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Diagnose Multiple Sklerose

Unser gemeinsamer Weg zu Lebensqualität mit MS

AutorFranz Fazekas, Siegrid Fuchs
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl229 Seiten
ISBN9783211792735
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR

Trotz enormer Fortschritte in Diagnose und Behandlung ist die Ursache für Multiple Sklerose (MS) nach wie vor unbekannt, der individuelle Verlauf nur schwer vorhersagbar. Hier können klare und verständliche Informationen helfen, Ängste abzubauen. Dieser Ratgeber liefert auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse eine anschauliche Beschreibung der medizinischen Aspekte, gibt aber auch Hinweise zur Lebensgestaltung. Die Autoren greifen auf jahrzehntelange Erfahrung in der Betreuung und Beratung von Betroffenen und ihren Angehörigen zurück.



Frau Ass.-Prof. Dr. med. Siegrid Fuchs ist Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie und Leiterin der Ambulanz der Neurologischen Universitätsklinik der Medizinischen Universität Graz. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich klinisch und wissenschaftlich seit vielen Jahren mit Multipler Sklerose (MS) und verwandten Erkrankungen und leitet seit 1989 auch die entsprechende Spezialambulanz der Klinik. Besondere Anliegen sind ihr die umfassende Aufklärung und Information von Betroffenen, eine individualisierte und optimierte Behandlung ihrer PatientInnen, sowie die begleitende Beratung zu allen Fragen der Lebensführung- und -planung. Dementsprechend hat sie eine MS Selbsthilfegruppe aufgebaut, war und ist Leiterin zahlreicher Therapiestudien bei MS und ist ein ständiges Mitglied der MS Therapie Konsensusgruppe (MSTKG) deutschsprachiger MS ExpertInnen. In vielen nationalen und internationalen Vorträgen, Fachartikeln, Buchbeiträgen und Büchern hat sie besonders zu den Behandlungsmöglichkeiten der MS sowie zum Umgang mit den Betroffenen und ihrem Umfeld Stellung genommen.

 

Dr. med. Franz Fazekas promovierte 1980 an der Karl-Franzens-Universität Graz, wo er auch seine Facharztausbildung absolvierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der University of Pennsylvania, Philadelphia, USA, habilitierte er im Jahr 1989, erhielt 1996 den Berufstitel eines außerordentlichen Universitätsprofessors und wurde 2005 als Professor für Neurologie und Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Neurologie an die Medizinische Universität Graz berufen.

Die klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Fazekas liegen auf den Gebieten Multiple Sklerose (MS) und Schlaganfall. So ist er insbesondere für seine Arbeiten zu vaskulären Gehirnveränderungen im Rahmen des Alterns, die Erstellung diagnostischer Kriterien für MS und die Durchführung von Therapiestudien bei MS und Schlaganfall bekannt. Er ist Autor oder Koautor von mehr als 250 wissenschaftlichen Arbeiten, Buchbeiträgen und Büchern und hat zahlreiche Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften inne. So ist er unter anderem Mitglied des Executive Committee der European Charcot Foundation, welche sich intensiv mit Erforschung der MS beschäftigt, und derzeitiger Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie

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Leseprobe
9. Hilfe, ich habe schon wieder einen Schub! (S. 129-130)

Zumindest zu Beginn ist MS vorwiegend durch auftretende Krankheitsschübe geprägt. Sie sind es, die immer wieder an die Erkrankung denken lassen – insbesondere wenn man sonst beschwerdefrei ist. Unter dem Motto „keine Schübe – keine Erkrankung“ versuchen viele MS-Betroffene sich deshalb auch mit der Einstellung aufzubauen: „Ich bekomme nie wieder einen Schub!“

Prinzipiell ist eine solche positive Haltung auch richtig. Trotzdem ist es weise, den Gedanken an einen neuerlichen Schub nicht ganz aus der Vorstellungswelt zu verbannen, um bei einer Verschlechterung dann auch gewappnet zu sein. Ein Schub kommt ja meistens sozusagen aus heiterem Himmel. Wenn er auch noch auf die Überzeugung „Nie mehr Schub“ trifft, stellt er dadurch einen Überfall von hinten dar. Der Umgang mit der Krankheitsverschlechterung wird dann noch schwieriger.

