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E-Book

Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms

AutorFriedemann Baum, Uwe Fischer
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl292 Seiten
ISBN9783131673916
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
<ul> <li>Grundlagen, Diagnostik und Therapie in einem Band - konzentriertes Wissen zum Mammakarzinom</li> <li>Detaillierte Anleitungen für die Durchführung der Untersuchungen, Interventionen und operativen Eingriffe</li> <li>Zum raschen Nachschlagen: Leitlinien (S3), Klassifikationen (BI-RADS), Qualitätssicherung</li> <li>Alle Therapiestandards anschaulich aufbereitet: operative, medikamentöse und radioonkologische Behandlung</li> <li>Mit praktischen Tipps für die Gesprächsführung, die Logistik in Brustzentren, verwendete Materialien und Instrumente</li> <li>Maximale Autorenkompetenz: interdisziplinäres Expertenteam aus Radiologie und gynäkologischer Onkologie</li> </ul> <p>Alles, was für den Praktiker in der Mammakarzinom-Behandlung wichtig ist.</p>

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Leseprobe

2 Tumorentstehung


F. Baum

2.1 Mutation, Karzinogenese und Angiogenese


Das Leben auf unserem Planeten basiert auf der Vermittlung des Erbguts von einer Generation zur nächsten. Dieses Erbgut findet sich in Form der DNA (Desoxyribonukleinsäure) in den Chromosomen des Zellkerns. Bei jeder Zellteilung muss es verdoppelt und dazu vollständig kopiert werden. Fehler, die beim Kopieren der genetischen Information unterlaufen, werden Mutationen genannt. Diese Fehler sind in Anbetracht der Größe des Erbguts unausweichlich. Häufig haben sie keinerlei Konsequenzen, weil die entsprechende Veränderung des Erbguts keine physiologische Bedeutung hat. In anderen Fällen ist die Veränderung mit dem Leben nicht vereinbar. In seltenen Fällen verändert eine Mutation jedoch die Eigenschaften einer Zelle mit einem Überlebensvorteil gegenüber der ursprünglichen Zelle. Über viele Millionen Jahre hatte dieses Phänomen von Generation zu Generation die Entwicklung einer Artenvielfalt zur Folge.

Bedeutet Mutation generationsübergreifend Evolution, so stellt sie für das Individuum selbst eine Bedrohung der Gesundheit dar. Wenn eine Mutation in einem Lebewesen zu Veränderungen der physiologischen Eigenschaften führt, können diese Veränderungen unterschiedliche Auswirkungen haben. Hält sich eine veränderte Zelle weiterhin an die Spielregeln des Gesamtorganismus, stellt diese Veränderung für den Organismus meist keine Bedrohung des Gleichgewichts dar.

Verliert eine Zelle jedoch die grundlegende Eigenschaft, in der Zellgemeinschaft zu leben, wird von einer Krebszelle gesprochen. Hierzu ist üblicherweise eine Folge von ca. 6–8 Mutationen notwendig. Diesen Krebszellen ist die Eigenschaft der Kontaktinhibition verlorengegangen (? Abb. 2.1). Diese führt zu einer Lähmung des Zellwachstums, sobald ein Kontakt mit anderen Zellen besteht. Durch die Kontaktinhibition werden die Hoheitsgebiete in mehrzelligen Organismen geregelt. Sie verhindert, dass sich fremde Zellen in einem anderen Organ ausbreiten.

Tumorentstehung.

Abb. 2.1 

Abb. 2.1a Im Epithel des Milchgangs ist ein mutierter Zellklon (schwarz) entstanden.

Abb. 2.1b Im Laufe der Zeit ereignen sich eine 2. (grün) und eine 3. Mutation (orange).

Abb. 2.1c Im Verlauf kann es zu weiteren Mutationen kommen, bis hin zu einer z.B. 6. Mutation (rot).

Abb. 2.1d Dieser Zellklon hat die Kontaktinhibition verloren und verdrängt in der Folge die anderen umgebenden Zellen.

Abb. 2.1e Mit der Zeit hat der Zellklon auch die anatomischen Strukturen überschritten und ist zum invasiven Tumor geworden.

