4 Beziehungen der 12 Meridiane
4.1 Drei Energieumläufe nach dem gleichen Schema in der TCM
Vom Thorax zur Hand, von der Hand zum Kopf, vom Kopf zum Fuß, vom Fuß zum Thorax.
Die so genannte Organuhr leitet sich hiervon ab. Der Biorhythmus der Organe und des Meridiansystems wird hier mit dem Tagesrhythmus in Verbindung gebracht. Die Wendepunkte sind Mitternacht und Mittag. Da wissen wir, dass sich der Tonus des Sympathikus und des Parasympathikus in seiner Aktivität ändert. In der angegebenen Zeit ist das Organ therapeutisch optimal anzusprechen. Die Anfälligkeit einer Organfunktion ist in dieser Zeit am größten, z. B. Durchfälle in der Morgenstunde (5–7 Uhr), Asthmaanfall um 3–5 Uhr.
Der Sonnenaufgang, der Mondaufgang, die vier Jahreszeiten haben mit der Pflanzen-, Tierwelt und mit unserem Leben eine enge Wechselwirkung. Im Frühjahr erwacht die Natur, im Sommer wächst alles, im Herbst wird „gesammelt“, im Winter zieht sich alles zurück. Etwa in diesem Sinne läuft auch die Organfunktion in einem Tag ab und auch in unserem Leben. Wir bezeichnen das als den Biorhythmus. Die Funktion der Leber wird mit dem Frühling, das Herz mit dem Sommer, die Lunge mit dem Herbst und die Niere mit dem Winter verglichen. Daraus leitet sich die Erklärung ab, dass im Winter leicht die Niere (die Knochen, Gelenke), im Herbst leicht die Lunge erkranken. Eine Erklärung kann der Einfluss vom wechselnden Einstrahlungswinkel der Sonne auf die Erde geben. Warum die Symptome eines Kranken meist in den Abendstunden zunehmen? Die Erklärung der TCM ist, dass das Qi (Vitalenergie) um diese Zeit schwächer als in den Morgenstunden ist. Heute wissen wir, dass die Tätigkeit der Hypophyse den Tagesrhythmus von Körpertemperatur, Blutdruck etc. regelt. Die sog. „Antiken Punkte“ zeigen auch einen Tagesrhythmus bezüglich ihrer Qi-Aktivität. Danach sollen je nach der Jahreszeit bestimmte Punkte bevorzugt behandelt werden (s. ? Tab. 6). Im Kapitel „Antike Punkte“ (s. ? S. 107) werden diese 60 antiken Punkte genau angegeben.
Tab. 5
Zeit | Verlauf des Meridians von -> nach |
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| Thorax -> Hand | Hand -> Kopf | Kopf -> Fuß | Fuß -> Thorax |
11–19h | Herz 11–13h | Dünndarm 13–15h | Blase 15–17h | Niere 17–19h |
19– 3h | KS 19–21h | 3E 21–23h | Gallenblase 23–1h | Leber 1–3h |
3–11h | Lunge 3–5h | Dickdarm 5–7h | Magen 7–9h | Milz/Pankreas 9–11h |
Tab. 6
Antiker Punkt | Chinesisch | Deutsch | bevorzugte Zeit der Anwendung |
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1. Position | Jing | Brunnenloch | Winter |
2. Position | Ying | Bach | Frühling |
3. Position | Shu | Strom | Sommer |
4. Position | Jing | Fluss | Spätsommer |
5. Position | He (Ho) | Meer | Herbst |
Das Yingqi (aus Nahrungs-Qi und Atmungs-Qi, beide werden auch einfach als Qi-Xue bezeichnet) zirkuliert im Meridiansystem einmal in 24 Stunden. Das Weiqi (Verteidigungs-Qi) kreist am Tag 25-mal im Yang-Bereich und in der Nacht im Yin-Bereich 25-mal, aber außerhalb des Meridians. Das Lenker- und das Konzeptionsgefäß werden in der Zeit von 3 bis 5 Uhr morgens dazu ein- und ausgeleitet.
Nach Mitternacht beginnen das Qi und das Yang langsam mächtiger zu werden, nach dem Mittag werden das Qi und das Yin langsam schwächer. Das Tageslicht steuert dieses Phänomen.
Aus der ? Tabelle 5 sehen wir, dass um Mitternacht (23 bis 1 Uhr) im Meridian Gallenblase das Maximum an Qi-Xue ist. Dann folgt der Lebermeridian etc.
Bei Lumboischialgie sind die Organ- und die Meridianzuordnung Blase (15–17 Uhr) und Niere (17–19 Uhr). In dieser Zeit den Patienten zu behandeln, kann daher optimal die Zirkulation des Qi-Xue im Meridian fördern. Welcher Punkt von den 5 antiken Nieren- bzw. Blasenmeridianen hier zu verwenden ist, erfolgt nach einer recht komplizierten Berechnung. Denn hier spielen das genaue Datum, die Uhrzeit etc. eine wichtige Rolle. Auf diese wollen wir hier nicht näher eingehen.
