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E-Book

Diabetes und Herz

VerlagSteinkopff
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl412 Seiten
ISBN9783798515314
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR

Strukturelle Probleme unseres Gesundheitssystems haben bisher den Blick darauf verstellt, wie katastrophal die medizinische Versorgung der an Diabetes erkrankten Menschen ist; mehrheitlich versterben diese Patienten nicht unmittelbar an der erhöhten Blutglukose, sondern an den Konsequenzen der Krankheit für das Herz, das Gehirn bzw. allgemeiner für die Gefäße.

Bei der progressiven Überalterung unserer Bevölkerung dürfen wir davon ausgehen, dass die Diabetesinzidenz weiter stark ansteigen wird; ein entsprechender Anstieg der vaskulären Endorganschädigungen ist zu erwarten.

Dabei ist die Diskussion über die pathophysiologischen Zusammenhänge durchaus fortgeschritten, und sowohl im Bereich der Prävention als auch für die Akutbehandlung und Nachsorge stehen sinnvolle und praktikable Lösungen zur Verfügung.

Dieses interdisziplinäre Wissen sowohl auf der Ebene der pathophysiologischen Forschung als auch in der klinischen Versorgung an die Ärzte weiterzugeben, ist Ziel dieses Buches.



Prof. Dr. Th. Meinertz, Direktor der Med. Klinik u. Poliklinik, Abt. f. Kardiologie, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg

Prof. Dr. P. Rösen, Oberassistent am Diabetes Forschungsinstitut, Abteilung Klinische Biochemie und Pathobiochemie, Düsseldorf

Prof. Dr. D. Tschöpe, Direktor des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen

Prof. Dr. med. Albert Schömig, Direktor des Deutschen Herzzentrums München

Prof. Dr. D. Ziegler, Oberarzt der Deutschen Diabetes-Klinik, Diabetes Forschungsinstitut, Düsseldorf

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Leseprobe

4.2 Interventionelle Kardiologie (S. 272-273)

M. Hauk, V. Bassignana, F.-J. Neumann

Obwohl die Prävalenz des Diabetes mellitus in westlichen Ländern etwa 5% beträgt, leiden etwa 20% der Patienten, die im Katheterlabor wegen einer koronaren Herzkrankheit behandelt werden, an einem Diabetes mellitus, davon >, 95% an einem Typ-2-Diabetes. Zum Zeitpunkt der Intervention haben Patienten mit Diabetes mellitus schlechtere anatomische Voraussetzungen als vergleichbare Patienten ohne Diabetes mellitus.

Die Fortschritte der jüngsten Jahre in Kathetertechnik und adjuvanter medikamentæser Therapie haben dazu gefçhrt, dass trotz dieser ungünstigen anatomischen Voraussetzungen das periinterventionelle Risiko von Patienten mit Diabetes mellitus auf ein vertretbares Maß gesenkt werden konnte. Dennoch bleiben die Langzeitaussichten von Diabetikern schlecht, nicht nur wegen des erhæhten Rezidivrisikos, sondern auch wegen einer beschleunigten Progression der koronaren Grunderkrankung und der erhæhten Letalität atherothrombotischer Komplikationen. Da auch die Risiken einer koronaren Bypassoperation bei Patienten mit Diabetes mellitus erhæht sind, wurde vielfach die Indikation zur Revaskularisation, oft auch schon allein die Entscheidung zur Katheterdiagnostik, sehr zurückhaltend gestellt.

Andererseits zeigen insbesondere die Studien zum akuten Koronarsyndrom, dass Diabetiker mit schwerer koronarer Herzkrankheit in besonderem Maße von einer kompletten koronaren Revaskularisation profitieren. Verschiedene Autoren beklagen deshalb eine mangelnde Ausschöpfung der invasiven Behandlungsmæglichkeiten bei Patienten mit Diabetes mellitus. In den letzten Jahren sind eine Reihe von Studien zur interventionellen Therapie der koronaren Herzkrankheit bei Patienten mit Diabetes mellitus sowie zur adjuvanten Pharmakotherapie erschienen. Diese Studien geben wertvolle Hilfestellung in der Entscheidungsfindung für eine optimale Behandlungsstrategie bei Koronarpatienten mit Diabetes mellitus. Im Folgenden soll deshalb die aktuelle Datenlage zur koronaren Katheterintervention beim Diabetes mellitus besprochen werden.

