3.1 Begriffsdefinition
Wie bereits im Vorwort erwähnt, tauchte der Begriff „Easy Economy“ erstmals in Zusammenhang mit Markus Albers Buch „Morgen komm ich später rein“ auf. Albers beschreibt darin „Easy Economy“ als zukunftsträchtiges Arbeitsmodell, das eine völlige Befreiung von sämtlichen Zwängen seitens des Arbeitgebers vorsieht, d.h. dem Arbeitnehmer ein Arbeiten bei komplett freier Zeiteinteilung, ortsungebunden, mit leistungsorientierter Ergebnismessung ermöglicht.
Entscheidend dabei ist das Ziel bzw. die Zielvereinbarung,- der Weg dorthin (wann, wo und wie lange) bleibt dem Arbeitnehmer selbst überlassen. Es steht somit die Erledigung vereinbarter Aufgaben im Vordergrund, nicht die zeitliche Präsenz des Arbeitnehmers.
„Arbeit ist nicht ein Ort, an den du gehst, es ist etwas, das du tust.“[52]
In diesem Buch geht es bei „Easy Economy“ - im Gegensatz zur Definition von Markus Albers - nicht um die Befreiung von sämtlichen Zwängen, sondern vielmehr darum, wie Arbeit künftig sanft(er) in den Alltag integriert werden kann, d.h. um sämtliche Maßnahmen, die zu einer ausgewogeneren „Life-Balance“ (vgl. Einleitung) beitragen.
Mit anderen Worten, um neue Arbeits(zeit)modelle, die vor allem Angestellten mehr persönliche Freiheit und Lockerungen in ihren bestehenden Arbeitsverhältnissen ermöglichen sollen.
Es sei erwähnt, dass „Easy Economy“ im Sinne von Markus Albers in Österreich auch gar nicht möglich wäre, denn „Freiheit“ in einem Angestelltenverhältnis kann hierzulande nur innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen ermöglicht werden. Der Hintergrund sind vorwiegend arbeitsrechtliche Vorschriften, die seitens der Unternehmen gesetzlich verpflichtet eingehalten werden müssen und auf die in Kapitel 3.5.2 gesondert eingegangen wird.
Wann immer der Begriff „Easy Economy“ in diesem Buch also in Zusammenhang mit dem Dienstverhältnis einer „Anstellung“ benutzt wird, wird er nicht als Synonym für die völlige Loslösung von Zwängen - im Sinne von tun und lassen was man möchte bzw. kommen und gehen wie man will - sondern für Lockerung und mehr Flexibilität in bestehenden Arbeits(zeit)modellen verwendet.
Offiziell scheint es den Begriff „Easy Economy“ gar nicht zu geben, zumindest ist er in keinem Lexikon zu finden,- vielmehr dürfte es sich um ein Modewort handeln, das für dieses Buch jedoch gerne übernommen wird, zumal es die Sache um die es geht, sehr schön auf den Punkt bringt:
Wortwörtlich übersetzt bedeutet „Easy Economy“ nämlich „leichte Wirtschaft“, etwas freier „sanfte Wirtschaft“.
Gemeint ist damit, dass Arbeit nicht zwangsweise mit Mühe und Plage verbunden sein muss, sondern bei entsprechenden Rahmenbedingungen durchaus positiv und erfüllend sein kann und sich auch angenehm in den Lebensalltag integrieren lassen kann.
„Easy Economy“ soll es ermöglichen, dass sich die Arbeitswelt wieder offen, human und lebenswert gestaltet und in weiterer Folge hohe Fluktuationszahlen, Fehlzeiten, Krankenstände und Burnout-Raten gesenkt werden. Sie soll dabei helfen, die hochgerechnet sieben Jahre im Leben eines Menschen (vgl. Einleitung) als erfüllenden Bestandteil des Lebens zu gestalten und nicht als Strapaze.
Denn der Ruf nach mehr Freiheit und Flexibilität im Berufsleben wird immer lauter, vor allem bei den unselbständig Erwerbstätigen. Aber nicht jeder kann sich den Traum „sein eigener Chef zu sein“ erfüllen: Finanzielle, familiäre aber auch charakterliche Hürden, vor allem aber die Angst davor, völlig auf sich selbst gestellt, den Schritt in die Selbständigkeit auch tatsächlich zu wagen, lassen die meisten Menschen aus Vernunfts-, und Sicherheitsgründen lieber an ihren Angestelltenjobs festhalten.
Denn diese bieten nun mal Sicherheiten, die eine derartige Entscheidung durchaus nachvollziehbar machen: Arbeitslosengeld im Falle einer Kündigung, automatische Sozial-, und Pensionsversicherung, rechtlicher Beistand seitens der Arbeiterkammer und natürlich auch Annehmlichkeiten wie das 13. und 14. Gehalt.
