbildung

Theoretische Grundlagen und Beispiele zur Umsetzung für das Stationsmanagement und die Praxisausbildung

AutorArne Mahler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl70 Seiten
ISBN9783638900034
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Pflegemanagement, , 17 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Pflegeprozess ist seit Jahrzehnten ein wichtiges und häufiges Thema in der Pflegepraxis, Pflegebildung, Pflegewissenschaft, usw... Viele Pflegende verstehen den dahinter stehenden Sinn nicht oder die Umsetzung erfolgt aufgrund mangelnder Einigkeit und Fortbildung im Team nicht sinngemäß, so dass die Vorteile des Pflegeprozesses oft nicht zum Tragen kommen. Andererseits wird die Umsetzung aber direkt oder indirekt von den Schulen, den Pflegedienstleitungen, dem Qualitätsmanagement und nicht zuletzt vom Gesetzgeber gefordert. Gerade Stationspflegeleitungen und Praxisanleiter sind besonders mit der praktischen Umsetzung des Pflegeprozesses konfrontiert. Einerseits sollen sie eine hohe Pflege- und Ausbildungsqualität sichern, ebenso hohe Fach- und Gesetzesanforderungen erfüllen, sich einem wandelnden Gesundheits-, Sozial- und Pflegewesen anpassen, mit steigenden Anforderungen an Können, Wissen, Verantwortung und Leistung zurecht kommen sowie andererseits ein Übermaß an Theorie und Konzepten wie auch wenig nachvollziehbaren und pragmatischen bzw. recht komplizierten Modellen und Verfahren vermeiden. Wie sollen sie das in Einklang bringen? Durch eine angemessene, einerseits zwar anspruchsvolle aber andererseits auch pragmatische und unkomplizierte wie auch undogmatische Weise der Umsetzung des Pflegeprozesses. Doch genau das erfordert ein gutes, fundiertes Anleitungs- und Stationsmanagement, das berufliche Kompetenzen der Pflegenden fördert und fordert. In diesem Text wird ein möglicher Weg beschrieben, wie die Pflegepraxis die Umsetzung des Pflegeprozesses gestalten kann. Dieser Weg ist einerseits anspruchsvoll und auf aktuelle wie auch zukünftige Anforderungen der Pflegepraxis zugeschnitten, aber andererseits auch an unkomplizierten, undogmatischen und pragmatischen Prinzipien ausgerichtet. Der Text arbeitet mit kleinen Fallbeispielen, um das Verständnis und die Veranschaulichung etwas zu erhöhen. Diese Fallbeispiele stammen aus der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie der Altenpflege. Sie sind sowohl dem stationären wie dem ambulanten Setting entnommen. Im Text gibt es zusätzlich verschiedene Lernbeispiele, an denen sich orientiert werden kann. Sie können zur gedanklichen und thematischen Vor- bzw. Nachbereitung eines Kapitels bzw. des Textes oder zur Reflexion in der Praxis sowie zur Reflexion der Arbeitsgestaltung, Kompetenzentwicklung, für Anleitesituationen und als Ideensammlung dienen.

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Leseprobe

1 Die Pflegepraxis und ihre Einflüsse


 

In diesem Unterkapitel sollen einige ausgesuchte Grundlagen von Pflege kurz dargestellt werden, damit in den nachfolgenden Unterkapiteln ein Zusammenhang und eine Verknüpfung zum praktischen Pflegeprozess hergestellt werden kann. Denn die Pflegepraxis muss im Kontext ihrer Komplexität und verschiedenen Einflüsse gesehen werden, da der Verlauf des praktischen Pflegeprozesses nicht isoliert geschieht oder als allein bestehender Vorgang erfolgt. Viele Aspekte beeinflussen die Pflegeprozessgestaltung in der Praxis und werden durch sie beeinflusst. Nur wenn man sich bewusst ist, welche Einflüsse auf die Pflege und ihrer Praxisgestaltung bestehen, kann man Pflege angemessen und umfassend umsetzen und den Verlauf des Pflegeprozesses reflektieren. Es werden nachfolgend einige ausgewählte Aspekte kurz dargestellt, um ihre Bedeutung für die Pflegepraxis aufzuzeigen.

