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Der Tod gibt zu denken. Interdisziplinäre Reflexionen zur (einzigen) Gewissheit des Lebens

VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl217 Seiten
ISBN9783830973638
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,90 EUR
Der Tod lehrt uns über das Leben nachzudenken. Die Erkenntnis, dass die Lebenszeit begrenzt und das Sterben gewiss ist, führt uns zu weitreichenden und bewegenden Fragestellungen: Welche Deutungsmuster haben wir für den Tod? Welche Rituale pflegen andere Kulturen am Ende des Lebens? Welche Vorstellungen haben Kinder vom Sterben und was können wir von ihnen lernen? Welche Haltungen und Grundsätze verfolgen Hospizbewegung und Palliativmedizin, um ein würdiges Sterben zu ermöglichen? Wie verläuft die aktuelle gesellschaftliche Diskussion um Patientenverfügungen und Sterbehilfe in Deutschland?

Auf Einladung der Kontaktstelle Studium im Alter haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Wintersemester 2009/10 diese und weitere Fragen im Rahmen einer Ringvorlesung interdisziplinär reflektiert. Die Vorlesungen bieten Wissenswertes, Hintergründe und Orientierungen zu der Debatte, wie wir als Gesellschaft, in unseren Familien und ganz individuell den herausfordernden Fragen des Lebens und des Todes begegnen können.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort des Reihenherausgebers
  3. Der Tod in der Tradition der Religionen
  4. Der Tod ist eine Schwelle. Der Tod nach Carl Friedrich von Weizsäcker
  5. Soziale Quellen der Hoffnung – und der Verzweiflung. Soziologische Notizen
  6. Lebensraum und Lebensqualität: Ziele der hausärztlichen palliativmedizinischen Versorgung
  7. Hospiz-Bürger bewegen die Gesellschaft
  8. Vom Tod im Leben und einem Leben nach dem Tod. Ethnologische Perspektiven
  9. Keiner kommt hier lebend raus – Tod und Sterben in der Rockmusik
  10. Die Souveränität der Sprache. Der Tod als Denkfigur in der neueren Literaturtheorie: Barthes, Foucault, Derrida
  11. Sinnerfülltes Leben und Sterben
  12. Autonomie am Lebensende – Sterben zwischen Patientenverfügung und Sterbehilfe
  13. „Ich kann nicht mehr!“ Suizidalität und Suizidprävention im Alter
  14. „Tote essen auch Nutella – nur nicht ganz so viel …“ Kindliche Vorstellungen vom Tod
  15. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Leseprobe
Sinnerfülltes Leben und Sterben (S. 135-136)

Manfred Hillmann


Ein Mensch wird geboren. Er findet sich in der Welt vor, sein Bewusstsein erwacht. Er wird sich fragen, hoffentlich, was es denn mit dem Leben und der Welt so auf sich hat, welchem Ziel oder welchem Sinn denn sein Leben dienen soll. Die Antwort kann vielfältig ausfallen. Es kann sein, dass jemand meint, die Welt sei ein großer Jahrmarkt, auf dem man sich vor allem nach bestem Vermögen amüsieren und vergnügen sollte. Oder jemand sieht die Welt als einen großen Kampfplatz an, auf dem es in erster Linie um das Erringen von Vorteils- und Machtpositionen gehe.

Es fragt sich aber, ob diese Standpunkte, sofern ihnen ein zu hoher Eigenwert beigemessen wird, menschlich gesehen nicht leere Standpunkte sind. Wer tiefer in sich hineingräbt und offenen Herzens weitsichtig in die Welt schaut, bemerkt, dass er noch keine feste Lebensbasis gefunden hat. Die ergibt sich erst in der Sinnerfüllung, der eine gelungene Sinnfindung vorausgeht.

Nach Viktor E. Frankl, dessen Schule der Logotherapie im Folgenden näher erläutert wird, hat der Mensch einen Willen zum Sinn. Dieser ist im Menschen tiefer verwurzelt als etwa der Wille zur Lust oder der Wille zur Macht. Sofern der Mensch sich seiner selbst, seiner Eigentlichkeit, bewusst wird, erkennt er, dass es ihm letztendlich um Sinnerfüllung geht.

Denn das ist es, was auch angesichts von Schuld, Leid und Tod noch Bestand hat. Grundlagen der Logotherapie Die Logotherapie ist eine Schule der Psychotherapie oder auch der Psychologie, in der das Streben des Menschen nach Sinn im Mittelpunkt steht. Frankl hat die Logotherapie in der kritischen Auseinandersetzung mit den psychologischen Theorien von Sigmund Freud und Alfred Adler entwickelt. In der besonderen Einbeziehung der geistigen Dimension, welche die eigentliche Dimension des Menschen ist, gelingt Frankl nunmehr eine ganzheitliche Beschreibung des Menschen.

Daraus leitet sich dann die praktische Vorgehensweise bei Beratung und Therapie ab. Die Logotherapie wird auch die „Dritte Wiener Richtung der Psychotherapie“ genannt; die erste und zweite Richtung sind Psychoanalyse und Individualpsychologie. Damit kommt ihr eine zentrale Stellung zu. Man sagt von der Logotherapie, dass sie in Zukunft einen großen Einfluss ausüben wird. Sie führt den Menschen weg von der fruchtlosen Selbstzentriertheit hin zur gelingenden Auseinandersetzung mit sich und der Welt, mit dem Logos (gr. logos = Sinn), dem Werte- und Sinnhorizont.

Die Logotherapie verfügt nicht nur über ein therapeutisches Spezialwissen, sondern auch über ein psychologisches Allgemeinwissen, das jedem interessierten Laien zugute kommen kann. Wer sein Leben bewusster leben möchte, findet in der logotherapeutischen Literatur eine Fülle von Erklärungen und praktischen Ratschlägen, die sich im Lebensalltag anwenden lassen. Für den Klärungsprozess des Lebens bietet die Logotherapie einen Erfahrungsschatz, der sich zwischen Wissenschaft und Weisheit spannt. Logotherapie leistet dem Menschen Beistand auf dem Weg zum Sinn, zu seinem authentischen Selbst und zu einem erfüllten Leben.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort des Reihenherausgebers8
Der Tod in der Tradition der Religionen14
Der Tod ist eine Schwelle. Der Tod nach Carl Friedrich von Weizsäcker30
Soziale Quellen der Hoffnung – und der Verzweiflung. Soziologische Notizen42
Lebensraum und Lebensqualität: Ziele der hausärztlichen palliativmedizinischen Versorgung48
Hospiz-Bürger bewegen die Gesellschaft56
Vom Tod im Leben und einem Leben nach dem Tod. Ethnologische Perspektiven72
Keiner kommt hier lebend raus – Tod und Sterben in der Rockmusik92
Die Souveränität der Sprache. Der Tod als Denkfigur in der neueren Literaturtheorie: Barthes, Foucault, Derrida112
Sinnerfülltes Leben und Sterben136
Autonomie am Lebensende – Sterben zwischen Patientenverfügung und Sterbehilfe154
„Ich kann nicht mehr!“ Suizidalität und Suizidprävention im Alter184
„Tote essen auch Nutella – nur nicht ganz so viel …“ Kindliche Vorstellungen vom Tod202
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren216

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