Besser und auch realistischer ist es, sich zu sagen: „Ein neuer Schub ist möglich. Ich werde alles tun, was ich kann, um ihn zu verhindern. Wenn er aber kommen sollte, dann werde ich damit zurechtkommen und daran arbeiten, dass ich wieder alle meine Fähigkeiten zurückbekomme!“ Da die Frage, wann überhaupt ein Schub vorliegt (siehe Der akute Schub), so häufig gestellt wird und auch mit einer Reihe von Ängsten und Unsicherheiten verbunden ist, dürfen wir hier die Definition des Schubes wiederholen:

Als Schub bezeichnet man einen objektiv erfassbaren fokalen neurologischen Ausfall, der neu aufgetreten ist oder gravierend zugenommen hat und für die Dauer von mindestens 24 (48) Stunden bestehen bleibt.

Es ist wichtig, sich auch seelisch für den eventuell nötigen Kampf gegen einen neuen Schub zu wappnen und für sich Vertrauen aufzubauen, dass man mit neuen Symptomen auch fertig werden wird.

9.1 Was kann einen Schub auslösen?

Ehrlicherweise muss man zugeben, dass wir nicht wissen, wodurch ein Schub letztlich ausgelöst wird. Immer wieder wird Stress als Ursache angeführt, Infekte werden diskutiert, auch persönliche Belastungen werden verantwortlich gemacht. Für alle diese angenommenen Faktoren („Auslösefaktoren “) gibt es keinen Beweis, dass sie wirklich Schübe verursachen. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass direkt vor Beginn des Schubes ein ursächlich verantwortliches Ereignis gefunden werden kann, da wir wissen, dass sich kommende Schübe schon Monate vorher in den entsprechenden Hirnregionen abzeichnen.

9.2 Was ist bei einem akuten Schub zu tun?

Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass kein Anlass zu Panik und Notfallsmaßnahmen besteht. Schübe entwickeln sich im Allgemeinen langsam. Oft beginnt der Schub mit ganz geringfügigen Beschwerden, die man selbst nicht so richtig zuordnen kann. Erst innerhalb von meist einigen Tagen steigern sich die Symptome und sind letztlich natürlich auch gut und eindeutig erkennbar als Schub zuzuordnen.

Bei schweren Schubsymptomen steht es außer Frage, dass man rasch das MS-Zentrum kontaktieren wird, um sich behandeln zu lassen. Bei leichteren Symptomen ist die Entscheidung nicht immer so schnell und klar möglich. In diesen Situationen ist es gut und richtig, sich klar zu machen, dass ja schon die Definition des Schubes eine Zeitkomponente enthält. Eine Beobachtungszeit von ein bis zwei Tagen ist deshalb kein Problem und macht die Diagnose auch verlässlicher. Versäumnisse sind dadurch nicht zu befürchten.

9.3 Wie viel Schonung braucht der Schub?
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort5
Geleitwort7
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Multiple Sklerose: Variationen einer Lebensgeschichte12
1. Ich habe MS – wie kann mir ein Buch helfen?17
2. Was stellt man sich unter MS vor?22
3. MS im Wandel der Zeit27
4. Warum habe gerade ich MS?37
5. Was erwartet mich mit der Diagnose MS?47
6. Stimmt meine Diagnose überhaupt?68
7. Mit wem soll ich sprechen, wem kann ich vertrauen?94
8. Kann man MS überhaupt behandeln?106
9. Hilfe, ich habe schon wieder einen Schub!130
10. Die Symptome der MS quälen mich, was soll ich tun?138
11. Sind sanfte Methoden nicht viel besser?150
12. Was kann ich selber tun, um meinen Zustand zu bessern?158
13. Was können andere für mich tun?176
14. Wer will mich denn noch mit meiner Krankheit?190
15. Ich wünsche mir ein Kind, darf ich das mit MS?203
Kleines MS Wörterbuch211
Abkürzungen217
Index219

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