Durch den Verlust der Kontaktinhibition wird es einer Krebszelle möglich, fremde Gewebe zu infiltrieren. Dabei helfen diesen Zellen Enzyme, die Bindegewebe und andere Strukturen auflösen. Darüber hinaus können Krebszellen ihren Ursprungsort über Lymph- und Blutgefäße verlassen. In diesen Fällen wird von lymphogener und hämatogener Streuung gesprochen, deren Folge die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) sein kann.

Krebszellen werden durch einen beschleunigten Metabolismus und einen besonders schnellen Zellzyklus charakterisiert. Diese Eigenschaften setzen einen außergewöhnlich hohen Versorgungsbedarf voraus. Um diesen Bedarf zu decken, sondern diese Zellen Enzyme ab, die das Umgebungsgewebe zur zügigen Ausbildung eines Blutgefäßsystems anregen (Angiogenese, Tumorneoangiogenese). Das auf diese Weise angiogenetisch ausgebildete Gefäßnetz besteht aus morphologisch einfach aufgebauten Endothelschläuchen ohne den komplexen Aufbau üblicher Blutgefäße, reicht aber zur Versorgung der anschließend einsprossenden Karzinomzellen. Dieses Gefäßnetz entzieht den umliegenden Organen wie auch dem Gesamtorganismus Energie und Nährstoffe. Oft ist das Wachstum der Krebszellen jedoch so sehr beschleunigt, dass selbst die spezielle Blutversorgung nicht zur Ernährung aller Tumoranteile ausreicht und es zum Absterben von Krebszellen kommt, zumeist im Tumorzentrum.

2.2 Risikofaktoren


Das Risiko einer Frau, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab (? Tab. 2.1 und ? Tab. 2.2). Wie auch in gesunden Körperzellen spielen dabei die Onkogene und die Tumorsuppressorgene eine wichtige Rolle in der Tumorentstehung. Die Onkogene sorgen dabei für ein beschleunigtes, die Tumorsuppressorgene für ein verlangsamtes Zellwachstum.

Tab. 2.1 Absolutes Brustkrebserkrankungsrisiko in Abhängigkeit vom Lebensalter (aus ? [27]).

Erkrankungsrisiko

Altersgruppe (Jahre)

25–44

45–54

55–79

> 80

absolutes 5-Jahres-Risiko (%)

< 0,5

0,5–1

1–1,5

1,5–2

bezogen auf 1000 Frauen

< 5

5–10

10–15

15–20

Tab. 2.2 Relevante Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs, in absteigender Reihenfolge gemäß der S3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“ (aus ? [13]).

Risikofaktoren

Relatives Risiko

Krebserkrankung als Kind

20

Bestrahlung (10.–16. Lebensjahr)

10

Mantelfeldbestrahlung

10

Hochrisiko

4,0–10

Gewebedichtetyp ACR IV

3,8–5,2

Status nach Operation mit Karzinom kontralateral:

  • < 45. Lebensjahr

5,0–9,0

  • 45.–59. Lebensjahr

3,7–4,1

...
  • > 60. Lebensjahr

1,8–3,0

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Uwe Fischer, Friedemann Baum et al.: Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms
1
Innentitel
4
Impressum
5
Vorwort
6
Anschriften
7
Abkürzungen
8
Inhaltsverzeichnis
9
1 Entwicklung, Anatomie und Physiologie der Brustdrüse17
Entwicklung17
Anatomie17
Physiologie17
2 Tumorentstehung19
Mutation, Karzinogenese und Angiogenese19
Risikofaktoren19
Genetisches Risiko20
Prävention21
Primäre Prävention21
Sekundäre Prävention21
Tertiäre Prävention21
Epidemiologie, Inzidenz und Mortalität21
3 Pathologie benigner und maligner Brustveränderungen24
Benigne Brustveränderungen24
Histologische Grundlagen24
Nicht neoplastische, nicht proliferative Mammaerkrankungen24
Benigne tumorbildende Erkrankungen
26
Maligne Brustveränderungen35
Systematik maligner Mamma­tumoren (WHO-Klassifikation, B-Kategorien)35
Prognostische und prädiktive Faktoren36
Papilläre Läsionen39
Duktale Carcinomata in situ40
Mikroinvasive und invasive Mammakarzinome41
Tumoren der Brustwarze45
Maligne mesenchymale Tumoren und Lymphome der Mamma45
Metastatische Tumoren46
4 Nicht bildgebende Diagnostik49
Anamnese49
Aufklärung49
Selbstuntersuchung49
Inspektion50
Palpation50
5 Mammografie56
Technik und Methodik56
Prinzip der Röntgen.mammografie56
Komponenten der Mammo.grafieanlage56
Belichtungsparameter58
Bildqualität58
Analoge Mammografie60
Digitale Mammografie61
Strahlenexposition70
Einstelltechnik71
Standardprojektionen71
Zusatzaufnahmen73
Galaktografie75
Mammografie beim Mann77
Qualitätssicherung77
Auswertung79
Terminologie79
Gewebedichte im Mammogramm nach ACR-Atlas79
Auswertungskriterien80
BIRADS-Kategorisierung der Mammografie87
Normalbefund im Mammogramm91
6 Mammasonografie93
Technik und Methodik93
Grundprinzip93
Geräteeinstellungen95
Untersuchungstechnik95
Ultraschalltechniken97
Qualitätssicherung100
Auswertung100
Terminologie100
Gewebetyp im Sonogramm100
Auswertungskriterien102
BIRADS-Kategorisierung der Mammasonografie105
Normalbefund im Sonogramm109
7 Magnetresonanztomografie der Mamma111
Technik und Methodik111
Grundprinzip111
Tumornachweis112
Equipment112
Zeitpunkt der Untersuchung112
Patientenlagerung113
Messparameter113
Bildnachbearbeitung116
Prothesendiagnostik117
Nicht etablierte Untersuchungstechniken117
Auswertung118
Terminologie118
Durchblutungsmuster118
Befunde im T1-gewichteten Nativbild119
Befunde im T2-gewichteten Bild119
Befunde im T1-gewichteten, kontrastmittelverstärkten Bild120
Auswertungskriterien120
BIRADS-Kategorien der Magnetresonanztomografie der Mamma122
Normalbefund in der Magnet.resonanztomografie der Mamma124
8 Befunde in der Bildgebung127
Benigne Befunde127
Zysten127
Inflammatorisch veränderte Zysten129
Komplizierte Zysten131
Myxoide Fibroadenome133
Fibrosierte Fibroadenome135
Adenome137
Hamartome139
Lipome141
Fibrosis mammae142
Adenosis mammae143
Fibrös-zystische Mastopathie145
Adenomyoepitheliome147
Nonpuerperale, akute Mastitis149
Nonpuerperale, chronische Mastitis151
Intramammäre Lymphknoten153
Pseudoangiomatöse Stromahyperplasie155
Serome157
Hämatome158
Fettgewebenekrose (Ölzyste)159
Abszesse160
Postoperative Narben161
Befunde mit unklarem .biologischem Potenzial163
Papillome163
Radiäre Narben165
Atypische duktale Hyperplasie167
Phylloide Tumoren169
Zysten mit intrazystischer Proliferation171
Lobuläre intraepitheliale Neoplasien173
Intraduktale Karzinome175
Duktale Carcinomata in situ (Low Grade)175
Duktale Carcinomata in situ (Intermediate Type)177
Duktale Carcinomata in situ (High Grade)179
Invasive Tumoren181
Invasiv-duktale Karzinome181
Invasiv-lobuläre Karzinome183
Tubuläre Karzinome185
Medulläre Karzinome187
Muzinöse Karzinome189
Invasiv-papilläre Karzinome191
Sarkome193
Triple-negative Karzinome195
Morbus Paget197
Inflammatorische Karzinome198
Systemerkrankungen mit Beteiligung der Mamma199
9 Mammainterventionen200
Biopsie200
Zielsetzung der perkutanen Gewebeentnahme200
Perkutane Gewebeentnahme: Equipment und Durchführung200
Bildgebung in der Intervention203