4.2.1 Anatomische und gefäßbiologische Besonderheiten

Gefäßbiologische und anatomische Besonderheiten beim Diabetes mellitus sind an anderer Stelle ausfçhrlich beschrieben. Im Folgenden sollen daher nur die für die interventionelle Kardiologie wichtigen Aspekte hervorgehoben werden.

Koronarmorphologie

Im Vergleich zu Nichtdiabetikern haben Diabetiker mit koronarer Herzkrankheit häufiger eine Mehrgefäßerkrankung [1-3] mit diffusen, langstreckigen Stenosen [1, 4] sowie eine Hauptstammstenose [1, 4]. Neuere Autopsiestudien bestätigen, dass hochgradige Stenosen überhaupt und hochgradige Stenosen in mehreren Gefäßen bei Diabetikern häufiger sind als bei Nichtdiabetikern [5]. Außerdem sind rupturierte Plaques und intrakoronare Thromben bei Diabetikern gehäuft zu finden, wie angioskopische Studien zeigen [6]. Bei Patienten mit Diabetes sind adaptive Umbauprozesse, die zur Weitung des Gefäßes mit zunehmender Atheromatose führen (Glagovs-Paradigma [7]), reduziert [8, 9]. Das bedeutet, dass beim Diabetiker schon geringe Plaque-Massen zu einer beträchtlichen Einschränkung des Gefäßlumens führen können [8, 9], und erklärt, dass aus interventionell-kardiologischer Sicht ungünstige, kleine Gefäßlumina beim Diabetiker besonders häufig anzutreffen sind [1, 8-10].