4.2 Meridian-Partnerschaften
4.2.1 Gekoppelte Meridiane – Yang-Yin-, Außen-Innen-Regel
Die gekoppelten Meridiane (z.B. Lunge/Dickdarm) haben in der Physiologie und Pathophysiologie eine enge Beziehung. Im Falle einer Erkrankung der Lunge zieht sie den Dickdarm oft in Mitleidenschaft. Atembeschwerden bei Asthma bronchiale (Lunge) werden oft durch die gleichzeitige Behandlung des Dickdarmes gelindert. Wenn das Organ oder der Meridian Dickdarm eine Störung hat, so sollen auch das mit dem Dickdarm gekoppelte Organ und der gekoppelte Meridian Lunge in die Diagnose und Behandlung einbezogen werden. Daher wird beim Tennisarm nicht nur Di 11, sondern auch Lu 5 verwendet, beim Asthma bronchiale nicht nur Lu 9, B 13 (Zustimmungspunkt der Lunge), sondern auch Di 4 und B 25 (Zustimmungspunkt für den Dickdarm) dazu verwendet werden.
Tab. 7
Kreislauf/Sexualität – Perikard | 3-Erwärmer |
4.2.2 Korrespondierende Meridiane –Oben-Unten-Regel
Eine Regel, die so wichtig ist, dass die korrespondierenden Meridiane sogar einen gemeinsamen Namen tragen!
Korrespondierende Yang-Meridiane versorgen (regulieren) die gleiche Körperansicht. Zum Beispiel sind Fernpunkte des Magenmeridians und des korrespondierenden Dickdarmmeridians geeignet, den Stirnkopfschmerz (vorne am Kopf) zu lindern. Bei einer Ischialgie (hinten am Bein) können wir Punkte des Blasenmeridians und auch des korrespondierenden Dünndarmmeridians zur Behandlung verwenden.
In den deutschen Akupunkturgesellschaften wird diese korrespondierende Beziehung auch als die Körperachse bezeichnet. Somit stehen Dickdarm/Magen für die Frontal-Achse; Dünndarm/Blase für die Dorsal-Achse; 3E und Gallenblase für die Sagittal-Achse.
Der Gehalt an Qi und Xue sagt uns, welcher Technik (Tonisierung – Bu, Sedierung – Xie) mehr der Vorzug gegeben werden soll. Xie-Technik wenn Qi und Xue viel ist; Tonisierung (Bu) wenn Qi und Xue wenig ist; viel Qi und viel Xue: hier wird die Technik des Mikroaderlasses (nur vom Arzt) und sedierende Technik gut sein; viel Blut, aber wenig Qi: Mikroaderlass, aber ohne sedierende Technik; viel Qi, aber wenig Blut: sedierende Technik, aber kein Mikroaderlass.
Tab. 8
Meridiane an Extremitäten korrespondierendes Paar, Achse, Ansicht, Anfangs- bzw. Endpunkt | Innen – Yin-Meridiane Beugeseite, Gehalt an Qi und Xue im Meridian | Außen – Yang-Meridiane Streckseite, Gehalt an Qi und Xue im Meridian |
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vorne, ventral Daumen/Großzehe | Taiyin – Lu/MP wenig Blut, viel Qi | Yangming – Di/M viel Blut, viel Qi |
Mitte, lateral, dazwischen Mittel-Ringfinger/4. Zehe | Jueyin – KS/Le viel Blut, wenig Qi | Shaoyang – 3E/G wenig Xue, viel Qi |
hinten, dorsal Kleinfinger, Kleinzehe | Shaoyin – H/N wenig Blut, viel Qi | Taiyang – Dü/B viel Blut, wenig Qi |
4.2.3 Der Meridianpunkt
In dem illustrierten Werk der Meridianpunkte auf dem bronzenen Modell von Wang Weiyi (1027 n. Chr.) sind bereits 14 Meridiane und 354 Meridianpunkte genau lokalisiert und benannt. Heute kennen wir 361 Namen für die 14 Meridiane. PSC (propagated sensation along channels) entsteht nach der Punktreizung oder Erwärmung eines Punktes. Der Meridianpunkt ist eine besondere Zone im Meridianverlauf.
Im Verlauf des Meridians können wir mittels Druck, der Temperaturmessung, der elektrischen Hautwiderstandsmessung, der Palpation etc. seine unterschiedliche Sensibilität feststellen. Die Meridiansensibilität ist für die Befunderhebung und Behandlung wichtig.
Wir verstehen die Anwendung der Meridianpunkte als so genannte Reflexzonen.
Zur Befunderhebung kennen wir eine Reihe von sehr bewährten Spezialpunkten wie Alarmpunkte, Zustimmungspunkte, Quellpunkte etc. Diese stimmen in der Lokalisation sehr oft mit den Trigger-Punkten, den Head’schen Zonen etc. überein.
Die Wirkungsweise der Meridianpunkte
Die Wirkungsweise der Meridianpunkte wurde bisher neurophysiologisch über die segmentale Organisation des Rückenmarks (Head’sche Zonen), biochemischphysikalisch (Neurotransmitter, so wie die vermehrte Ausschüttung von Endorphin, Enkephalin etc.), biophysikalisch (Photoemission), ganzheitlich (Grundsystem nach Pischinger), morphologisch-histologisch (spezifische Bindegewebsstruktur nach Pischinger, Kellner und Heine) etc. erklärt.
Lehrsatz der Akupunktur (für Tuina von A. Meng erweitert) nach Bischko, De la Fuye:
Die Akupunktur (Tuina) verwendet Einstiche mit Nadeln (Massagegriffe) an genau festgelegten Körperregionen, die spontan oder...