 

Lernbeispiel 2

 

Elva und Henner sitzen im Pausenraum und haben von ihrer Praxisanleiterin die Aufgabe erhalten, zu reflektieren, was Pflege eigentlich ist und ausmacht und welchen Einflüssen die Pflegepraxis ausgesetzt ist. Sie sollen daran erkennen, was sie in ihrer Arbeit mit Patienten und als Grundlage für ihre Pflegeplanungen beachten müssen. Fragen:

 

Was macht Pflege aus?

 

Welche Aufgaben hat Pflege?

 

Was ist professionelles Handeln in der Pflege?

 

Nennen Sie Beispiele für theoriegeleitete Pflege.

 

Nennen Sie Beispiele für Pflegephänomene.

 

Was ist Gesundheitsförderung?

 

Was sind die wichtigen Grundlagen der Gesetze?

 

1.1 Was ist Pflege?


 

In jedem Beruf muss der Berufstätige wissen, was seinen Beruf eigentlich ausmacht und was sein Job ist. Kann der Berufstätige dies nicht benennen bzw. weiß er dies nicht, so kann er seine Aufgabe auch nicht angemessenen ausüben und erfüllen. Können Pflegende nicht benennen, was ihren Job ausmacht, hat das Auswirkungen auf die Pflegepraxis und –prozessgestaltung sowie deren Qualität.

 

1.1.1 Was macht Pflege aus?


 

Pflege hat immer das Ziel, dass Menschen sich in ihrer individuellen Lebenssituation und -phase wie auch unter ihren speziellen Lebensbedingungen und Belastungen gesundheitlich wohlfühlen. Diese Aussage bezieht sich auf Einzelpersonen (Individuen), Familien und Gruppen (z.B. Migranten, Homosexuelle, Männer/Frauen, Schwangere, etc.) sowie auch Gemeinden und Bevölkerungen (gesamte Einwohneranzahl eines Dorfes, einer Stadt, eines Landes). Das beinhaltet die Förderung und Erhaltung von Gesundheit aller Menschen. Zugleich bedeutet diese Aussage aber auch die Vermeidung und Linderung von Krankheit. Das heißt, Pflegende treffen auf Menschen jeder Altersgruppe in unterschiedlichen Lebenssituationen und in verschiedenen Gesundheitslagen. Das prägt das pflegerische Menschenbild.

 

Aus diesen groben Aussagen lässt sich schließen, dass Pflegende sich mit Menschen und deren (sozialer) Umwelt sowie Ihrer Gesundheit und Krankheit im Gestaltungsprozess der Pflegepraxis wie auch der Pflegewissenschaft und –forschung auseinandersetzen. Pflegende forschen für Menschen und ihrer Gesundheit zur Gestaltung/Begründung der Pflegepraxis und bringen Anforderungen/Probleme der Pflegepraxis in die Pflegewissenschaft ein. Damit ist Pflege ein Gesundheitsberuf (Gesundheitsprofession) bzw. eine gesundheits- und personenbezogene Dienstleistung (Dienstleistung am Menschen).

 

Die WHO benennt vier allgemeingehaltene Aufgaben von Pflege:

 

die Erbringung und Organisation der Pflege in logisch nachvollziehbaren Schritten (Pflegeprozess)

 

Wissensweitergabe an Patienten/Bewohner und deren Angehörige sowie MitarbeiterInnen der Gesundheitsversorgung (Beratung, Informationsaustausch)

 

 Einfügen als effektives Mitglied eines Gesundheitsversorgungsteams (Teamarbeit)

 

Die Weiterentwicklung der Praxis durch kritische Reflexion und Beitrag in der Forschung[1].

 

Schröck beschreibt zwei generalistische Merkmale bzw. Aufgaben der Pflege, die diese auch deutlich von anderen spezialisierten therapeutischen Aufgaben (Berufen) unterscheidet. Danach begleitet Pflege Menschen im Alltag und hilft diesen angemessen, physische, emotionale, intellektuelle, spirituelle und soziale Bedürfnisse im Rahmen ihrer Lebensweisen zu gestalten. Zudem stellt Schröck das Wie der Beziehungsgestaltung als eine wesentliche Aufgabe der Pflege dar. Diese sollte unter gesellschaftlich angemessenen Normen geschehen und die Pflegeempfänger nicht in ihrer Würde und Privatsphäre einschränken sowie sich wenig an der Beziehungsgestaltung z. B. der Mediziner und anderer Therapeuten orientieren. Das menschliche Miteinander stellt also eine wesentliche Aufgabe von Pflege dar bzw. das Wie der Interaktion im Alltag macht Pflege aus[2].