Das Risiko von Koronarinterventionen ist beim Diabetes mellitus auch dadurch erhöht, dass zum einen die linksventrikuläre Funktion häufiger eingeschränkt ist [2, 11], zum anderen weniger funktionstüchtige Kollateralen ausgebildet sind [12]. Durch Aussprossen von Kapillaren ohne glatte Muskelzellen (Angiogenese) bildet sich beim Diabetiker häufig ein ineffektives Netzwerk von Kollateralgefäßen aus. Dagegen ist die Arteriogenese [13], bei der es durch Wachstum arteriolärer Verbindungen mit struktureller Vergræûerung des Gefäßes zu funktionstüchtigen Kollateralen kommt, bei Diabetikern herabgesetzt.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
1 Epidemiologie, Risikofaktoren, Genetik14
1.1 Epidemiologie koronarer Ereignisse bei Diabetes mellitus16
1.1.1 Prävalenz der Glukosestoffwechselstörungen (manifester Diabetes mellitus pathologische Glukosetoleranz, metabolisches Syndrom)16
1.1.2 Risikofaktoren für den inzidenten Typ-2-Diabetes-mellitus17
1.1.3 Das kardiovaskuläre Risiko bei Typ-2-Diabetes-mellitus17
1.1.4 Der akute Myokardinfarkt beim Typ-2-Diabetiker19
1.1.5 Therapie des akuten Myokardinfarkts beim Diabetiker21
1.1.6 Langzeitprognose des Diabetikers nach akutem Myokardinfarkt21
1.1.7 Zusammenfassung22
1.2 Risikofaktoren26
1.2.1 Lipide26
1.2.2 Arterielle Hypertonie bei Diabetes mellitus39
1.2.3 Diabetes mellitus und das Gerinnungssystem53
1.2.4 Inflammation68
1.2.5 Metabolismus78
1.3 Typ-2-Diabetes-mellitus - eine durch die Umwelt modifizierbare Erbkrankheit88
1.3.1 Epidemiologische Besonderheiten88
1.3.2 Genetische Prädisposition + modifizierende Umweltfaktoren = komplexe Erkrankung89
1.3.3 Probleme bei der Aufklärung der genetischen Prädisposition des Typ-2-Diabetes90
1.3.4 Assoziationsstudien (Fall-Kontroll-Studien)92
1.3.5 Kopplungsstudien/Genomscans94
1.3.6 Klassischer, polygener Typ-2-Diabetes-mellitus102
1.3.7 Abschließende Betrachtungen105
2 Pathobiochemie und Pathophysiologie111
2.1 Stoffwechsel des Herzens bei Diabetes114
2.1.1 Der Stoffwechsel des Herzens: Interaktion von Glukose und Fettsäuren Wirkung von Insulin114
2.1.2 Metabolische Adaptation im diabetischen Herzen121
2.1.3 Fettsäuren als Regulatoren der Genexpression122
2.1.4 Glukoseregulierte Genexpression125
2.1.5 Maladaptation des Herzens bei Diabetes127
2.1.6 Schlussfolgerung und Zusammenfassung128
2.2 Endotheliale Dysfunktion als Ursache der kardialen Vaskulopathie135
2.2.1 Einleitung135
2.2.2 Grundlagen zur Anatomie und Physiologie des Endothels135
2.2.3 Pathophysiologie des Endothelstoffwechsels137
2.2.4 Diagnostik der endothelialen Dysfunktion142
2.2.5 Therapie der endothelialen Dysfunktion144
2.2.6 Prognostische Relevanz der endothelialen Dysfunktion147
2.3 Rolle der extrazellulären Matrix und der myozytären Kalziumhomöostase für die Entwicklung von diastolischer und systolischer Dysfunktion bei Diabetes153
2.3.1 Extrazelluläre Matrix im diabetischen Herzen153
2.3.2 Kardiale Kalziumhomöostase bei Diabetes mellitus158
3 Das Syndrom des diabetischen Herzens167
3.1 Diabetische Herzmuskelerkrankung170
3.1.1 Symptome der diabetischen Herzmuskelerkrankung170
3.1.2 Vorbeugung und Therapiemöglichkeiten180
3.2 Kardiovaskuläre autonome diabetische Neuropathie187
3.2.1 Einleitung187
3.2.2 Epidemiologie187
3.2.3 Prognose189
3.2.4 Morphologische Befunde191
3.2.5 Klinisches Bild192
3.2.6 Diagnostik197
3.2.7 Therapie206
3.2.8 Zusammenfassung211
3.3 Koronare Herzerkrankung: Klinik und Diagnostik220
3.3.1 Einleitung/Epidemiologie221
3.3.2 Definition der koronaren Herzerkrankung221
3.3.3 Ätiologie und Risikofaktoren222
3.3.4 Klinisches Bild243
3.4 Myokardinfarkt: Klinik und Diagnostik243
3.4.1 Einführung243
3.4.2 Klassifikation243
3.4.3 Prognostische Aspekte244
3.4.4 Klinische Aspekte der ungünstigen Prognose246
3.4.5 Diagnostik253
3.4.6 Ausblick258
4 Intensivmedizin265
4.1 Diabetiker und akutes Koronarsyndrom268
4.1.1 Einleitung268
4.1.2 Kardiovaskuläres Risiko268
4.1.3 Klinische Präsentation270
4.1.4 Pathophysiologie des akuten Koronarsyndroms270
4.1.5 Medikamentöse Behandlung des akuten Koronarsyndroms272
4.1.6 Zusammenfassung280
4.2 Interventionelle Kardiologie285
4.2.1 Anatomische und gefäßbiologische Besonderheiten285
4.2.2 Katheterintervention287
4.2.3 Antithrombozytäre Begleitherapie290
4.2.4 Metabolische Kontrolle und Restenose nach Katheterintervention294
4.2.5 Spezielle Krankheitsbilder295
4.2.6 Praktische Konsequenzen300
4.3 Chirurgische Intervention309
4.3.1 Klinische und pathophysiologische Charakteristika des herzchirurgischen Patienten309
4.3.2 Ergebnisse der Herzchirurgie313
4.3.3 Perioperatives Management314
4.3.4 Diabetische Wundheilungsstörung317
4.3.5 Zusammenfassung und Perspektive319
5 Prävention, Rehabilitation, Nachsorge322
5.1 Risikofaktorenintervention324
5.1.1 Lebensstil und Bewegung324
5.1.2 Ernährung341
5.1.3 Vitamine355
5.1.4 Antihyperglykämika367
5.1.5 Lipide375
5.1.6 Hypertonie390
5.2 Gerinnungstherapie410
5.2.1 Antikoagulanzien410
5.2.2 Thrombozytenfunktionshemmer412
Sachverzeichnis416

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