Und dennoch sind immer mehr Angestellte mit ihren Jobs unzufrieden, sehen ihn nicht als Erfüllung sondern als notwendigen Broterwerb, die Mobbing- und Burnout Raten steigen stetig.
Doch was wäre, wenn sämtliche Sicherheiten eines Angestelltenvertrages blieben und man trotzdem gelegentlich Ausschlafen könnte, sich seine Zeit frei einteilen und auch im Büro keine Zeit mehr „totschlagen“ müsste? Man sozusagen ein „Freiangestellter“ wäre?
Reine Utopie? Oder vielleicht doch schon bald Zukunftsmusik? Es gibt jedenfalls zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, dass das Thema „Easy Economy“ in den kommenden Jahren an Bedeutung zunehmen wird:
3.2 Warum das Thema „Easy Economy“ zunehmend brisant wird
Die Gründe warum die „Easy Economy“ in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird, sind vielfältig. Die Generation Y ist nur einer davon.
Die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden, wird in den kommenden Jahren ein „Schließen der Schere“ auf dem Arbeitsmarkt bewirken. Mit anderen Worten: Es werden mehr Leute vom Arbeitsmarkt ausscheiden als eintreten werden.
Und dies wird drastische Folgen haben: Zum Einen wird diese demographische Verschiebung nämlich dazu führen, dass es einen massiven Mangel an Fachkräften geben wird, da zu wenige junge qualifizierte Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt nachrücken, zum Anderen, dass die Menschen im erwerbsfähigen Alter immer mehr ältere Menschen erhalten müssen, wodurch das gesamte Relationskonstrukt zwischen Erwerbstätigen und Pensionsanspruchsberechtigten zum Wackeln gebracht wird. Aber nicht nur das, die Menschen werden auch länger erwerbstätig sein müssen, die Anhebung des Pensionsantrittsalters scheint angesichts des instabilen Pensionssystems unausweichlich.
So weist eine Statistik der Sozialversichungsanstalt (SVA) von Februar 2012 aus, dass in Österreich fast 10.000 unselbständig Beschäftigte bereits älter als 65 Jahre sind, 943 sogar über 75 Jahre.[53]
Schlechte Prognosen und das obwohl die Zahl der österreichische Bevölkerung grundsätzlich nach wie vor - hauptsächlich durch Zuwanderung - wächst:
Laut einer im Oktober 2012 veröffentlichten Studie der Statistik Austria wird sich die österreichische Bevölkerungszahl nämlich von derzeit 8,4 Mio., auf 9,0 Mio. im Jahr 2030 (+7%) und 9,4 Mio. (+11%) bis zum Jahr 2060 erhöhen.[54]
Das alleine wäre eine erfreuliche Bilanz für die Wirtschaft, wäre da nicht die Überalterung:
Die Altersstruktur wird sich in den kommenden Jahren nämlich deutlich hin zu den älteren Menschen verschieben:
Stehen derzeit 18% der Bevölkerung im Alter von 65 und mehr Jahren, werden es mittelfristig (bis 2020) rund 20% und längerfristig (nach 2030) mehr als Viertel der gesamten österreichischen Bevölkerung sein. Dieser Wert wird bis 2060 sogar noch auf knapp 29% ansteigen:
Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung Österreichs bis 2060 nach breiten Altersgruppen
Quelle: Statistik Austria Bevölkerungsprognose 2012
Es steigt aber nicht nur die Zahl der Personen im pensionsantrittsfähigen Alter rasant an, sondern es vermindert sich auch gleichzeitig die Zahl jener im Erwerbsalter.
Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung Österreichs 2011 bis 2060 nach speziellen Altersgruppen
Quelle: Statistik Austria Bevölkerungsprognose 202
Schon ab 2015 sind bei der Personengruppe des zentralen Erwerbsalters (30- bis 54-Jährige) starke Rückgänge zu erwarten.
Die Zahl der Menschen im späten Erwerbs- bzw. frühen Ruhestandsalter (55- bis 64-Jährige) wird hingegen deutlich wachsen. Insbesondere nach 2015 erfolgen mit dem Eintritt der starken Baby-Boom-Generation der 1950er und 1960er Jahre in diese Altersklasse sehr starke Zuwächse.
Sehr kräftig wird auch die Gruppe der „jungen Alten“ zwischen 65 und 79 Jahren anwachsen.
Bis zum Jahr 2030 steigt ihre Zahl auf 1,52 Mio. (+42% gegenüber 2011) an.
Die Zahl der betagten und hochbetagten Personen (Altersgruppe 80 und mehr Jahre) wird langfristig die stärksten Zuwächse erfahren. Bereits im Jahr 2015 werden in Österreich mit 432.000 um 4% mehr über 80-jährige Personen leben als 2011 (414.000). Im Jahr 2030 sollte ihre Zahl mit 640.000 bereits um...