 

Beziehungsgestaltung im Alltag der Menschen bedeutet, dass sich Pflegende in der Interaktion mit den Bewohnern/Patienten sehr viel austauschen also kommunizieren müssen. Das ist kommunikatives Handeln in der Pflege. Auch manuelles Handeln sollte niemals ohne kommunikatives Handeln im Sinne verbalen Austausches erfolgen. Im Zusammenhang von gesundheitsbezogener Dienstleistung hat das kommunikative Handeln besonders in der Beratung zur Gesundheitsförderung und Minderung des Krankheitsrisikos in der Pflege eine hohe Bedeutung. Pflege hat als eine wesentliche Aufgabe die Beratung ihrer Patienten und Bewohner ist also überwiegend nicht-manuelles Handeln.

 

Merksatz Professionelle Pflege ist sehr grob als alltagsorientierte Begleitung, Beratung, Entlastung und Unterstützung von gesunden und kranken Menschen in gesundheits- und krankheitsbezogenen Situationen zu definieren. Dabei stellen die Beziehungsgestaltung und das kommunikative Handeln den Schwerpunkt von Pflege dar.

 

1.1.2 Wer empfängt Pflege?


 

Pflege hat eine große Gruppe an Pflegeempfängern. Jede Person nimmt wahrscheinlich im Laufe des Lebens Pflege in Anspruch oder hat Kontakt zu Pflegenden. Pflege ist ein weites Berufs- und Handlungsfeld, das sich mit vielen Menschen auseinandersetzt. 

 

Dazu gehören u.a. gesunde Menschen aller Altersstufen, die Informationen, Begleitung und Unterstützung benötigen,

 

ihre Gesundheit zu erhalten und Krankheitsrisiken zu vermindern,

 

krankheitsförderliches Handeln zu vermeiden (Risikoverhalten) und gesundheitsförderliches Handeln in ihre Lebensgestaltung zu integrieren,

 

ihre Reifeprozesse (Entwicklungsphasen, Identitätsentwicklung, Alterungsprozesse) und Lebensphasen (z. B. Schwangerschaft) gesundheitsförderlich zu bewältigen.

 

Es gehören aber auch kranke Menschen dazu, die Informationen, Unterstützung und Begleitung benötigen,

 

 um zu lernen, gesundheitsförderlich unter den Bedingungen von chronischer Krankheit zu leben,

 

 die Unterstützung im Alltag (Freizeit, Tagesstrukturierung, Wohnen, Arbeit, Haushalt, Finanzen, etc.) und in der Alltagsgestaltung (z.B. alltagspraktische Tätigkeiten, wie kochen, Wäsche waschen, Körperpflege, Hygiene, essen, trinken, ausscheiden, etc.) brauchen,

 

die in absehbarer Zeit sterben können oder werden,

 

die nach einer akuten Erkrankung lernen müssen, gesundheitsförderlich zu leben, Risikoverhalten zu vermeiden und Folgen der Erkrankung zu bewältigen.

 

Eine andere Gruppe sind Menschen, die gesund und zugleich krank sein können. Das sind z. B. Menschen mit Diabetes, Demenz, HIV oder auch Krebs. Sie können sich trotz Krankheit sehr wohl gesund fühlen und gesund leben. Auch diese Menschen benötigen Informationen, Begleitung und Unterstützung,

 

 in der Bewältigung der Krankheitsprozesse;

 

 der Gestaltung des gesunden Lebensalltags;

 

der psychischen Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen;

 

bei der Nutzung von Hilfsmitteln;

 

 bei der Wohnraumgestaltung, etc..

 

Desweiteren gehören Menschen dazu, die unter den besonderen Lebensbedingungen einer sogenannten Behinderung leben. Solche Menschen gelten nicht grundsätzlich als krank! Sie haben nur speziellen  Unterstützungsbedarf und besondere Lebensbedingungen, weswegen sie Informationen und Begleitung benötigen:

 

 zu gesundheitsförderlichen Lebensweisen und Erlangung/Erhaltung von Selbständigkeit,

 

 zur Erlangung und Erhaltung von...

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