Befundklassifikationen210
Tumorzellverschleppung und mechanische Tumorinduktion210
Qualitätssicherung210
Markierung211
Zielsetzung der prätherapeutischen Lokalisation211
Equipment und Durchführung215
Qualitätssicherung216
10 Untersuchungskonzepte219
Prävention219
Brustkrebsfrüherkennung (sekundäre Prävention)219
Mammografie-Screening220
Individuelle Untersuchungskonzepte
223
Früherkennungskonzepte bei Hochrisikoprofil225
Zukunftskonzepte der Brustkrebsfrüherkennung226
Abklärungsdiagnostik226
Prätherapeutisches lokales Staging227
Prätherapeutisches peripheres Staging228
Nachsorge228
Prothesendiagnostik229
Diagnostik bei Männern229
11 Operative Therapie des Mammakarzinoms231
Stellenwert der Operation im Rahmen der multimodalen Therapie des Mammakarzinoms
231
Mammakarzinomtypen231
Läsionen mit unsicherem biologischem Potenzial (B3-Läsionen)
231
Präinvasives Karzinom (duktales Carcinoma in situ B5a)231
Invasives Karzinom (B5b)231
Operative Therapie der primären Läsion233
Onkologische Aspekte233
Technische Aspekte234
Operation der Lymphknoten238
Vorgehen bei klinisch .negativem Nodalstatus239
Vorgehen bei klinisch .auffälligem Nodalstatus239
Vorgehen bei klinisch negativem Nodalstatus und positivem Sentinel Node240
Sekundäre Brust.rekonstruktionen241
Zeitpunkt der Rekonstruktion: primäre vs. sekundäre Rekonstruktion241
Alloplastische Rekonstruktion (Implantatrekonstruktion)241
Autologe Rekonstruktion (Eigengeweberekonstruktion)242
Mamillenrekonstruktion244
12 Medikamentöse Therapie des Mammakarzinoms246
Grundlagen und Zielsetzungen
246
Adjuvante medikamentöse Therapie247
Adjuvante Chemotherapie247
Neoadjuvante Therapie248
Adjuvante endokrine Therapie249
Antikörpertherapie252
Medikamentöse Therapie bei lokoregionärem Rezidiv253
Medikamentöse Therapie von Fernmetastasen253
Endokrine Therapie von Patientinnen mit Fernmetastasen in der Prämenopause253
Endokrine Therapie von Patientinnen mit Fernmetastasen in der Postmenopause
254
Endokrine Erhaltungstherapie nach abgeschlossener Chemotherapie
255
Chemotherapie des metastasierten Mammakarzinoms in Kombination mit neuen Substanzen
255
13 Radioonkologische Therapie des Mammakarzinoms258
Adjuvante Strahlentherapie nach brusterhaltender Operation258
Adjuvante Strahlentherapie nach Mastektomie258
Wirksamkeit der adjuvanten Strahlentherapie: prognostische Faktoren259
Integration der adjuvanten Strahlentherapie in multimodale Behandlungskonzepte259
Zielvolumina und Dosiskonzepte
260
Klinische Zielvolumina: ehemalige Tumorregion, Brustdrüse, Brustwand und regionäre Lymphbahnen260
Teilbrustbestrahlung261
Verkürzte Behandlungsdauer: alternative Fraktionierungsschemata262
Akutnebenwirkungen und Therapiefolgen der adjuvanten Strahlentherapie262
Akutnebenwirkungen262
Spätfolgen der Strahlentherapie
263
Planung und Durchführung der Strahlentherapie263
Strahlentherapie bei primärer Inoperabilität, rezidivierter oder metastasierter Erkrankung
265
Zusammenfassung265
14 Logistik in einem diagnostischen Brustzentrum267
Expertise267
Gerätetechnische Ausstattung
268
Räumliche Konzeption268
Arztzimmer268
Mammografie- und Sonografieraum268
Mamma-MRT-Raum269
Raum für zweites Sonografiegerät und Interventionen270
Ruheraum270
Ambiente270
Kommunikation271
15 Logistik in einem interdisziplinären Brustzentrum272
Hintergrund272
Struktur eines zertifizierten Brustzentrums272
Behandlungspfade in einem zertifizierten Brustzentrum272
Ausblick274
16 Gesprächsführung und psychosoziale Betreuung275
Compliance275
Qualität der medizinischen Leistungen
275
Allgemeine und persönliche Voraussetzungen275
Strukturelle, organisatorische und prozedurale Komponenten275
Interaktive und kommunikative Kompetenzen275
Kommunikation275
Allgemeine Grundlagen der Kommunikation276
Kommunikation: Umgang mit der Patientin276
Befundmitteilung277
Der Weg durch die Abteilung277
Station 1: Anmeldung277
Station 2: Anamnese und körperliche Untersuchung278
Station 3: Durchführung der apparativen Diagnostik279
Station 4: Befundmitteilung und Abschlussbesprechung282
Zusammenfassung282
17 Sachverzeichnis284

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